Sonntag, 27. September 2015

Von Garmisch zum Königstand

Die Wetterprognosen zu unserem Urlaubsbeginn waren ja richtig toll. Hätte es heute einen sonnigen Tag mit klarer Sicht gegeben, hätten wir uns noch einmal eine längere, aussichtsreiche Wanderung auf einen Gipfel vorgenommen. Aber hätte das Wetter mitgespielt, wäre ohnehin die Alpspitze Programm gewesen…

Nun haben wir an unserem letzten Urlaubstag mehrere Möglichkeiten. Wir entscheiden uns zu einer Halbtagestour zum Königstand, zu der wir wiederum nicht gar so früh aufbrechen müssen. Das macht auch keinen Sinn: am Morgen ist dichter Nebel über den Bergen, der sich nur nach und nach ein wenig lichtet. Der Wind bläst die Wolken weiter (Richtung Wetterstein), aber leider bringt er auch neue Wolken mit.

Kurz nach neun Uhr gegen wir los Richtung Kramer. Den ausgeschilderten Weg zum Königstand hatten wir bei unserer Tour zur Ruine Werdenfels entdeckt. Es ist kein Gipfel, sondern ein Aussichtspunkt an einem Ostausläufer des Kramer. Der beste und ausgeschilderte Weg geht zum Berggasthof St. Martin (1.082 m). Von der Terrasse hat man bei schönem Wetter sicher eine wunderbare Aussicht. Heute witzeln wir darüber, wo denn in der Wolken- und Nebelsuppe die Zugspitze ist. Der Aussicht nach könnte man meinen, wir seien im Mittelgebirge. Außer uns sind etliche Wanderer am Kramer unterwegs. Wir gehen davon aus, dass die meisten von ihnen zur Kramerspitze gehen wollen. Von St. Martin aus geht es weiter in gleichmäßigen Serpentinen bergauf. Der Weg ist breit und bequem zu gehen.

Schließlich erreichen wir einen weiteren Aussichtspunkt, die Felsenkanzel auf 1.238 m. Zuvor gibt es einen mit einem Seil versicherten Wegabschnitt, der aber eher harmlos ist. Weiter geht es in Serpentinen bergauf, bis sich endlich auf ca. 1.400 Metern der Weg gabelt. Links herum geht es zur Kramerspitze, rechts herum zum Königstand. Der Weg verläuft noch eine Weile unterhalb von Felsen entlang und bald kann man den Aussichtspunkt mit Bänken sehen.

Am Königsstand (1.452 m) machen wir Rast. Dies muss eine beliebte Station von König Maximilian II. (von dem ich ansonsten nichts weiß) während seiner Jagdausflüge gewesen sein; er ließ den Weg anlegen, um dort zu reiten. Daher kommt der Name „Königstand“. Ein bisschen klarer ist es inzwischen geworden, wir können zumindest gut nach Garmisch hinunter sehen. Diese Wanderung ist eine richtige Genießertour, nicht zu steil, nicht zu lang, nicht zu anstrengend. Als wir auf dem Rückweg sind, kommen uns mehrere Wanderer entgegen, die auch zum Königstand möchten. Wir freuen uns, dieses Gebiet etwas besser kennen gelernt zu haben. Neben dem Kramer gibt es hier noch weitere interessante Gipfel, die uns reizen könnten, aber das wären wiederum Tagestouren, die sich nur bei guter Sicht lohnen.

Wir machen uns wieder an den Abstieg auf dem gleichen Weg und freuen uns auf die Kaffeepause im Berggasthof. Die Aussicht auf Garmisch ist hier besonders schön, weil man viele Details sieht, so die Züge und die Bahngleise. Dies ist nun unsere Jubiläumstour zur sogenannten Perlenhochzeit, die wir gern in den Bergen feiern wollten. Einen Klettersteigkurs am 30. Hochzeitstag hätte ich herrlich verrückt gefunden. Aber wir hoffen, dass uns noch ein paar verrückte Dinge gelingen werden. Ein paar schöne Touren sind es doch in diesem Urlaub gewesen, und wir haben viele, viele Anregungen für künftige Bergwanderungen gefunden. Unsere Abschiedstour war 16,6 Kilometer lang bei 1.150 Höhenmetern Anstieg und 1.155 Höhenmetern Abstieg.

Samstag, 26. September 2015

Über Wamberg zum Eckbauer, Rückweg durch die Partnachklamm

Wieder ein trüber, wenn auch nicht regnerischer Tag: deswegen machen wir nun unsere ursprünglich für den Donnerstag vorgesehene Tour. Sie ist eher kurz und deswegen können wir etwas später am Vormittag aufbrechen. Wir fahren mit dem Ortsbus bis zum Klinikum. An der Partnachklamm und Eckbauer-Bahn hat sich der Bus bereits geleert. Wir gehen den ausgeschilderten Weg nach Wamberg. Das sind von der Bushaltestelle aus etwa zwei Kilometer. Wieder einmal zeigt sich, dass die Fahr- und Versorgungsstraßen zu Bergdörfern und Gasthöfen die fiesesten Anstiege haben. Bergpfade sind da meist sehr viel „humaner“ angelegt. Positiv vermerke ich, dass ich zwar langsam aufsteige, aber dennoch keine Probleme habe: keinerlei Nachwirkungen von der gestrigen Tour mit dem relativ langen Abstieg ins Tal! Wamberg ist ein richtiges Bilderbuch-Bergdorf.

Kurz nach halb eins sind wir beim Berggasthof Eckbauer angelangt. Unser Vorhaben, dort Rast zu machen und Kaffee zu trinken, geben wir schnell wieder auf, als wir die Menschenschlange an der Selbstbedienungstheke sehen. Und beim Anblick der vielen Ausflügler, die hier hinauf und wieder hinunter strömen, wird uns klar, dass man diese Tour eher nicht am Wochenende machen sollte. Da hatten wir doch bisher recht ruhige Touren, wo wir stundenlang keine anderen Wanderer getroffen haben. Wir sind hier hinauf auch im vergangenen Jahr gewandert, nur anders herum: da gingen wir durch die Partnachklamm zum Graseck und von dort aus zum Eckbauer – was empfehlenswert ist, da der Anstieg in bequemen Serpentinen verläuft – und über Wamberg zurück nach Partenkirchen. Beiden unseren Touren ist eins gemeinsam: die berühmte Aussicht, die man auf Karwendel und Wetterstein haben soll, ist quasi nicht vorhanden, da die hohen Berge leider fast vollständig von dicken Wolken verhangen sind.

Am Graseck angekommen, machen wir Rast im Alm-Gasthof, wo es wirklich stimmungsvoller ist als beim Eckbauer. Vom Graseck geht es dann hinunter zur Partnach und bald zum Eingang bzw. Ausgang der Partnachklamm. Ich freue mich darauf, die Klamm zu durchqueren: Wasser, Felsen, Licht und Schatten wirken in der Partnachklamm besonders faszinierend zusammen. Aber auch hier sind viele Leute unterwegs und ich mache nur wenige Fotos, weil mir die Ruhe dazu fehlt. Schön ist der Weg entlang der Partnach nach Partenkirchen und weiter nach Garmisch. Wir sind 15 Kilometer gewandert bei 787 Höhenmetern Anstieg und 796 im Abstieg. Oberes Foto: Wamberg, Unteres Foto: Partnachklamm

Freitag, 25. September 2015

Auf die Pleisenspitze

An einem Tag zur Pleisenspitze hinauf und wieder hinunter ins Tal – das ist eine wirklich anstrengende Angelegenheit. Deutlich entschärft wird die Tour durch eine Übernachtung in der Pleisenhütte (1.757 m). Wie ich unten schon schrieb, ist die Einkehr und Übernachtung dort sehr zu empfehlen. Aber ganz wichtig: vorher anrufen, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden! Besonders an Wochenenden sind Berghütten oft ausgebucht.

Wir haben relativ gut geschlafen und nach dem Frühstück brechen um neun Uhr wir wie geplant zum Gipfel auf. Wir staunen darüber, dass die meisten der anderen Übernachtungsgäste den Toni-Gaugg-Weg zum Karwendelhaus gehen möchten. Diese Tour reizt uns auch sehr, allerdings nur bei stabilem Wetter und guter Sicht. Hinter der Hütte geht es eine Weile bergauf, ehe sich der Weg gabelt: rechts herum geht es über den Kamm zum Karwendelhaus, der Wegweiser zeigt an: Nur für Geübte! Links herum geht es zur Pleisenspitze: unser Weg.

Der Weg ist nun von anderer Art als die Forststraße zur Hütte: steiniger, holpriger, steiler, von nassen und rutschigen Baumwurzeln durchzogen, an einigen Stellen muss man die Hände zu Hilfe nehmen. Bei gutem Wetter ist das ein ganz normaler, gut zu gehender Bergpfad, nicht ausgesetzt und auch nicht schwierig. Es geht eine ganze Weile durch Latschen bergauf, bis der Weg steiler wird und links unterhalb des Grates verläuft – aber weit genug vom Grat entfernt, es besteht keine Absturzgefahr. Hier sind wir nun im Schnee unterwegs, können aber deutlichen Spuren folgen und die Wegmarkierungen sind gut zu sehen. Wäre das nicht der Fall, würden wir den Aufstieg bleiben lassen.

Aber je steiler es nach oben geht, desto besser muss man aufpassen, denn der Schnee beginnt zu tauen und man kann leicht ins Rutschen kommen. Ebenso passiert es, dass die Stöcke tief im Schnee einsinken – auch deren Halt ist immer gut zu prüfen. Der Nebel lichtet sich etwas und auf einmal können wir das Gipfelkreuz sehen. Bis wir es erreichen, ist aber noch ein Stück zu gehen. Das letzte Stück unterhalb des Gipfels ist deutlich steiler und hier müssen wir uns noch einmal anstrengen. Dann aber ist es geschafft: kurz nach 11 Uhr stehen wir auf dem Gipfel der Pleisenspitze (2.569 m). Wir machen eine kurze Rast und tragen uns ins Gipfelbuch ein.

Dann machen wir uns langsam und konzentriert an den Abstieg. Bei einigen kurzen Pausen genießen wir die Aussicht auf die umliegenden Berge. Wir freuen uns darüber, den Gipfel dieses schönen Berges erreicht zu haben. Die Sicht hätte besser sein können, aber auch wesentlich schlechter. Beeindruckend ist der Blick auf den Karwendelhauptkamm. Die Alpspitze muss nun warten, bis wir sie uns – hoffentlich – ein andermal vornehmen können. Das Wetter kümmert sich nicht um unsere Wünsche und auch nicht um Hochzeitstage. Auch wenn das Jubiläum nicht heute ist, so ist doch die Pleisenspitze unser Jubiläumsgipfel: beinahe so hoch wie die Alpspitze und ähnlich schön und beeindruckend.

Und bei Schnee müssen wir uns den Gipfel wirklich verdienen. Während wir abwärts steigen, geht an einem Felspfeiler weiter entfernt Geröll ab. Ein paar Gämsen springen über den Weg. Und aus Richtung Zugspitze hören wir deutliches Donnergrollen. Bei diesen Verhältnissen können wir nicht schnell gehen. Der Weg bis zur Hütte fordert immer wieder unsere volle Aufmerksamkeit. Weiter unten kommen uns Leute entgegen, die hinauf wollen. Ob wir heute die ersten auf dem Gipfel waren?

Gegen 13.30 Uhr sind wir wieder an der Pleisenhütte und machen noch eine kurze Rast, ehe wir ins Tal absteigen. Hier ist es nun wieder klar, fast freundlich geworden. Die Hirsche hören wir heute nur selten und aus größerer Entfernung: gut so! Da die Forststraße nun deutlich leichter zu gehen ist, steigen wir relativ schnell nach Scharnitz ab. Als wir unten im Ort ankommen, hat es sich eingetrübt, und der Wind frischt auf. Wir erreichen gut den 16.16 Uhr-Zug nach Garmisch. Schön war es, dass wir noch einmal eine Karwendel-Tour machen konnten! Die Daten zur Wanderung: 1.150 Höhenmeter Anstieg, 1.934 Höhenmeter Abstieg, 14,8 zurückgelegte Kilometer. Dieses Gerät zeichnet auch Gegenanstiege auf, also bitte nicht wundern, wenn wir mitunter mehr Meter bergauf gehen, als der Berg hoch ist. (Oberes Foto: Blick zur Pleisenspitze vom Brunnsteinanger, Unteres Foto: Rückblick zum Gipfelkreuz)

Donnerstag, 24. September 2015

Von Scharnitz zur Pleisenhütte

Für das letzte Septemberwochenende hatten wir etwas Besonderes geplant: einen Klettersteigkurs mit Besteigung der Alpspitze über die Alpspitz-Ferrata. Der Wintereinbruch von Dienstag Nacht zu Mittwoch hat unsere Pläne durchkreuzt: der Kurs wurde abgesagt. Im Hochgebirge wird einem deutlicher als sonst bewusst, dass die Natur immer stärker ist und man gut beraten ist, dies zu akzeptieren.

Dennoch: ein wenig traurig macht uns das schon, denn wir haben uns doch noch eine größere Tour auf einen der höheren, markanten Gipfel gewünscht. Bei unseren Touren um Mittenwald haben wir öfter die Aussicht zur Pleisenspitze genossen und ich dachte mir: schade, dieser schöne Gipfel muss nun warten bis zu einem späteren Urlaub.

Am Morgen rufe ich in der Pleisenhütte an und erfahre, dass eine Gipfeltour am Freitag bestimmt möglich sei: sogar am Mittwoch, dem Schlechtwettertag, seien Leute oben gewesen. Ob es allerdings aufreißt und die Sicht besser wird, müsste man sehen. Eine Übernachtung am Wochenende sei allerdings nicht mehr möglich. Heute würde es gehen… heute? Warum eigentlich nicht. Wir überlegen gar nicht lange und reservieren die Übernachtung von Donnerstag zu Freitag. Die bereits geplante Schlechtwetter-Tour läuft uns ja nicht weg…

Wir fahren mittags mit dem Zug von Garmisch nach Scharnitz. Dort wandern wir an der Isar entlang und ein Stück ins Hinterautal. Hier befindet sich ein Parkplatz, der als Ausgangspunkt zur Hütte angegeben wird. Von dort aus geht es weiter an der Straße entlang bis zum Wiesenhof. Dort zweigt der ausgeschilderte Weg zur Pleisenhütte links ab. Zunächst geht es mit leichtem Anstieg auf einer Forststraße weiter, aber bald wird es steiler.

Über uns im Wald hören wir immer wieder laute, brummende Geräusche. Das können nur Hirsche sein: im Herbst ist Hirschbrunft. Es ist still im Wald, wir sind lange Zeit die einzigen, die hinauf gehen, und die dunklen, grollenden Laute kommen immer näher. Das ist mir zeitweise ziemlich unheimlich. Als wir die Wanderstöcke zu Hilfe nehmen und deren Klicken im Wald zu hören ist, klingen die Rufe bald nicht mehr so nahe. Es genügt mir ja, wenn die Tiere Abstand halten.

Obwohl die Forststraße weiterhin breit und gut zu begehen ist, strengt der Aufstieg an. Wir sind froh, als wir gegen 15.15 Uhr an der Hütte ankommen. Wir haben 1.317 Höhenmeter im Anstieg zurückgelegt, 140 im Abstieg und sind 9,3 Kilometer gegangen.

Drinnen in der Gaststube werden wir sehr nett bewirtet, bekommen unser Lager gezeigt und machen noch einen Abendspaziergang, ehe es Essen gibt. Die Pleisenhütte gehört wirklich zu den gemütlichsten Hütten, die wir bisher kennen gelernt haben. Als die Sonne untergeht, bewundern wir den Abendhimmel und freuen uns darüber, dass die Bergketten ringsum aus dem Nebel auftauchen. Unten im Wald röhren die Hirsche. Bald aber verstummen auch sie, und es wird still und friedlich im Karwendel.

Mittwoch, 23. September 2015

Zur Burgruine Werdenfels

Der Tag beginnt regnerisch und nach einem Gang durch den Ort brechen wir gegen Mittag zu einer kleinen Schlechtwetter-Tour auf. Wir gehen wieder zum Kramer-Plateauweg und wenden uns rechts, der Ausschilderung „Ruine Werdenfels“ folgend. Man geht angenehm oberhalb des Ortes durch den Wald. Nach einer reichlichen Stunde kommen wir bei der Ruine an. Es sind nicht nur beeindruckende Mauern erhalten; man sieht auch schön über das Tal zu den gegenüberliegenden Bergen, dem Hohen Fricken und dem Wank. Beide Gipfel sind ein wenig von Schnee überzuckert.

Unterhalb der Burg befindet sich eine Hütte, die auch bewirtschaftet ist, aber niemand ist in der Gaststube, weshalb wir wieder gehen. Weiter geht es durch den Wald zum Pflegersee, eher ein kleiner Waldteich. Vom See aus nehmen wir den Kellerleitensteig zurück, der oberhalb des Kramerplateauwegs am Hang verläuft. Auch dieser Weg ist sehr schön und bietet immer wieder reizvolle Ausblicke auf Garmisch und auf die verschneite Wetterstein-Wand. So beeindruckend der Schnee auf den hohen Bergen ist – wir freuen uns nicht darüber, denn wir reisen ja ins Hochgebirge, um auf solche Berge zu steigen! Leider richtet sich das Wetter nicht immer nach unseren Wünschen. Nach reichlich drei Stunden sind wir wieder in Garmisch. (Foto: Blick von der Ruine Werdenfels zum Hohen Fricken)

Dienstag, 22. September 2015

Panorama-Rundweg Wank

Heute lassen wir uns Zeit. Das Wetter soll unbeständig sein und ab dem Nachmittag wird Regen erwartet. Kurz nach 10 Uhr fahren wir mit der Seilbahn hinauf zum Wank (1.780 m). Mir gefallen besonders die kleinen, nostalgischen Kabinen. Ich fühle mich ein wenig wie im Kinderkarussell, aber die Bahn bringt uns bald in eine stattliche Höhe weit über Garmisch. Man kann natürlich auch auf den Wank wandern; mehrere Wege führen nach oben. Aber heute sparen wir uns das Steigen und die Höhenmeter. Stattdessen verlassen wir die Bergbahn und haben gleich einen beeindruckenden Blick zur Zugspitze, wo Schnee liegt. Laut Wettervorhersage kann es noch mehr Schnee geben…

Überall ballen sich dichte und auch dunkle Wolken, so dass wir eigentlich immer mit Regen und dem angekündigten Wetterumschwung rechnen. Es gibt oben einen schönen Panorama-Rundweg über Roßwank, an der Wank-Hütte vorbei zum Wank-Spix, einer kleinen Aussichtsplattform, und auf einem kurzen und bequemen Weg erreicht man auch den benachbarten Amelsberg (1.740 m), wo man ebenfalls mit schönen Ausblicken belohnt wird. Mehrere Bänke und Rastplätze laden zum Verweilen ein. Im vorigen Jahr sind wir mit unseren Söhnen auch hier gewesen, wurden aber bald durch Gewitter mit Hagel wieder vom Berg vertrieben. Heute ist es uns vergönnt, die gesamte Runde zu gehen. Wir schließen die Tour mit einer Einkehr in der Wank-Hütte ab, dann fahren wir noch vor dem Regen wieder ins Tal. Länge und Höhenmeter dieser kleinen Tour haben wir nicht aufgezeichnet. Morgen könnte es sein, dass wir nur im Ort unterwegs sind, da das Wetter schlecht werden soll. Foto: Blick vom Wank aus Richtung Zugspitze - es trübt sich ein

Montag, 21. September 2015

Von Garmisch aus zur Kramerspitz

Was wünscht man sich an einem Gipfeltag? Ausgeruht möchte man sein und voller Energie. Von wegen Ausruhen – das klappt bei mir meist nicht so gut, gerade dann nicht, wenn ich etwas vorhabe, das mir wichtig ist. Schlafstörungen sind, wie man oft hört oder liest, ein Leiden, das besonders Frauen in den mittleren Jahren betrifft. Dies ist eine Lebensphase, in der man erholsamen Schlaf besonders nötig hätte. Leider hat die Natur da was nicht gut eingerichtet. Um es kurz zu machen: von den etwa acht Stunden, die ich letzte Nacht in meinem Bett verbrachte, habe ich maximal fünf Stunden geschlafen. Das ist kein Einzelfall, sondern relativ normal. Es wäre ja nicht weiter schlimm, wenn ich trotzdem ausgeruht wäre. Leider war ich das ganz und gar nicht.

Es gibt etwas, das die nächtlichen Dämonen schnell vertreiben kann: ein morgendlicher Blick aus dem Fenster auf einen Berg, dessen Gipfel in den ersten Sonnenstrahlen glüht. Es ist der Kramer, den wir von unserem Balkon aus sehen können, einer der höheren Hausberge von Garmisch. Schon im vergangenen Sommer wollten wir ihn gern besteigen, sind aber am vorgesehenen Tag zu spät aufgebrochen. Und heute fürchte ich, dass es uns wieder so ergeht. Wir verlassen gegen neun Uhr das Haus, eigentlich wie üblich. Aber es ist heute nicht mein Tag und ich bin besorgter als sonst, dass die Zeit nicht ausreicht, um den Gipfel zu schaffen. Es ist ja wieder ein Berg, auf den keine Seilbahn fährt, mit der man notfalls abkürzen kann, und das bedeutet: circa vier Stunden reine Gehzeit hinauf und so ähnlich auch wieder hinunter. Mir fehlt die Energie, dieses Gefühl „das wird schon“. Als wir Richtung Kramer gehen, ruft uns eine ältere Frau zu, ob wir zum Gipfel wollen. „Wenn wir es schaffen“, antworte ich, heute nicht sonderlich optimistisch.

„Das schaffen Sie!“, sagt sie und irgendwie freuen wir uns darüber. Wir gehen wieder hinauf zum Kramerplateauweg, der hervorragend zum Spazierengehen, Joggen oder Nordic Walking geeignet ist. Man kann hier direkt den Kramersteig bergauf nehmen, der aber im Wanderführer als Abstieg empfohlen wird. Nachdem wir weiter Richtung Grainau gegangen sind, kommen wir an den nächsten Aufstieg zur Stepbergalm und zum Kramer, den Kreuzweg. Da wir dort im vergangenen Jahr schon hinauf gegangen sind und dies als sehr mühsam empfanden, gehen wir weiter bis zum Gelb-Gwänd-Steig, der an der nächsten Kreuzung abzweigt, wo wir gestern auch von Grainau aus heraufgekommen sind. Unserer Meinung nach ist dieser Steig sehr viel besser für den Aufstieg geeignet. Er steigt relativ gleichmäßig an, ohne wieder an Höhe zu verlieren – was beim Kreuzweg öfter der Fall ist, und führt auch so direkt wie möglich zur Stepbergalm. Gegen 11.40 Uhr sind wir oben und freuen uns, dass es relativ gut und zügig ging.

Wie wir bereits gestern gelesen haben, ist die Stepbergalm noch bewirtschaftet und wir machen eine kurze Rast mit kühlen Getränken. Das Wetter ist traumhaft: der Himmel ist ganz klar und blau, nur vereinzelt steigt noch Dunst aus den Tälern auf. Ganz deutlich sind Zugspitze, Alpspitze und die Wettersteinwand zu sehen, an einigen schattigen Stellen mit Schnee überzuckert. Darunter der Wald, der sich bereits herbstlich färbt – ein wunderschöner Anblick!

Unsere Pause dauert nicht sehr lange – wir fühlen uns immer noch ein wenig unter Zeitdruck. Der Kramersteig beginnt oberhalb der Stepbergalm. Es geht relativ direkt und zeitweise auch recht steil nach oben, zunächst über Wiesen, dann durch Latschen, wo mehr Geröll liegt. Von einem Aussichtspunkt an führt der Weg eine Weile an einem Bergrücken entlang, ohne dass es nennenswert bergauf geht. Am Ende wird es steiler und man kann auch den Gipfel sehen. Zunächst wirkt er auf mich ziemlich ausgesetzt und ich weiß nicht, ob ich dort hinauf möchte. Bei solchen Überlegungen hilft am besten der Vorsatz: gehen, solange man es sich zutraut, und notfalls umkehren, auch wenn man das ungern tut. An einigen abschüssigen und etwas ausgesetzten Stellen bin ich ängstlicher als sonst. In dieser Hinsicht kann die Tagesform enorme Unterschiede bewirken.

Aber ein paar Seilsicherungen helfen über die steilsten Abschnitte hinauf. Gegen 13 Uhr sind wir auf dem Gipfel - mit uns einige andere Wanderer, und alle genießen die traumhafte Aussicht. Da hat der Wanderführer wahrlich nicht übertrieben: der Kramer (1.985 m) ist ein wunderbarer Aussichtsgipfel! Man kann den Kramersteig weiter bis hinunter nach Garmisch gehen, aber da er laut Wanderführer stellenweise schlechter sein soll als unser Aufstieg, entscheiden wir uns, wieder zur Stepbergalm abzusteigen. Ich habe keine Lust auf Experimente, ob der Steig möglicherweise zu steil, zu ausgesetzt und zu bröselig ist … außerdem sind meine Beinmuskeln beleidigt, die sich erst gestern früh einigermaßen von unserer langen Tour zur Arnspitze erholt hatten und tagsüber schon wieder strapaziert worden waren. Ein sehr gewichtiger Grund, diesen Weg zu wählen, ist aber auch die Möglichkeit, an der Stepbergalm Kaffeepause zu machen.

Ich bin sehr froh, meine Stöcke dabei zu haben! So ist der Abstieg nicht ganz so strapaziös. Mir fehlen tatsächlich die längeren Vorbereitungstouren, die wir in diesem Jahr aus verschiedenen Gründen nicht machen konnten. Ein wenig fühlte ich mich wie eine Oma – die ich ja tatsächlich auch bin. An der Stepbergalm genießen wir Kaffee und frischen Apfelstrudel: beides ist vorzüglich, ebenso wie die Aussicht von der Terrasse auf Zugspitze und Alpspitze. Nachdem wir uns gestärkt haben, gehen wir den Kreuzweg hinunter. Dieser Weg hat auch unseren Söhnen sehr zu schaffen gemacht. Wir stellen wieder fest, dass er deutlich anstrengender zu gehen und weitaus öfter in der Sonne ist als der Gelb-Gwänd-Steig. Wunderschön ist das intensive herbstliche Licht, das die Berge ringsum erleuchtet. Nach reichlich acht Stunden sind wir wieder in Garmisch, sind 21 Kilometer gewandert bei 1.641 Höhenmetern Anstieg und 1.687 Höhenmetern Abstieg.

Sonntag, 20. September 2015

Rund um den Eibsee, über Grainau zurück nach Garmisch

Der Tag beginnt regnerisch, gegen Mittag soll es freundlicher werden. Die hohen Berge sind komplett im Nebel, so dass man da nicht hinauf muss. Nachdem ich einen Artikel über die Zugspitzbahn las, habe ich Lust, mit ihr zu fahren, und die passende Wanderung für einen solchen Tag ist auch gefunden. Wir lösen also Fahrkarten bis zum Eibsee und von dort aus möchten wir nach Garmisch zurücklaufen. Da sie so gut mit Zahnradbahn und Seilbahnen zu erreichen ist, bildet die Zugspitze eine Ausnahme: auch an einem regnerischen Sonntag wollen unzählige Touristen hinauf. Bleibt man oben in dem umzäunten Bereich, ist man auch keinen alpinen Gefahren ausgesetzt. Ob es wirklich lohnt, für einen Aufenthalt mit höchstwahrscheinlich schlechter Sicht die stattlichen Preise zu zahlen, muss jeder für sich entscheiden.

Wir wandern an solchen Tagen lieber unterhalb der Baumgrenze. Am Eibsee angekommen, entschließen wir uns, zuerst den Rundweg zu gehen. Der See ist einfach zu schön, um ihn links liegen zu lassen! Irgendwie unterschätzen wir komplett unsere heutige Wanderung, denn wir halten es beide nicht für sinnvoll, GPS einzuschalten, um sie aufzuzeichnen. Etliche Wanderer und Spaziergänger haben wohl den gleichen Gedanken wie wir: der Weg um den See ist gut frequentiert.

Bereits im vergangenen Sommer sind wir den Rundweg gegangen, damals mit zwei Söhnen, und an jenem Tag konnten wir sogar baden. Dazu hat heute niemand Lust. Aber der See ist auch an einem trüben Tag eine Augenweide: in Grün- und Blautönen schimmernd, liegt er vor uns wie ein Juwel. Die Nebelschwaden, die am gegenüberliegenden Ufer aufsteigen, wirken stimmungsvoll.

Das Wetter wird besser, aber es gibt immer wieder kurze Schauer. Die Sicht bessert sich auch, Richtung Zugspitze kann man stellenweise Schnee erkennen. Der Gipfel, den wir aber nicht zu sehen bekommen, ist sicher überzuckert.

Der Rundweg um den Eibsee ist sieben Kilometer lang. Wir lassen uns Zeit und benötigen zweieinhalb Stunden. Den Weg zurück nach Garmisch unterschätzen wir auch. An der Haltestelle der Zugspitzbahn befindet sich ein Wegweiser nach Grainau, dem wir folgen, erst ein Stück an der Straße entlang, dann durch den Wald. In Obergrainau folgen wir dem Wegweiser: Panoramaweg, Höhenrainweg, Untergrainau. Es sind durchweg breite, bequeme Wege, die man getrost in Halbschuhen gehen kann. Wegen des regnerischen Wetters tragen wir allerdings Bergschuhe.

Der Höhenrainweg führt über eine Kuhweide, an der ein Warnschild „Betreten auf eigene Gefahr“ angebracht ist. Es sind auch Kühe dort. In der Schweiz und in Österreich mussten wir schon oft über Viehweiden gehen, aber inzwischen haben sich Meldungen von schlimmen Unfällen gehäuft und wir sind demzufolge etwas ängstlicher als früher. An einer Kreuzung entscheiden wir uns für einen Weg, der von der Weide weg ins Tal führt. Der Höhenrainweg hätte uns ganz dicht an den Kühen vorbei geführt. Mich ärgert es, dass es sich manche Bauern so leicht machen: Warnschild aufhängen und gut ist.

Nun sind wir etwas früher in der Nähe der Loisach als geplant. Zum Glück gibt es einen Rad- und Fußweg neben der Straße, dem wir bis zum Ortseingang von Grainau folgen. Dort gibt es einen Hinweis zum Kramerplateauweg, den wir treffen und bis nach Garmisch gehen möchten. Ca. 800 Meter müssen wir am Straßenrand entlang gehen, ehe der Weg links abzweigt. Den Kramerplateauweg erreicht man relativ leicht über bequeme Serpentinen, die ein Stück bergauf führen. Ist man einmal auf dem Weg angekommen, muss man kaum noch Höhenunterschiede überwinden und gelangt bequem nach Garmisch. Die vier Kilometer oben am Hang entlang sind angenehm zu gehen. Es gibt mehrere Wege, die hinunter in den Ort führen; man kann sich den passenden aussuchen. Ich bin froh, als wir nach 3 ½ Stunden (vom Eibsee aus gerechnet) in unserer Ferienwohnung ankommen. Insgesamt waren wir schätzungsweise zwischen 19 und 20 Kilometer unterwegs.

Samstag, 19. September 2015

Wir sind heute wie geplant nach Garmisch umgezogen, deshalb auch kein Tourenbericht. Wenn das Wetter es zulässt (es soll regnerisch werden), gibt es (hoffentlich) morgen wieder einen kleinen Bericht.

Freitag, 18. September 2015

Leutascher Geisterklamm

Nach der gestrigen langen Tour und wegen der Unbeständigkeit des Wetters ist wieder ein ruhiger Tag geplant. Ideal an solchen Tagen ist eine Wanderung in und um die Leutascher Geisterklamm. Am Vormittag klart es auf und die Sonne scheint sogar richtig warm. Heute nun können wir den Wasserfall-Steig bis zum wirklich imposanten Wasserfall gehen. Dieser Weg, wo man dem Wasser recht nahe ist, ist allerdings nur kurz. Dann kehrt man wieder um und kann vom Eingang aus zu einer der beiden Rundtouren oberhalb der Klamm aufbrechen.

Am Montag hatten wir die kurze Runde gemacht, heute wollen wir nun die große Runde gehen. Es ist ziemlich viel los auf dem Klammsteig: ganze Wandergruppen sind unterwegs. Man geht weit oberhalb der Klamm auf Metallbrücken und –Treppen entlang und hat imposante Tiefblicke. In der Klamm soll der Sage nach ein Geist leben. Der Lehrpfad am Klammsteig verknüpft die Sage mit der Entstehung und Erschließung der Klamm. Wir gehen weiter bis nach Leutasch, wo es nicht viel zu sehen gibt. Einige Wanderwege beginnen hier, so der Franzosensteig und ein weiterer Weg zur Arnspitze, auf der wir gestern waren. Eine anstrengende Tour kommt aber nicht in Frage. Heute gehen wir es ruhig an: die Beine brauchen etwas Schonung, wir genießen die ruhige kleine Wanderung und kehren in Leutasch im Gasthof „Klammgeist“ ein. Es gibt frische Forellen mit viel Knoblauch – heute ist also Verwöhnen angesagt. Ein sehr uriges, empfehlenswertes Restaurant!

Nach dem Essen gehen wir zurück nach Mittenwald. Es hat sich bereits eingetrübt, die hohen Berge sind im Nebel verschwunden, aber erst am Abend regnet es. Die Klamm ist zu Fuß erreichbar, auch ein Spaziergang hierher lohnt. Wir waren insgesamt 14 Kilometer unterwegs, ein paar Höhenunterschiede haben wir auch überwunden, aber nicht von der Art, dass wir sie hier erwähnen müssen. :-)

Donnerstag, 17. September 2015

Von Scharnitz auf die Große Arnspitze, Abstieg nach Mittenwald

Gestern haben wir eine ruhige Wanderung unternommen. Nicht nur deswegen, weil uns der Aufstieg zur Brunnsteinspitze gefordert hat. Ich hatte auch das Gefühl, dass uns die Tour zur Großen Arnspitze einiges abverlangen würde. Im Karwendel hat man eigentlich nur die Wahl zwischen sehr leichten und sehr anstrengenden Touren, denn es gibt kaum Bergbahnen, die einem den Weg nach ganz oben erleichtern.

Wir brechen wieder 8.45 Uhr auf. Der Zug nach Scharnitz hat irgendwelche Probleme… wir weichen kurzentschlossen auf den Linienbus aus, der 9.03 Uhr abfährt. Zehn Minuten später sind wir in Scharnitz. Am nördlichen Ortsende folgen wir dem Weg zur Porta Claudia, einer Burgruine oberhalb des Ortes. Hier geht es auch entlang zur Großen Arnspitze. Ich hatte die Porta Claudia für eine römische Anlage gehalten, denn die Römer haben die Alpen zwischen Mittenwald und Partenkirchen durchquert. Aber nein: die Festung entstand später. Die Ruinen sind beeindruckend und wir erreichen bald die Obere Festung. Hier stellen wir fest, dass wir wieder bergab gehen müssen, um den Weg zur Großen Arnspitze zu treffen. Ein Stück gehen wir über einen wegen Forstarbeiten gesperrten Steig: Glücklicherweise wird gerade nicht gearbeitet und wir treffen bald den markierten Wanderweg zur Arnspitze.

Auf einem Forstweg gehen wir ein ganzes Stück bergauf; dann wird der Weg schmaler und steiler und wir achten gut auf die Markierungen, da dieser Weg wenig begangen wird. Aber irgendwann befinden wir uns an einem ziemlich steilen Hang mitten im Wald und sehen keine Markierung mehr. Ringsum befinden sich mehrere umgestürzte Bäume: wir nehmen an, dass ein, zwei Markierungen verloren gingen. Das genügt schon, um den Weg zu verfehlen…

Christian schaut immer wieder auf die gespeicherte Wanderkarte und versichert, dass wir uns nur wenige Meter vom Wanderweg entfernt haben. Tatsächlich sehen wir keinen Weg mehr, nur vereinzelte Trittspuren, und das Gelände wird zunehmend unzugänglich. Was bleibt uns übrig, als uns irgendwie durchzuschlagen (hoffentlich zum Wanderweg), aber zunächst einfach dort, wo das Gelände zu begehen ist? Wir hangeln uns von Steinen im Hang zu Baumwurzeln, prüfen deren Halt, graben uns Griffe frei. Zeitweise wird mir sehr mulmig, weil ich spüre, dass mich am steilen Hang die Kräfte verlassen.

Plötzlich sieht Christian eine Gämse vor sich und macht mich darauf aufmerksam. Ich antworte, dass mir das gerade ziemlich egal ist, weil ich Mühe habe, mich überhaupt am Hang festzuhalten. Gämse ungewöhnlich nahe heißt wohl: Weg verfehlt! Weiter oben ist das Gelände flacher und man kann normal aufsteigen. Wir sehen schon die Arnspitze und haben das Gefühl, weiter nach rechts gehen zu müssen. Wieder treffen wir auf Fußspuren und gelangen auf einen locker bewachsenen Hang. Weiter oben sehen wir Felsen: dort müsste man hinauf kommen.

Über einen nur undeutlichen Pfad steigen wir auf, orientieren uns nur nach Gefühl. Plötzlich muss ich jubeln, denn ich stoße auf den markierten Wanderweg! Erleichtert folgen wir ihm und schwören, die Markierungen nie mehr zu verlieren. Es dauert noch eine ganze Weile, bis wir an der Arnspitzhütte, einer Selbstversorger-Notunterkunft, ankommen. Unser Ziel, die Große Arnspitze, können wir schon gut sehen. Hier machen wir eine kurze Essens- und Trinkpause. Den Weg von Scharnitz aus möchte ich derzeit nicht empfehlen, es sei denn, man kennt ihn schon. Aber wir sind stolz, dennoch „durchgekommen“ zu sein!

Von der Arnspitzhütte aus gehen wir weiter Richtung Gipfel: zunächst vom Sattel aus in Serpentinen bergauf. Dann wird es abschnittsweise steiler und wir müssen die Hände zu Hilfe nehmen. Ob wir uns wieder herunter trauen werden? Ganz sicher, mit Ruhe und Vorsicht werden wir das packen. Die Rinne, in der wir laut Wanderführer aufsteigen müssen, ist zeitweise recht steil. Gut, dass es überall griffige Felsen gibt, wo man sich halten kann! Endlich fehlen uns nur noch wenige Meter zum Gipfel und diese sind recht gut zu bewältigen. Immer den Markierungen folgen, dann klappt das! Kurz nach halb drei stehen wir oben (2.196 m). Ich mache nur ein Foto von uns beiden, dann steigen wir wieder ab. Das Gipfelkreuz, zu dem man abklettern und wieder aufsteigen müsste, sparen wir uns. Wir haben es geschafft, nur das zählt.

Ein Bergsteiger kommt uns unterhalb des Gipfels entgegen. Er wird uns bald wieder einholen… Kurz nach drei Uhr sind wir wieder am Sattel angelangt. Der andere Bergsteiger ruft uns zu: nun schnell nach unten vor dem Regen! Wir nehmen das noch gar nicht richtig ernst, freuen wir uns doch über den leichteren Abstieg nach Mittenwald. Dieser „leichte“ Abstieg unterhalb der Achterköpfe, über Riedberg und Riedbergscharte hat es doch in sich – und ist recht lang. Unterhalb der Achterköpfe gibt es mehrere wirklich unwegsame und ausgesetzte Stellen. Während wir sie passieren, sehen wir den Nebel, der vom Tal aus höher steigt. Kaum sind wir an den gefährlichen Stellen vorbei, befinden wir uns im Nebel und der Wind wird stürmisch.

Der Weg nach Mittenwald ist lang, aber sehr gut markiert: selbst im Nebel findet man den Steig. Wir sind froh, die Latschen zu erreichen, denn es wird immer unfreundlicher. Dass ein Wetterumschwung schneller kommt, sollte man nicht ausschließen… Bei schönem Wetter ist dieser Wegabschnitt sicher wunderschön. Ist es aber nebelig und der Wind reißt an den Latschen, will man nur noch hinunter.

Wir gehen noch mehrere Stunden im Wald bergab. Zum Glück wird es noch nicht so schnell dunkel, aber wir beeilen uns trotzdem, machen nur noch kurze Trinkpausen und gehen, so gut und so schnell es geht Richtung Mittenwald. Im Wald gibt es immer wieder auch steile, unwegsame Abschnitte, die man bei Dunkelheit nicht unbedingt bewältigen möchte! Endlich gelangen wir unterhalb des Gasthofs „Gletscherschliff“ ins Tal. Diesen Weg kennen wir schon. Es hat nun kräftig zu regnen begonnen. Aber die letzten Kilometer zur Ferienwohnung schaffen wir auch noch, zumal der Weg nun leicht zu gehen ist. Diese Tour war grenzwertig. Wir haben das Gefühl, uns nun als Bergwanderer für anspruchsvolle Touren qualifiziert zu haben. Und wir hatten Glück, es noch gut ins Tal geschafft zu haben! Ganz besonders stolz sind wir darauf, den langen Querfeldein-Marsch geschafft zu haben. Nur mit dieser Erfahrung haben wir uns überhaupt an den Gipfel der Arnspitze getraut.

Es war eine lange, anstrengende Bergtour: 19,8 Kilometer waren wir unterwegs bei 1.800 Höhenmetern Anstieg und 1.795 Höhenmetern Abstieg. Insgesamt waren wir ca. 10 Stunden unterwegs mit nur wenigen Verpflegungspausen. Was bin ich froh, durch den Ausdauersport ein bisschen trainiert zu sein! Männer sind doch generell etwas härter im Nehmen. Aber wir sind gut wieder in Mittenwald angekommen: so muss es sein! (Oberes Foto: Blick zur Großen Arnspitze vom Leitersteig; Unteres Foto: Wir am Gipfel :-))

Mittwoch, 16. September 2015

Barmsee-Rundweg, über die Buckelwiesen zurück nach Mittenwald

Aus verschiedenen Gründen entscheiden wir uns heute zu einer ruhigen, weniger schwierigen Tour. Das Wetter ist unbeständig, es gibt Sturmböen, und am Vormittag regnet es leicht. Ich wünsche mir eine Genuss-Tour mit lieblicher Landschaft, viel Aussicht und weniger steilem Anstieg. Deswegen entscheiden wir uns, mit dem Wanderbus zum Barmsee zu fahren.

Wir kommen am Gasthof Barmsee an und wenden uns nach links, der Ausschilderung „Barmsee-Rundweg“ folgend. Zuerst gelangen wir durch den Wald zum Grubsee, wo es ein schönes Naturbad gibt – es badet allerdings niemand mehr. Von dort aus geht es weiter zum Barmsee, der sich, von Wald und Wiesen umgeben, dunkelgrün und klar unter uns erstreckt. Am Westufer befinden sich eine Liegewiese, mehrere seichte Buchten, wo man rasten und im Sommer auch baden kann. Viele Wanderer und Spaziergänger sind unterwegs. Der See liegt geschützt vor Windböen und bald wird es sonnig und richtig warm. Wer so einen klaren Bergsee in Reichweite hat, kann sich im Sommer glücklich schätzen. Wir gehen weiter um den See Richtung Krün und haben bald einen wirklich atemberaubenden Ausblick auf Karwendel und Wetterstein. Sogar Zugspitze und Alpspitze sind gut zu sehen.

Danach geht es durch einen dichten Wald mit sattgrünem, moosbewachsenen Boden – wahrlich ein Anblick zum Erholen! Nicht nur der Körper braucht mitunter einen oder mehrere Tage zur Regeneration, auch die Seele muss nach einer anstrengenden Tour auftanken. Wieder am Gasthof angekommen, der sehr empfehlenswert ist, machen wir Kaffeepause. Dann entscheiden wir uns, nicht mit dem Wanderbus zurück zu fahren, sondern über die Buckelwiesen nach Mittenwald zu laufen. Dieser Weg ist ausgeschildert und sehr zu empfehlen. Wir sind ihn eigentlich nur gegangen, weil es noch zu früh am Nachmittag war, um die Tour zu beenden. Während wir unterwegs sind, wird uns klar, dass dieser Weg viel mehr ist als eine Schlechtwetter-Alternative.

Die Aussicht nach allen Seiten ist überwältigend: wir sehen die grünen Almwiesen um uns herum, gesäumt von beeindruckenden Bergketten. Dazu das intensive Licht, das man so nur im Spätsommer und Herbst erlebt. Viele Wanderer sind unterwegs und genießen die Ausblicke wie wir. Wir bleiben immer wieder stehen, erfreuen uns an der Landschaft und Aussicht und ich mache viele Fotos. Am späten Nachmittag sind wir wieder in Mittenwald. 19 Kilometer sind wir gewandert bei 764 Höhenmetern Anstieg und 747 Höhenmetern Abstieg.

Dienstag, 15. September 2015

Von Mittenwald zur Brunnsteinspitze

Vollkommen inaktiv waren wir gestern doch nicht: am späten Nachmittag beruhigte sich das Wetter und wir gingen durch den Ort Richtung Leutascher Geisterklamm. Wir wollten zumindest mal sehen, wie weit es bis dorthin ist. Da es nicht so weit war und sich das Wetter ganz gut hielt, gingen wir dann doch den Klammsteig bis zum „Geisterschloss“ und auf der anderen Seite oberhalb der Klamm zurück bis an unseren Ausgangspunkt. Wir werden sicher irgendwann noch den Wasserfallsteig gehen. Der Klammsteig ist auch für Kinder interessant; er ist ein Lehrpfad mit vielen kindgerechten Stationen. Einen kurzen Regenschauer gab es und über Mittenwald muss es gewittert haben. Als wir uns auf dem Rückweg befanden, sahen wir erst einen, dann zwei Regenbogen, die sich über das Tal bis hinauf zum Karwendel spannten. In der Nacht trübte es sich ein. Während die letzten Nächte sternenklar waren – das Schwert des Orion wies genau auf die Berge – waren die Lichter am Berg völlig im Dunst verschwunden.

Am Morgen ist es wie so oft meine erste Tat, den Laptop einzuschalten und den aktuellen Wetterbericht zu studieren. Da das Wetter nun besser sein sollte als am Donnerstag, entscheiden wir uns, die für heute vorgesehene Schlechtwetter-Wanderung zu verschieben und eine größere Tour zu unternehmen. Wir starten wieder an der Talstation der Karwendel-Bahn, gehen zunächst in den Wald, wo alle Steige noch gemeinsam verlaufen. Es geht in vielen Kehren bergauf und ich fürchte schon, dass wir auf dem falschen Weg sind, aber schließlich gabelt er sich und wir gehen rechts herum, der Ausschilderung „Leitersteig“ folgend. Der Leitersteig führt eine ganze Weile oberhalb des Ortes durch den Wald. Ab und an kann man nach Mittenwald hinunter blicken, aber auch auf die gegenüberliegenden Berge: der Nebel lichtet sich und ab und an sind die Gipfel der Großen Arnspitze und der oberen Wettersteinspitze frei. Endlich kommen wir an die Hängebrücke über die Sulzleklamm, von der ich ziemlich begeistert bin, erinnert sie mich doch an die Brücke über die Gornerschlucht bei Zermatt. Auf der anderen Seite angekommen, können wir lesen, dass die Brücke nun die einst über die Schlucht führenden Leitern ersetzt, denen der Steig seinen Namen verdankt. Hier kommen weitere Wege von Mittenwald und Scharnitz hinauf. Wir folgen dem ausgeschilderten Weg zur Brunnsteinhütte, der in weiten Kehren bergauf führt. Bald überholen wir eine Wandergruppe und können sie ein ganzes Stück hinter uns lassen. Hinter einer größeren Gruppe unterwegs zu sein, die öfter mal stehen bleibt, macht nicht unbedingt Spaß, und die Leute sind auch nett und lassen uns vorbei. Nach ca. 2 ½ Stunden erreichen wir die Brunnsteinhütte (1.560 m). Es ist eine kleine Hütte mit einer hübschen Terrasse und einem guten Speise- und Getränkeangebot. Während wir dort sitzen, kommt auch die Wandergruppe an. „Jetzt wissen wir, warum ihr so schnell gegangen seid“, rufen sie uns zu. Sie haben den höchsten Punkt ihrer Tour und die Hälfte der Strecke erreicht. Wir haben erst ein Viertel geschafft…

Wir sind aber entschlossen, weiter Richtung Brunnsteinspitze zu gehen. Von der Hütte aus ist der Weg etwas anspruchsvoller. Es gibt einfache Abschnitte, aber auch felsige, wo man die Hände kurz zu Hilfe nehmen muss, manchmal steigt man über Baumwurzeln und es gibt auch drahtseilversicherte Passagen. Der Weg ist rot markiert, das bedeutet „mittelschwer“. Man sollte gut auf den Verlauf achten. An einer Stelle gehen wir falsch, geradeaus statt rechts herum. Plötzlich sehe ich weiter oben eine Gämse, die auf uns herunter schaut. Vielleicht ist sie verwirrt, weil die Wanderer normalerweise woanders gehen… Da wir bergauf nur noch unter Latschen hindurch robben könnten, wird uns klar, dass wir vom Weg abgekommen sind. Wir finden ihn jedoch schnell wieder. Es gibt einen Abschnitt, wo es steil geradeaus nach oben geht: zunächst ist das gut beherrschbar, aber dann wird es noch steiler und rutschig. Hier sollte man nicht versäumen, sich links herum zu wenden, denn dort ist die rot-weiße Markierung und eine drahtseilversicherte Stelle. Der Steilhang wird umgangen. Es folgen noch ein paar Kehren mit einigen Drahtseilsicherungen, dann steigt man über einen mit ein paar Holzstufen entschärften Abschnitt bis hinauf zum Brunnsteinanger. Bisher war der Gipfel rechts von uns im Nebel gewesen, nun wird die Sicht besser. Hier oben verläuft die Grenze zu Österreich. Links herum geht es zum Mittenwalder Klettersteig, rechts herum zur Brunnsteinspitze. Es ist nun nicht mehr weit. Zunächst erreicht man über einen relativ bequemen Weg die Rotwandspitze (2.190 m). Die Aussicht ist phantastisch. Ganz besonders beeindruckend ist die gegenüberliegende Pleisenspitze, aber auch die Vogelkarspitze und die Östliche Karwendelspitze (die ich gut erkenne, weil sie in unserer ursprünglichen Tourenplanung enthalten waren), sind gut zu sehen, weiter südöstlich die Ötztaler und Zillertaler Alpen. Wir können auch bis hinunter nach Scharnitz sehen. Auf einem Pfad, der unterhalb des Grates zwischen Rotwandspitze und Brunnsteinspitze (2.180 m - mit Gipfelkreuz) verläuft, geht man doch besser, als es zunächst aussieht. Am Gipfelkreuz weht ein kräftiger Wind, so dass wir uns nicht lange aufhalten und wieder zurück gehen. Erst unterhalb des Brunnsteinangers machen wir an einer geschützten Stelle Rast. Von der Hütte bis zum Gipfel haben wir 1:45 gebraucht. Obwohl wir gefühlt nur langsam vorwärts gekommen sind, waren wir doch schneller oben als ausgeschildert (2 ½ Stunden am Wegweiser).

Wir rechnen uns aus, pünktlich zum Kaffeetrinken wieder an der Brunnsteinhütte zu sein. Das Kuchenangebot habe ich mir gemerkt und somit sind wir für den Abstieg auf diesem Weg motiviert. Man kann von der Brunnsteinspitze auch über den Pürzlgrat nach Scharnitz absteigen, aber der Grat sieht gar nicht einladend aus, der Weg gilt auch als schwieriger als unserer. Während des Abstiegs finden wir den Weg gut, wir kennen ihn ja schon. Christian ist einen Moment lang unaufmerksam und stolpert über eine Wurzel – glücklicherweise ist der Steig an dieser Stelle weder schmal, noch ausgesetzt. Dies beweist aber, dass er durchaus seine Tücken hat! Kurz nach halb vier kommen wir an der Brunnsteinhütte an und können Kaffee und Kuchen genießen. Es ist sonnig geworden, aber unsere beiden Gipfel sind wieder im Nebel verschwunden. Glück haben wir gehabt!

Zweieinhalb Stunden werden wir noch bis zu unserer Ferienwohnung in Mittenwald gehen. Bis zur Wegkreuzung an der Hängebrücke geht es auf dem gleichen Steig abwärts, den wir hinauf gegangen sind. Dann wählen wir den direkten Weg nach Mittenwald, der weit vor dem Ort ins Tal führt. Von hier aus müssen wir noch ein ganzes Stück auf Asphalt gehen, was in Bergschuhen weniger angenehm ist – da war der Leitersteig die deutlich angenehmere Variante. Kurz nach 18 Uhr sind wir wieder in unserem Quartier. Aufgebrochen waren wir 8.45 Uhr. Während unserer Tour haben wir 15,3 Kilometer zurückgelegt sowie 1.250 Höhenmeter. (Foto: Rotwandspitze, dahinter die Brunnsteinspitze)

Montag, 14. September 2015

Ein paar Worte am Ruhetag

Ein unbeständiger Tag mit Gewittern ist angekündigt: darum werden wir uns heute im Ort umsehen und einen Ruhetag einlegen.

Liebe Leser, ich freue mich, dass ihr Anteil an unseren Wanderungen nehmt. Ich kann froh und dankbar sein und weiß es sehr zu schätzen, dass sich vor allem Verwandte um uns sorgen. Die neuen Medien bieten ständig neue Möglichkeiten, aber nicht jede Entwicklung muss man mitmachen. Ich habe mich ganz bewusst dazu entschlossen, nicht mehr das zweitschnellste Netz zu nutzen, sondern ein anderes, da die Nutzung deutlich preiswerter ist. Im Gegenzug muss ich mich damit abfinden, dass es nicht immer perfekt funktioniert und das Hochladen eines Fotos eine gefühlte Ewigkeit dauert. Zudem habe ich mich entschieden, mein Smartphone nur in Ausnahmefällen als solches zu nutzen. Denn würde ich das nicht tun, hätte ich dieses Gerät, das mir lieb geworden ist und noch einwandfrei funktioniert, durch ein neues ersetzen müssen. Ich bin froh, dass Christian nach langen Recherchen eine Lösung gefunden hat, wie ich mich diesem Trend noch eine Weile verweigern kann. Ich will kein neues Handy. Ich will keine neuen Funktionen erlernen, die schon überholt sein werden, ehe sie überhaupt ausgereift sind. Und ich möchte nicht, dass die Müllberge in dieser Welt noch größer werden. Wenigstens im Privatleben, wo ich entscheiden kann, was ich brauche und was nicht, kann ich zu diesem Höher-Schneller-Weiter-Irrsinn nein sagen.

Sollte ich also während dieses Urlaubs keinen aktuellen Beitrag posten, muss das nicht bedeuten, dass wir beim Wandern abgestürzt sind. Höchstwahrscheinlich habe ich gerade mal kein mobiles Internet – was aus meiner Sicht nicht so schlimm ist. Es kann aber auch gut sein, dass alles funktioniert und meine Ankündigung überflüssig ist.

Sonntag, 13. September 2015

Westliche Karwendelspitze über Dammkar

Wie Karwendel-Kenner vermutlich wissen, sind wir nicht mit der Bergbahn hinauf gefahren! Der heutige Tag verspricht noch einmal schön zu werden, und da wir von unserem Balkon zum Karwendel blicken können, reifte der Wunsch, dort hinauf zu wandern. Links herum durch den Wald, vermuten wir, gibt es bestimmt einen mäßig steilen Weg hinauf: das stimmt. Wir wandern zuerst Richtung Karwendelbahn. Vom Parkplatz an der Talstation der Bahn aus beginnen auch die Wanderwege. Zunächst geht es für beide Aufstiegsmöglichkeiten geradeaus, bis sich der Weg gabelt. Der Karwendelsteig an der Mittenwalder Hütte vorbei nach oben reizt mich: anspruchsvoll mit Drahtseilsicherungen – interessant hört sich das an. Aber wir fürchten, dazu noch nicht die richtige Kondition zu haben, denn dass der Weg sehr steil ist, weiß man, wenn man seinen ungefähren Verlauf sieht. Wir entscheiden uns für den Ochsenbodensteig zur Dammkarhütte.

Während wir in gleichmäßigen Serpentinen bergauf gehen, wird uns allmählich klar, dass wir die richtige Wahl getroffen haben. Man ist etwa 2 ½ Stunden bis zur Hütte unterwegs; an solche Aufstiege muss man sich erst einmal gewöhnen, wenn man aus dem Flachland kommt. Am Ochsenboden kann man auf einer Bank rasten. Von hier aus kann man die Dammkarhütte bereits sehen, ebenso die etwas weiter entfernte Hochlandhütte. Es geht noch einmal ein Stückchen bergab, bis dann der Weg unterhalb der Felsen verläuft. An einer Wegkreuzung folgen wir der Ausschilderung zur Dammkarhütte. Durch Latschen geht es in Serpentinen bergauf. An den Felsen sehen wir Tiere, können aber nicht erkennen, ob es sich um Gämsen oder eventuell Schafe handelt. Ein Fernrohr dabei zu haben, ist in so einem Fall nicht schlecht – unseres liegt leider in der Ferienwohnung…

An der Dammkarhütte machen wir eine Pause; man kann hier etwas trinken und eine Kleinigkeit essen. Mir ist es noch zu früh zum Essen, da ich reichlich gefrühstückt habe, aber ein großes Glas Spezi ist ein perfekter Energiespender. Wir haben das Gefühl, genau die richtige erste Hochgebirgstour in diesem Jahr gewählt zu haben. Christian hält sich erstaunlich gut; die Ferse macht noch keine Probleme. Deshalb gehen wir weiter bergauf Richtung Westliche Karwendelspitze. Die Dauer ist mit 2:55 Gehzeit angegeben, aber es muss auch möglich sein, einfach zur Seilbahn abzubiegen, ohne den Gipfel zu besteigen. Es ist ja gut, Alternativen zu haben. Der weitere Aufstieg zieht sich doch noch in die Länge. Zunächst geht es steil im Geröll bergauf. Man muss ein bisschen gucken, wo man am besten geht, aber der Geröllhang an der Zugspitze ist weitaus steiler. Dann wird der Weg wieder angenehmer. Immer geht es noch ein Stück und noch ein Stück weiter nach oben. Viele Wanderer, die uns von oben entgegen kommen, haben mit dem Abstieg zu kämpfen, vor allem, wenn sie keine Teleskopstöcke dabei haben. Wir haben den Eindruck, dass der Aufstieg leichter als der Abstieg ist. Aber es zieht sich… selbst dann, als man schon hinüber zur gegenüberliegenden Bergkette blicken kann, geht es noch weiter bergauf. Einen Eingang zum Berg mit der Aufschrift: „Bergbahn“ ignorieren wir: wir halten es für ein Gebäude zur Wartung der Anlage.

Wir gehen also weiter bergauf; der Weg ist hier durch einige Holzstufen versichert worden, die etwas Trittsicherheit im Schutt bieten. So erreichen wir die Dammkarscharte, wo ein steifer Wind bläst. Ein Wanderer, der mit uns ein Stück aufgestiegen war, kehrt um, weil er Drahtseile gesehen hat, und geht hinunter zum Tunneleingang, von wo aus man die Bergbahn erreicht. Wir wollen uns das Drahtseilstück aber ansehen; zum Absteigen haben wir eigentlich keine Lust. Von einem Paar, das dort ebenfalls unterwegs ist, erfahren wir, dass man innerhalb von fünf Minuten die Bergbahn erreicht. Das Drahtseil versichert einen kurzen ausgesetzten, etwas unwegsamen Abschnitt, der aber schnell überwunden ist. Ansonsten ist der Weg völlig harmlos. Bald sehen wir unter uns die Bergstation der Bahn – und gar nicht weit über uns ein Gipfelkreuz. Sollte das die Westliche Karwendelspitze sein? Bald entdecken wir den Wegweiser und beschließen, es zu versuchen. Reichlich 20 Minuten braucht man zum Gipfel, von der Bergbahn aus dauert es ein bisschen länger. Der Weg ist durchweg mit einem Stahlseil gesichert. Dies ist vor allem deswegen nötig, da der Fels an vielen Stellen schon sehr „abgewetzt“ und glatt ist. Aber mit entsprechender Vorsicht ist der Gipfel (2.385 m) gut zu erreichen, zumal man am Seil immer Halt findet. Die Aussicht ist natürlich wundervoll: wir sehen bis hinunter nach Mittenwald, hinunter auch zum Kranzberg, auf dem wir gestern waren, und natürlich auch hinüber zu den höheren Karwendelgipfeln: der Pleisenspitze, Birkkarspitze, Vogelkarspitze, der Östlichen Karwendelspitze… noch viele Traumgipfel locken in diesem Gebirge! Da aber immer mehr dunkle Wolken heranziehen und der Weg nach Mittenwald noch weit wäre, beschließen wir, mit der Bahn ins Tal zu fahren. Zuvor statten wir dem Riesenfernrohr einen Besuch ab und machen eine Kaffeepause im Restaurant. Eine rundum gelungene Tour, die uns einen ersten Eindruck von einem interessanten Wandergebiet vermittelt hat. 11,67 Kilometer waren wir unterwegs bei 1.862 Höhenmetern Anstieg und 542 Höhenmetern Abstieg. (Foto: Aussicht von der Westlichen Karwendelspitze)

Samstag, 12. September 2015

Von Mittenwald zum Hohen Kranzberg

Mittenwald ist unser erster Ausgangs- und Unterkunftsort während des diesjährigen Alpenurlaubs. Unser erster Eindruck bei der Ankunft war: wunderschön und von beeindruckenden Bergen umgeben! Mit jenen Bergen aber sind wir dieses Mal vorsichtig: Christian hat sich bei unserer langen Erzgebirgstour etwas an der Ferse verletzt, so dass richtig große, anstrengende Bergtouren auf ein anderes Mal verschoben werden müssen. Wir gehen es also ruhig an und sehen zu, was machbar ist und was nicht. Denn auch an Vorbereitungstouren hat es dieses Mal gefehlt.

Unser erstes Tourenziel ist der Hohe Kranzberg, 1.390 Meter hoch. Im Unterschied zu vielen anderen Gipfeln, so der benachbarten Oberen Wettersteinspitze, ist der Kranzberg eher ein Buckelchen. Aber der Aufstieg ist zeitweise durchaus steiler und die Aussicht sehr lohnend. Nach einem Bummel durch Mittenwald steigen wir hinauf bis zum Sessellift, den wir aber nicht benutzen – schließlich möchten wir an einem traumhaft sonnigen Spätsommertag ein Stück wandern. Es wird warm während des Aufstiegs: die Jacken werden bald im Rucksack verstaut. Der Wanderweg verläuft in Bögen durch den Wald, immer in Nähe des Sesselliftes, aber nicht darunter. Nur wenige Meter oberhalb der Bergstation des Sesselliftes befindet sich der Berggasthof St. Anton. Wir machen eine Pause auf der Terrasse – den Getränke-Bedarf bei dieser Tour habe ich unterschätzt. Von hier aus kann man hinunter zum Lautersee blicken, auf Wettersteinspitze und Arnspitzmassiv, aber auch auf die Karwendelwand an der gegenüberliegenden Talseite.

Als wir weiter zum Gipfel gehen, kommen wir an weiteren Aussichtspunkten vorbei. Nach einem steilen Wegabschnitt geht es wieder flacher, bis dann der letztere steilere Abschnitt bis zum Gipfel kommt. Oben angekommen, rasten wir nur kurz und wenden uns weiter nördlich auf einem schmalen Wanderweg durch den Wald Richtung Wildensee. Wenn ich hier von „schmalem Weg“ schreibe, meine ich: kein breiter Fahrweg mehr (wie bisher), aber dennoch relativ bequem zu gehen. Ich habe bei dieser Tour meine Leichtwanderschuhe getragen, keine hohen Bergschuhe. Unser Weg ist idyllisch. Lange Zeit begegnen wir niemandem und genießen die Natur.

Dieser Weg führt uns sehr weit talwärts. An einer Kreuzung gehen wir links herum auf einem breiten Fahrweg. Es gibt keine Wegmarkierung, aber unsere Karte zeigt an, dass wir nach einer Weile auf Wege zum Ferchensee treffen werden. Wir wandern ein Stück durch militärisches Übungsgelände, was nicht verboten ist. Irgendwann treffen wir den markierten Weg und folgen der Ausschilderung: Ferchensee, Lautersee, Mittenwald. Es geht noch einmal ein gutes Stück bergauf. Leider hat unser GPS-Gerät die Tour nur bis kurz unterhalb des Kranzberggipfels aufgezeichnet. Die Höhenmeter hätten uns interessiert, auch wenn die Tour insgesamt leicht war. Wir folgen der Ausschilderung zum idyllisch gelegenen Ferchensee, den wir nicht vollständig, sondern etwa zur Hälfte umrunden. Ich bedauere es, den Badeanzug in der Ferienwohnung gelassen zu haben, denn es ist warm genug zum Baden und etliche Leute sind auch im Wasser, das sehr klar und einladend aussieht. Ich gehe mit den Füßen hinein und finde es sehr angenehm.

Vom Ferchenseeaus gehen wir weiter zum Lautersee und von dort aus durchs Laintal – sehr angenehm am Wasser und später am Wasserfall entlang – zurück nach Mittenwald. Leider haben wir die Tour nicht komplett aufzeichnen können; ich nehme an, es könnten 11-12 Kilometer gewesen sein. (Foto: Ferchensee)