Samstag, 31. August 2013

31.08.13 Von Innerberg zum Itonskopf und zurück nach Bartholomäberg



Gestern tat es mir ein wenig leid, dass wir bei schönstem Sommerwetter aus der Silvretta ins Tal zurückkehren mussten. In Schruns bemerkten wir aber auch, wie viele Ausflügler hier am Wochenende ankommen, davon viele mit dem Ziel Silvretta. Da war es ganz gut, den Strömen von Wanderern entkommen zu sein. Für heute war wieder ein sommerlicher Tag angekündigt und wir hatten nun Gelegenheit, zu einer weiteren Wunsch-Tour aufzubrechen, für die wir sonst womöglich keine Zeit gefunden hätten. Sie führte uns nicht ins Rätikon, sondern ins Verwall. Wir nahmen den Bus von Schruns Bahnhof nach Bartholomäberg-Innerberg. Der Wanderführer rät, in Innerberg an der Kirche auszusteigen, aber wir fanden nur den Wegweiser, aber nicht den Weg. Man steigt unserer Meinung nach besser bei der nächsten Haltestelle, der Endstation, aus und folgt dem markierten Wanderweg, der links vom Parkplatz bergauf verläuft, Richtung Fritzen-See. Einige wenige Wanderer waren außer uns auf dieser Genießer-Tour unterwegs. Der Wegverlauf war ausgesprochen idyllisch: immer am Hang entlang, mal über Wiesen und an hübschen Höfen und Grundstücken vorbei, mal durch kurze Waldabschnitte, was vorübergehend an diesem sonnigen, warmen Tag sehr angenehm war. Nun hatten wir immer wieder den so ersehnten Blick ins Rätikon, auf Tilisuna-Seehorn, Sulzfluh, die Drei Türme und die Drusenfluh sowie auf Zimba und Schesaplana. Die Gipfel der Zimba und Schesaplana hüllten sich bald wieder in Wolken, während die anderen noch länger zu bestaunen waren. Wir folgten dem ausgeschilderten Weg Wannaköpfle über Monteneu, einem Aussichtspunkt. Bald erschien auch der Itonskopf auf dem Wegweiser mit dem Zusatz „für Geübte“. Ob man geübt genug für einen solchen Gipfel ist, kann einem kein Wanderführer sagen – das entscheidet man am besten selbst vor Ort. Zuerst jedoch ging es hinauf zum Wannaköpfle (2.032 m). Der Berg, den wir über den Wanderweg erreichten, ist nicht besonders steil und es gab auch kein Hinweisschild oben. Während die anderen Wanderer weiter Richtung Itonskopf gingen, lockte uns der nur wenig entfernte Nebengipfel, den man relativ gut über Trittspuren erreicht. Dort oben gab es sogar eine kleine Bank! Nachdem wir dort kurz gerastet und fotografiert hatten – man hat einen wunderbaren Blick in das Lechquellengebirge mit der Roten Wand – kehrten wir zurück zum markierten Wanderweg Richtung Itonskopf. Bald wurde der Weg blau-weiß markiert und an einem felsigen Hangabschnitt unterhalb des Gipfels wurde uns auch klar, warum: da muss man sich an einigen Stellen am Fels festhalten und der Pfad ist sehr schmal. Dann sahen wir die Seilsicherungen am Itonskopf und schätzten den Aufstieg als für uns machbar ein: mit Ruhe würden wir das schon schaffen. Der Itonskopf ist mit 2.089 m nicht sehr hoch, aber recht steil. Am Fuß des Berges fanden wir dann auch ein Warnschild „Alpiner Steig“ vor. Mit Vorsicht und unter Benutzung der Seilsicherungen  – vor allem beim Abstieg – kamen wir aber recht zügig vorwärts. Auf dem Gipfel ist nicht allzu viel Platz: mehr als acht bis zehn Leute können dort oben nicht rasten. Die Aussicht ist wundervoll. Als ich allerdings einen Gleitschirmflieger hoch über dem Tal beobachtete, wurde mir doch etwas komisch. In solchen Momenten ist es hilfreich, feste Punkte in der Landschaft zu betrachten, mit denen man kein Problem hat: ich konzentrierte mich auf den gegenüberliegenden Alpilakopf, einen sehr angenehm aussehenden Gipfel, den wir auch noch besteigen würden. Allzu lange hielten wir uns auf dem Itonskopf nicht auf, weil es bereits 13.30 Uhr war und wir bisher nur die erste Hälfte der Tour absolviert hatten. Nach einer weiteren kurzen Rast auf dem Alpilakopf gingen wir den markierten Weg Richtung Kristbergsattel über Falla. Wir liefen bergab über eine große Weidefläche „Obere Wies“. Dort erhebt sich ein kleiner bewaldeter Felsen, ein ehemaliges Korallenriff – heute Naturdenkmal. Der Weg umgeht einen weiteren Berg, das Schwarzhorn, und kommt dem Lechquellengebirge noch näher. Der Anblick dieses Gebirgszuges ist beeindruckend. Die weiteren Aussichtspunkte Falla und Ganzaleita lassen einen wieder über die Gipfel des Lechquellengebirges und der Verwallgruppe bis zur Silvretta blicken. Aber die für den nächsten Tag angekündigte Wetterverschlechterung war spürbar: immer mehr Wolken türmten sich über den Bergen. Wir hatten beide unseren Trinkvorrat zu knapp bemessen und gingen daher nicht mehr weiter bis zum Kristbergsattel, sondern nahmen gleich den Abzweig nach Innerberg. Aber wir hatten Glück: nach einigen hundert Metern trafen wir auf einen steinernen Wasserbehälter am Wegrand, in den Wasser aus einer Leitung läuft, so dass wir Trinkflasche und Trinkblase füllen konnten. Entspannt gingen wir auf dem guten Weg am Hang weiter, sahen bald Innerberg vor uns liegen und entschlossen uns, noch bis zur Kirche in Bartholomäberg zu gehen, wo der Bus nach Schruns abfährt. Wir mussten dieses Mal auch nicht lange warten. Eine wirkliche Traumtour über mehrere Gipfel und mit viel Aussicht – auch am Wochenende nicht überlaufen! Wir sind 18,5 km gegangen, es waren 1.400 Höhenmeter im Anstieg und ebenso im Abstieg. Die Wanderung war angenehm für uns bemessen: notfalls hätte ich noch weiter bis nach Schruns gehen können, aber es ist gut, wenn man nach der Tour nicht völlig erledigt ist.

Freitag, 30. August 2013

30.08.13 Madlenerhaus – Saarbrücker Hütte – Vermuntstausee



Im Madlenerhaus hatten wir eine wirklich komfortable Übernachtung, ein Zimmer für uns und gutes Essen. Eine Hütte, in der man auch mal mehrere Tage lang bleiben könnte, um die Silvretta zu erkunden! Schon Ernest Hemingway, der Vorarlberg liebte, übernachtete im Madlenerhaus. Er war dort im Winter zum Skilaufen. Nach dem Frühstück machten wir uns auf Richtung Saarbrücker Hütte. Der kürzeste Weg verläuft über Tschifernella unterhalb der Lobspitzen. Man soll etwas über 2 Stunden brauchen, wir benötigten fast 3 ½.  Angenehm ist, dass der Wegverlauf allmählich ansteigt bis auf über 2.300 Meter und die Aussicht wiederum sehr lohnt. Erst als wir die Saarbrücker Hütte unterhalb des Litzner-Gletschers sahen, war auch zu erkennen, dass es nochmal ein Stückchen bergab geht, ehe der Weg wieder zur Hütte ansteigt: allmählich in Serpentinen auf der Fahrstraße oder direkt über den Hang: wir wählten den etwas steileren Weg. Beim Aufstieg konnten wir die Kletterer beobachten, die den Klettersteig hinauf zum Kleinen Litzner in Angriff genommen haben – anders kann man es nicht nennen. Der Anstieg ist recht steil und wir würden ihn wohl doch besser sein lassen. Faszinierend ist auch die Aussicht auf das Große Seehorn und den Großen Litzer, zwei Gipfel, die viel Berg- und Klettererfahrung verlangen und nichts für Wanderer sind. Ich hatte vorab in keiner weiteren Hütte reserviert, da wir uns nicht sicher waren, wie schnell wir in der Silvretta „durchkommen“ würden. Diese Bedenken erwiesen sich unterwegs als berechtigt. Wir brauchten immer deutlich mehr Zeit, als auf den Wegweisern angegeben war. Gern hätten wir in der Saarbrücker Hütte (2.538 m) übernachtet, aber sie war völlig ausgebucht. Wir haben versucht, in der Tübinger Hütte, der nächsten möglichen Station, anzurufen, aber es hat mit der Funkverbindung nicht geklappt. Da man von jener Hütte aus noch sechs Stunden ins Tal laufen müsste, falls es dort wiederum nicht mit Übernachten klappt, war es uns zu riskant, weiter zu gehen. Wir entschlossen uns, zum Vermuntstausee abzusteigen. Ich hatte hin- und her überlegt, wie wir es wohl schaffen könnten, während unserer Tour sowohl die Westliche Plattenspitze als auch den Hochmaderer zu besteigen, aber wir schafften letztlich keinen der beiden Gipfel, was doch etwas schade war. Offenbar kann man in den Bergen nicht mehr spontan unterwegs sein, wenn man nicht irgendwo biwakieren möchte. Der Abstieg zum Vermuntstausee dauerte auch seine Zeit: kurz nach 14 Uhr waren wir dort. Jede Menge Wanderer waren hingegen auf dem Weg nach oben! Die Zeit bis zur Abfahrt des Busses verbrachten wir damit, dass wir noch ein Stück am Vermuntstausee entlang gingen. Von hier aus könnte man auch zum Hochmaderer gehen, wenn man genügend Zeit hat. Der Bus zurück war recht voll und wir freuten uns nun auf unsere schöne Ferienwohnung in Tschagguns. Wieder einmal haben wir etwas mehr von der Silvretta kennengelernt, auch wenn wir gern mehr gesehen hätten. Ideale Verhältnisse braucht man, die leider nicht immer eintreten – und Hüttenreservierungen während idealer Verhältnisse. Wir waren 12,8 Kilometer unterwegs, 780 Höhenmeter im Anstieg und 1.010 Höhenmeter im Abstieg.

29.08.13 Bielerhöhe - Wiesbadener Hütte über Radsattel - Madlenerhaus



Wir nahmen den Bus von Schruns Bahnhof aus nach Bielerhöhe – Silvretta-Stausee. Das Wetter hatte sich über Nacht gebessert und schon vom Bahnhof Schruns aus konnte man die Zimba gut sehen. Dieser Gipfel ist kein Wanderberg; Leute wie wir können nur ihren Anblick bewundern. Der Bus fährt über eine Stunde hinauf in die Silvretta. Die Busfahrerin bewies Fahrkönnen und gute Nerven auf der Silvretta-Hochalpenstraße. Sie kümmerte sich beinahe wie eine Reiseleiterin um die Fahrgäste. Der Bus kam gerade so um die engen Kurven, oft mussten Autos ausweichen und sogar Kühe liefen auf der Straße. Das könnte durchaus gefährlich werden! Die Fahrt kam mir ewig vor, aber irgendwann tauchten sie auf, die vergletscherten Silvretta-Gipfel. Ist man dann oben am Stausee angekommen, fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Um beispielsweise von Schruns aus zum Kreuzjoch hinaufzusteigen, wäre man mehrere Stunden unterwegs, aber in der Silvretta sind die Dimensionen noch etwas anders. Wir entschieden uns für die Strecke, welche die meisten Wanderer wählten: an der Staumauer vorbei und Richtung Radsattel, zunächst rot-weiß markiert, später blau-weiß. Der Weg durchs Bieltal war idyllisch und faszinierend, der Anstieg zum Radsattel wurde steil und felsig. Dennoch fand ich ihn nicht problematisch. Die Aussicht auf die hohen, bizarren Gipfel und Gletscher wurde immer spektakulärer, je näher wir ihnen kamen. Das Hohe Rad (2.934m), das sich rechter Hand vor uns erhob, hatte mich gereizt, aber während wir unterwegs waren, wusste ich, dass dieser Gipfel an diesem Tag sowohl konditionell als auch mental für uns nicht zu bewältigen war. Der Wanderweg ist bis zur Radschulter ausgewiesen, von dort an soll es – laut Wanderführer – nur noch Trittspuren bis zum Gipfel geben. Und dieser Gipfelbereich ist steil und ausgesetzt. Das ist kein Berg, den Leute wie wir einfach mal so „mitnehmen“, auch wenn er als einer der leichtesten Silvretta-Gipfel gilt. Ein Wanderer, den wir unterhalb des Radsattels trafen, riet uns von einer Besteigung ab: wir sollten besser kein Risiko eingehen und über den Radsattel zur Wiesbadener Hütte weitergehen. Wir genossen ausgiebig die wunderbare Aussicht, die sich vom Radsattel (2.652 m) aus eröffnete: Kleiner und Großer Piz Buin standen uns gegenüber, Dreiländerspitze, Fluchthörner, Silvrettahorn sowie weiter rechts Seehorn und – unübersehbar – der Große Litzner. Morgen würden wir ihm noch näher kommen! Schließlich standen wir aber doch auf einem Silvretta-Gipfel mit Gipfelkreuz: dem Piz 6R, den man innerhalb weniger Minuten vom Radsattel aus erreicht. Eine Schulklasse hatte - wohl während eines Ausflugs - diesen vermutlich zuvor noch namenlosen Berg nach sich benannt und ein kleines Gipfelkreuz errichtet. Wir wählten, wie fast alle Wanderer, den ausgeschilderten Winterweg zur Wiesbadener Hütte – auch den Sommerweg hätte man gehen können. Auf der Terrasse der Hütte konnten wir ausgiebig schlemmen und hatten dabei den beeindruckenden Ochsentaler Gletscher und die umliegenden Gipfel direkt vor uns. Wir konnten sehen, wie eine Gruppe von Leuten angeseilt über den Vermuntgletscher ging, und mit dem Fernglas sahen wir Leute oben auf dem Piz Buin. Diejenigen, die aus Richtung Vermuntpass zur Hütte kamen, waren anders als wir ausgerüstet. Wir schauten sehnsüchtig zu den Gipfeln auf und wussten, dass man ganz andere Voraussetzungen mitbringen muss, um sie zu besteigen. Von der Wiesbadener Hütte aus gingen wir durchs Ochsental zurück und weiter am anderen Ufer des Silvrettasees. Dort sahen wir den Weg ins Klostertal, von wo aus wir im vergangenen Jahr gekommen wären, hätte unsere Silvretta-Tour wie geplant stattfinden können. (Damals gingen wir von Klosters auf der Schweizer Seite zur Silvretta-Hütte, geplant war, über die Rote Furka durchs Klostertal zur Bielerhöhe zu gelangen – leider spielte das Wetter nicht mit). Nun gingen wir über die Staumauer und von dort aus zum Madlener-Haus, wo wir über Nacht blieben. Am Abend machten wir noch einen Spaziergang am Silvrettasee. Wo tagsüber ständig Reisebusse ankommen und viele Wanderer unterwegs sind, ist es abends unglaublich still. Genau diese Stimmung hatte ich erleben wollen! Unsere Silvretta-Wanderung war 14,8 Kilometer lang, An- und Abstieg waren je 1.041 Höhenmeter, also identisch. Wir fanden sie gerade gut zu bewältigen als erste hochalpine Tour in diesem Urlaub. Gutes Wetter ist allerdings obligatorisch, um sie durchführen und genießen zu können.

Mittwoch, 28. August 2013

28.08.13 Vom Golmerjoch über Lindauer Hütte nach Latschau



Auch dies war eine eher kurze Tour, die wir relativ spät am – zunächst noch sehr regnerischen -  Vormittag begannen. Von Tschagguns aus fuhren wir mit der Buslinie 1 nach Latschau zur Golmerbahn. Diese brachte uns nach einem Zwischenstopp, wo man auch aussteigen kann, hinauf zum Golmerjoch, 2.194 m. Die Orientierungskarte an der Bergstation ließ wiederum erahnen, was man hier bei schönem Wetter sehen könnte… aber leider waren die Berge mit dicken Wolken verhangen und es regnete noch leicht. Mich hätte der Golmer Höhenweg zur Geißspitze gereizt, aber bei der Nebelsuppe dort über dem Kamm hatten wir keine Lust darauf. Außerdem war ich noch etwas eingeschränkt in meinen Bewegungen: die Wanderung am Montag mit dem langen Abstieg hat mir den heftigsten Muskelkater seit Jahren beschert und ich musste meine Stöcke heute intensiv beanspruchen. Ich bin froh, die Tour überhaupt geschafft zu haben, auch wenn ich mir unterwegs oft wie eine Oma vorkam. Naja, genau genommen bin ich auch eine. Wir wählten also den Latschätzer Höhenweg, der am Hang entlang verläuft und den die meisten Wanderer gingen. Sie überholten uns alle in kürzester Zeit. Vermutlich machten die meisten von ihnen Mehrtagestouren, denn sie trugen überwiegend große Rucksäcke. Und ab dem nächsten Tag sollte das Wetter ja gut werden! Der Weg macht einen Bogen um die markante Geißspitze, die bei klarer Sicht bestimmt ein wunderbarer Aussichtsgipfel ist. Wir hätten oberhalb der Latschätzalpe auch einen Weg hinauf nehmen können, aber das ließen wir bleiben. Kurzzeitig rissen die Wolken auf und wir konnten die Sulzfluh und den Weg „durch den Rachen“ sehen, den wir im vergangenen Jahr gegangen sind. Nun freuten wir uns auf die Einkehr in der Lindauer Hütte. Ich hatte mir doch vorgenommen, alle Sorten Strudel in den Gasthäusern auszuprobieren und der Marillenstrudel mit Vanillesoße war wirklich gut! Zurück ging es auf der Fahrstraße zurück nach Latschau/Station Golmerbahn. Wir hätten auch einen markierten Weg neben der Straße nehmen können, der aber streckenweise ziemlich steil und unwegsam aussah. Ich war froh, allmählich in Serpentinen hinunter gehen zu können. Nun hoffe ich, dass mir schnell die entsprechenden Muskeln wachsen! Immerhin haben wir über 300 Höhenmeter im Anstieg und reichlich 800 im Abstieg zurückgelegt; die Strecke war 11,8 km lang.

27.08.13 Von Schruns nach Bartholomäberg



Vorab sei gesagt: diese Tour dauerte drei Stunden und hat auch keine Gipfelbesteigung vorzuweisen. Sie ist, mit geringfügigen Abweichungen, im Rother-Wanderführer „Montafon“ beschrieben, den wir in unserem Urlaub zur Orientierung nutzen. Schruns und Tschagguns liegen dicht beieinander, nur durch das Flüsschen Ill getrennt. Das Ortszentrum in Schruns ist etwas größer und hat mehr Geschäfte, Hotels und Einkehrmöglichkeiten zu bieten. Tschagguns liegt mehr am Hang und einige hundert Meter näher am Rätikon. Zum Ortszentrum nach Schruns laufen wir etwa einen Kilometer und die Strecke ist – besonders an der Litzpromenade entlang, sehr hübsch. Dort beginnt auch der Wanderweg nach Bartholomäberg. Wir nahmen den Weg links herum vorbei am Kloster Gauenstein, bogen aber später ab, ohne zum Kloster zu gehen. Es geht zunächst am Hang hinauf und an vielen hübschen Häusern vorbei, ehe der Weg ein Stückchen durch den Wald verläuft. Wir haben uns aus zwei Gründen zu dieser Tour entschieden: erstens liegt Batholomäberg so idyllisch über der gegenüberliegenden Talseite, wir konnten vom Balkon unserer Ferienwohnung genau hinüber sehen und der Anblick macht neugierig. Zweitens passte die Tour zur Wettervorhersage: für den Nachmittag war Regen angesagt. Immerhin war uns am Morgen ein Blick zum Sennigrat vergönnt! Während unseres langsamen Aufstiegs nach Bartholomäberg wurde uns klar, dass sich das Wetter verschlechtern würde: Richtung Verwall und auch überm Rätikon zogen sich dunkle Wolken zusammen. Einzig unsere Talseite lag noch in der Sonne. Mit der relativ kurzen Tour gingen wir kein Risiko ein, denn notfalls hätten wir mit dem Bus zurück nach Schruns fahren können. Immer wieder bestaunten wir die schönen Häuser an der Sonnenseite dieses Hanges und den weiten Blick ins Tal. Batholomäberg ist die älteste Siedlung im Montafon. Es lohnt sich, die wunderschöne Barockkirche zu besichtigen. Der Blick von hier aus ins Rätikon ist berühmt, aber wir konnten nur ahnen, wie spektakulär die Aussicht an klaren Sommertagen sein muss. Wir hatten den Eindruck, dass es sich in Bartholomäberg schön leben lässt: der Ort ist durch die Busverbindung gut an Schruns angebunden, es gibt einen Kindergarten, ein Seniorenheim, einen Laden mit Waren aus der Region und ein Hotel mit Gasthof. Zurück ins Tal gingen wir den markierten Wanderweg nach Schruns über Friega, angegeben mit 50 Minuten Gehzeit. Ich hoffte, der Weg würde nicht so steil sein wie der gestrige Abstieg und es würde zumindest einige Serpentinen geben. Dieser Wunsch erfüllte sich: der Abstieg war, vom ersten Abschnitt an der Straße entlang, recht angenehm. Am Friegawald, einer bewaldeten Anhöhe, kündet ein Hinweisschild von archäologischen Ausgrabungen. Schon die Kelten, die hier mehrere Häuser am Hang errichtet hatten, schätzen offenbar den Rätikon-Blick, aber die Tafel belehrt eines Besseren: es waren wohl vor allem die Bodenschätze, Kupfer und Silber, die es hier gab, sowie die gleichermaßen exponierte wie geschützte Lage über dem Tal, die sie bewogen hatten, hier zu siedeln. Wir trafen einige Meter oberhalb vom Ortszentrum Schruns wieder im Tal ein, direkt an der Litz und an der Straße ins Silbertal. Etwas über 600 Höhenmeter hatten wir im Anstieg zu gehen, etwas über 500 Höhenmeter im Abstieg. Fazit: eine sehr attraktive Tour für ein kurzes Schönwetterfenster. Kaum waren wir wieder in Schruns, begann es zu regnen.