Dienstag, 23. September 2014

Gornergrat-Gornergletscher-Rotenboden-Riffelalp-Gletschertor-Furi

Prächtiges Wetter lockte zu einer Abschlusstour. Es begann wie an unserem ersten Urlaubstag mit einer Fahrt hinauf zum Gornergrat. Das Wetter war noch besser als am Sonntag unserer Ankunft geworden: klare Sicht nach allen Seiten. Es lag aber mehr Schnee auf den hohen Bergen, und gerade am Morgen war es ziemlich kalt: 3 Grad heute früh auf unserer Terrasse! Aber bereits auf dem Gornergrat wärmte die Sonne. Wir hatten die gemächliche Auffahrt mit der Zahnradbahn genossen und freuten uns auf die heutige Panoramatour. Die Sicht auf das Matterhorn war einfach traumhaft. Wir sollten heute noch mehrere wunderschöne Ausblicke haben!

Am Gornergrat wimmelte es bereits von Touristen. Wir verließen zügig die Aussichtsplattformen und gingen ein Stück Richtung Hohtälli, wo bald ein blau-weiß markierter Weg Richtung Monte Rosa abzweigte. Es ist ein schmaler Bergpfad, der bergab führt, und an einem felsigen Abschnitt muss man etwas vorsichtig sein und sich ein paar Mal mit der Hand abstützen. Aber mit Bergschuhen ist der Weg eigentlich gut zu meistern. Ein Stück oberhalb des Gornergletschers folgten wir dem nun rot-weiß markierten Weg zum Aussichtspunkt am Gletscher. Man kommt dem Grenzgletscher sehr nahe, hat eine traumhafte Aussicht aufs Monte-Rosa-Massiv, ebenso auf Gornergletscher und Breithornmassiv. Gut war auch die neue Monte-Rosa-Hütte zu sehen. Um dorthin zu gelangen, muss man den Gornergletscher überschreiten. Dies hatten wir jedoch nicht vor. Wir gingen zurück zum Wegweiser und folgten nun der Ausschilderung Richtung Rotenboden. Über einen gut begehbaren Wanderweg ging es wieder ein Stück bergauf. Von Rotenboden aus wandten wir uns Richtung Riffelsee und stellten bald fest: auch in diesem kleinen Bergsee spiegelt sich das Matterhorn!

Und weil der Tag so schön war, wanderten wir noch weiter talwärts, statt die nächste Bergbahnstation anzusteuern. Wir entschieden uns, zum Gletschertor und von dort aus weiter nach Furi zu laufen. Auf dieser Strecke hatten wir nochmal eine gute Sicht auf Matterhorn und Breithorn. Dann ging es relativ steil hinunter ins Tal. Für diesen Weg braucht man gute Schuhe und Trittsicherheit. Wir konnten einige gut genährte Murmeltiere am Hang beobachten, die aber bald in ihren Löchern verschwanden. Die letzten Meter bis zum Gletschertor gingen wir nicht zurück, sondern wandten uns Richtung Furi. Wir gingen ein Stückchen auf dem Gletschergartenweg.

In Furi entschlossen wir uns, nicht mehr durch die Gornerschlucht nach Zermatt zu wandern, sondern noch einmal einzukehren, den letzten Apfelstrudel dieses Jahres zu genießen und die Spätsommer-Stimmung mit blauem Himmel, goldbraunen Almwiesen und intensivem Licht auf uns wirken zu lassen. Von Furi aus ging es mit der Bergbahn nach Zermatt. Es ist ja auch wichtig, Touren für ein nächstes Mal übrig zu lassen. Heute haben wir eine Strecke von 13 Kilometern zurückgelegt, 362 Höhenmeter Aufstieg, 1.575 Höhenmeter Abstieg.

Wir reisen immer ungern aus den Bergen ab. Dieses Mal haben wir beschlossen, hundert Jahre alt zu werden und noch ganz, ganz viele Hochgebirgstouren zu unternehmen. Nun brauchen die Beine eine Pause – bis zum nächsten Mal.

Und hier nun eine Auswahl an Fotos sowie - für Geduldige ;-) - das komplette Album.

Montag, 22. September 2014

Breithorn

Während meiner Recherchen zu diesem Urlaub kam mir irgendwann der Gedanke: es gibt so viele Viertausender um Zermatt – ist da nicht auch einer für uns dabei? Und tatsächlich: da kam einer in Frage, das Breithorn, dessen Westgipfel als leichtester Viertausender der Alpen gilt.

Seitdem habe ich mich immer wieder mit der Frage beschäftigt: Können wir das wagen? Wie sollten wir uns vorbereiten? Welche Ausrüstung benötigen wir? Außerdem stand für mich fest: eine Tour auf einen Viertausender kommt nur mit Bergführer, idealerweise in einer Gruppe, in Frage. Im Alpincenter in Zermatt, wo geführte Touren angeboten werden, riet man mir, einen Zeitraum für die Tour zu benennen und dann würde man sehen, ob das Wetter passt und eine Gruppe zusammen kommt.

Bei unserer Anreise in Zermatt war nicht das Matterhorn, sondern das Breithorn der erste Gipfel, den ich schon vom Zugfenster aus erkennen konnte. Und natürlich sahen wir immer wieder mit großem Interesse zu ihm auf. Bei unserer Höhbalmen-Tour konnten wir auch Menschen auf dem Gipfel erkennen. Auch wenn das Breithorn von Klein Matterhorn aus als relativ leicht zu besteigen gilt und obwohl es Leute gibt, die den Gipfel deswegen verschmähen, ist es doch ein wirklich hoher Berg, vor dem wir großen Respekt hatten und immer noch haben.

Wir waren bereits für die heutige Tour vorgemerkt, sind aber gestern – noch vor unserer Matterhorn-Glacier-Wanderung – schon einmal bis Klein Matterhorn gefahren. Von der Bergbahn und von der Aussichtsplattform aus wirkte der „sanfte Riese“ geradezu einschüchternd. Wir konnten auch Gruppen beim Aufstieg beobachten, die Menschen sahen winzig aus an dem gewaltigen Hang. Nach einigem Überlegen, auch kurzen Bedenken überwog das Interesse an der Tour und wir buchten gestern Nachmittag fest. Wir hatten doppelt Glück: eine Gruppe war zusammengekommen, und die Wetteraussichten waren geradezu ideal. Nachts und am Morgen gab es etwas Regen, aber als wir kurz nach acht Uhr die Ferienwohnung verließen, war es bereits sonnig, der Himmel war klar und die Sicht auf alle Gipfel ringsum war phänomenal.

Treffpunkt war an der Talstation der Bergbahn und als alle sechs Leute zusammen gekommen waren, fuhren wir hinauf, um oben bei Klein Matterhorn unseren Bergführer zu treffen. Ein wenig erschrak ich ja, weil außer mir nur Männer in der Gruppe waren. Aber wir hatten uns ja gut vorbereitet: unsere bisherigen Gipfeltouren und die beiden Hüttenübernachtungen waren zwar für sich allein auch schöne Erlebnisse, waren aber auch auf das Breithorn „zugeschnitten“. Und bei dem herrlichen Wetter überwog sofort die Vorfreude. Ich bin immer aufgeregt vor einer Gipfeltour, so war es auch dieses Mal. Aber als wir dann allesamt angeseilt waren und uns auf den Marsch machten, machte es nur noch Freude – und das sollte auch während der gesamten Tour so bleiben.

Am Breithornplateau pfiff ein eisiger Nordwind, aber wir waren alle warm angezogen (die Ausrüstungstipps im Bergführerbüro waren gut gewesen) und wenn man da so bei blauem, fast wolkenlosen Himmel in der Sonne über den Schnee geht, die Piste verlässt und es ganz still wird – das ist unglaublich schön und beruhigend. Es ist eine andere Welt dort oben im ewigen Schnee und Eis. Man ist dem Himmel nicht nur ein Stück näher – man fühlt sich schon beinahe wie im Himmel! Wir gingen eine ganze Weile in einer deutlichen Spur bis zum Bergfuß. Dort legten wir die Steigeisen an. Für die meisten war es die erste Hochtour überhaupt. Von nun an ging es etwas steiler in einigen langen Serpentinen hinauf. Das Gehen mit Steigeisen im Schnee war gut zu bewältigen und man fühlte sich auch sehr sicher, fand gut Halt, auch in den Trittspuren der Vorgänger. Es waren schon Gruppen auf dem Weg nach oben und ab und an hörte man es von oben jodeln – da waren also wieder einige oben angekommen. Das Wetter war einfach phantastisch. Das Matterhorn war völlig frei von Wolken, ebenso das Weißhorn und die umliegenden Gipfel. Man sah bis nach Italien und zum Mont Blanc. Das Tempo war langsam, ruhig und so ging es auch allen gut während des Aufstiegs. Es gab keinen einzigen Moment, an dem es mir irgendwie unheimlich gewesen wäre. Wir fühlten uns gut geführt und gut unterwegs und bald stellte sich die Gewissheit ein: ja, dies ist genau die richtige Schnupper-Hochtour für Leute wie uns! Wir waren 9.33 Uhr bei Klein Matterhorn aufgebrochen, 12.07 Uhr standen wir auf dem Gipfel mit 4.171 Metern. Auch dort oben war es kein bisschen unheimlich, auch nicht ausgesetzt. Mehrere Gruppen fanden dort Platz für eine Gipfelrast. Unser Bergführer machte auch bereitwillig Fotos von jedem Teilnehmer, der das wünschte. So gute Verhältnisse, meinte er, hat man dort oben nicht immer. Was für ein Glückstag! Die Aussicht war natürlich nicht zu toppen: man sah rundum die Alpengipfel vom Mont Blanc nach Italien, vom Berner Oberland bis zur Bernina. Zermatt unten war natürlich winzig, und selbst der Gornergrat erschien klein und spielzeugähnlich.

Gegen halb eins machten wir uns wieder an den Abstieg. Wir wurden darauf hingewiesen, breitbeinig zu gehen: das ist wichtig, damit sich die Steigeisen nicht ineinander oder an den Hosenbeinen verhaken. Aber der Abstieg ging gut und relativ zügig. Gegen 14 Uhr waren wir wieder an der Bergstation. Ein wunderschönes, einzigartiges Erlebnis war diese Tour. Erfahrenen Bergwanderern, die gern mal eine kleine Hochtour probieren möchten, können wir eine geführte Tour aufs Breithorn wärmstens empfehlen. Wir waren nur 4 ½ Stunden insgesamt unterwegs gewesen, aber das Gehen im Schnee erwies sich doch als ungewohnt und anstrengend. Wir sind 470 Höhenmeter auf – und abgestiegen, Distanz insgesamt 5,3 Kilometer.

Sonntag, 21. September 2014

Matterhorn-Glacier-Trail

Nach unserer gestrigen längeren Gipfeltour haben wir heute eine kurze Tour gemacht. Der Matterhorn-Glacier-Trail stand ganz oben auf unserer Wunschliste.

Am späten Vormittag fuhren wir mit Bergbahnen bis Trockener Steg. Zunächst war es noch sonnig, aber am Matterhorn war es bereits bewölkt. Der Weg ist gut markiert und verläuft unterhalb des Oberen Theodulgletschers und Furgggletschers Richtung Matterhorn/Schwarzsee. Dabei werden nur geringe Höhenunterschiede überwunden. Es ist ein richtiger „Gletscher-Lehrpfad“ mit vielen Informationstafeln zu Gletscherentstehung, zu Vegetation und auch zur Gletschernutzung. Man kommt an kleinen Bergseen vorbei und fühlt sich wie in einer Mondlandschaft. Während wir unterwegs waren, begann es ein wenig zu regnen, auch zu graupeln, und es wurde zeitweise richtig neblig. Auf Grund der vielen Stangenmarkierungen konnte man den Weg aber nicht verfehlen. Nur: etwas Aussicht wäre uns schon lieb gewesen! So bleibt der Wunsch, diese Tour bei gutem Wetter zu wiederholen. Wir kamen dem Matterhorn sehr nahe, sahen aber leider nicht viel davon. Als wir uns der Bergbahnstation Schwarzsee näherten (auf dem letzten Wegabschnitt geht es etwas steiler bergab), war es vor uns klar und kaum bewölkt, nur weiter oben war alles wolkenverhangen. Besonders für jenen Wegabschnitt benötigt man Bergschuhe. (Ich erwähne das, weil ich auch einige Leute mit Turnschuhen dort gesehen habe).

Am frühen Nachmittag fuhren wir wieder hinunter nach Zermatt. Nun hoffen wir auf gutes Wetter für die verbleibenden zwei Tage. Diese eher kurze Tour ging über reichlich 6 Kilometer, 252 Höhenmeter Anstieg, 573 Höhenmeter Abstieg. Wir haben ca. drei Stunden dafür benötigt, es gab ja Einiges zu lesen unterwegs.

Samstag, 20. September 2014

20.9.14 Trift – Platthorn, über Triftschlucht zurück nach Zermatt

Das Berghaus Trift empfiehlt sich für eine Übernachtung, wenn man das Platthorn (3.345 m) oder das Mettelhorn (3.406 m) besteigen möchte. Die Unterkunft ist einfach, das Essen ist gut und man fühlt sich bei den lieben und rührigen Wirtsleuten sofort wohl. Wir haben es gerade noch geschafft, vor Saisonende eine Übernachtung zu bekommen. Die meisten der höher gelegenen Hütten schließen nun schon. Die Hütte war gut ausgelastet, aber während unserer heutigen Tour war es schon relativ ruhig oben in den Bergen; tatsächlich Nachsaison-Stimmung, was ich aber sehr schön fand. Am Morgen hörte ich Regen aufs Dach prasseln – es schüttete richtig! Mist, dachte ich, das war es also – bei solchem Wetter bleibt nur der Abstieg ins Tal. Auch der Wetterbericht, den ich vom Handy aus abrief, gab nichts Positives von sich. Als wir dann vor die Hütte traten, hatte es aufgehört zu regnen und der Himmel riss auf. Die beiden älteren Damen, mit denen wir am Tisch saßen, beruhigten uns: hier sei das Wetter ohnehin halbstündlich anders.

Wir starteten also 8.15 Uhr zu unserer Tour, und es sah schon freundlich aus. Bald war das Matterhorn zu sehen, auch das Monte-Rosa- und Breithorn-Massiv und linker Hand lugten Ober Gabelhorn und Zinalrothorn immer häufiger aus den Wolken. Am Oberrothorn lag stellenweise Schnee: wie würde es am Platthorn sein? Wir würden uns das ansehen und vor Ort entscheiden. Zunächst aber hieß es: aufsteigen. Mal steiler aufwärts, dann wieder ein Stück flacher – so gelangten wir allmählich immer höher. Wieder sahen wir Gämsen, zu weit entfernt für aussagekräftige Fotos, und Murmeltiere. Aus dem Tal stiegen ab und an Nebelschwaden auf. Zeitweise waren Täler und Schluchten komplett im Nebel verschwunden. Wir hofften, dass es wieder aufklaren würde – und zum Glück geschah das auch.

Circa drei Stunden Gehzeit braucht man von der Hütte zum Platthorn, zum Mettelhorn noch ein wenig länger. Beide Gipfel an einem Tag sind kaum zu schaffen, deshalb mussten wir eine Auswahl treffen. Man kann sich ja schon recht gut vorab informieren. Das Mettelhorn gilt als hoher und sehr reizvoller Berg, man muss jedoch einen Gletscher überqueren. Es ist zudem schwieriger zu besteigen und ausgesetzter als das Platthorn. Beide Gipfel sind über blau-weiß markierte Wege zu erreichen; es handelt sich also um anspruchsvolle Bergpfade.

Wir hatten uns vorab schon entschieden, dass wir das Platthorn probieren, und keine Grödel (die für die Gletscherquerung sinnvoll gewesen wären) mitgenommen. Bis zum Furggi (3.166 m) zog sich der Weg hin. Wir mussten kein Schneefeld überqueren, wie oft beschrieben, sondern konnten unterhalb entlang gehen. Vermutlich war es ein Stück abgeschmolzen. Am Furggi war die Aussicht überwältigend. Hatte bisher das Matterhorn hinter uns dominiert, standen wir nun dem imposanten und schön geformten Weißhorn gegenüber, das zeitweise auch komplett zu sehen war. Vom Furggi aus führt auch der Weg zum Mettelhorn, dessen Gipfel ein Stück über dem Gletscher aufragt. Eine Spur führt hinüber. Der Gipfel des Platthorns wirkte schon sehr nahe; die Aufstiegszeit ist mit 30 Minuten angegeben. Es ging aber doch noch ein ganzes Stück in relativ steilen Serpentinen bergauf. Wir haben uns den Aufstieg etwas erleichtert, unsere Rucksäcke hinter einem Felsen deponiert und nur Kamera und Wertsachen mit hinauf genommen. Am Gipfel ist nicht viel Platz. Wir sind nicht bis ganz zur Gipfelmarkierung hinauf geklettert – da hätte man sich irgendwie über eine Platte hinaufschwingen müssen (was für mich schon Akrobatik bedeutet hätte) – haben uns aber seitlich davon noch ein Stück zum Grat hochgezogen, um die Aussicht aufs Mettelhorn und die umliegenden Berge zu genießen. Vom Platthorn aus sieht man das Mettelhorn in voller Größe aufragen, steil, dunkel und für unser Empfinden abweisend. Der schmale Serpentinenweg hinauf sieht auch nicht einladend aus: nichts für uns! Nach einer kurzen Pause machten wir uns langsam und vorsichtig an den Abstieg. Wir haben uns an einigen Stellen mit den Händen abgestürzt. Der Weg ist etwas anspruchsvoller als der Aufstieg zum Oberrothorn, aber er war für uns machbar.

Wir waren sehr stolz auf unseren Gipfel, immerhin 3.345 Meter hoch! Beim Abstieg vom Furggi kamen wir mit zwei Frauen ins Gespräch, die zum Mettelhorn gingen und entsprechende Bergerfahrung hatten. Sie gratulierten uns zum Gipfel und meinten, wir hätten für uns „das richtige Horn“ ausgesucht. Denn hundertprozentig schwindelfrei sind wir nicht. Genau das meinten wir auch.

Es ist ein gutes Gefühl, die passende Tour gewählt zu haben. Sie war zeitweise durchaus fordernd, hat uns aber nicht überfordert. Kurz nach 14 Uhr waren wir wieder am Berghaus Trift, wo wir einkehrten. Nun war Schlemmen angesagt: es gab Kaffee und frischen Apfelkuchen mit Sahne, den wir ganz ohne Reue genossen, denn wir brauchten Energie für den Abstieg nach Zermatt. Wir gingen auf dem Botanischen Lehrpfad entlang der Triftschlucht hinunter und erfreuten uns am Anblick der vielen hübschen Bergblumen: sowas tut gut am Ende einer Gipfeltour. Kurz vor 15.30 Uhr waren wir wieder in Zermatt. Wir sind 11,7 Kilometer gewandert bei 1.062 Höhenmetern Anstieg und 1.739 Höhenmetern Abstieg.

19.9.14 Fahrt nach Furi, am Nachmittag Aufstieg zum Berghaus Trift

Leider war ein unbeständiger, regnerischer Tag angekündigt. Wir fuhren am Vormittag mit der Seilbahn nach Furi, um dort die Gornerschlucht über die Hängebrücke zu überqueren. Eine kleine Mutprobe war das schon, aber durchaus zu bewältigen – und es hat auch Spaß gemacht! Wir wanderten in einer kleinen Runde nach Furi und über Zmutt zurück nach Zermatt.

In unserer Ferienwohnung angekommen, hieß es dann, uns für die Hüttenübernachtung zu rüsten, und gegen 12.30 Uhr brachen wir auf Richtung Trift, nun auf dem anderen, etwas längeren Wanderweg (der kürzere führt durch die Triftschlucht) über Spiss. Als Gehzeit sind drei Stunden angegeben. Es ging zunächst eine ganze Weile ziemlich steil bergauf, bis wir endlich auf 2.500 Metern den höchsten Punkt unserer kleinen Tour erreicht hatten. Zwischendurch kamen wir in einen Regenschauer, der glücklicherweise schnell vorbei war. Der Weg war recht ruhig und wir trafen kaum Leute. Deswegen hofften wir, Tiere zu sehen, aber wir hatten während des Wegs zur Hütte kein Glück. Ein Weg aufs Wisshorn (2.928 m) zweigte ab, aber der Aufstieg hatte uns geschafft und deshalb stiegen wir geradewegs ab zur Hütte (2.337 m).

Nachdem wir unser Zimmer bezogen und eine Pause gemacht hatten, gingen wir noch ein Stück bergauf auf unserem Wanderweg, den wir für den Folgetag geplant hatten. Inzwischen war es wieder sonnig und warm geworden. Am Abend konnten wir von der Hütte aus Gämsen am Hang beobachten, aber sie waren zu weit entfernt, um sie fotografieren zu können. Von Zermatt aus bis zur Hütte sind wir 880 Höhenmeter aufgestiegen und 185 Höhenmeter abgestiegen; Distanz 5,6 Kilometer. Die Strecke von Furi nach Zermatt sowie unseren Abendspaziergang haben wir nicht aufgezeichnet.

Donnerstag, 18. September 2014

Von Täsch nach Zermatt

Für heute war regnerisches Wetter angesagt. Das kam uns ganz gelegen, denn ein ruhiger Tag im Urlaub ist auch mal schön und: es gab da ja noch das eine oder andere Wunschziel. So wollten wir gerne mal nach Täsch fahren – und dies taten wir dann auch.

Zwischen Zermatt und Täsch pendeln ständig Züge. Bis Täsch können Anreisende mit dem Auto fahren, aber spätestens dort müssen sie mit der Bahn weiter fahren. In Zermatt fahren nur Elektro-Autos: das gefällt uns sehr gut. So richtig geregnet hat es dann aber doch nicht. Im Laufe des Vormittags haben wir nur ein paar Tröpfchen abbekommen. Wir haben den Rundweg um Täsch herum gesucht und nahmen erst einmal einen Aufstieg zum Panoramaweg. Als dieser immer höher hinauf ging und wir befürchteten, irgendwann auf 2.000 Metern anzukommen, gingen wir ins Tal zurück und wählten die Gegenrichtung, ausgeschildert mit „Schlittelweg“. Auch dieser führte uns ein ganzes Stück aus dem Tal heraus, aber dann, als wir schon beschlossen, bald umzukehren, gab es einen Abzweig nach Täsch und Randa – unser Weg!

Durch den Wald ging es auf einem schmalen Pfad bergab. Schließlich kamen wir an einer kleinen Kapelle heraus, die wir uns ansahen. Danach überquerten wir die Straße nach Randa über eine Holzbrücke und gelangten auf die andere Talseite. Dort führt ein Weg am Bach entlang Richtung Zermatt. In Täsch ist der Wanderweg nach Zermatt auch ausgeschildert. Wir kamen an einem Campingplatz und einer in den Fels gebauten Kapelle vorbei, wo wir abermals eine Pause machten.

Während dieses Urlaubs zieht es uns in die kleinen Kapellen. Ich habe das Gefühl, dass uns gerade sämtliche Wunder begegnen, und das stimmt dankbar und besinnlich. Der Wanderweg nach Zermatt ist sehr schön, führt teils unten im Tal, dann aber etwas höher am Hang entlang, immer in unmittelbarer Nähe zur Bahnlinie, und oft sieht man die Züge vorbeifahren. Gepflegte Wiesen mit kleinen alten Hütten sind am Wegesrand und abgezäunte Gemüsegärten, die man hier sehr häufig sieht. Man bekommt einen guten Eindruck vom Tal und es gibt auch den einen oder anderen Aussichtspunkt. Der Weg scheint recht beliebt zu sein; er ist auf jeden Fall eine gute Alternative bei unsicherem Wetter. Kurz vor Zermatt gab es dann einen Schauer, auch nicht weiter schlimm. Am Bahnhof kann man in den Ort hinuntergehen oder noch ein Stück weiter bis zum Zentrum wandern. Wir haben heute reichlich 10 Kilometer zurückgelegt, 670 Höhenmeter im Anstieg und 489 im Abstieg.

Am Nachmittag hatten wir Gelegenheit, uns das Matterhorn-Museum anzusehen, das auch unbedingt einen Besuch wert ist. Für morgen Abend haben wir kurzfristig ein Zimmer im Berghaus Trift reserviert, weswegen es morgen keinen Eintrag geben wird – am Sonnabend dann wieder.

Mittwoch, 17. September 2014

17.9.14 Fluhalp, fünf Bergseen, über Tufteren nach Zermatt

Das war schon etwas Besonderes, auf 2.600 Metern zu übernachten, das Matterhorn gegenüber. Da ist es sogar von Vorteil, nachts ab und an aufzuwachen: ich brauchte mich nur ein Stück aufzurichten und aus dem Fenster zu schauen: da sah ich Sterne am Himmel, der ganz klar geworden war, und auch das Matterhorn! Da wir gut gewandert waren, schlief ich aber immer wieder ein.

Am Morgen sah ich wieder aus dem Fenster und zum Stellisee: der war auf einmal glatt und ich konnte Spiegelungen erkennen! Schnell hinein in die Sachen, die Kamera geschnappt und hinunter zum See! Ein Japaner, der auch in der Hütte übernachtet hatte, hatte bereits sein Stativ aufgebaut. Ich war ungeduldiger als er, schoss drei Fotos – ein paar Positionen hatte ich mir am Vorabend schon ausgeguckt. Um das Matterhorn zogen sich Wolken zusammen, da hieß es keine Zeit verlieren! Auf dem Rückweg bedauerte ich kurzzeitig, nicht länger gewartet zu haben, denn plötzlich wurde der Berg von der Morgensonne bestrahlt und die Wolken leuchteten rosafarben. Aber ich wollte nicht noch einmal zurückgehen und machte unterwegs noch ein, zwei Fotos. Heute sollte das Wetter unbeständig werden und passend dazu würden wir es ruhig angehen: die beiden Wunschgipfel hatten wir ja gestern schon bestiegen.

Es gibt einen Rundweg an den fünf kleinen Bergseen vorbei, und wir wollten zumindest drei davon aufsuchen. Zunächst wandten wir uns noch einmal Richtung Stellisee, fotografierten und hielten nach Murmeltieren Ausschau. Dann gingen wir weiter Richtung Gruensee/Riffelalp. Dieser Weg führte uns bald in Serpentinen talwärts bis zum idyllisch gelegenen und tiefgrünen Grindjesee. Hier konnten wir wieder Murmeltiere beobachten. Obwohl es noch früh am Vormittag war, trafen wir schon einige Wanderer, die wohl mit den ersten Bergbahnen von Blauherd gekommen waren. Es war noch sonnig und warm. Als wir weiter Richtung Gruensee gingen, wurde es bewölkt, aber es sah dennoch nicht unfreundlich aus. Der Gruensee ist größer und sehr klar: bei entsprechenden Temperaturen kann man sogar darin baden. Er befindet sich auf der anderen Talseite Richtung Riffelalp und Gornergrat. Ein Wegweiser zeigte nur 30 Minuten bis zum Mosjesee an und wir beschlossen, dorthin weiter zu gehen. Der markierte Weg führe aber wieder steil ins Tal hinab und bald wurde uns klar, dass wir vermutlich wieder zur anderen Talseite gehen würden. Aber … warum nicht, wir hatten ja Zeit und Muße. Während des Abstiegs durch einen malerischen Lärchenwald beobachteten wir Ziegen, die geradezu halsbrecherische Wege durch die Felsen auf der gegenüberliegenden Seite nahmen. Sie traten Steine los, die wir unten im Tal aufschlagen hörten. Auf einer Brücke überquerten wir den Findelbach und landeten inmitten einer Baustelle. Ein hellblaues Gewässer, das mit seinen befestigten Ufern auf ersten Blick schon aussah wie künstlich angelegt, war dann der Mosjesee. Ein steilerer Pfad führte hangaufwärts Richtung Leisee und Sunnega. Nun, da wir einmal hier waren, würden wir auch dem fünften See einen Besuch abstatten. Er befindet sich nur wenige Meter unterhalb der Bergstation Sunnega.

An der Bergstation kehrten wir erst einmal ein – es war kurz nach halb zwölf – und machten eine Pause. Anschließend wählten wir den Blumenweg Richtung Tufteren. Hier kann man nicht nur Blumen sehen, sondern auch Interessantes über die Pflanzen auf Hinweistafeln lesen. Auf einem breiten Schotterweg ging es allmählich talwärts. Auch in Tufteren (hübsches kleines Bergdorf am Hang) könnte man einkehren. Wir gingen weiter nach Zermatt und wählten dann die „Diretissima“, einen Waldweg, um nicht noch länger über die Schotterpiste gehen zu müssen. Statt zur Kirche hinunter zu gehen, liefen wir weiter bis Winkelmatten und bestaunten den Wasserfall am Viadukt, über das die Gornergratbahn fährt. Auf dieser Tour waren wir 18 Kilometer unterwegs: 1.341 Höhenmeter Abstieg, ca. 250 Höhenmeter Gegen-Anstieg.

16.9.14 Blauherd - Ritzengrat - Unterrothorn - Oberrothorn - Fluhalp

Obwohl die Wetterprognose den einen oder anderen Regenschauer nicht ausschloss, nahmen wir wie geplant die Sunnega-Standseilbahn und fuhren mit der Kabinenbahn weiter bis Blauherd. Staunend beobachteten wir die großen Gondeln, die bis zum Unterrothorn (3.104 m) hinauf fahren. Aber: ein bisschen wandern wollten wir ja auch – und wir hatten uns den Weg ja schon ein Stück erleichtert, indem wir nicht in Zermatt losgegangen waren.

Wir folgten der Wegmarkierung Ritzengrat – Unterrothorn. Über Nacht hatte es sich abgekühlt: abends und nachts hatte es geregnet. 5 Grad am Unterrothorn: nicht gerade das, was wir gewohnt sind… wir würde es dann am Oberrothorn sein? Das Oberrothorn stand schon seit Monaten auf unserer Wunschliste für diesen Urlaub, aber natürlich erzwingen wir einen Aufstieg auf einen Berg dieser Höhe nicht, sondern richten uns nach den Verhältnissen. Es sah eigentlich ganz freundlich aus, nur am Matterhorn und an der gegenüberliegenden Talseite war es überwiegend bewölkt.

Der Weg zum Ritzengrad war durchweg angenehm zu gehen. Von der Bergbahnstation gelangt man bei mäßigem Anstieg in etwa 50 Minuten dorthin. Dies war also der Panoramaweg, auch so ausgeschildert. Wir bekamen zwar von der anderen Seite wenig zu sehen, aber damit findet man sich ab, solange der eigene Weg nicht durch Wolken und Nebel führt. Auch der Aufstieg über den Ritzengrat zum Unterrothorn ist relativ bequem zu gehen: es ist nie ausgesetzt und ich habe mich lediglich an einem steileren Wegabschnitt einmal mit der Hand abgestützt. Man blickt weit ins Tal, wo auf der anderen Seite der Gamsweg verläuft. Der hätte uns gereizt, ist aber weniger günstig, wenn man auf beide „Rothörner“ hinauf möchte. Unsere Hoffnung, vielleicht doch Gämsen zu sehen, erfüllte sich nicht. Dafür war der Weg schön, aussichtsreich und wir waren so gut wie allein dort: erst ein Stück unterhalb des Gipfels kam uns ein Paar entgegen. Am Unterrothorn bot sich die Gelegenheit, auf der Terrasse des Restaurants einzukehren, wo wir wieder eine herrliche Aussicht auf die umliegenden Viertausender hatten. Hinweistafeln benannten die Gipfel.

Gegen 11.30 Uhr hatten wir das Unterrothorn erreicht – und konnten auch schon gut unser nächstes Ziel, das Oberrothorn sehen. Es erhob sich beeindruckend vor uns. Oben waren Leute zu sehen, der Gipfel sah schneefrei aus, und auch auf dem Aufstieg war die eine oder andere Person zu erkennen. Nach einer Pause ging es also weiter, zunächst wieder hinunter zum Furggi (2.981m). Dort zweigen der Gamsweg und auch der Abstieg zur Fluhalp ab. Letzteren würden wir noch nehmen – aber erst einmal lockte das Oberrothorn.

In zahlreichen, überwiegend mäßig ansteigenden und gut begehbaren Serpentinen gingen wir langsam hinauf. Mir fiel der Aufstieg leichter als aufs Unterrothorn, wo ich mich wohl erst an die Höhe und ans Steigen gewöhnen musste. Es ist aber dennoch ein Stück zu gehen. Die Aussicht auf schneebedeckte Viertausender und Gletscher wurde immer imposanter. Es war still und man fühlte sich Stück für Stück dem Himmel näher. Schätzungsweise auf halber Strecke gibt es eine mit Seilen gesicherte Stelle über eine größere und etwas rutschige Platte. Man kann sich dort sicherheitshalber am Seil halten oder auch links davon bergseitig vorbeigehen. Im Gipfelbereich gibt nur noch wenige Markierungen, aber deutliche Wegspuren. Man kann eigentlich kaum von der Route abweichen. Der Weg ist nicht ausgesetzt, aber es gibt mehrere Aussichtspunkte, hinter denen der Fels steil abfällt. So auch ein Stück hinter der Gipfelmarkierung. Man sieht aber, wo man gut rasten kann – es ist ausreichend Platz – und wo man nicht weiter gehen sollte. Der Blick hinunter aufs Unterrothorn und weiter bis nach Zermatt ist imposant. Mit 3.414 Metern gehört das Oberrothorn zu den höchsten Wanderbergen der Alpen. Es ist für Wanderer, die hohe Berge lieben, sehr zu empfehlen, zumal der Aufstieg bei passenden Verhältnissen technisch einfach ist. Etwas Kondition ist schon erforderlich. Wir haben ein Stück mit der Seilbahn abgekürzt, weil uns ein Aufstieg von Zermatt aus überfordert hätte: dafür sind wir nicht trainiert. Und es ist ja wichtig, auch noch genügend Kraft für den Abstieg zu haben.

Wir waren kurz vor 14 Uhr auf dem Gipfel: das hat doch seine Zeit gebraucht! Der Abstieg zum Furggi ging aber ziemlich zügig. Wir machten uns nun auf den Weg zum Berghaus Fluhalp, wo wir übernachten wollten. Der Weg ist teilweise weniger schön – breite Skipiste, aber dann gelangten wir auf einen Bergpfad, den Kristallweg, dem wir bis zur Hütte folgten. Er ist schmal und teilweise etwas steiler, aber auch nicht problematisch. Wir beobachteten ein Murmeltier, das in der Sonne lag, und ein weiteres, das vor seinem Loch hockte. Gegen 15.20 Uhr kamen wir an der Hütte an. Sie ist wunderschön, urig und besonders reizvoll ist die große Terrasse mit direktem Blick zum Matterhorn. Ich hatte dort schon vor vier Wochen reserviert und natürlich waren wir froh, dass das Wetter mitgespielt hat.

Vor dem Abendessen gingen wir noch hinunter zum Stelli-See (etwa 10-15 Minuten Gehzeit). Dies ist der Bergsee, in dem sich das Matterhorn spiegelt. Für Spiegelungen war das Wasser aber zu unruhig. Wir umrundeten den See und entdeckten weitere Murmeltiere. Weil wir immer noch Zeit hatten, gingen wir von der Hütte aus noch ein Stück Richtung Findelgletscher. Der Weg dorthin verlief durch ein stilles Tal, das in der Abendsonne lag. Eine wunderbare Stimmung war das! Wieder beobachteten wir mehrere Murmeltiere, große und kleine, die aber scheu waren und uns nicht näher kommen ließen. Schließlich stiegen wir auf einen Hügelrücken und sahen den immer noch riesigen Findelgletscher vor uns. Man sah aber, dass er sich mit den Jahren schon deutlich zurückgezogen hat. Dies war ein schöner Tagesabschluss.

Nach diesem Tag hatten wir uns das Abendessen verdient. Dann zogen wir uns in unser Zimmer – mit Blick zum Matterhorn! – zurück und gingen beizeiten schlafen. Bei dieser Tour haben wir 9,2 Kilometer zurückgelegt (den Abendspaziergang zu See und Gletscher nicht mitgerechnet). Aufstieg 1.033, Abstieg 1.007 Höhenmeter. Nach unserem verregneten Juli-Urlaub freue ich mich über die beiden Gipfel – zwei Dreitausender in einer Tour! Froh und dankbar können wir sein, dass dies möglich war.

Montag, 15. September 2014

Höhenweg Höhbalmen

Heute Morgen ging ich gegen 6.20 Uhr von der Ferienwohnung aus hinunter zur Kirche und von dort aus zur Brücke über den Zmuttbach. Schon gestern Abend fotografierten dort viele Leute (da war das Matterhorn ein Stückchen von Wolken verdeckt, aber man nimmt ja auf, was man kriegen kann) und heute früh nun: ganz klar war der Himmel und das Matterhorn demzufolge gut zu sehen! Am Hörnligrat war sogar noch der eine oder andere Lichtpunkt zu erkennen! Das sind die Stirnlampen der Bergsteiger, die dort unterwegs sind. Aber es wurde dann heller und ich ging am Friedhof und an der Kirche vorbei zurück ins Oberdorf.

Entgegen der Wetterprognosen brach ein schöner Tag an und wir begannen unsere Tour wenige Meter von unserer Unterkunft entfernt. Wir folgten dem Wegweiser Richtung Alterhaupt, einer kleinen Hütte, die man von Zermatt aus am Hang erkennen kann. Es ging über Wiesen mit Blumen und wir hatten bald eine schöne Sicht über den Ort. Dann wurde der Weg steiler und führte in Serpentinen in der Nähe des Triftbaches nach oben. Das Hüttchen mit einer schönen kleinen Aussichtsterrasse war bereits geöffnet, doch wir gingen weiter, denn es war noch früh am Tag und wir waren gerade eine Stunde unterwegs gewesen.

Nach unserer gestrigen Bergbahnfahrt auf über 3.000 Meter Höhe wollten wir heute alles richtig machen und langsam und ohne Seilbahnbenutzung hinauf steigen. Das war gerade zu Beginn etwas mühsam, aber wir gingen langsam und ruhig. Man folgt weiter dem Bach, überquert ihn schließlich und gelangt bei meist mäßigem, teilweise auch steilerem Anstieg bis zum Berghaus Trift, wo man einkehren und auch übernachten kann. Hier machten wir die erste Rast und sahen die Ausschilderung „Höhbalmen“ und auch den weiteren Wegverlauf. Links herum geht es, auch hier über teils angenehme, teils steilere Serpentinen. Ich nahm die Teleskopstöcke zu Hilfe, damit war der Aufstieg kein Problem.

An der Höhbalmenstafel, reichlich 2.600 Meter hoch, eröffnete sich eine einfach atemberaubende Panoramasicht auf mehrere Viertausender: links dominierten wieder Dom und Täschhorn, beeindruckend auch Dufourspitze und das Breithornmassiv. Die Silberdisteln am Wegrand waren geöffnet, das verhieß gutes Wetter. Ein paar Meter noch aufwärts, und wir sahen das Matterhorn: wieder ganz klar, kein Wölkchen trübte die Sicht! Hier ging es eine ganze Weile über das plateauartige Höhbalmen, ohne dass wesentliche Höhenunterschiede zu überwinden waren. Was für eine Aussicht! Immer wieder fotografierten wir und schauten durchs Fernglas. Das Matterhorn ist ein beeindruckender, aber höllischer Berg: so empfand ich, als ich mir den Hörnligrat genauer ansah. Es gibt Dinge, die ich nicht haben muss: niemals würde ich dort hinauf wollen! Unserer weiterer Weg führte westwärts über dem Zmutt-Tal und gegenüber der Matterhorn Nordwand entlang. Vom Zmuttgletscher sahen wir nicht viel. Beeindruckend sind die Nordwände von Matterhorn und Dent d’Hérens und der Matterhorngletscher. Diese Tour gehört zu den schönsten Wanderwegen um Zermatt und ist unbedingt empfehlenswert: ein großer und aussichtsreicher Panorama-Rundweg. Bei 2.741 Metern war Umkehrpunkt und es ging in weiten Serpentinen abwärts. Zeitweise führte der Weg durch Lärchen, teilweise schon gelb gefärbt: der Wald und darüber die hohen, schneebedeckten Berge sind ein schöner Kontrast.

Gegen 14.30 kamen wir in das hübsche, kleine Bergdorf Zmutt: Zeit für eine Kaffeepause. Dieses Dörfchen sollte man einmal besucht haben! Gegen 16.30 Uhr waren wir wieder in Zermatt. Aufgebrochen waren wir 8.30 Uhr. Das war eine schöne Tour, nicht zu anstrengend, nicht zu knapp, sondern genau richtig! Auch das Wetter hat mitgespielt und ich habe gefühlte 100 Matterhorn-Fotos gemacht. 19 Kilometer haben wir zurückgelegt bei einem Höhenunterschied von 1.140 Metern. Für Morgen ist eine Wanderung mit anschließender Hüttenübernachtung geplant: ich werde deswegen erst übermorgen wieder bloggen können.

Sonntag, 14. September 2014

Gornergrat

Ankunft in Zermatt: Wir kamen Punkt zwölf Uhr an – Abreise in Dresden am 13.9. nach 21 Uhr. Erst kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof war für einen Moment das Matterhorn schon vom Zug aus zu sehen. Der Anblick ist zunächst irgendwie surreal. Man hat den Berg schon so oft auf Fotos gesehen, aber wenn man auf einmal ganz in der Nähe ist, sieht man immer wieder fasziniert und beinahe ungläubig zu ihm auf.

Da das Wetter einfach perfekt war heute, haben wir gleich unser Gepäck im Schließfach am Bahnhof gelassen und sind hinauf zum Gornergrat gefahren. Es war geradezu sommerlich mild und warm bei beinahe wolkenlosem Himmel. Beeindruckend war die Aussicht auf – natürlich – das Matterhorn, aber auch andere Viertausender: das Weisshorn, das meist in Wolken gehüllt war, Dom und Täschhorn, aber auch Dufourspitze, Castor und Pollux und das Breithorn – ein überwältigendes Panorama, wohin man sah. Wir sind noch ein Stück Richtung Hohtälli gegangen und am Nachmittag wieder hinunter gefahren. Ich habe mir ein Matterhornfoto in diesem Urlaub gewünscht – und habe schon mehrere! Und nach einem Abendrundgang durch den Ort stelle ich fest: Zermatt ist so schön!

Montag, 28. Juli 2014

Von Garmisch aus zur Stepbergalm und zurück, ca. 18 km

Heute noch mal ein Wandertag! Wir brechen am späten Vormittag auf und wenden uns Richtung Wandergebiet Kramer, wo ich gestern schon eine Runde gegangen bin. Der Weg zur Stepbergalm, auf 1.600 Metern Höhe beim Aufstieg zur Kramerspitze gelegen, wurde uns für heute empfohlen. Denn ab Nachmittag sollte man mit Gewittern rechnen und da ist es gut, schon beim Abstieg ins Tal zu sein. Es ist sonnig und schwül und der Weg befindet sich durchweg an der Südseite des Berges: obwohl wir viel im Wald unterwegs sind, ist es mühsam: es herrscht ein richtiges Treibhausklima und man kommt schnell ins Schwitzen. Es gibt zwei Aufstiege zur Stepbergalm: den Kreuzweg oder Stepberger Almsteig und den Gelb Gwänd-Steig. Als wir unschlüssig sind, welchen Steig wir nehmen sollen – beide führen vom Kramerplateauweg nach oben – raten uns andere Wanderer zum Kreuzweg: dieser sei weniger steil und den anderen geht man besser zurück. Wir sind die Strecke wie empfohlen gegangen und können die Meinung der beiden nicht teilen. Auch der Kreuzweg ist oftmals steil und er führt nicht direkt zur Stepbergalm, sondern zeitweise in höheres Gelände, so dass man schließlich zur Alm wieder absteigt. Ab und an hat man schöne Ausblicke auf Höllental und Zugspitze. Auf dem letzten Stück sind wir unschlüssig- wir können schon den Eibsee weiter unten sehen und haben den Eindruck, zu weit nach links gekommen zu sein. Navigation und Wanderkarte helfen uns aber, unsere Position zu bestimmen: wir sind tatsächlich schon kurz vor der Alm, und nach ein paar Wegbiegungen sehen wir sie dann. Markierungen sind hier oben zeitweise rar. Die Alm ist im Sommer bewirtschaftet und sehr empfehlenswert zum Rasten: die Männer freuen sich über einen Teller mit Schinkennudeln und ich probiere den besten Käsekuchen meines bisherigen Lebens. Hier oben nun sind mehrere Aussichtsberge, die es zu besteigen lohnt, vor allem natürlich die Kramerspitze, die wir von unserem Balkon aus sehen können. Aber für eine Gipfelbesteigung hätten wir früher aufbrechen müssen. Über Zugspitze und Alpspitze braut sich etwas zusammen. Nach einer ausgiebigen Rast steigen wir über den Gelb-Gwänd-Steig nach Garmisch ab. Wir empfinden diesen Steig als gut begehbar, nicht steiler und auch nicht schwieriger als den Kreuzweg. 1.000 Höhenmeter haben wir im An- und auch im Abstieg zurückgelegt. Unten angekommen, müssen wir noch ein ganzes Stück an der Straße entlang gehen, weil wir nicht auf den Eibsee-Bus warten möchten. Währenddessen verfinstert sich der Himmel. Wir kommen noch trocken in der Ferienwohnung an: die Tour hat genau gepasst für heute. Ich bedaure es, nicht mehr Gipfel bestiegen zu haben. Dies war überwiegend dem unbeständigen Wetter, teils auch familiären Kompromissen geschuldet. Aber über die gelungene Zugspitzbesteigung können wir sehr froh sein, und auch sonst haben wir einige schöne Touren gemacht. Sollten wir wieder einmal hierher kommen, haben wir schon einige Eindrücke und Erfahrungen und können gezielt auf Wunschtouren gehen. Morgen geht es nach Hause, einen Tag früher als geplant, denn bei Dauerregen haben wir keine Lust, noch länger zu bleiben. Ich hoffe auf schöne Tage im September, denn: nach dem Alpenurlaub ist vor dem Alpenurlaub. Nachtrag: Hier sind noch mehr Fotos aus dem Wettersteingebirge.

Sonntag, 27. Juli 2014

Alternativtag

So schlecht, wie angekündigt, war der heutige Tag nicht. Immer wieder zogen dunkle Wolken heran, aber zumindest dort, wo ich mich aufgehalten habe, hat es nicht geregnet. Ich bin ausgiebig bummeln gegangen: zunächst in Garmisch, dann in Partenkirchen, wo ich von der Ludwigstraße ganz begeistert war. Die Männer haben es vorgezogen, sich mit Fernseher und Computer zu beschäftigen, und ich habe noch eine kleine Wanderung gemacht: von der Bayernhalle aus am anderen Ende des Ortes bin ich den Kramerplateauweg bis zur Almhütte in Grainau gegangen. Es ist ein hübscher Weg, der oberhalb des Ortes am Kramer entlang verläuft, eigentlich ein Spazierweg, kinderwagentauglich. Viele Spaziergänger und einige Jogger waren dort unterwegs: würde ich hier wohnen, wäre das auch meine bevorzugte Jogging-Strecke! Man hat sehr schöne Ausblicke über das Tal. Die Kramerspitze und auch die anderen hohen Berge waren aber in dichten Nebel gehüllt. Da ich nicht unten an Straßen entlang laufen wollte, bin ich die gleiche Strecke wieder zurück gegangen.

Samstag, 26. Juli 2014

Wetterstein - Wetterlaune

Wegen der heutigen Unwetterwarnung – nicht der ersten, seit wir hier sind – sind wir gegen Mittag zum Wank hinauf gefahren. Bei unsicherem Wetter ist es empfehlenswert, Bergbahnen und Hütten bzw. Gasthöfe in der Nähe zu haben, wohin man sich zurückziehen kann. Der Wank (1.780 m) ist ein schöner Aussichtsberg bei Garmisch, und man kann ihn bequem mit einer Bahn erreichen. Es gibt Rundwege und weitere Wandermöglichkeiten vom Gipfel aus und hinauf. Wir hatten zunächst noch ganz interessante Ausblicke, aber es zog sich immer mehr zu. Oben sind wir eine Runde gegangen und haben auch den Aussichtspunkt am benachbarten Amelsberg (1.749 m) erreicht. Auf dem Rückweg zur Bergstation der Seilbahn nahm unsere Tour dann ein Ende: es begann kräftig zu regnen und zu hageln und kurzfristig wurde der Seilbahnbetrieb eingestellt. Wir mussten aber nur wenige Minuten warten und konnten dann wieder nach unten fahren. Die Leute nahmen die Wetterlaunen durchweg mit Ruhe und Humor hin. Morgen werden wir, der Wettervorhersage nach, wohl auch die Ferienwohnung hüten. An solchen Tagen freut man sich, ein schützendes Dach über dem Kopf zu haben.

Freitag, 25. Juli 2014

Kreuzeck - Bockhütte - zurück nach Garmisch ca. 20km

Nach unserer Zugspitztour wollten wir zunächst ruhig in den Tag starten und dachten: eine Panoramatour oben in den Bergen haben wir uns mal verdient und die lästigen Auf- und Abstiege auf Asphaltstraßen würden wir uns dieses Mal durch Benutzung der Bergbahnen sparen. Es kam wieder etwas anders als geplant. Wir fuhren am späten Vormittag mit dem Ortsbus Richtung Kreuzeck-/Alpspitzbahn. Die Talstationen beider Bahnen liegen dicht beieinander.Die Alpspitzbahn fährt höher hinauf zum Osterfelderkopf (2.150 m), den wir auf unserer ersten Tour erreicht haben, die Kreuzeckbahn zum Kreuzeck auf 1.650 Metern Höhe. Unsere Tour beginnt an der Bergstation der Kreuzeckbahn. Dort gibt es auch eine Alpenvereinshütte, das Kreuzeckhaus, das einen guten Eindruck macht. Wir folgen zunächst der breiten Fahrstraße zur Hochalm, aber bald biegt unser Weg, der Bernadeinsteig, links ab und es geht zunächst ein Stückchen bergab, ehe er dann wieder relativ gleichmäßig am Hang verläuft. Es ist tatsächlich ein schöner und relativ bequemer Panoramaweg mit Ausblick auf die Wettersteinwand. Auch dort oben lässt es sich wandern – es gibt noch so viele Tourenmöglichkeiten in dieser Gegend! Schön anzusehen sind die vielen Blumen am Wegrand. Da die Tour nicht hochalpin ist, herrscht reiche Vegetation. Ich freue mich schon darauf, dass es hier auch eine Gipfel-Möglichkeit gibt: mir schwebt eine Tour auf die Stuibenspitze vor (1.908 m), das wäre genau das Richtige für heute. Die Tour ist nicht in unserem Wanderführer beschrieben, aber im Internet las ich, dass man den Berg innerhalb einer Rundtour begehen kann und auch die Karte zeigt einen Rundweg an. Zunächst aber sehen wir einen Weg, der mit „Alpspitze“ gekennzeichnet ist, und man sieht durch die Bäume hindurch sogar den Berg mit dem Gipfelkreuz. Als wir eine Weile weiter durch den Wald gegangen sind, kommt ein Abzweig „Stuiben“. Ich schaue noch einmal auf die Karte und halte es für günstiger, auf den zweiten Abzweig zu warten. Wir gehen weiter durch den Wald, es kommt ein Wegweiser Richtung Bockhütte/Reintal, und als der Weg in Serpentinen immer tiefer talwärts führt und kein weiterer Weg zum Stuiben kommt, ahnen wir, den richtigen Weg verpasst zu haben. Das ganze Stück bergauf zurückgehen möchten wir nicht. Deshalb gehen wir weiter talwärts, notfalls eben bis hinunter ins Reintal und zur Bockhütte. Und so geschieht es dann auch: mangels Alternativen müssen wir hinab. Ich finde es frustrierend, Energie für einen so langen Abstieg zu verschwenden, zumal einer der wenigen Schönwettertage bessere Möglichkeiten eröffnet hätte. Aber ich gebe mir selbst die Schuld an dieser Situation: hätte ich die Wanderkarte besser lesen können, wäre mir vielleicht klar geworden, dass wir den ausgeschilderten Weg zum Stuiben hätten nehmen sollen – den Rundweg hätten wir weiter oben schon gefunden. Aber im Nachhinein ist man immer klüger. Die Bockhütte befindet sich gleich unterhalb unseres Weges und ist wirklich einen Besuch wert! Vor drei Jahren renoviert, ist sie ein kleines Schmuckstück, idyllisch an der Partnach gelegen. Es gibt eine Auswahl einfacher, leckerer Gerichte und Getränke und ich kann dem angebotenen Kuchen nicht widerstehen, obwohl ich doch nur einen Kaffee trinken wollte. Anlässe, mit Vorsätzen zu brechen, finde ich bemerkenswert: meist sind es Ab- und Umwege, die dazu inspirieren. An einer hübschen Hütte rasten und es sich gut gehen lassen – auch das gehört zu einem Hochgebirgsurlaub. Nun sind wir also im Reintal und können es noch ein Stück kennenlernen. Bis nach Partenkirchen muss man drei Stunden gehen. Zur Reintalangerhütte wäre man noch 1 ¾ Stunde unterwegs und das Ganze wieder zurück – das lassen wir lieber bleiben. Das Reintal ist landschaftlich sehr schön, der Weg verläuft überwiegend mit Sicht auf die Partnach, ein wirklich schönes Gebirgsflüsschen. Aber das stundenlange Gehen auf einer breiten Forststraße ist bald mühsam. Es gibt Wege, die Partnachklamm zu umgehen, aber sie sind alle gesperrt. Geht es darum, in der Hauptsaison von allen Wanderern Eintritt zu kassieren? Die Partnachklamm ist eine wunderschöne, romantische Schlucht, keine Frage, aber wir kennen sie bereits und uns hätten Alternativen interessiert. Da wir nun mal hindurch müssen, mache ich noch zwei, drei Fotos. Der Weg zurück nach Garmisch über Partenkirchen ist anstrengend. Asphaltlatscherei ermüdet viel mehr als das Gehen auf Bergpfaden. Ich schätze, dass wir insgesamt nicht weit gegangen sind und meine Bilanz am Ende der Tour ist: einigermaßen platt und das für wenig Erlebnis und kaum Aussicht. Meine Bewertung der Tour wird allerdings nicht von allen Familienmitgliedern geteilt. Dass es insgesamt reichlich 20 Kilometer waren, erstaunt mich dann doch. Wir sind froh, nicht über das Reintal zur Zugspitze gegangen zu sein: der Weg von Ehrwald ist kürzer und auch lohnender. Es war gewiss interessant, das Reintal ein Stück erlebt zu haben, allein schon um zu wissen, dass man dort nicht unbedingt nochmal entlang wandern muss. Die Tour zum Stuiben bleibt für ein – hoffentlich – anderes Mal: man sollte doch mindestens einen Grund haben, hier wieder einmal Ferien zu machen. Heute haben wir nur „negative“ Höhenmeter zurückgelegt: 853 m im Abstieg.

Donnerstag, 24. Juli 2014

24.7.14 Knorrhütte - Zugspitzgipfel, ca. 4 km

So gut, wie wir in der Hütte untergebracht waren, hätte ich eigentlich besser schlafen müssen… die Männer hatten glücklicherweise weniger Schwierigkeiten. In der Nacht hat es Regenschauer gegeben, man konnte die Tropfen aufs Blechdach der Hütte prasseln hören. Der Morgen bot ein einzigartiges Panorama: von der Sonne beleuchtete Felsen, blauer Himmel, klare Sicht. Das wird ein Gipfeltag! Nach dem Frühstück geht es gleich aufwärts: wir starten kurz nach 7.30 Uhr, das ist eine wirklich gute Zeit. Der weitere Weg, der zunächst – wie gestern – durchaus bequem zu gehen ist, führt bergauf durchs Zugspitzplatt Richtung Schneefernerhaus. Bald müssen wir unsere Jacken ausziehen, denn die Sonne wärmt schon. Ich nähere mich der Zugspitze mit gemischten Gefühlen. Einerseits ist es ein stattlicher Gipfel und natürlich zieht es mich hinauf. Andererseits ist die Zugspitze so zugebaut, so kommerzialisiert worden, dass es einfach ein Jammer ist. Der Wanderführer berichtet, dass sie früher drei Gipfel hatte. Nur der Ostgipfel ist heute noch erhalten, West- und Mittelgipfel mussten Nutzbauten weichen. Glücklicherweise wurde aus der ursprünglich geplanten militärischen Nutzung nichts. Hinzu kommen die Bahnen, mit denen jeder, der es möchte, den Gipfel erreichen kann. Eine Bahn führt von Österreich aus hinauf, auf der deutschen Seite verkehren Gondeln zwischen Zugspitze und Eibsee, außerdem die Zahnradbahn, kombiniert mit der Gletscherbahn. Auch wir nutzen die Infrastruktur, zumindest teilweise… aber das Ausmaß dessen, wie dieser Berg überrannt wird, betrübt mich. Ich tröste mich damit, dass es andere Berge gibt: die Schesaplana beispielsweise, fast exakt so hoch wie die Zugspitze. Auch dort war eine intensive Nutzung als Skigebiet vorgesehen, aber die Pläne wurden glücklicherweise aufgegeben. Jeder, der die „Königin des Rätikon“ besteigen möchte, muss es zu Fuß tun. Sie hat ihre Würde behalten. Ich bin auch deswegen etwas verstimmt, weil der bisherige Weg so leicht war. Ich vermisse es, an eine knifflige Stelle, an meine Grenzen zu kommen – das „Gatterl“ war wirklich keine Hürde. Aber man sollte die Ehrfurcht einem Beinahe-Dreitausender gegenüber nicht verlieren… ich hätte mir denken sollen, dass Wünsche manchmal in Erfüllung gehen! Schon auf der Hütte hatten andere Wanderer ein Geröllfeld erwähnt, das nur sehr mühsam zu überwinden ist. Als wir die Gondeln der Gletscherbahn nach oben schweben sehen, erblicken wir es. Es ist ein steiler Geröllhang, und wir sehen, wie die Leute auf dem Weg nach oben nur sehr langsam voran kommen. Wir beschließen, ihn „ganz ruhig und mit vielen Pausen“ anzugehen. Zunächst kommen wir auch gut voran, aber der Hang wird steiler, der Weg schwieriger, rutschiger. Es gibt kaum Kehren, man muss Spuren suchen, in denen man etwas Halt findet, aufpassen, keine größeren Brocken loszutreten, und sich gut abstützen, um nicht abzurutschen. Äußerst ungut, dieser Hang, relativ lang und ohne eine Möglichkeit zum Verschnaufen. Und es gibt mehrere Pfade und Trittspuren, nur ab und an eine Wegmarkierung… bald gehen Marcus und Lucas links am Hang, ich rechts herum, Christian folgt weiter unten. Zeitweise finde ich im groben Geröll einen besseren Halt und gehe etwas in die Mitte. Dann aber ist es dort plötzlich steiler, das Geröll wird feiner und ich gehe auf die Knie, fürchte trotzdem, den Halt zu verlieren. Schließlich robbe ich langsam und vorsichtig nach links hinüber, wo die Jungs aufgestiegen sind, denn dort sind Spuren erkennbar. Ich versuche, keine Panik aufkommen zu lassen: wenn ich hier ins Rutschen komme, geht es etliche Meter abwärts... Über mir schwebt gerade eine Gondel nach oben. Ich gebe vermutlich eine Lachnummer ab und die Insassen werden denken: schön blöd, hier zu Fuß hinauf zu wollen… und von wegen! Aber hinauf will ich auf alle Fälle! Fluchend schaffe ich es bis zur linken Wegspur, in der ich nun bleibe. Man muss sich kräftig abdrücken und das kostet Kraft. Unsere Söhne kommen den ersehnten Felsen näher und auch ich gehe weiter, so schnell ich kann: nur raus aus dem Geröll! Marcus und Lucas haben es geschafft, bald danach bin ich bei ihnen, Christian, der den schwersten Rucksack trägt, folgt nach einer Weile nach. Man kann sich hinsetzen, rasten und durchatmen. Der weitere, gut mit Seilen versicherte Weg verläuft ab hier in Kehren am Fels hinauf. Vielleicht fehlt es uns an Erfahrung mit feinem Geröll, vielleicht war unsere Sorge unbegründet – anstrengend war der Hang auf alle Fälle. Hier wäre ein Seil viel nützlicher gewesen als in den Felsen… Der weitere Weg kostet noch ein bisschen Kraft, ist aber vergleichsweise angenehm. Wir können vom Nordwestgrat aus (gesichert mit Seilgeländer) hinunter sehen bis zum Eibsee – wow! Weit unter den Kabinen der Tiroler Bahn sehen wir Leute am steilen Hang, vermutlich am Klettersteig. Mit denen möchte ich aber nun nicht tauschen! Kurz nach halb elf sind wir oben. Es fühlt sich seltsam an, das alpine Gelände hinter sich zu lassen und auf einmal mitten unter Touristen zu sein. Aus dem Wanderführer wissen wir, dass wir an allen Bauten vorbeigehen müssen, um zum Ostgipfel mit dem vergoldeten Kreuz zu gelangen. Uns ist auch bekannt, dass dort noch ein paar etwas ausgesetzte Passagen und eine Leiter zu überwinden sind. Aber wir möchten dort hinauf! Ein paar Eisenbügel und Drahtseile leisten gute Dienste, der Weg auf den schmalen Gipfel (2.962 m) ist zu bewältigen. (Die Fotos von uns dort oben stelle ich nach dem Urlaub ein.) Zurück auf der mit Geländern gesicherten Plattform, folgt erst einmal eine ausgiebige Gipfelrast. Bald aber ist das Touristengewimmel zwischen Wurstbuden und Souvenirläden nicht mehr zu ertragen und wir gehen zur Eibseebahn, um hinunter zu fahren. Wir hatten zunächst noch überlegt, bis zur Zahnradbahn zurück zu laufen, aber den Geröllhang wollen wir keinesfalls hinunter gehen. Am Eibsee haben wir Gelegenheit, in die Bahn nach Garmisch zu steigen. Die Zugspitze ist inzwischen von dunklen Wolken verhangen. Wir haben ziemlich exakt ein Schönwetterfenster erwischt, was für ein Glück! Von der Knorrhütte aus zum Gipfel haben wir 899 Höhenmeter zurückgelegt bei einer Gehzeit von etwa drei Stunden.

23.7.14 Ehrwalder Alm - Knorrhütte, ca. 7 km

Wer im Wettersteingebirge Ferien macht, möchte natürlich gern Deutschlands höchsten Punkt erreichen: die Zugspitze. Das gesamte Areal um die Zugspitze ist von Weitem schon sichtbar und fasziniert mit seinen steilen Wänden, markanten Erhebungen und wirkt auf mich wie eine von der Natur geschaffene Festung mit Zacken und Türmen, die in den Himmel ragt – viel schöner und beeindruckender, als ein von Menschen errichtetes Werk sein kann. Menschen haben diesem Berg ihren Stempel aufgedrückt, aber davon später. Wer nicht regelmäßig im Hochgebirge unterwegs ist, besteigt einen Berg dieser Höhe besser etappenweise mit einer oder auch zwei Hüttenübernachtungen. Wir haben uns für den Weg von Ehrwald aus zur Knorrhütte entschieden: dies ist der erste Streckenabschnitt. Es ist auch der kürzere der beiden Wanderwege auf die Zugspitze. Wenn man diese Tour plant, sollte man rechtzeitig in der Hütte reservieren: sie ist in der Hauptsaison, der besten Zeit, den Gipfel zu besteigen, fast immer ausgebucht. So eine Buchung ist eine ungewisse Sache: bei unbeständigem Wetter würde ich auf eine Besteigung eher verzichten. Auf dem Weg nach oben möchte man weder von Gewittern noch heftigen Niederschlägen überrascht werden, gute Sichtverhältnisse sind ebenfalls wünschenswert. Ich habe bei der Planung riskiert, dass wir möglicherweise gar nicht auf den Gipfel kommen würden oder im schlimmsten Fall stornieren müssten. Und die beiden vergangenen Tage wären tatsächlich kaum für die Tour geeignet gewesen. Für den heutigen Tag aber bewahrheitete sich die Wetterprognose: er wurde relativ freundlich. Wir brechen am späten Vormittag von Garmisch auf und nehmen den Zug nach Ehrwald in Tirol. Am Bahnhof steigen wir in den Bus zur Ehrwalder Almbahn. Dort könnte man die Tour beginnen, aber wir beschließen, bis zur Ehrwalder Alm hinauf zu fahren. Der erste Wegabschnitt führt direkt unter der Bahn entlang und von Asphaltlauferei haben wir gerade genug: solche Streckenabschnitte sind unangenehm, wenn man sie in Bergstiefeln absolviert. Gegen 11.30 Uhr machen wir uns auf den Weg Richtung Knorrhütte, der ausgeschildert und rot-weiß markiert ist. Der Weg führt bald als Pfad bergan über Almen. Er wird zeitweise steiler, führt durch Latschenkiefern, und am Feldjöchel, wo er sich gabelt, wenden wir uns links Richtung Knorrhütte/Gatterl. Das Gatterl ist im Wanderführer als felsige und etwas ausgesetzte, mit Seilen versicherte Stelle ausgewiesen und vor allem unsere Söhne sind gespannt, was uns da erwartet. Die Seile sind hilfreich, Dank ihnen ist dieser Wegabschnitt relativ unproblematisch. Durch ein kleines Tor passieren wir wieder die Grenze nach Deutschland. Der weitere Weg führt in einem Bogen durchs Zugspitzplatt und als die Wolken die Sicht frei geben, sehen wir die Knorrhütte. Wir haben auch schöne Ausblicke ins Reintal zur Reintalangerhütte. Der Weg durchs Reintal hinauf zur Hütte ist lang, aber gewiss sehr reizvoll. Es dauert noch eine Weile, bis wir die Knorrhütte erreichen. Wir haben ziemlich genau drei Stunden Gehzeit (Pausen nicht eingerechnet) gebraucht. Von Ehrwald aus müsste man etwa eine Stunde mehr einplanen. 780 Höhenmeter Anstieg sind von der Ehrwalder Alm aus zu überwinden. Es ist immer faszinierend, in einer Hochgebirgshütte anzukommen, sich dort auf die Nacht vorzubereiten und zu wissen: man muss nicht zurück ins Tal, sondern bleibt gleich auf einer stattlichen Höhe, um am nächsten Tag weiter zu gehen.

Dienstag, 22. Juli 2014

Partnachklamm, hinauf zum Eckbauer und über Wamberg zurück nach Garmisch, 18 km

Gestern hat es hier den ganzen Tag lang geschüttet und mehr als eine Einkaufstour und ein Ortsbummel waren da nicht machbar. Heute Morgen sah es schon freundlicher aus! Wir starten am späten Vormittag und laufen entlang der Partnach auf einem Fußweg Richtung Skistadion. Der Weg zur Partnachklamm ist ausgeschildert, und es sind auch schon Leute außer uns dorthin unterwegs. Bis zum Klammeingang ist es ein Stückchen, aber wir sind schließlich nicht am Parkplatz losgegangen, sondern an unserer Ferienwohnung. Es ist schwül, aber es regnet kaum. Am Klammeingang ziehen wir wieder die Regenjacken an. Auch die Partnachklamm ist sehr beeindruckend; allerdings ist der Weg deutlich leichter begehbar als der Steig in der Höllentalklamm. Es ist nicht schlecht, eine Stirnlampe oder Taschenlampe dabei zu haben, da es an einigen Stellen in den Tunnels dunkel ist. Hier sind auch viele Familien mit Kindern unterwegs. Am Ende der Klamm angekommen, finden wir gleich den Weg zum Gasthof Eckbauer, der links den Hang hinauf führt. Es geht in bequemen Serpentinen im Wald bergauf. Der Gasthof (1.237 m) hat heute – abweichend von der Angabe auf der Homepage – geschlossen, weswegen es sich wieder einmal als richtig erweist, dass wir grundsätzlich immer eigene Verpflegung dabei haben. Wenn es irgendwo besonders nett ist, kann man trotzdem einkehren und etwas Rucksackverpflegung wieder mit nach Hause nehmen. Die hohen Berge sind wolkenverhangen, nur an einigen Stellen schimmert etwas Fels durch den Nebel. Man kann diese Tour (gut geeignet bei unsicherem Wetter) abkürzen, indem man mit der Eckbauerbahn hinunter ins Tal fährt und natürlich könnte man den Weg auch in umgekehrter Richtung gehen. Wir möchten hinunter laufen und wählen den Weg über das idyllische Bergdorf Wamberg. An sonnigen Tagen ist diese Tour sicher auch sehr aussichtsreich. Während wir absteigen, beginnt es wieder zu regnen, aber ein Unwetter bleibt uns erspart. Wir kommen etwas oberhalb unseres Ausgangspunktes in den Ort, gehen am Kainzenbad vorbei und erreichen wieder den Weg entlang der Partnach. 765 Höhenmeter haben wir im Auf- und Abstieg zurückgelegt und waren knapp fünf Stunden unterwegs. Morgen ist unser Aufstieg zur Knorrhütte geplant, wo wir auch übernachten werden; deswegen kann ich frühestens am Donnerstag Abend wieder bloggen.

Sonntag, 20. Juli 2014

20.07.14 Rund um den Eibsee

Heute ist, schon auf Grund der Wetterprognosen, eine kurze Tour angesagt. Da bereits ab Mittag Gewitter möglich sind, halten wir es nicht für gut, hinauf auf die Berge zu gehen. Vor Gewittern ist immer Respekt geboten. Außerdem ist es sehr heiß und deshalb bietet sich die Eibsee-Rundwanderung an, denn man kann im Hochsommer dort auch baden. Heute finden wir die Haltestelle des Eibsee-Busses problemlos: ein Blick auf den Ortsplan war hilfreich. Eine knappe Dreiviertelstunde ist der Bus von Garmisch aus zum See unterwegs, er verkehrt etwa stündlich. Vom Parkplatz aus, wo der Bus hält, wenden wir uns rechts herum und folgen dem Wegweiser zum Rundweg, der sieben Kilometer lang ist. Man kann den Weg aber auch genauso gut in der anderen Richtung gehen. Der Weg verläuft überwiegend unter Bäumen, was an warmen Tagen sehr angenehm ist. Man hat viele Möglichkeiten, ans Wasser zu gehen. Wir sehen Leute im Wasser und auch am Ufer: der See bietet vielen Ausflüglern Platz und es ist nirgendwo überfüllt. Mit zwei Stunden Gehzeit (ohne Pausen) sollte man bei der Umrundung rechnen. Wunderbar klar ist das Wasser und lädt zum Schwimmen ein. Wir möchten uns eine seichte Stelle suchen. Immer wieder kann man zur Zugspitze hinüber sehen, aber auch der Blick auf den blaugrünen See ist sehr reizvoll. An manchen Stellen führt der Weg leicht bergan, aber er ist breit, eben und auch kinderwagentauglich. Als wir den See schon etwa zu drei Vierteln umrundet haben, kommen wir an eine schöne Badebucht und haben Gelegenheit zum Schwimmen. Das Wasser ist herrlich erfrischend und es macht Freude, in so einem klaren See zu baden. Es hat sich eingetrübt, aber noch kann man die Zugspitze gut sehen. Als wir wieder am Strand sind, beginnt es zu donnern. Alle beeilen sich, verlassen das Wasser und streben dem Parkplatz zu. Wir wollen zunächst in der Gaststätte am See einkehren und sitzen bereits am Tisch, als wir feststellen, dass es zeitlich bis zur Abfahrt des Busses doch etwas knapp wird. Deshalb gehen wir lieber zur Haltestelle. Der Bus wird voll, denn obwohl es schließlich aufhört zu regnen, sind weitere Gewitter möglich. Die Prognosen für die nächsten beiden Tage sind weniger gut und wir halten es eher für unwahrscheinlich, morgen und übermorgen wandern zu können.

Samstag, 19. Juli 2014

19.07.14 Höllentalklamm, über Rinderscharte zurück nach Garmisch

Nichts gegen die Mittelgebirge: auch dort kann man wunderschön wandern, aber wenn man auf die Alpen zufährt: das ist nochmal etwas Anderes! Dieses Mal kamen wir zu viert nach Garmisch ins Wettersteingebirge. Am vergangenen Wochenende haben wir zu unseren Söhnen gesagt: länger als fünf, sechs Stunden werden wir in dem bevorstehenden Urlaub nicht wandern: wir gehen es ruhig an, denn schließlich waren sie eine ganze Weile nicht in den Alpen – das letzte Mal als Kinder, als man ihnen noch nicht so viel zumuten konnte. Es kam heute doch anders als geplant. Da der heutige Tag vielleicht der einzige mit hundertprozentig gutem Wetter sein würde, wählen wir eine Tour durch die Höllentalklamm. Das ist eine Strecke, die man mal gegangen sein sollte! Wir machen uns zunächst auf die Suche nach einer Haltestelle zum Bus nach Hammersbach, aber da wir schon spät dran sind, entschließen wir uns spontan, mit dem Taxi dorthin zu fahren. Eine gute Entscheidung, denn zu viert ist ein Taxi innerhalb des Ortes erschwinglich und wir kommen schnell ans Ziel. Gleich am Parkplatz entdecken wir einen Wegweiser zur Höllentalklamm und steigen durch den Wald bergauf. Bald bemerken wir, dass dies nicht der Weg ist, den unser Wanderführer beschreibt, aber egal: wir würden ja ans Ziel kommen. Auch ist der Weg durchweg gut zu gehen; bei hochsommerlichen Temperaturen ist es angenehm kühl. Der Weg mache einen leichten Rechtsbogen und schließlich kommen wir, den Wegweisern folgend, an den Eingang zur Höllentalklamm. Hier ist die Landschaft schon sehr beeindruckend. Und es wird nicht nur angenehm kühl, sondern regelrecht frisch: Regenjacken sollte man dabei haben, denn es wird auch an Sonnentagen mitunter nass von oben. Es ist eine abenteuerliche, romantische Schlucht, die einem die Kraft der Natur eindrücklich vermittelt. Am Ende der Klamm legen wir die Regenbekleidung wieder ab, denn es wird warm und in der Sonne richtig heiß. Wir folgen dem Wegweiser zur Höllentalangerhütte, die aber derzeit neu gebaut wird. Dort, wo die Hütte stand, rasten die Wanderer im Wald und am Wegesrand, ehe sie wieder aufbrechen. Man hat mehrere Möglichkeiten, weiterzugehen. Ich hatte ein wenig mit dem Aufstieg zur Riffelscharte geliebäugelt, aber als ich sehe, dass der Weg durchweg in der prallen Sonne steil am Fels hinauf geht, verwerfe ich diese Variante schnell. Wir wenden uns links herum bergauf und gehen Richtung Osterfelderkopf, denn dort gibt es die Möglichkeit, mit der Alpspitzbahn zurück nach Garmisch zu fahren. Es gibt aber auch Wege hinunter ins Tal. Unser Weg geht zunächst auf halber Höhe entlang und ist schon hier sehr aussichtsreich. An der Kreuzung, an der wir uns entscheiden müssen, ob wir weiter zum Kreuzeck gehen oder Richtung Osterfelderkopf, entscheiden wir uns für Letzteres. Nach einigen Serpentinen bergauf, 1.600 Meter hoch, wird uns allmählich klar, was wir uns vorgenommen haben: bis auf über 2.000 Meter soll es hinauf gehen! Aber es sind alle einverstanden, das anzugehen. Das schöne Wetter muss genutzt werden, und außerdem ist dies eine gute Vorbereitungstour für den geplanten Aufstieg zur Knorrhütte. Besonders gut: wir nutzen keine Bergbahn für unseren Aufstieg, das ist perfekt zur Gewöhnung an die Höhe. Es geht langsam in Kehren durch Latschenkiefern. Die Ausblicke sind einfach traumhaft: wir haben wunderbare Sicht auf Zugspitze und Höllentalferner, und allmählich kommen wir den beeindruckenden Gipfeln rings um das Höllental näher. Die wunderschöne Landschaft motiviert zum Anstieg. Mittelgebirgstouren stimmen ruhig und zufrieden; Hochgebirgstouren beflügeln! Wir gehen relativ langsam und machen viele kurze Pausen. Auf dem letzten Stück zur Scharte wird es noch einmal steiler. Technisch ist der Weg kein Problem: es geht über viele Holzstufen und relativ bequeme Bergpfade. Dennoch: an stundenlanges Auf- und Absteigen muss man sich erst einmal gewöhnen, wenn man, wie wir, aus dem Flachland kommt. An der Rinderscharte befinden wir uns zwischen Höllentalkopf und, was wir erst später sehen, der Alpspitze. Zunächst bin ich ein wenig enttäuscht, weil ich gehofft hatte, ein schönes Alpspitz-Foto zu machen, ohne es zu wissen, dass wir schon unter ihr rasten. Auch hier sind ziemlich anspruchsvolle Gipfelaufstiege möglich: auf dem Höllentalkopf sehen wir einige Leute, aber der Aufstieg ist im unteren Bereich gar nicht zu erkennen – müsste also selbst gesucht werden, weiter oben sieht man ein paar Seile im felsigen Gelände. Wir sehen auch mehrere Bergsteiger mit Kletterausrüstung. Insgesamt ein hochinteressantes Gebiet! Als wir weiter zur Alpspitzbahn gehen, kommen immer mehr Leute mit Klettersteigausrüstung von rechts, und bald sehen wir den Gipfel der Alpspitze in voller Schönheit. Ein Traum von einem Berg! Wir machen zunächst eine ausgiebige Rast auf der Terrasse des Gasthofes an der Alpspitzbahn: hier ist ein kühles Getränk einfach herrlich. Dann diskutieren wir, ob wir hinunter fahren oder gehen – und entscheiden uns einstimmig für den Fußweg, auch wenn uns klar ist, dass das noch eine Weile dauern wird. Unsere Ahnung soll uns nicht trügen! Der weitere Weg ist zunächst sehr schön: bis zum Kreuzeck geht man auf Bergpfaden und auch dort könnte man einkehren. Wir gehen weiter über Kreuzalm, Garmischer Haus, Bayernhaus und von dort aus weiter auf der Skipiste hinunter nach Garmisch. Das ist der wirklich mühsame Teil der Strecke: im Sommer ist es eine hässliche, steile Geröllpiste. Ohne gute Bergschuhe und Teleskopstöcke sollte man dort nicht hinunter gehen. Dieser Abstieg ist sehr kräftezehrend und auch nicht besonders hübsch. Da wird uns klar, warum viele Leute die Bergbahn nehmen. Aber wir haben schon so viel gesehen: Zugspitze, Alpspitze, Höllental, einen traumhaften Ausblick auf die Wettersteinwände und auch auf Garmisch. Kurz vor halb acht abends sind wir wieder im Ort. Aufgebrochen sind wir kurz nach neun Uhr morgens. Ein ausgefüllter Tag, anstrengend schon, aber dennoch – ein Geschenk! Leider kann ich weder exakte Kilometer- noch Höhenmeterangaben liefern, da in der Höllentalklamm sämtliche Technik versagt hat.