Mittwoch, 17. September 2014

16.9.14 Blauherd - Ritzengrat - Unterrothorn - Oberrothorn - Fluhalp

Obwohl die Wetterprognose den einen oder anderen Regenschauer nicht ausschloss, nahmen wir wie geplant die Sunnega-Standseilbahn und fuhren mit der Kabinenbahn weiter bis Blauherd. Staunend beobachteten wir die großen Gondeln, die bis zum Unterrothorn (3.104 m) hinauf fahren. Aber: ein bisschen wandern wollten wir ja auch – und wir hatten uns den Weg ja schon ein Stück erleichtert, indem wir nicht in Zermatt losgegangen waren.

Wir folgten der Wegmarkierung Ritzengrat – Unterrothorn. Über Nacht hatte es sich abgekühlt: abends und nachts hatte es geregnet. 5 Grad am Unterrothorn: nicht gerade das, was wir gewohnt sind… wir würde es dann am Oberrothorn sein? Das Oberrothorn stand schon seit Monaten auf unserer Wunschliste für diesen Urlaub, aber natürlich erzwingen wir einen Aufstieg auf einen Berg dieser Höhe nicht, sondern richten uns nach den Verhältnissen. Es sah eigentlich ganz freundlich aus, nur am Matterhorn und an der gegenüberliegenden Talseite war es überwiegend bewölkt.

Der Weg zum Ritzengrad war durchweg angenehm zu gehen. Von der Bergbahnstation gelangt man bei mäßigem Anstieg in etwa 50 Minuten dorthin. Dies war also der Panoramaweg, auch so ausgeschildert. Wir bekamen zwar von der anderen Seite wenig zu sehen, aber damit findet man sich ab, solange der eigene Weg nicht durch Wolken und Nebel führt. Auch der Aufstieg über den Ritzengrat zum Unterrothorn ist relativ bequem zu gehen: es ist nie ausgesetzt und ich habe mich lediglich an einem steileren Wegabschnitt einmal mit der Hand abgestützt. Man blickt weit ins Tal, wo auf der anderen Seite der Gamsweg verläuft. Der hätte uns gereizt, ist aber weniger günstig, wenn man auf beide „Rothörner“ hinauf möchte. Unsere Hoffnung, vielleicht doch Gämsen zu sehen, erfüllte sich nicht. Dafür war der Weg schön, aussichtsreich und wir waren so gut wie allein dort: erst ein Stück unterhalb des Gipfels kam uns ein Paar entgegen. Am Unterrothorn bot sich die Gelegenheit, auf der Terrasse des Restaurants einzukehren, wo wir wieder eine herrliche Aussicht auf die umliegenden Viertausender hatten. Hinweistafeln benannten die Gipfel.

Gegen 11.30 Uhr hatten wir das Unterrothorn erreicht – und konnten auch schon gut unser nächstes Ziel, das Oberrothorn sehen. Es erhob sich beeindruckend vor uns. Oben waren Leute zu sehen, der Gipfel sah schneefrei aus, und auch auf dem Aufstieg war die eine oder andere Person zu erkennen. Nach einer Pause ging es also weiter, zunächst wieder hinunter zum Furggi (2.981m). Dort zweigen der Gamsweg und auch der Abstieg zur Fluhalp ab. Letzteren würden wir noch nehmen – aber erst einmal lockte das Oberrothorn.

In zahlreichen, überwiegend mäßig ansteigenden und gut begehbaren Serpentinen gingen wir langsam hinauf. Mir fiel der Aufstieg leichter als aufs Unterrothorn, wo ich mich wohl erst an die Höhe und ans Steigen gewöhnen musste. Es ist aber dennoch ein Stück zu gehen. Die Aussicht auf schneebedeckte Viertausender und Gletscher wurde immer imposanter. Es war still und man fühlte sich Stück für Stück dem Himmel näher. Schätzungsweise auf halber Strecke gibt es eine mit Seilen gesicherte Stelle über eine größere und etwas rutschige Platte. Man kann sich dort sicherheitshalber am Seil halten oder auch links davon bergseitig vorbeigehen. Im Gipfelbereich gibt nur noch wenige Markierungen, aber deutliche Wegspuren. Man kann eigentlich kaum von der Route abweichen. Der Weg ist nicht ausgesetzt, aber es gibt mehrere Aussichtspunkte, hinter denen der Fels steil abfällt. So auch ein Stück hinter der Gipfelmarkierung. Man sieht aber, wo man gut rasten kann – es ist ausreichend Platz – und wo man nicht weiter gehen sollte. Der Blick hinunter aufs Unterrothorn und weiter bis nach Zermatt ist imposant. Mit 3.414 Metern gehört das Oberrothorn zu den höchsten Wanderbergen der Alpen. Es ist für Wanderer, die hohe Berge lieben, sehr zu empfehlen, zumal der Aufstieg bei passenden Verhältnissen technisch einfach ist. Etwas Kondition ist schon erforderlich. Wir haben ein Stück mit der Seilbahn abgekürzt, weil uns ein Aufstieg von Zermatt aus überfordert hätte: dafür sind wir nicht trainiert. Und es ist ja wichtig, auch noch genügend Kraft für den Abstieg zu haben.

Wir waren kurz vor 14 Uhr auf dem Gipfel: das hat doch seine Zeit gebraucht! Der Abstieg zum Furggi ging aber ziemlich zügig. Wir machten uns nun auf den Weg zum Berghaus Fluhalp, wo wir übernachten wollten. Der Weg ist teilweise weniger schön – breite Skipiste, aber dann gelangten wir auf einen Bergpfad, den Kristallweg, dem wir bis zur Hütte folgten. Er ist schmal und teilweise etwas steiler, aber auch nicht problematisch. Wir beobachteten ein Murmeltier, das in der Sonne lag, und ein weiteres, das vor seinem Loch hockte. Gegen 15.20 Uhr kamen wir an der Hütte an. Sie ist wunderschön, urig und besonders reizvoll ist die große Terrasse mit direktem Blick zum Matterhorn. Ich hatte dort schon vor vier Wochen reserviert und natürlich waren wir froh, dass das Wetter mitgespielt hat.

Vor dem Abendessen gingen wir noch hinunter zum Stelli-See (etwa 10-15 Minuten Gehzeit). Dies ist der Bergsee, in dem sich das Matterhorn spiegelt. Für Spiegelungen war das Wasser aber zu unruhig. Wir umrundeten den See und entdeckten weitere Murmeltiere. Weil wir immer noch Zeit hatten, gingen wir von der Hütte aus noch ein Stück Richtung Findelgletscher. Der Weg dorthin verlief durch ein stilles Tal, das in der Abendsonne lag. Eine wunderbare Stimmung war das! Wieder beobachteten wir mehrere Murmeltiere, große und kleine, die aber scheu waren und uns nicht näher kommen ließen. Schließlich stiegen wir auf einen Hügelrücken und sahen den immer noch riesigen Findelgletscher vor uns. Man sah aber, dass er sich mit den Jahren schon deutlich zurückgezogen hat. Dies war ein schöner Tagesabschluss.

Nach diesem Tag hatten wir uns das Abendessen verdient. Dann zogen wir uns in unser Zimmer – mit Blick zum Matterhorn! – zurück und gingen beizeiten schlafen. Bei dieser Tour haben wir 9,2 Kilometer zurückgelegt (den Abendspaziergang zu See und Gletscher nicht mitgerechnet). Aufstieg 1.033, Abstieg 1.007 Höhenmeter. Nach unserem verregneten Juli-Urlaub freue ich mich über die beiden Gipfel – zwei Dreitausender in einer Tour! Froh und dankbar können wir sein, dass dies möglich war.

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