Freitag, 6. September 2013

06.09.13 Von Gargellen aus zum Riedkopf



Für unsere letzte Wanderung hatten wir uns eine relativ gemütlich anmutende Halbtagestour aus dem Rother-Wanderführer „Montafon“ ausgesucht. Rein zeitlich betrachtet, hat das auch geklappt. Wir nahmen den Bus nach Gargellen ab Bahnhof Schruns und fuhren bis zur Endhaltestelle Schafbergbahn. Diese brachte uns auf 2.100 m, wo wir dem rot-weiß markierten Weg zum St.-Antönier-Joch und zum Riedkopf folgten. Der Weg führte durch eine Senke und stieg zum Joch hin wieder an. Wir erkannten linker Hand hinter der dominierenden Madrisa den Doppelgipfel der Schlappiner Spitze, wo wir im vergangenen Sommer gewandert sind. Vom St.-Antönier-Joch aus blickte man, wie der Name schon sagt, hinunter nach St. Antönien in der Schweiz, unserem Ausgangspunkt zu Rätikon-Touren während unserer Aufenthalte in Davos. Eine Wegmarkierung zum Riedkopf sahen wir plötzlich nicht mehr, aber rechts von uns ging es rot-weiß markiert über felsiges Gelände bergauf und beim Konsultieren des Wanderführers waren wir der Meinung, nur dort kann es weitergehen. Dieser rot-weiß markierte Weg ist ein alpiner Steig und aus anderer Richtung ist er auch so gekennzeichnet, nämlich mit dem Zusatz „für Geübte“. Hätten wir die mitgeführte Wanderkarte „Montafon“ genauer angesehen, wäre uns ein zweiter Weg, der etwas unterhalb des Jochs auf der anderen Seite beginnt und in weniger abschüssigem Gelände verläuft, aufgefallen. Wir gingen also auf dem Steig und standen auf einmal vor einer ausgesetzten Stelle, an der wir beinahe umgekehrt wären. Der Weg war schmal und daneben ging es senkrecht in die Tiefe. Zwei Wanderer, die nach uns kamen und die wir vorbei ließen, marschierten problemlos dadurch und ihre Sicherheit ermutigte uns, ihnen zu folgen. Wir hielten uns an den Felsen und gingen langsam weiter. Der Steig war weiterhin schmal, wechselte dann aber auf die andere Bergseite und dort war das Gelände nicht ganz so steil, so dass wir gut weitergehen konnten. An einigen Stellen mussten wir die Hände zu Hilfe nehmen, was nicht weiter schwierig ist. An der nächsten Wegkreuzung sahen wir dann den Abzweig „Leichter Weg St.-Antönier-Joch“, der ein gutes Stück unterhalb unseres Weges verlief. So hätte man die heiklen Stellen gut umgehen können. Problematisch fanden wir, dass man die Wege vom Joch aus miteinander verwechseln kann, aber vermutlich wird rot-weiß an dem alpinen Steig irgendwann durch blau-weiß ersetzt werden. Am genannten Wegkreuz zweigt der Weg ins Tal nach Gargellen ab, den wir zurück nehmen würden. Zunächst folgten wir aber dem Wegweiser zum Riedkopf „Unmarkierter Steig“. Wir wollten sehen, ob wir unser Gipfelziel erreichen können. Wir folgten deutlichen Wegspuren über einen erhöhten Vorgipfel. Hier machten wir eine Rast und ich fotografierte Schesaplana, Sulzfluh, Drusenfluh und Weißplatte – mir war also doch noch ein Rätikon-Blick vergönnt. Danach gelangten wir an Felsen, wo wir Hand anlegen mussten, um hinüber zu kommen. Erst später merkten wir, dass ein deutlich bequemerer Pfad um diesen Vorgipfel herum führt. Nach einigen kleinen Graterhebungen kamen wir an den im Wanderführer ausgewiesenen Grasrücken, der allerdings nicht besonders groß ist: das Gelände wurde gleich wieder felsiger und der Weg sehr schmal. Dieser weitere Wegverlauf und der felsige Riedkopf veranlassten mich, meinen Rucksack und einen meiner Teleskopstöcke auf dem Grasrücken zurückzulassen, was eine gute Entscheidung war, denn ich brauchte Bewegungsfreiheit und beide Hände; zum gelegentlichen Abstützen genügte ein Stock – beide wären nur hinderlich gewesen. Wir hatten das Glück, erfahrene Leute vor uns zu haben, die auf den Gipfel kletterten und denen wir folgen konnten. Der Riedkopf und der alpine Steig vom Joch aus waren durchaus eine kleine Herausforderung für uns und wir waren mitunter unschlüssig, ob wir weiter gehen würden. Die Tourenbeschreibung im Wanderführer und die Klassifizierung erscheinen mir untertrieben, aber letztlich ist so etwas Ermessenssache. Wir hielten uns nicht lange auf dem Gipfel (2.552 m) auf; schließlich hatte ich Sachen von mir zurückgelassen. Der weitere Wegverlauf über den Gargellener Alptobel und weite Almwiesen war dann sehr angenehm und aussichtsreich. Solche langen, ruhigen Abstiege von den Höhen kennen wir auch aus Davos und dieses Wegstück war nicht von Wandergruppen überlaufen. Wir genossen die Stimmung und den Blick über die schon herbstlich gefärbten Weiden. Die ersten Haufenwolken ballten sich über den Bergen; in den nächsten Tagen soll es unbeständiger werden. Als gemütlich hatten wir die Tour zum Riedkopf nicht empfunden, aber wir freuten uns, es geschafft zu haben. Wir gelangten dann – abweichend vom Wanderführer – an der Gargellener Alpe hinunter in den Ort; der Weg war entsprechend markiert. Er führte uns direkt zur Talstation der Schafbergbahn, wo bald danach unser Bus nach Schruns abfuhr. Wir sind 9,3 km gegangen, 581 Höhenmeter aufgestiegen und 1.328 Höhenmeter abgestiegen. Auch dieses Gebiet rund um Gargellen bietet herrliche Touren, von denen wir erst eine unternommen haben. Der Abschied wird uns, weil das Wetter umschlagen soll, weniger schwer fallen, aber fest steht: wir möchten wiederkommen.

Donnerstag, 5. September 2013

05.09.13 Golmer Höhenweg, Geißspitze und Latschätzer Höhenweg



Die Tour ist im Rother-Wanderführer „Montafon“ beschrieben. Am vergangenen Mittwoch haben wir diese Gipfeltour bleiben lassen und sind vom Golmer Joch aus hinunter zur Lindauer Hütte gegangen. Nebel und Nässe sind keine guten Voraussetzungen für diese Wanderung. Nun hatten wir beste Bedingungen: spätsommerliches Wetter, was mir in den Alpen am liebsten ist, und klare Sicht nach allen Himmelsrichtungen, vereinzelte Wölkchen über der anderen Talseite wirkten eher hübsch als störend. Wir fuhren mit dem Ortsbus nach Latschau und von dort aus mit der Golmerbahn bis zur Bergstation (1.892 m). Beim Aufstieg zu Latschätzkopf (2.219 m) bewunderten wir schon die Aussicht und am Gipfel angekommen, hieß es nur noch: Kamera zücken und ringsum fotografieren. Einige Gleitschirmflieger starteten und wir sollten sie noch oft sehen. Sie kamen uns zeitweise ziemlich nahe. Der Wegverlauf führte immer mal abwärts, über kleine Erhebungen und dann wieder aufwärts bis zum Kreuzjoch (2.261 m). Von dort aus blickten wir direkt zur Zimba und zur Schesaplana, der Königin des Rätikon. Nach einer kurzen Pause ging es weiter auf dem rot-weiß markierten Gratweg zum Hätaberger Joch (2.154 m). Teilweise ist der Weg recht felsig, dann wieder bequemer. Wir kamen der Geißspitze immer näher und als wir die winzigen Menschen dort auf dem Gipfelgrat sahen, hatte ich meine Zweifel, ob wir diesen Weg, von uns aus gesehen ein schmaler Pfad in abschüssigem Gelände, überhaupt gehen können. Aber zunächst gelangten wir an einen Sattel, wo wir bequem rasten konnten und eine geradezu atemberaubende Sicht auf die Drei Türme hatten. Wir konnten jemanden oben auf dem mittleren Turm erkennen und eine Gestalt war auf dem Schneefeld oberhalb des Sporatobels sichtbar. Ebenso faszinierend war der Blick hinüber zur Sulzfluh mit ihrem gewaltigen, ansteigenden Plateau und dem markanten Hauptgipfel. Aber auch die Geißspitze, unser heutiges Gipfelziel, flößte uns Respekt ein. Der Weg war dann weniger schwierig, als es von weitem aussah. Wir folgten den rot-weißen Markierungen relativ zügig bis hinauf zum Gipfel (2.334 m), den wir allerdings nach einer kurzen Foto-Pause wieder verließen, weil es dort oben von Fliegen wimmelte. Außer uns waren viele Wanderer jeden Alters unterwegs, auch Familien mit Kindern, über deren Kondition ich immer wieder staunte. Nun ging es abwärts Richtung Lindauer Hütte. Dieser Weg sieht vom Tal aus sehr anstrengend aus, aber er verläuft in relativ angenehmen, nicht allzu steilen Kehren hinunter (oder hinauf, je nachdem, wo man aufbricht). Wir gingen nicht bis zur Hütte, denn heute hatten wir ausreichend Verpflegung dabei, sondern machten uns auf dem Latschätzer Höhenweg wieder auf Richtung Bergstation Golmerbahn. Der Weg steigt leicht an, manchmal auch etwas steiler, ist aber relativ bequem zu gehen. Wir sahen Tilisuna-Schwarzhorn, Tschaggunser Mittagsspitze und noch einmal den Sulzfluh-Rachen, wo wir neulich hinunter gekommen sind. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich das letzte Mal in diesem Jahr die Sulzfluh sehen würde. Aber mit der zweiten Besteigung haben wir uns an diesem anziehenden und beeindruckenden Berg hoffentlich gesättigt; zumindest im nächsten Jahr soll es mir genügen, sie nur anzusehen. Diese Gegend hier hat noch so viel zu bieten, weswegen wir wieder kommen müssen. Zufrieden kamen wir an der Golmerbahn an und fuhren zurück ins Tal. 10,4 km sind wir gegangen, um die 950 Höhenmeter Anstieg und auch Abstieg.

Mittwoch, 4. September 2013

04.09.13 Vom Sennigrat über Kreuzjoch und Zamangspitze, über Seenweg zurück zur Kapellalpe



Da die gestrige Tour anstrengend war, entschieden wir uns – nach ausgiebigem Ausschlafen – zu einer aussichtsreichen und weniger fordernden Wanderung. Wir ließen uns mit Hochjochbahn und Sessellift bis zum Sennigrat (2.289 m) fahren. Hier konnten wir nun die grandiose Aussicht weit über das Tal, ins Rätikon und bis zur Silvretta genießen. Weiter ging es auf dem Höhenweg zum Kreuzjoch (2.395 m) und genau wie an unserem ersten Wander-Tag im Montafon weiter zur Zamangspitze (2.386 m). Die Aussicht wurde immer schöner. Allerdings fühlten sich die Beine etwas wacklig an und ich fühlte mich in den knöchelhohen Wanderschuhen nicht so sicher wie in den Bergstiefeln. Somit waren wir mit dem rot-weiß markierten  Aufstieg zur Zamangspitze völlig ausgelastet. Wir sahen einige Wanderer den blau-weiß markierten alpinen Steig nehmen und erkannten nun auch seinen Verlauf, teilweise fast senkrecht am Fels hinauf. Dies war für uns heute nicht machbar. Die Aussicht vom Gipfel war überwältigend und wir waren froh, hier ein zweites Frühstück einnehmen zu können. Wahrscheinlich fehlten uns auch Kalorien; wir haben bei unserer gestrigen Tour relativ wenig gegessen. Eine Nachmittags-Einkehr in der Wormser Hütte war nun schon beschlossen. Zunächst gingen wir aber zurück zum Wegweiser unterhalb des Kreuzjochs. Unterwegs trafen wir ein Ehepaar, das versehentlich den alpinen Steig genommen hatte. Sie hatten den Weg unter Schwierigkeiten bewältigt und zeitweise kaum noch Tritte an der steilen Passage gefunden. Gut, dass wir das nicht probiert haben. Man kann vom Wegweiser aus noch ein Stück bergauf Richtung Kapelljoch gehen. Dort führt ein Pfad über die Felsen, der nicht weiter schwierig ist. An einem dieser Aussichtspunkte ist ein Fernglas installiert, das zu allen Gipfeln, die ringsum zu sehen sind, auch die Namen und die Höhe anzeigt. Ein ungesicherter alpiner Steig führt weiter hinauf zum Kapelljoch, aber dieser sah sehr ausgesetzt aus und besonders unterhalb des Gipfels steil und rutschig. Diesen Weg würden wir nicht nehmen, da braucht man gute Nerven und absolute Schwindelfreiheit. Wir gingen zunächst ein Stück auf dem Seenweg und bogen dann zur Wormser Hütte ab, um uns ausgiebig zu stärken. Danach ging es vorbei an Herzsee und Schwarzsee. Von dort aus sahen wir den Hochjoch-Skitunnel, durch den man laufen kann. Er führt 475 Meter durch den Berg und auf der anderen Seite verläuft ein breiter Weg zur Kapellalpe, wo die Hochjochbahn abfährt. Wir genossen die schöne Rätikon-Aussicht: Schesaplana und Zimba standen uns auf der anderen Talseite quasi gegenüber. Von einem Speichersee unterhalb des Tunnels verläuft ein Pfad zur Aussicht Surblies (1.985 m). Und weil es so sonnig und die Fernsicht wirklich traumhaft war, gingen wir weiter zum Aussichtspunkt und anschließend noch um den Speichersee herum. Dann erreichten wir innerhalb weniger Minuten die Bergstation der Hochjochbahn. Wie sich herausstellte, fuhr zehn Minuten nach unserer Ankunft die letzte Gondel ins Tal. Hätten wir sie verfehlt, wären wir noch gut drei Stunden nach unten unterwegs gewesen. Glück gehabt; die Bahn war die bessere, weil kniefreundliche Variante.  9,5 Kilometer sind wir gegangen bei 470 Höhenmetern im Anstieg und 887 im Abstieg.

Dienstag, 3. September 2013

03.09.13 Tilisunahütte – Sulzfluhgipfel – zurück nach Latschau



Genau so schön, wie die Berge bei Sonnenuntergang waren, wirkten sie auch am Morgen. Es war beeindruckend, auf über 2.200 Metern Höhe aufzuwachen und durchs Fenster über die Gipfel zu schauen! Im Matratzenlager war es warm und gemütlich, geschlafen haben wir allerdings weniger gut. Man schläft meist nicht besonders gut in Berghütten. Kurz vor acht Uhr, nach dem Frühstück, starteten wir Richtung Sulzfluhgipfel. Die Zeit war mit zwei Stunden von der Hütte aus angegeben – beinahe ein Spaziergang! Es ging anfangs doch recht steil bergauf. Die Sicht war bald überwältigend: man sah die weißen Gipfel der Berninagruppe, die markanten, vergletscherten Silvretta-Riesen und auch die Berge um Davos, die wir größtenteils gut kennen. Die Aussicht wurde immer grandioser, umso höher wir gelangten. Wir gingen ein ganzes Stück beinahe ohne Höhengewinn, dann stieg der Weg nochmal an. Die Sulzfluh (2.818 m) gilt als der am leichtesten zu besteigende Rätikongipfel, aber man sollte sie keinesfalls unterschätzen. Aus dem Tal gelangt man auf den Gipfel besser mit einer Zwischenübernachtung, und gutes Wetter ist ebenfalls vonnöten. Drei Wege und zwei Klettersteige führen hinauf. Der Weg von der Tilisuna-Hütte aus ist für einigermaßen trittsichere und konditionierte Wanderer problemlos zu schaffen, und er ist auch eine richtige Genießer-Tour. Wir gingen über das weite, leicht ansteigende Sulzfluh-Plateau, das ich mir so oft auf Videos angesehen habe, und waren gegen 10 Uhr auf dem Gipfel. Es war noch ausgesprochen ruhig und beschaulich dort oben. Im vergangenen Jahr waren wir erst mittags dort und trotz der Schneelage waren unentwegt Menschen auf dem Weg nach oben. Nun hatten wir also ideale Verhältnisse erwischt für eine gemütliche Gipfelrast. Keine Wolke war am Himmel, wir hatten wundervolle Aussicht nach allen Seiten. Dann machten wir uns an den Abstieg. Wir hätten natürlich wieder zur Tilisunahütte zurückgehen, Pause machen und über den Bilkengrat –ebenfalls ein sehr attraktiver Weg, rot-weiß  – zur Lindauer Hütte gehen können, aber wir kannten nun einmal den direkten Weg nach unten durch den Rachen (blau-weiß) und es ergab sich, dass wir ihn auch dieses Mal ansteuerten. Mit uns waren noch ein Paar und eine dreiköpfige Familie dort unterwegs. Sieht man von oben aus in den Rachen hinunter, wirkt der Weg noch etwas bedrohlicher als von unten nach oben. Bei Schnee allerdings sollte man ihn eher meiden – oder gut kennen. Vor einem Jahr sind wir ihn ganz naiv gegangen und hatten das Glück, zwei erfahrene Bergsteiger vor uns zu haben, denen wir folgen konnten. Damals hatte es über Nacht geschneit und wir konnten die Markierungen nicht sehen. Nun trauten wir uns zu, den Weg langsam und vorsichtig hinunter zu gehen. An manchen (leichten) Kletterstellen mussten wir uns unseren Weg suchen, teilweise war es steil, teils ging es in feinem Geröll bergab. Erstmals bin ich in diesem feinen Schotter stellenweise „abgefahren“ wie auf Skiern, nur fühlt man sich mit Bergschuhen sehr viel sicherer. Der Weg durch den Rachen ist dennoch fordernd, weil sehr steil. Kommt man auf dem ebenen Stück an, wo auch der Weg zum Klettersteig „Gauablickhöhle“ abzweigt, ist man noch lange nicht im Tal angelangt. Auch der folgende Abstieg erfordert Aufmerksamkeit und kostet Kraft, weil etliche steilere Felsabschnitte überwunden werden müssen. Aber wir sind doch viel schneller als erwartet vorangekommen. Ich hatte damit gerechnet, dass wir gegen 16 Uhr an der Lindauer Hütte (1.744 m) ankommen würden, aber wir waren bereits 14.15 Uhr dort. Zunächst hatte ich das Gefühl, nicht mehr weiter gehen zu können, aber nach einer Pause im Schatten und einer Stärkung entschlossen wir uns, nicht wie geplant in der Hütte zu übernachten, sondern noch bis nach Latschau weiterzugehen, wo der Ortsbus nach Tschagguns abfährt. Die nahe liegenden Gipfel würden wir auch innerhalb einer Tagestour besteigen können, und außerdem lockte es uns, zurück in unsere schöne Ferienwohnung zu kehren, wo wir mit Sicherheit paradiesisch schlafen würden! Wir sind sehr stolz, ein zweites Mal „durch den Rachen“ gegangen zu sein, und unsere wunderschöne Tour zur Sulzfluh erfüllt mich mit großer Dankbarkeit. Gipfelerlebnisse können lange und intensiv nachwirken, Kraft und Glücksgefühle spenden. Berge lehren Achtsamkeit. Ich würde die Sulzfluh immer wieder gern besteigen, aber nach einer solchen Tour konnten wir nicht gleich eine weitere konditionell fordernde anhängen. Wir wohnen nicht nahe genug an den Alpen, um mal über ein Wochenende hinzufahren, und uns fehlt in diesem Jahr das Wander-Training. Wir haben  15,3 Kilometer zurückgelegt, 875 Höhenmeter im Anstieg und 2.000 Höhenmeter im Abstieg.

02.09.13 Von Latschau aus zur Tilisunahütte



Im Urlaub ist es wie auch sonst im Leben: man entscheidet sich gegen etwas und für etwas anderes. Am Sonntag hat es immer wieder geregnet, auch die Nacht hindurch, und erst ab Montag Mittag sollte es auflockern. Ein Aufstieg über nasse Wege von Brand aus zur Mannheimer Hütte kam für uns nicht in Frage; die Zustiege verlangen trockenes Wetter und klare Sicht. Somit musste die Traumtour zur Schesaplana auf dieser Route auf ein anderes Mal verschoben werden. Alternative war ein weiterer attraktiver Gipfel, für den wir im Falle der Schesaplana-Variante keine Zeit gefunden hätten: die Sulzfluh. Wir sind im vorigen Jahr schon auf dem Gipfel gewesen (auf der Schesaplana waren wir vor zwei Jahren), aber beim Aufstieg zur Tilisunahütte haben wir uns auf Grund schlechter Sichtverhältnisse gar nicht richtig umsehen können. Mich interessierten die Berge rund um die Hütte, vor allem die Weißplatte, aber auch der Aufstieg von der Hütte aus zur Sulzfluh, den wir noch nicht kannten, reizte mich sehr. Wir nahmen den Ortsbus von Tschagguns aus nach Latschau und folgten zunächst dem gelb markierten Weg nach Grabs. Bald zweigte ein rot-weiß markierter Wanderweg zur Alpila-Alpe und Tilisunahütte ab.  Man kann die Tilisunahütte von hier aus auch durchs Gauertal, vorbei an der Lindauer Hütte und anschließend über den Bilkengrat erreichen, aber diesen Weg wollten wir nicht gehen, da wir ihn bereits kennen. Es ging lange Zeit recht steil durch den Wald nach oben, der Weg war durch den nächtlichen Regen ziemlich schlammig geworden. Als wir endlich unterhalb der Alpe den Wald verließen, war die Tschaggunser Mittagsspitze(2.168 m) schon gut zu sehen. Ich hoffte, diesen Gipfel während unseres Aufstiegs besteigen zu können. Nach wenigen Metern begann der blau-weiß markierte Steig zur Mittagsspitze. Wir kamen an der Alpe an, wo wir leckeres Raclette-Brot bekamen und erst einmal eine Pause machten. Der Blick hinunter und übers Tal war schon ziemlich imposant, und die Wolken hatten sich verzogen. Man kann hier auch einen rot-weiß markierten Weg zur Tilisunahütte weitergehen, aber uns reizte die Mittagsspitze und deshalb folgten wir den blau-weißen Markierungen. Es war nun sonnig und warm geworden. Wir machten am Fuß der Mittagsspitze Rast. Ich bin ein Stück auf dem unmarkierten und ungesicherten Steig Richtung Gipfel hinauf geklettert und zwar so weit, wie es für mich unbedenklich war und Spaß gemacht hat. Als ich an eine Platte gelangte, die ich zwar – bei ausreichend Zeit – irgendwie überklettert hätte, entschloss ich mich zur Umkehr. Bis zum Gipfel war noch ein Stück zu bewältigen; der Wegverlauf erschien mir immer steiler und die Blöcke immer größer und ich war mir auch nicht sicher, ob ich auf dem ziemlich ausgesetzten wirkenden Gipfelgrat herumkrabbeln würde. Der Weg zur Hütte führte über einen Grat weiter bergauf, über mehrere Aussichtspunkte hinweg zum Schwarzhornsattel. Das Tilisuna-Schwarzhorn ragte abweisend und sehr imposant vor uns auf. Es ist mir rätselhaft, wie man es besteigen kann. Einen Wanderweg nach oben gibt es nicht. Der blau-weiß markierte Weg führte nun ein Stück bergab und traf den rot-weißen, von da an ging es rot-weiß weiter bis zur Tilisunahütte (2.208 m). Nun konnten wir uns in Ruhe umsehen und auch noch ein ganzes Stück Richtung Weißplatte (2.630 m) gehen. Für eine Besteigung dieses schönen und faszinierenden Berges müsste man allerdings die eine oder andere Stunde zusätzlich einplanen, und man muss auch wieder hinunter gehen. Wir haben zwar keinen markierten Wanderweg hinauf gesehen, aber mehrere Steinmännchen, und das Gelände ist, soweit wir es gesehen haben, bei guter Sicht und gutem Wetter beherrschbar. Man geht vom Tilisuna-Fürkle aus entlang von Steinmännchen über gut begehbaren Kalkstein. Uns gefielen vor allem die vielen kleinen, teilweise blühenden Pflanzen – man fühlte sich wie in einem riesigen natürlichen Steingarten. Auch von der Senke am Gruobenpass führt ein deutlicher Pfad Richtung Weißplatte. Es hätte uns gereizt, weiter zu gehen, aber dies wäre eine Gipfeltour für sich gewesen, die wir an diesem Abend nicht mehr geschafft hätten. Es bleibt ein Wunsch für später! Ganz passend zu unserer kleinen Exkursion waren wir im Lager „Weißplatte“ mit Blick zum Berg untergebracht, konnten ihn nachts bei Sternenlicht und am Morgen bei Sonnenaufgang sehen. Die Tilisunahütte ist sehr gemütlich und typisch einfach (der Höhenlage angemessen) und es war schön, dort ein weiteres Mal über Nacht zu bleiben. Wir haben bei dieser wunderschönen Tour 8,2 km zurückgelegt, worin der Abstecher zur Weißplatte nicht eingerechnet ist – es kam mir wesentlich weiter vor -; 1.432 Höhenmeter im Anstieg und 319 im Abstieg.