Sonntag, 23. September 2012

23.9.12 Vom Gotschnagrat über Gruenhorn, unterhalb der Casanna entlang zu Weissfluhgipfel und Weissfluhjoch, 12,8 km; 800 Hm

Ein bisschen sind wir in Abreisestimmung gekommen, denn der Tag beginnt mit einem Umzug aus unserer Ferienwohnung ins Hotel Kulm, Davos Wolfgang. Zu dieser Verlängerung haben wir uns entschlossen, da der Nachtzug nach Dresden erst am Montagabend buchbar war. Wir können schon am Vormittag unser Gepäck im Hotel lassen und einchecken; der Empfang ist sehr freundlich und wir fühlen uns sofort wohl. Eine neue Gästekarte bekommen wir auch gleich und mit dieser fahren wir zunächst nach Davos Dorf, mit der Rhätischen Bahn nach Klosters und weiter mit der Bergbahn zum Gotschnagrat. Die große Gondel ist gut gefüllt mit Menschen; viele Wanderer und Mountainbiker fahren hinauf und das Wetter verspricht ja auch sehr schön zu werden: blauer Himmel und Sonnenschein locken in die Berge! Die meisten Wanderer bewegen sich Richtung Panoramaweg – dorthin werden wir also nicht gehen. Wir entscheiden uns, zum Gruenhorn hinauf zu wandern. Der Berg ist nicht sehr hoch, aber recht steil. Wir kennen den Weg bereits, der über den Gipfel, weiter unterhalb der Casanna entlang und über zwei, drei Erhebungen hinweg zur Parsennhütte führt. Während wir zum Gruenhorn (2.501 m) aufsteigen, haben wir einen schönen Blick ins Rätikon, auf Drusenfluh und Sulzfluh, nur der Gipfel der Schesaplana wird von einer Wolke eingehüllt. Einige Leute steigen Richtung Casannagipfel auf, brechen dann aber ab und kehren zum Weg zurück, der auf halber Höhe verläuft. Man sieht einige schmale Pfade am Hang, aber dieser ist sehr steil und auf den Felsgipfel müsste man klettern: das haben wir schon im vergangenen Jahr bleiben lassen und auch dieses Mal gehen wir geradeaus weiter. Diesen Weg sind wir auch im letzten Sommer bei unserer letzten Tour gegangen – da fanden wir ihn aber viel ausgesetzter als heute. An einigen Stellen sind Drahtseile angebracht, die freilich nicht sehr fest im Fels sitzen. Wir kommen schneller durch als beim letzten Mal und finden die Strecke gar nicht so unheimlich. Weiter geht es ziemlich bequem über einen Bergrücken, wo die Sicht nach allen Richtungen sehr gut ist. Einen namenlosen Gipfel ersteigen wir noch (2.523 m), dann machen wir Rast. Es ist erst kurz nach Mittag – wie also gehen wir weiter? Da gibt es eigentlich nur ein Ziel, mit dem wir die heutige Wanderung krönen können: der Weissfluhgipfel (2.843 m), der sich markant und hell vor uns erhebt. Dies war unser erster Gipfel im vergangenen Urlaub in Davos und der Gedanke, dass er dieses Mal unseren Urlaub abschließt, gefällt uns gut. Vor uns liegt noch ein unzugänglich wirkender Berg, das Schwarzhorn (nicht das Flüela-Schwarzhorn!), auf den kein Wanderweg führt, aber unterhalb seiner Nordwestseite führt ein Wanderweg Richtung Wasserscheidi und Weissfluhjoch. Den nehmen wir. Kurz vor 14 Uhr sind wir an der Einsattelung, wo der Weg zum Weissfluhgipfel abzweigt. Nach einer kurzen Pause machen wir uns an den Aufstieg. Im letzten Sommer sind wir hier langsam und vorsichtig hochgegangen; wir hatten großen Respekt vor der Höhe des Berges und dem, wie wir fanden, schmalen Weg hinauf. Heute finden wir ihn relativ einfach und daran merken wir, dass wir uns eingewöhnt haben. Ernst Ludwig Kirchner, der „Brücke“-Künstler, der lange Zeit in Davos gelebt hat, hat neben vielen Motiven aus dieser Gegend auch die Weissfluh gemalt. Im Kirchner-Museum waren wir dieses Mal auch gewesen. Wir kommen relativ zügig nach oben, sind auch nicht die einzige auf dem Gipfel. Die Aussicht ist, wie es kaum anders zu erwarten war, sehr gut. Ein paar Quellwolken ziehen heran. Deswegen halten wir uns nicht lange oben auf und gehen langsam wieder hinunter. Das Weissfluhjoch (2.693 m) ist dann wirklich unser letztes Gipfelchen in diesem Urlaub. Danach fahren wir mit der Parsennbahn hinunter nach Davos. Ein wenig wehmütig wird einem zumute, wenn es ans Abreisen geht, aber dieser Urlaub war lang und wir haben die meisten der Touren machen können, die wir uns gewünscht hatten. Die Gegend kennen wir nun schon ganz gut, haben ein bisschen Bergerfahrung dazugewonnen und hoffen natürlich, wieder einmal hierher zu kommen. Fotos

Samstag, 22. September 2012

22.9.12 Vom Weissfluhjoch aus über Strelapass und Latschüelfurgga zur Schatzalp 9,5 km; 240 Hm

Man sieht es bereits an der Kilometerangabe: dies war eine ganz ruhige Tour. Eigentlich können wir froh sein, dass uns unbeständige Tage ab und an solche geruhsamen Wanderungen ermöglichen. Wir fahren am Vormittag mit der Parsennbahn von Davos Dorf aus hinauf zum Weissfluhjoch (2.693 m). Dieses besondere Erlebnis wollten wir uns auch in diesem Urlaub nicht entgehen lassen! Schon vom Tal aus ist es beeindruckend, wenn sich die rote Bahn wie ein Spielzeugzug am Berg aufwärts und abwärts bewegt. Mitfahren macht natürlich viel mehr Spaß als Zusehen. In der vergangenen Woche war eine Sektion der Bahn wegen Bauarbeiten nicht in Betrieb gewesen. Deswegen war eine Fahrt für uns nicht in Frage gekommen, denn wenn wir schon fahren, dann die komplette Strecke. Der Wetterbericht hat Wolken, aber keine Niederschläge vorhergesagt, nur wollte sich das Wetter nicht nach der Empfehlung verhalten. In der Nacht hat es geregnet, und als wir die Ferienwohnung verlassen, regnet es noch immer. Als wir bergauf fahren, kommt etwas Sehnsucht beim Betrachten des Schiahorns auf: auch in diesem Urlaub werden wir den Gipfel wohl nicht schaffen. Am Weissfluhjoch herrscht Nebel, und es regnet noch immer. An der gegenüberliegenden Talseite sieht es etwas klarer und freundlicher aus. Wir wollten eigentlich an der Parsennhütte vorbei nach Klosters wandern, aber nun entscheiden wir uns spontan anders und gehen bergab, am Schiahorn vorbei Richtung Strelapass. In den Felswänden des Schiahorns sollen manchmal Steinböcke zu sehen sein, und da heute so wenig los ist, hoffen wir, vielleicht Glück zu haben. Wir schauen immer wieder aufmerksam nach oben, aber nichts ist zu sehen, kein einziges Horn lugt aus den Felsen hervor. Der Wegverlauf ist wegen häufiger Felsabstürze korrigiert worden, er führt zeitweise über eine kleine Holzbrücke, die im vergangenen Jahr noch nicht da war. Am Strelapass rasten wir, ohne in der Berghütte einzukehren: das macht nur bei Sonne richtig Spaß, wenn man draußen auf der Terrasse sitzen kann. Die Sonne kommt zwar ab und an heraus, aber immer wieder ziehen Wolken heran. Wir gehen weiter Richtung Strelasee. Dabei können wir gut den Weg hinauf aufs Schiahorn sehen. Der Berg ist wirklich steil und wir würden den Aufstieg nur bei trockenem und zuverlässigem Wetter probieren. Irgendwie sind wir vom Wanderweg abgekommen. Während wir den Weg noch suchen, entdecken wir dicht vor uns mehrere Murmeltiere. Sie sind gar nicht scheu. Ich zücke die Kamera, und während wir langsam und leise an sie heran gehen, werden sie offenbar immer neugieriger und kommen ein Stück auf uns zu. Zwei Tiere kommen bis ungefähr einen Meter an uns heran und schauen uns an, als wollten sie aufs Foto. Sogar Jungtiere tummeln sich ganz in unserer Nähe. Ein paar Meter weiter entfernt können wir ein Murmeltier mitten auf dem Weg beobachten. Am Strelasee sind wir ganz allein. Im vergangenen Jahr waren dort ganz viele Kühe, aber nun sind die meisten schon hinunter ins Tal getrieben worden, worüber wir keinesfalls traurig sind. Ab Mitte September ungefähr kann man ziemlich ungestört über Almwiesen wandern – das sollten wir uns merken. Unser Weg führt weiter bis zur Latschüelfurgga, wo wir neulich hinunter nach Arosa gegangen sind. Wieder machen wir eine kurze Pause. Das Wetter scheint sich zu stabilisieren, es wird sonnig und warm. Aber so richtig Lust, auf Gipfel zu steigen, haben wir nicht. Die Beine brauchen mindestens einen ruhigeren Tag, und man genießt es auch mal, langsam zu gehen und auf Pflanzen und Tiere zu achten. Da wir bereits wissen, dass von hier aus alle Möglichkeiten, noch ein Stück weiter zu wandern, über einen Berg – das Chörbschhorn – führen, entschließen wir uns, hinunter zu Schatzalp zu gehen. Der Abstieg zieht sich noch eine Weile hin. Als wir den Wald unter uns sehen, braut es sich überall über den Bergen dunkel zusammen. Da sind wir froh, nicht noch weiter gegangen zu sein! Wir kommen noch gut hinunter zur Schatzalpbahn, und erst als wir aussteigen, nieselt es wieder. Es wird wohl noch einige Stunden dauern, bis sich das Wetter – hoffentlich – stabilisiert, denn ein Tag bleibt uns noch, an dem wir wandern können.

Freitag, 21. September 2012

21.9.12 Von Davos Glaris aus zum Valbellahorn, Abstieg nach Davos Wiesen 23,3 km; 1.850 Hm

Zwei relativ ruhige und wenig anstrengende Wanderungen weckten nun wieder den Wunsch nach einer längeren und anspruchsvollen Bergtour. Nach einigem Überlegen entschieden wir uns für die Tour zum Valbellahorn aus dem Rother-Wanderführer „Davos-Prättigau“. Gekennzeichnet ist sie als lange und anstrengende Wanderung, reine Gehzeit 7,30 Stunden. Als wir uns auf den Gipfel geeinigt haben, möchte ich eigentlich gar nicht schlafen gehen, und am Morgen bin ich bereits gegen vier Uhr munter. Ein klarer Fall von Gipfelfieber! Dabei wissen wir ja noch nicht einmal, ob wir das Valbellahorn (schwarz gekennzeichnete Route, kein markierter Wanderweg) überhaupt besteigen werden. Den besten Start zu einer solchen Tour hat man, wenn man früh aufbricht. Wir machen uns noch in der Dunkelheit auf zum Bahnhof Davos Dorf und nehmen den Ortsbus Nr. 7 Richtung Glaris Ortolfi, der 7.05 Uhr abfährt (nur an Werktagen). Als wir an der Endhaltestelle aussteigen, ist es richtig hell geworden. Wir folgen dem Wanderweg Richtung Bärentaler Alp/Alteiner Fürggli, der uns nur wenige Meter von der Haltestelle entfernt den Beginn unserer Tour weist. Wir weichen hiermit vom Wanderführer ab: Der Weg von Glaris aus zum Alteingrat wirkt in der Beschreibung zu unzuverlässig, und wir möchten nicht schon am Anfang im Wald herumirren. Bis weit ins Tal hinein ist der Weg am Bärentaler Bach entlang breit und bequem zu gehen. Hinter der Bärentaler Alp wird der Weg etwas steiler. Die Steilstufe am Ende des Tales ist schon gut zu sehen. Punkt neun Uhr sind wir dort angelangt und machen uns langsam an den Aufstieg. Dabei können wir zwei Gämsen oben am Hang beobachten. Schon nach wenigen Höhenmetern eröffnet sich uns eine phantastische Sicht auf die gegenüberliegende Talseite. Das Wetter soll noch gut und den ganzen Tag lang beständig sein: genau das, was man für diese Tour benötigt. Am Ende des steilen Aufstiegs gelangen wir an eine gewaltige Hochfläche, wo es nun mit nur noch geringem Anstieg bis zum Fürggli weiter geht. Die Aussicht hier oben ist bereits sensationell. Auch unseren Wunschgipfel, das Valbellahorn, können wir bald gut sehen. 10.30 Uhr sind wir am Fürggli und halten Ausschau nach den Wegspuren zum Gipfel. Wir folgen Steinmännern bis oberhalb einer kleinen Hütte. Dort beginnt ein deutlich erkennbarer Weg nach oben, mit roten Farbpunkten markiert. Wir beschließen, es zu probieren, denn gar so unzugänglich sieht der Berg nicht aus. Man kann dem Weg und den Markierungen getrost folgen! Der Weg ist nicht gleichmäßig steil, es gibt immer auch Abschnitte mit sanftem Anstieg, und er ist – von einigen Stellen kurz unter dem Gipfel abgesehen – auch nicht ausgesetzt. Aber auch jene Passagen, wo es etwas steiler und das Gelände abschüssig ist, sind eigentlich gut zu bewältigen. Wir sehen jemanden oben auf dem Gipfel und können uns an seinen Fußspuren orientieren. Es gibt doch noch einige Stellen, an denen Schnee liegt, aber auch diese sind gut zu meistern. Ohne Bergstiefel und Teleskopstöcke würde ich den Weg nicht gehen wollen. Wir treffen den Mann, der sich an den Abstieg gemacht hat, ein Stück unterhalb des Gipfels. Er sagt, es sei nicht mehr weit bis nach oben und es lohnt sich. Dass es sich lohnt, sehen wir schon während des Aufstiegs: man hat einen herrlichen Blick bis zu den verschneiten Gipfeln der Bernina, zum Piz Kesch, Richtung Arosa und natürlich auch auf die Gipfel rund um Davos. An einer Stelle unterhalb des Gipfels kann man tief in die Nordwestabstürze hinunter sehen. Ein kurzer Blick genügt, dann geht es weiter bis nach oben zum Gipfelkreuz (2.764 m). Die Freude, als wir angekommen sind, ist groß. Wir machen eine kurze Rast, tragen uns endlich mal wieder in ein Gipfelbuch ein und ich mache Fotos nach allen Richtungen. Ziemlich enttäuscht war ich, als wir auf der Sulzfluh und im vergangenen Jahr auf der Schesaplana kein Gipfelbuch vorfanden. Beide Gipfel fand ich schwieriger als das Valbellahorn. Eine schwarz gekennzeichnete Tour kann allerdings auch bedeuten, dass man eine sehr gute Kondition benötigt. Das wird uns vor allem während des langen Abstieges klar. Da wir bereits kurz vor zwölf Uhr wieder am Alteiner Fürrgli sind, beschließen wir, über den Alteingrat nach Davos Wiesen zu gehen. Wir sind noch lange dort oben auf der Hochfläche unterwegs. Der Mann, der vor uns auf dem Valbellahorn war, ist inzwischen zum Nachbargipfel (Strel) aufgestiegen, anscheinend von Südosten aus über den Grat – aber das würden wir nicht nachahmen wollen. Wir sehen ihn oben bei einem Steinmann sitzen und später weiter gehen. Wir machen zunächst eine Rast mit Kaffee aus der Thermosflasche und Rucksackverpflegung. Einkehrmöglichkeiten gibt es hier oben nicht, ebenso wenig könnte man irgendwo Schutz suchen: man ist wirklich auf eigene Verpflegung und stabiles Wetter angewiesen. Aber es ist im wahrsten Sinne eine Traum-Bergtour in wunderschöner Landschaft, mit herrlichen Ausblicken und sie ist auch nicht überlaufen. Außer dem Mann begegnen wir nur noch einem Paar, das uns am Alteingrat entgegenkommt. Es geht also lange in einem Bogen über den Bergrücken. Die Gegenanstiege bescheren uns die zusätzlichen Höhenmeter – von Glaris aus bis zum Gipfel sind es „nur“ reichlich 1.300. Wir folgen der rot-weißen Markierung abwärts vorbei an Lawinenverbauungen und einem Weidezaun. Weiter unten treffen wir auf einen Wegweiser „Steig Wiesen“ und folgen dem Weg ins Tal. Zunächst führt er in Kehren in einen Wald hinein. Dort geht es lange Zeit bergab. Sehr viele essbare Pilze gibt es hier, aber wir nehmen keine mit. Der Abstieg führt uns innerhalb von vier Stunden bis hinunter in die Zügenschlucht. Auch damit weichen wir vom Wanderführer ab: wir gehen also nicht nach Davos Glaris zurück, sondern verlängern die Route noch ein Stück. 1.900 Höhenmeter im Abstieg spürt man in den Beinen! Auf dem letzten Stück des Weges – wir gehen den Mobilitätsweg bis zur Bahnstation Davos Wiesen – legen wir noch einmal ein flottes Tempo ein, um den Zug zu bekommen, der 16.10 Uhr nach Davos Platz abfährt, und tatsächlich sind wir gegen 16 Uhr am Bahnhof. Das war heute eine konditionell fordernde, aber wunderschöne Wanderung, gekrönt von einem eindrucksvollen Gipfelerlebnis. Fotos gibt es natürlich auch, wenn wir wieder zuhause sind.

Donnerstag, 20. September 2012

20.9.12 Bergstation Jakobshorn – Bergstation Rinerhornbahn, 15 km; 500 Hm

In den späten Abendstunden muss es noch geschneit haben. Im Tal ist davon nichts zu sehen, aber auf den höheren Gipfeln liegt eine dünne Schneedecke. Wir fahren mit der ersten Bahn von Davos Platz aus hinauf zum Jakobshorn. Oben herrscht wirklich Winter: man braucht warme Kleidung, Mütze und Handschuhe. Gleich beim Ausgang aus der Bahnstation warnt ein Schild: Wanderwege schneebedeckt – gut für diejenigen, die ihren Augen nicht trauen, aber verständlich bei den vielen Touristen, die hier ankommen, und lobenswert. Deswegen lassen wir den kurzen Aufstieg zum Jakobshorngipfel, obwohl die Aussicht bestimmt phänomenal wäre. Denn wunderschön sind sie schon, die überzuckerten Gipfel, zumal die Sonne herauskommt und die Sicht ganz klar ist. Auch den Gratweg über Jatzhorn, Rossboden, Witihüreli und Tällifurgga möchten wir bei Neuschnee nicht gehen. So wunderschön er ist: er ist schmal und erfordert Trittsicherheit – heute ist das einfach zu riskant. Wir kennen die Tour schon und wählen die Alternativroute: auf einem relativ guten, markierten Weg am Hang entlang nach Sertig-Dörfli. Auch diese Variante ist reizvoll und aussichtsreich: auf den Weg achten muss man trotzdem, denn er ist nicht nur schnee- sondern teilweise auch eisbedeckt. Die Tour ist nicht anstrengend und macht wirklich Spaß. Allerdings sollte man die Entfernungen nicht unterschätzen: kurz vor zwölf Uhr sind wir unten im Sertigtal, das wirklich ganz malerisch und schön ist. Den kleinen Ort durchquert man recht zügig: wir folgen der Wegmarkierung Jatzmeder-Rinerhorn. Kurz vor einem Gasthof geht es an der anderen Talseite wieder bergan. Wir haben den Weg nach oben schon gut sehen können: Wanderer und Mountainbiker sind dort unterwegs. Der Anstieg ist sanft und führt uns bald in den Wald hinein. Leute, die uns entgegen kommen, warnen uns ausdrücklich vor einer glatten Stelle, an die wir bald kommen werden. Der Weg führt einige Male über Bäche, und die schmalen Holzbrücken darüber sind noch schneebedeckt. Welche Stelle sie aber konkret meinen, erschließt sich uns nicht: der Weg an der gegenüberliegenden, schattigen Talseite war mit viel mehr Vorsicht zu genießen. Wir hoffen, dass die Kühe nun weiter unten im Tal weiden, aber das tun sie leider nicht ausschließlich: an einer Stelle stehen sie wieder einmal mitten auf dem Wanderweg, so dass wir in einem weiten Bogen um sie herum gehen. Glücklicherweise lässt es das Gelände an dieser Stelle zu. Dieser Weg scheint, weil er relativ gleichmäßig am Hang verläuft, sehr beliebt zu sein: andauernd treffen wir andere Wanderer und einige Mountainbiker. Dann begegnen wir einem Mann, der wie ein Förster aussieht. Er fragt uns, ob wir vorhin den Unfall am Wasserfall bemerkt hätten. Wir verstehen ihn sehr schlecht und verneinen. Er schimpft laut über die verunglückte Person, über die Kosten, die durch die Rettung entstehen und fügt hinzu: „Solche Leute brauchen wir nicht auf unseren Wegen“. Wir haben weder den Unfall, noch die Rettung bemerkt und können nur vermuten, dass einer der Mountainbiker gestürzt ist. Dass jemand in den Bergen einen Unfall hat und gerettet werden muss, halten wir für menschlich und können die brüsken Worte nur schwer nachvollziehen. Aber vermutlich haben die Ortsansässigen schon jede Menge unangenehme Erfahrungen mit leichtfertigen Touristen gemacht. Bald darauf lassen wir den Wald hinter uns und der Weg führt in einigen Kehren bergan. Wir sehen nun auf Davos herunter. Die Sonne scheint warm und hat den Schnee bis auf wenige Reste in den Kammlagen tauen lassen. Dennoch weht ein kühler Wind, und man braucht schon die Fleecejacke über dem Shirt. Zeitweise hatte ich die Winterhose etwas hochgekrempelt, aber nun kann ich sie wieder in voller Länge gebrauchen. Die Heidelbeer- und Preiselbeersträucher haben sich herbstlich verfärbt und die Hänge ringsum leuchten nun rötlich gegen den blauen Himmel. Was für ein schöner farblicher Kontrast! Wir kommen an einem geräumigen Rastplatz mit Schutzhütte, Bänken und Grillplatz vorbei. Dann ist die Bergstation der Rinerhornbahn schon zu sehen. Wir können nun ebenso bequem, wie wir hinaufgefahren sind, wieder hinunterfahren. Die Gegend um Davos bietet für alle Wanderer mit unterschiedlicher Kondition, verschiedenen Bedürfnissen und für alle Wetterlagen geeignete Touren. Die heutige war wieder sehr schön und entspannt für uns – und dennoch keineswegs langweilig.

Mittwoch, 19. September 2012

19.9.12 Von Davos Monstein durch die Zügenschlucht nach Filisur 13,8 km; 60 Hm

Der heutige Regen hat uns einen Ruhetag beschert, was nach den vergangenen Touren auch notwendig war. Ständig Tagestouren zu machen, laugt irgendwann aus, und die Beine möchten nicht mehr steigen. Eine gemütliche Halbtagestour im Tal ist da genau richtig. Die Tour durch die Zügenschlucht ist aber mehr als nur eine Notvariante für schlechtes Wetter, sondern landschaftlich äußerst reizvoll, weshalb sie von vornherein auf unserer Wunschliste stand. Wir brechen am späten Vormittag auf. Die Rhätische Bahn nach Filisur fährt 10.31 Uhr von Davos Platz ab – die Züge verkehren stündlich. An der Bahnstation Davos Monstein beginnt unsere Wanderung. Zunächst führt ein Pfad über die Wiese entlang der Straße, aber nach wenigen Metern erreichen wir die alte Fahrstraße, die seit 1974 Wanderweg ist. Wir folgen der Markierung „Mobilitätsweg“. Die meiste Zeit nieselt es ein bisschen, nur kurzzeitig regnet es etwas stärker. Bei Dauerregen würde dieser Weg wenig Spaß machen. Dass diese steile Schlucht einfach atemberaubend ist, haben wir schon gesehen, als wir mit dem Zug unterwegs waren, denn an einigen Stellen sieht man von der Bahn aus den Wanderweg – und umgekehrt. Die Weiterfahrt auf der Albula-Linie ist auch ein Erlebnis: den Abschnitt zwischen Filisur und Thusis haben wir kennengelernt. Das Landwassertal ist tief eingeschnitten und die Instandhaltung der Fahrstraße war immer eine Herausforderung, da sie durch Steinschlag und Lawinen ständig gefährdet ist. Hin und wieder warnen Schilder vor Steinschlag. Die Wanderung auf gutem Weg, teils im Wald, teils am Wasser entlang ist eine Wohltat für die Seele. An einigen Stellen kann man sich über eine Mobilfunknummer Informationen abrufen, was wir jedoch nicht tun. Der Regen hat Pilze wachsen lassen: wir sehen sogar Erdsterne, die ganz selten sind. Ab dem Bärentritt wird der Weg zeitweise etwas steiler und der Blick ins Tal geradezu schwindelerregend. Der Weg ist aber völlig ungefährlich. Am Bahnhof Wiesen gibt es eine sehr hübsche Einkehrmöglichkeit, „Bim Statiönli“, die wir wirklich empfehlen können. Weiter geht es zum eigentlichen Höhepunkt der Tour: man überquert den Wiesen-Viadukt auf einem Fußweg, der neben den Bahngleisen verläuft. Gerade als wir auf der anderen Seite angelangt sind, kommt ein Zug gefahren! Von einem Aussichtspunkt aus kann man den Viadukt gut sehen und fotografieren. Der nachfolgende Naturlehrpfad nach Filisur verläuft durch den Wald. Hinweistafeln geben Informationen über Pflanzen und Tiere. Wir möchten gern noch zur Ruine Greifenstein weitergehen. Der erste Wegweiser zeigt direkt auf eine Kuhweide, wo kein ordentlicher Weg erkennbar ist. Einige Meter weiter erneut ein Wegweiser; hier gibt es einen Pfad, dem wir folgen. Er wird zusehends schmaler und verliert sich kurz vor einem felsigen Abschnitt. Weiter unten sehen wir eine rot-weiße Markierung, aber dieser Weg führt zur Bahnstation Filisur. Wir gehen dort entlang und beschließen, ein andermal zur Ruine zu gehen. Dass wir in den nächsten Jahren mal wieder in dieser Ecke urlauben werden, steht eigentlich schon fest. Als wir ein Stück gegangen sind, kommen wir an den Wegweiser zum direkten und steilen Weg zur Ruine, der aber laut Tourenbeschreibung zeitweise Klettersteig-Charakter haben soll. Für solch einen Weg sind wir heute nicht ausgerüstet und außerdem ist es uns zu feucht und rutschig für einen richtigen Bergpfad. Wir gehen also weiter zum Bahnhof und nehmen den Zug, der kurz nach 15 Uhr abfährt.

Dienstag, 18. September 2012

17.9./18.9.12 Schnuppertour zum Silvretta-Gletscher

Eigentlich sollte dies der Beginn einer Silvretta-Hüttentour werden. Für den 19.9. war jedoch eine Wetterverschlechterung angekündigt, was uns den Plan ändern ließ. Mit Regen und Neuschnee möchten wir uns in der Silvretta nicht einlassen: dies hat uns die Rätikon-Tour gelehrt. Ein Ausflug zur Silvrettahütte und zurück würde jedoch gut durchführbar sein. Von Klosters Platz aus (Haltepunkt der Rhätischen Bahn) nehmen wir den Ortsbus nach Monbiel. Diese Strecke ist in den Gästekarten mit enthalten. Wir gehen an der Straße entlang; dem Wegweiser Richtung Alp Sardasca folgend. Nach kurzer Zeit gabelt sich der Weg und wir könnten laut Ausschilderung sowohl links, als auch rechts herum gehen. Der linke Weg verläuft am Hang, der rechte unten im Tal. Da wir volle Tourenrucksäcke dabei haben, wählen wir den Weg im Tal entlang der Landquart. Man geht eine Weile am Wasser entlang, es ist ein schöner, romantischer Wegabschnitt. Ein Stück weiter kann man links herum zur Alp Garfiun abbiegen. Wir entschließen uns, weiter rechts zur Alp Novai weiterzugehen, denn auch dort entlang kommt man zur Silvrettahütte über Sardascaalpe. Kurz vor der Alpe kommen Kühe auf uns zu, eine ganze Herde, die gerade über den Weg getrieben wird. Uns bleibt nichts weiter übrig, als ein Stück am Hang hochzugehen und zu warten, bis sie vorüber sind. Wir überqueren die Landquart über eine Brücke, und als wir die Alpe hinter uns gelassen haben, geht es am Rande der Fahrstraße bergan. Weiter oben gabelt sich die Straße: rechts herum geht es zum Berghaus Vereina, links zur Sardascaalpe. Die Straße wird nun steiler, und die Radfahrer, die uns überholen, müssen bald absteigen. Es ist sommerlich warm geworden. Dann endet der Wald, und wir können die Sardascaalpe sehen. Zwischen der Alpe und Klosters Platz verkehrt das Silvretta-Taxi, ein Kleinbus, mit dem man auf Anmeldung fahren kann. Mehr noch als der Preis schreckt uns jedoch die Tatsache, dass man sich vorab festlegen muss, was in den Bergen ziemlich ungünstig ist. Von der Alpe aus können wir den Weg hinauf zur Silvrettahütte schon sehen. Mit stetigem Anstieg geht es bergauf. In der Mittagshitze ist der Weg anstrengend, und wir machen immer wieder kurze Pausen. Nach den vergangenen Touren ist ein Leistungstief spürbar. Als wir endlich weiter oben angelangt sind, wo es etwas weniger steil weiter geht, gibt es eine Hinweistafel zur Silvrettahütte, die in 30 Minuten zu erreichen ist. Ein Weg links herum ist, wie wir lesen, kürzer und steiler, rechts herum ist es gemütlicher. Wir entscheiden uns für die gemütliche Variante, die uns dennoch zu schaffen macht. Aber bald können wir die Hütte oben sehen. Wir gehen noch ein paar Meter an einem Bach entlang bergauf, queren ihn dann wieder und steigen zur Hütte auf. Reichlich fünf Stunden haben wir von Klosters Monbiel bis hinauf benötigt. Die Hütte gefällt uns sofort sehr gut: sie sieht teilweise noch richtig urig und gemütlich aus, hat aber auch einen modernen Anbau mit guten sanitären Anlagen und sogar einer Möglichkeit zum Duschen. Der Empfang ist sehr freundlich, und wir bekommen gleich unser Lager gezeigt. Es ist ruhig, und wir werden die einzigen Gäste bleiben. Vor der Hütte konnten wir bereits Wegweiser sehen, die uns faszinierten: Gletscherlehrpfad, Gletscherblick und Gehzeiten zu anderen Hütten. Deswegen machen wir uns gleich wieder auf den Weg, um den Lehrpfad zu gehen. Eigentlich hatten wir eine Kaffeepause machen wollen, aber die Neugier hat uns das vergessen lassen. Im Laufe der nächsten Stunden wird uns klar, dass wir gar keine Zeit für eine solche Pause haben, wenn wir pünktlich zum Abendessen in der Hütte sein wollen. Nimmt man sich genügend Zeit zum Schauen, Lesen und Fotografieren, benötigt man mindestens drei Stunden für die komplette Runde, die vier Kilometer lang ist und 300 Höhenmeter Anstieg bietet. Der Lehrpfad ist interessant, mit sichtlicher Sorgfalt angelegt und sehr aussichtsreich. Wir haben hier oben sommerliche Temperaturen, aber eine geradezu idyllische Ruhe: schon im hinteren Teil des Tales ist es sehr einsam. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Da haben wir uns in der Schule mit der glazialen Serie herumgeärgert, uns ein paar Begriffe eingepaukt, um sie nach der nächsten Leistungskontrolle wieder zu vergessen – wie viele Dinge, zu denen wir nie einen konkreten Bezug entwickeln konnten. Der Gletscherlehrpfad hingegen ist konkret und spannend, wir sind an jeder Wegbiegung aufs Neue begeistert. Er führt dicht am Gletscherbach entlang und schließlich zum großen Gletscher hin, ohne ihn zu berühren, was aber wenig sinnvoll wäre, weil er dann fast jährlich korrigiert werden müsste. Hinweispunkte verdeutlichen das dramatische Abschmelzen des Gletschers. Aber wir möchten natürlich dennoch dicht heran und folgen Fußspuren zum Rand. Die Gefahren des Gehens übers Eis sind offensichtlich: man erkennt Spalten, tiefe Trichter und Aushöhlungen. An einer Stelle, wo gespurt ist, gehen wir dennoch ein Stück aufs Eis – aber nicht weiter. Steht man in der Sonne auf dem Eis, ist es warm, aber als wir uns dem Gletscher näherten, kam uns ein spürbar kalter Wind entgegen. Der Gletscherlehrpfad ist ein alpiner Weg und wir sind froh, in hohen Bergstiefeln unterwegs zu sein. Richtung Silvretta sind sie ohnehin obligatorisch, während es auf breiteren und weniger steilen Wegen auch mal die leichtere, halbhohe Variante tut. Wir absolvieren die komplette Runde bei schönstem Sonnenschein. Danach gibt es leckeres Essen auf der Terrasse der Hütte, wo die Sonne länger wärmt als unten im Tal. Die Halbpension ist wirklich empfehlenswert, ebenso das kuschelige Schlaflager. Und zum Tagesausklang erleben wir einen wunderbaren Sonnenuntergang. Ohne Hüttenübernachtung wäre all das zeitlich ziemlich knapp gewesen. Am Folgetag geht es nach dem Frühstück wieder zurück nach Klosters Monbiel. Wie wir nun bemerken, führen noch andere Wege hinunter ins Tal. Wir gehen dieses Mal viel weiter oben am Hang entlang Richtung Galtürtälli, folgen dann aber nicht dem Abzweig bergauf, sondern gehen hinunter zur Sardascaalpe. Dies ist ein Winterweg, durch Stangen markiert. Naja, im Winter werden wir hier sicher nicht unterwegs sein! Nachteil der warmen Jahreszeit: der Weg ist völlig zertrampelt von Kühen – aber mit Bergstiefeln kommt man dennoch gut hinunter. Wir gehen auch hier etwas anders als auf dem Hinweg: auf der anderen Talseite direkt nach Garfiun, wo man auch einkehren kann, und weiter über Pardenn nach Monbiel. Dieser Weg führt durch Wald und über Wiesen, geht sich wesentlich angenehmer als die Straße und ist auch ein klein wenig kürzer. Nach viereinhalb Stunden sind wir in Klosters Monbiel angekommen und haben auch Glück mit dem Bus. Am ersten Tag haben wir (inklusive Gletscherpfad) 16 Kilometer und 1.400 Höhenmeter zurückgelegt. Je mehr man in den Alpen kennenlernt, desto mehr Wünsche für weitere Touren ergeben sich: wir möchten gern mal etwas länger und weiter in der Silvretta unterwegs sein.

Sonntag, 16. September 2012

16.9.12 Zur Schlappiner Spitze (aber nicht hinauf); 13,4 km; 726 Hm

Gestern bei unserer Rückkehr nach St. Antönien war mir die Wanderlust vergangen, aber als wir dann auf Davos zufuhren und die Berge in der Abendsonne leuchten sahen, änderte ich meine Meinung wieder. Was wollten wir am heutigen Sonntag machen? Die Tour sollte nicht gar so anstrengend werden und möglichst nicht überlaufen – der Panoramaweg kommt da eher nicht in Frage, so schön er auch ist. Eine unserer Wunschtouren war die im Rother-Wanderführer beschriebene zur Schlappiner Spitze. Wir starten von Klosters aus mit der Madrisabahn und fangen an der Bergstation an zu wandern. Es geht, dem Wegweiser zum Schlappiner Joch folgend, gleich ein gutes Stück bergan und die Aussicht ist phantastisch. Wir begehen den Fehler, eine Wandergruppe, die einen Schäferhund dabei hat, vorbeizulassen. Sie lassen bald den Hund von der Leine, bleiben an der nächsten Wegbiegung stehen und der Hund läuft frei herum. Wir legen die erste längere und unfreiwillige Pause ein, um sie nicht einzuholen, aber obwohl wir eine ganze Weile gesessen haben, sind sie bald wieder vor uns. An der Wegbiegung genießen wir die Aussicht Richtung Pischahorn und Silvretta und hoffen, dass sie sich nun ein Stück entfernt haben. Bald müssen wir feststellen, dass sie nicht eigentlich wandern: sogar Sonntagsspaziergänger sind meist zügiger unterwegs. Sie bewegen sich fast wie bei einem Schaufensterbummel. Nachdem sich alle gegenseitig fotografiert haben – der Hund läuft weiterhin frei herum – machen sie ein paar Schritte und richten sich kurz danach zur ersten Rast am Wegrand ein. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, denn so geht es nicht weiter. Das Gelände wird etwas weiter und dort, wo sie sitzen, zweigt ein Weg über den Hang ab. Wir denken, dass wir ohnehin dort entlang müssen und gehen ein Stück querfeldein, um den Weg zu treffen und die Leute mit dem Hund zu umgehen. Dabei sehen wir weiter vorn einen Wegweiser. Sicherheitshalber gehe ich dort wieder hinunter und nachschauen – beinahe wären wir nach St. Antönien gegangen. Wir sind aber nun vor den Leuten, die immer noch rasten, und gehen zügig weiter, froh, sie endlich überholt zu haben. Der Blick zur Silvretta wird immer großartiger, ich kann den Großen Litzner an seiner markanten Form erkennen – die anderen Gipfelnamen sind mir nicht geläufig. Wir gehen eine ganze Weile oben am Hang entlang, queren Bäche, steigen immer mal ein Stück weiter hoch – eine wunderschöne Wegstrecke. Nach ein paar Biegungen sehen wir das Schlappiner Joch, und der Doppelgipfel rechts daneben muss die Schlappiner Spitze (2.442 m) sein. Am Joch treffen außer uns noch mehr Wanderer ein, denn auch von Österreich kommen Leute herauf. Am Joch steht das Grenzschild; unser Rastplatz befindet sich auf österreichischem Boden. Das Schlappiner Joch ist bereits ein attraktives Wanderziel, der Weg zum Doppelgipfel ist nicht markiert und gilt als anspruchsvoll. Wir entscheiden uns, so weit zu gehen, wie wir uns trauen. Die Wegspuren führen am Westrücken des Berges hinauf, sie sind nicht immer eindeutig, aber das Gelände ist weder schwierig, noch besteht Absturzgefahr, man kann sich hier getrost seinen Weg selbst suchen. Weiter oben unterhalb des Felsgipfels sieht es dann schon anders aus. Einen Weg zum Nordgipfel, wo es laut Wanderführer entlang geht, können wir nicht finden, und der Nordgipfel sieht sehr unzugänglich aus: die Spitze wirkt hier sehr viel steiler und grimmiger als vom Joch aus gesehen. Ein schmaler Pfad führt allerdings unterhalb der Felsen weiter Richtung Südgipfel. Wir entschließen uns, weiterzugehen. Er ist zeitweise nur fußbreit, das Gelände ist abschüssig und Fehltritte sollte man hier nicht tun. Als wir uns dem Südgipfel nähern, sehen wir den Pfad nach oben. Wir gehen noch ein Stück bis zum Aufstieg zum Gipfel und entscheiden uns, hier abzubrechen. Es geht über steile Grashänge und felsige Abschnitte, Wegspuren können wir nicht mehr sehen – das ist uns zu riskant. Der Pfad unterhalb des Felsgipfels war uns Nervenkitzel genug, aber derart, dass wir den Weg langsam und konzentriert gehend als machbar ansahen. Wir folgen nun den Fußspuren abwärts zu einem Geröllfeld, wo wir zwei Steinmänner sehen. Am zweiten Steinmann ankommend, können wir keinen Weg mehr abwärts zum Joch sehen. Dann hören wir zwei Wanderer weiter links von uns pfeifen und bewegen uns in ihre Richtung: dort verläuft ein Pfad. Als wir sie treffen, erfahren wir allerdings, dass sie schon ein Weilchen dort am Hang umherirren. Sie suchen den Aufstieg zum Gipfel; den können wir ihnen zeigen. Sie wiederum zeigen uns den Pfad zum Joch: er verläuft am Hang etwas unterhalb des Steinmannes und führt uns bald wieder in leichter begehbares Gelände, von wo aus wir problemlos zum Joch hinunter gehen können. Der Weg ins Tal hinunter nach Schlappin ist ausgeschildert. Er führt in langen Serpentinen abwärts, teilweise ist er auch recht steil. Unten im Ort geht es an der Fahrstraße entlang bis nach Klosters. 1.400 Höhenmeter im Abstieg spürt man dann doch in den Beinen. Der Weg endet an der Talstation der Madrisabahn; von dort aus geht es mit dem Bus zurück zum Bahnhof. Wir waren etwa sechs Stunden unterwegs, etwas länger, als im Wanderführer ausgewiesen.

15.9.12 Von der Lindauer Hütte aus durch den Rachen zur Sulzfluh, hinunter durchs Gemschtobel und zurück nach St. Antönien; 20 km; 1.400 Hm (Nachtrag)

Kurz vor acht Uhr brechen wir von der Lindauer Hütte auf. Die Nacht im Matratzenlager war okay, das Frühstück war gut. Mit zügigem Höhengewinn steigen wir zur Sulzfluh Richtung „Rachen“ auf. Diesen Weg wollten wir ursprünglich hinunter gehen. Wir haben kaum einen Gedanken daran verschwendet, ob wir uns diese Strecke zutrauen: wir probieren es einfach. Notfalls bliebe ja noch der Weg über Bilkengrat/Tilisunahütte/Gruobenpass als Alternative. Blau-weiß markiert ist unser Weg (in den Schweizer Alpen heißt das anspruchsvoll) und während wir aufsteigen, spüren wir bereits, dass er uns fordern wird: Immer wieder Steilstufen mit leichten Kletterstellen, die es zu überwinden gilt. Ich muss mich oft ziemlich hinauf stemmen! Aber der Weg über den Bilkengrat ist, wie wir wissen, auch kein Spaziergang, und deshalb folgen wir zuversichtlich unserer Markierung. Als wir die Krummholzzone hinter uns lassen, werden wir überholt: eine Familie steuert den Höhlen-Klettersteig an; ein jüngeres Paar geht an uns vorbei, ebenfalls mit dem Ziel „Sulzfluh-Rachen“. Während wir noch rasten, steigen die beiden kontinuierlich bergauf. Wo sie entlang gehen, können wir uns eine weitere Tour kaum vorstellen: in einem gewaltigen, von Schnee und Eis bedeckten Kar geht es aufwärts; der Verlauf des Weges ist nur anfangs zu ahnen. So ein versäumter Gipfel wirkt – gerade bei Wetterbesserung – länger und intensiver nach, als man es sich selbst eingesteht. Wie oft haben wir uns in den vergangenen Monaten mit der Sulzfluh beschäftigt und uns auf den Gipfel gefreut! Freilich ist uns klar, dass man in den Bergen flexibel auf Wetterveränderungen reagieren muss – aber das tun wir heute. Unser ursprünglicher Plan war, von Partnun aus über das Gemschtobel zur Sulzfluh zu gehen, von dort aus weiter zur Tilisuna-Hütte und nach der Hüttenübernachtung über Drusator (eventuell mit Abstecher zu den Türmen) zurück nach Partnun/St.Antönien zurückzukehren. Der modifizierte Plan hieß: Aufstieg zur Tilisunahütte, am nächsten Tag von dort aus zur Sulzfluh, über den Rachen zur Lindauer Hütte absteigen und über das Drusator zurück nach Partnun/St. Antönien. Der nochmals geänderte Plan hieß: Aufstieg von der Lindauer Hütte aus durch den Rachen zur Sulzfluh und über das Gemschtobel nach Partnun. Obwohl es am Morgen noch etwas bewölkt war, sollte sich die Sonne durchsetzen – und dass der Schnee sich weiter oben hartnäckig halten würde, war von der Lindauer Hütte aus nicht zu sehen. Dass die beiden jungen und bergerfahrenen Leute wissen, was sie beim Aufstieg tun, ist offensichtlich. Wir haben nur die Alternative, ins Tal zurück zu gehen, oder den beiden zu folgen. Wir entscheiden uns für Letzteres: der Sulzfluhgipfel lockte einfach zu sehr, um jetzt schon aufzugeben. Zunächst geht es in Kehren noch relativ „normal“ weiter: wir halten uns genau in den Spuren unserer Vorsteiger. Während wir aufsteigen, fällt mir ein, dass wir bisher nur zwei blau-weiß markierte Steige gegangen sind, wenn man den gestrigen unmarkierten Steig einrechnet, zweieinhalb. Und uns wird allmählich klar, auf was wir uns gerade einlassen. Der Aufstieg wird zusehends steiler. Die Beiden vor uns klettern langsam und vorsichtig über einen vereisten Felsvorsprung. (Später erzählen sie uns, dass der Weg eigentlich rechts von den Felsen nach oben verläuft, sie sich aber auf Grund der Witterung für den Umweg entschieden haben.) Wir folgen ihren Spuren und klettern ebenso über die Felsen: ich verstaue zuvor meine Stöcke am Rucksack und ziehe meine Handschuhe an. Nun ist es zu spät zum Umkehren: in Schnee und Eis geht es steil nach oben. Unsere einzige Orientierungsmöglichkeit sind die Fußspuren der beiden Vorsteiger, Wegmarkierungen sind nicht mehr zu sehen. Man muss aufpassen, ob die Spuren auch „tragen“, ebenso vorsichtig muss man den Halt der Teleskopstöcke im Schnee prüfen, ehe man weiter geht. Für uns ist das ein sehr fordernder Weg – durchaus grenzwertig. Hätten wir gewusst, was uns bevorsteht… aber auf Grund unserer Unerfahrenheit wussten wir es eben nicht. Bei gutem Wetter, hören wir später, soll der Weg gut und leicht begehbar sein – aber dass Schwierigkeiten im Auge des Betrachters liegen, wissen wir nicht erst seit heute. Endlich gehen die beiden nach links, wo weniger Schnee liegt. Aber zunächst kommen noch ein paar kleine Kletterstellen, die es zu meistern gilt. Ohne Schnee und Eis wäre das sicher etwas einfacher, aber heute müssen wir uns konzentrieren. Dann wird der Weg wirklich besser, wir können uns an die felsigen Passagen halten und kommen die letzten Meter etwas zügiger nach oben an das Ende des Kars. Nun erst einmal: durchatmen und fotografieren! Unser blau-weiß markierter Steig führt noch eine ganze Weile weiter bergauf, ist nun aber besser zu begehen. Wir halten uns weiterhin an die Stellen, wo Felsen sichtbar sind, und gehen nur dort im Schnee, wo es gut aussieht und bereits gespurt ist. Nach einer Weile treffen wir den rot-weiß markierten Weg, der von der Tilisunahütte hinauf führt, und sehen auch schon die Leute, die durch das Gemschtobel von Partnun aus heraufkommen. Der Weg sieht auch nicht gerade einladend aus – aber erst einmal lockt der Gipfel der Sulzfluh. Zuvor müssen wir etwas essen: in den Bergen spürt man meist deutlich, wenn der Körper Kalorien braucht. Außer uns sind hier viele Leute auf dem Weg nach oben; die Sulzfluh gilt als einer der schönsten und auch leichtesten Rätikongipfel. Das junge Paar, das für uns im Rachen gespurt hat, kommt vom Gipfel herunter. So haben wir Gelegenheit, uns für das Vorsteigen zu bedanken. Sie kennen den Weg und normalerweise, meinen sie, sei er auch im Winter nicht schlimm. Nun ja, das ist Ansichts- und gewiss auch Erfahrungssache. Vorübergehend war der Sulzfluhgipfel (2.818 m) in den Wolken, nun ist er wieder frei und wir machen uns auf den Weg nach oben. An einigen Stellen ist es noch sehr glatt und man muss die Hände zu Hilfe nehmen. Das letzte Stückchen hinauf, das auf Videos sehr ausgesetzt aussieht, ist aber problemlos zu gehen, und wir finden auch den Gipfel geräumig genug. Außer uns sind zwei größere Gruppen von Wanderern oben. Nach den obligatorischen Fotos machen wir uns gleich wieder auf den Weg nach unten. Es ist 12.25 Uhr – kurz vor acht sind wir heute losgegangen. Obwohl der Abstieg immer etwas schwieriger ist, kommen wir gut zum rot-weißen Abzweig nach Partnun durch das Gemschtobel. Der Weg wird stellenweise sehr steil und felsig, und teilweise weichen wir von den Markierungen ab, weil es dort schon sehr ausgetreten und rutschig aussieht. Zwischendurch gibt es aber immer wieder gut begehbare und wenig steile Abschnitte. Wir stellen fest: die Übergänge zwischen rot-weiß und blau-weiß sind fließend. Leicht ist dieser Weg auch nicht, zumindest nicht bei Schnee und Eis. Bald können wir Partnun und den Partnunsee unten im Tal sehen. Als wir fast unten sind, kommt die drahtseilgesicherte Schlüsselstelle durch das Gemschtobel. Ich hatte mich wirklich darauf gefreut, und mit frischen Kräften wäre es gewiss ein Vergnügen gewesen, hier hinaufzusteigen. Nun spüre ich aber die Anstrengung der Tour und bin froh, als wir unten ankommen. Nun nur noch die Straße zurück nach Partnun … aber dass die größte Anstrengung noch vor uns liegen würde, wusste ich glücklicherweise nicht. Wir wollen das Grundstück mit dem aggressiven Hund möglichst meiden und deswegen auf einen Höhenweg nach St. Antönien treffen, den wir im vorigen Jahr von der Carschina-Hütte aus gegangen sind. Es geht schön auf der Höhe weiter und deshalb sind wir zuversichtlich und steigen nicht zur Straße ab. Für mich steht allerdings fest, dass ich nicht mehr bis zur Hütte gehen will: das ist einfach zu weit. Später erkennen wir, dass wir keine Wahl mehr haben: der Weg, auf dem wir uns befinden, führt direkt zur Hütte; daneben ist das Gelände unwegsam. Wir müssen, ob wir wollen oder nicht, bis zur Carschinahütte gehen. Al s wir endlich dort ankommen, bin ich zu erledigt, um die Wegweiser zu studieren und Entscheidungen zu treffen, und gehe meinem Mann hinterher. Unser Weg führt, wie ich bald sehe, nicht auf der Höhe entlang, sondern in einem weiten Bogen hinunter ins Tal: er hat sich entschlossen, die kürzere Variante zu wählen. Allerdings bringt uns diese kaum vorwärts, sondern nur in Serpentinen nach unten, und als ob das noch nicht an Unannehmlichkeiten genügt, kommen wir genau an dem Hof mit dem aggressiven Hund heraus. Glücklicherweise ist er heute nicht da oder unaufmerksam – aufatmend gehen wir hinunter zur Straße. Nun geht es weiter hinunter bis St. Antönien Rüti. Die letzte kurze Rast hatten wir kurz vor dem Gipfel der Sulzfluh gemacht, auf dem letzten Wegstück esse ich eher aus Vernunft einen Müsliriegel, ohne dabei anzuhalten. So flott wir können, legen wir das Stück bis zur Bushaltestelle zurück. Dort allerdings hätte ich ohne eine Pause nicht mehr weitergehen können. Tatsächlich erwischen wir noch den 17-Uhr-Bus nach Küblis, mit dem wir den letzten durchgehenden Zug nach Davos erreichen. Laut Zeitangabe auf den Wegweisern hätten wir es nicht mehr geschafft. Trotzdem bin ich keinesfalls stolz auf diese letzte Wegetappe, die ich mehr automatisch als bewusst zurückgelegt habe. Ich hätte diese wunderschöne Landschaft zum Abschied gern noch genossen. Der psychisch wie körperlich anstrengenden Gipfeltour hätte ein ruhiger Ausklang folgen sollen. Aber man lernt aus solchen Erlebnissen, und auch mit Schnee und Eis werden wir künftig respektvoller umgehen, vor allem, wenn das Gelände anspruchsvoller ist. Bis nach Davos sind wir noch zwei Stunden unterwegs, und auf dem Rückweg erhole ich mich so weit, dass ich mir vorstellen kann, am nächsten Tag wieder eine – wenn auch kürzere – Wanderung zu unternehmen.

Samstag, 15. September 2012

14.9.12 Im Banne der Drei Türme, 14.9 Kilometer, 782 HM (Nachtrag)

Es mag an dem schlechten Wetter gelegen haben, wahrscheinlich auch an der eher geringen Auslastung der Hütte: Ich habe wirklich gut geschlafen. Beim Blick aus dem Fenster zeigt sich schönstes Winterwetter: die Bergketten ringsum ganz klar und weiß überzuckert, der Himmel blau und wolkenlos. Mit Minus fünf Grad ist es aber auch kalt. Beim Frühstück entscheiden wir uns, über den Bilkengrat zur Lindauer Hütte zu wandern, wo ich kurzfristig noch reserviert hatte. Eigentlich war für heute, ursprünglich sogar für gestern ein Aufstieg zur Sulzfluh (2.818 m) geplant: der Gipfel war sozusagen das Ziel unserer Rätikon-Tour. Aber der Hüttenwirt hatte uns gleich am Vorabend unserer Illusionen beraubt: dort oben könnten 30-40 cm Neuschnee liegen, der nicht sofort wegtaut; er riet uns von der Gipfelbesteigung am Folgetag ab. Als Neulinge in den Alpen respektieren wir eine solche Empfehlung. Unser Weg ist ohnehin anspruchsvoll genug: an einigen Stellen hat es getaut, ist wieder überfroren und es ist oft glatt. Der Weg führt in respektabler Höhe entlang und erfordert Konzentration. In der Morgensonne sehen wir den Gipfel der Sulzfluh ganz deutlich: wir haben sozusagen auf ihrer Schulter genächtigt und er sieht verführerisch nah aus, wenn auch schneebedeckt und unberührt. Da sind wir schon etwas traurig, auf den Gipfel verzichten zu müssen, aber es ist die einzig vernünftige Entscheidung. Das Panorama um uns herum tröstet uns über den Verzicht hinweg: Schnee, Sonne, klare Sicht und blauer Himmel sind einfach überwältigend. Wir sehen die Zimba, die Schesaplana und die Drei Türme, die „drei Zinnen des Montafon“. Ein schönes Foto von ihnen machen zu können, war mein großer Wunsch gewesen. Nun stehen wir ihnen schon früh am Morgen gegenüber, während sie von der Sonne beschienen werden, und mit jeder Serpentine werden sie schöner und faszinierender wirken. Fasziniert sind wir auch von der Herde Gämsen, die über uns an einem Gipfelchen versammelt sind und auf uns herunter schauen. Es folgt eine kurze drahtseilgesicherte Passage, ehe es in Kehren weiter bergab geht. Tief unten im Tal können wir schon die Lindauer Hütte sehen. Als wir uns endlich weiter unten im Wald befinden, scheint die Sonne warm und wir ziehen Jacken, Mützen und Handschuhe aus. Überall tropft es von den Bäumen. In der Lindauer Hütte machen wir eine kurze Pause. Die Quartiere werden erst ab 15 Uhr eingeteilt; deshalb machen wir uns noch einmal auf den Weg. Kurzentschlossen gehen wir Richtung Drusator – was sollten wir sonst tun? Der Blick auf die Drusentürme lässt kaum einen anderen Wunsch zu. Wieder geht es regelmäßig bergauf und wir kommen den Türmen schnell näher. Nachdem wir eine Weile gegangen sind, kommen wir an einen Wegweiser. Links geht es markiert weiter zum Drusator, einen Übergang in die Schweiz. Rechts herum führt ein unmarkierter Steig zu den Drei Türmen. Ich wünsche mir, noch ein Stück dort entlang zu gehen, und tatsächlich finden wir den Weg mit alten Markierungen und Steinmännchen ganz gut. Der Weg wird recht steil, ist aber gut begehbar. Bezüglich unserer Gewöhnung an die Höhe konnten wir direkt an den vergangenen Urlaub vor einem Jahr anknüpfen: wir kommen gut zurecht. Aber besteigen möchten wir die Türme (Mittlerer und Großer Drusenturm sind über anspruchsvolle Steige erreichbar) noch nicht: wir haben einfach zu viel Respekt vor diesen Erhebungen und Schneereste bedeuten: keine guten Verhältnisse für Anfänger auf Touren, wo Erfahrene bei diesen Verhältnissen Eispickel dabei haben sollten. Ein Stückchen unterhalb des Sporaturms machen wir Rast, erfreuen uns an der Aussicht auf die umliegenden Berge und das Gauertal – und steigen langsam wieder ab. Die Trittspuren, denen wir folgen, führen allerdings Richtung Drusator, was wir zu spät bemerken. Wir folgen dem Pfad, statt umzukehren, und erreichen noch unterhalb des Drusatores den rot-weiß markierten Wanderweg, dem wir abwärts zur Hütte folgen. Was für eine Alternative zur Sulzfluh! Wir waren den Türmen so nahe, wie ich es mir kaum erträumt habe – und das bei herrlichem Sommerwetter. Weil wir so gut unterwegs waren, erwägen wir beim Abstieg zur Hütte, unsere geplante Route zu ändern – denn den Weg Richtung Drusator kennen wir nun schon. Auch eine Besteigung der Sulzfluh scheint nach diesem Erlebnis nicht mehr so abwegig zu sein. Beim Abendessen in der Lindauer Hütte schaffe ich eine ganze Portion Späzzle mit Gulasch, und das ist auch gut so: wir haben uns den Aufstieg zur Sulzfluh nun schon vorgenommen. Bei unserem Abendspaziergang sehen wir, wie das letzte Sonnenlicht hinter den Drei Türmen verlischt.

13.9.12 Start unserer Rätikon-Tour: Von St. Antönien zur Tilisuna-Hütte, 7 km, 683 Hm (Nachtrag)

Wir fahren mit der Rhätischen Bahn 9.06 Uhr Richtung Landquart ab, sind 9.48 Uhr in Küblis und 10.18 Uhr geht es weiter mit dem Postbus nach St. Antönien Rüti, der Endstation Richtung Rätikon. Laut Wetterbericht soll es heute bewölkt bleiben; die Niederschläge sollen nachlassen. Wir freuen uns, denn in Küblis sieht es freundlicher aus als in Davos und man sieht schon stellenweise den blauen Himmel. Ab und zu nieselt es ein wenig. Der Wanderweg am Hang entlang ist etwas schlammig. An einem Gehöft, wo der Weg vorbeiführt, wird mein Mann plötzlich von einem Hund angegriffen und ins Bein gezwickt. Eine Frau kommt zwar schnell gelaufen und hält den Hund zurück, aber so ein Vorfall ist schon äußerst ärgerlich und kein gutes Vorzeichen für unsere Tour. Verdammte Köter! (Nein, ich will jetzt nicht differenzieren!) Der Gasthof Alpenrösli in Partnun hat Ruhetag, weswegen wir kurz an einer Bank vor einem Haus rasten. Es ist kurz vor Zwölf. Als wir weiter gehen – der Weg zur Tilisuna-Hütte wird bereits angezeigt – reißt der Himmel auf, und zweitweise wird es warm und sonnig. Am Partnun-See sind wir ganz allein. Den Weg hinauf zum Gruobenpass kann man gut sehen. Wir wählen den direkten Weg, weil wir bei dem unbeständigen Wetter keine Experimente machen möchten. Ein Aufstieg über den Plasseggenpass wäre bei gutem Wetter aber auch lohnend! Es fängt an zu tauen; wir hören, wie sich kleine Eisstückchen von der Sulzfluh lösen. Je höher wir kommen, desto kühler und windiger wird es und wir kommen durch leichte Schneeverwehungen. Zum Glück können wir Fußspuren über den Pass folgen. Plötzlich steht uns noch einmal ein Hund gegenüber, der allerdings, wie sein Besitzer versichert, nur neugierig ist. Warum kapieren die meisten Hundehalter eigentlich nicht, dass nicht jeder Mensch Kontakt mit ihren Hunden haben möchte? Die Viecher gehören angeleint, Basta. Hinter dem Gruobenpass geht es durch eine etwas windgeschützte Senke, danach steigt der Weg wieder zum Tilisunafürggli an. Hier oben benötigen wir langärmlige Shirts, Fleecejacke, Softshelljacke, Mütze und Handschuhe. Ich bin froh, mir noch eine warme Softshellhose gekauft zu haben, die gut den kalten Wind abhält. Nun fängt es an zu graupeln und die Sicht wird schlechter. Wir sehen aber noch die Wegmarkierungen, und als wir den Pass erreicht haben, sind ein See und eine Stromleitung zu sehen, weshalb wir vermuten, dass es nicht mehr weit bis zur Hütte ist. Dann sehen wir sie und sind ziemlich erleichtert. Die angekündigte Wetterbesserung ist wohl noch nicht bis hierher vorgedrungen. Da es draußen immer ungemütlicher wird, sind wir froh, ein schützendes Dach über dem Kopf zu haben. Das Hüttenteam ist freundlich und es gefällt uns sofort sehr gut in der Tilisunahütte. Nach und nach finden sich noch einige Wanderer ein, es bleibt aber insgesamt ruhig und wir haben – Hurra! – ein Zimmer für uns.

Dienstag, 11. September 2012

11.9.12 Rinerhorngipfel, zurück nach Davos Monstein, 15,3 km; 760 Hm

Wir beginnen unsere Tour gegen 10 Uhr an der Bergstation der Rinerhornbahn in 2.054 Metern Höhe. Ich hatte dem Wetter nicht so recht getraut, aber die Prognose ließ uns doch zu einer Gipfeltour aufbrechen, die gute Rückzugsmöglichkeiten bot: zwei Gasthäuser oben am Weg, wo man notfalls Schutz suchen, die Tour abkürzen und mit der Bergbahn zurück ins Tal fahren kann, falls sich doch etwas zusammenbraut. Nach dem gemütlichen Start in den Tag (länger geschlafen!) gehen wir in Kehren bis zum Gasthof Hubel unterhalb des Rinerhorns, der rot-weißen Markierung zum Gipfel folgend. Dort machen wir eine kurze Pause. Das Wetter sieht besser aus, als wir dachten. Am Gipfel hängt ein dunkles Wölkchen, aber es zieht langsam weiter. Nach einer kurzen Stärkung machen wir uns an den Aufstieg. Der Wanderweg führt über den Gipfel hinweg, und man kann auf einer Runde zur Bergbahn zurückkehren. Der Aufstieg von Nordwesten aus ist zeitweise etwas steil, aber gut zu bewältigen. Gegen 11.45 Uhr haben wir den Gipfel (2.528 m) erreicht. Wir machen aber nur kurz Rast, weil wieder Wolken heranziehen. Der folgende Gratweg ist sehr angenehm zu gehen, und man kommt gut voran. Er steigt noch einmal an, ohne auf das nächste Gipfelchen (Marchhüreli) hinauf zu führen. Trittspuren zeigen, dass man durchaus das letzte Stückchen aufsteigen könnte, aber wir lassen das und folgen der Markierung abwärts. Der Weg führt über ein Plateau mit Geröll, ist aber gut zu finden. In einem weiten Bogen nähern wir uns schließlich wieder der Bergstation. Dorthin möchten wir aber nicht zurückkehren, sondern hoffen auf einen Abzweig Richtung Monstein und schließlich können wir der entsprechenden Markierung folgen. Zuvor hatten wir dicht vor uns ein Murmeltier beobachtet und den Kühen, die natürlich auch am Hang waren, konnten wir gut ausweichen. Es ist nun richtig sonnig geworden und unser Weg führt lange oberhalb des Rotschwaldes entlang. Wir passieren stille Täler mit kleinen Bächen, bleiben aber lange Zeit auf relativ gleichmäßiger Höhe. So einen Weg geht man gern eine ganze Weile! An der Hauderalp machen wir noch einmal Rast und verabschieden uns von der Idee, nach Davos Wiesen zu wandern, denn das wären noch über drei Stunden. 45 Minuten sind bis Monstein angezeigt, aber es geht noch ein Weilchen hinunter durch den Wald. Der Ort ist wunderhübsch, aber etwas erhöht gelegen, und zur Bahnstation im Tal brauchen wir noch einmal 45 Minuten. Eine Viertelstunde nach um kommt dort die Rhätische Bahn von Filisur nach Davos Platz und wir stellen fest, dass wir den Zug 16.15 Uhr wohl gerade verfehlen werden. Das ist zwar nicht weiter schlimm, weil wir noch genügend Zeit haben, aber man sitzt doch ungern eine knappe Stunde an einem winzigen Bahnhof und wartet. Da sehen wir einen Wegweiser: Abkürzung Bahnstation, und entscheiden uns, den Weg zu probieren. Er führt zunächst ganz dicht an Häusern vorbei und man hat den Eindruck, man läuft den Leuten mitten durchs Grundstück. Dann geht es über Wiesen bergab und schließlich noch ein Stück durch den Wald ins Tal. Wir gehen nun zügig und sind tatsächlich sechs Minuten vor Einfahrt des Zuges am Bahnhof Monstein. Eine wirklich schöne Wanderung, etwas weniger anstrengend als die beiden vorangegangenen Touren, eine echte Genusstour! Wir kommen noch gut in unsere Unterkunft, und erst nach 18 Uhr ziehen von allen Seiten dunkle Wolken auf. Für morgen ist Regen angesagt, weswegen wir mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit einen Ruhetag haben werden.

Montag, 10. September 2012

10.9.12 Von Davos über den Tritt nach Arosa, 16,6 Kilometer, 1.360 Hm

Heute möchten wir nun unsere als Einsteigertour geplante Wanderung machen. Der Wetterbericht hat noch stabiles Wetter vorhergesagt, und uns reizt die Bergkette westlich von Davos mit Chörbschhorn, Chüpfenflue, Strela und Schiahorn, die schon von der Morgensonne beschienen wird. Der Panoramaweg dort oben entlang ist bei gutem Wetter immer lohnend; heute wollen wir jedoch über einen Pass, die Latschüelfurgga, gehen und nach Arosa wandern. Wir brechen sogar noch etwas früher auf als gestern und müssen feststellen, dass die erste Bergbahn zur Schatzalp erst nach acht Uhr fährt. So lange möchten wir nicht warten und somit starten wir von Davos Platz zu unserer Tour. Kurz nach neun Uhr – wir sind 1 ½ Stunden unterwegs – erreichen wir das Ende der Baumgrenze. Eine Gipfelbesteigung haben wir heute nicht geplant, aber dafür gibt es andere Herausforderungen: mehrmals müssen wir an Kühen vorbei. Große Tiere sind mir immer unheimlich, und wenn irgend möglich, mache ich einen Bogen um sie. Der rot-weiß markierte Wanderweg zur Latschüelfurgga ist nicht zu übersehen. Manche Kehren sind recht steil, und man spürt den Aufstieg in den Beinen. Aber vielleicht ist es auch die gestrige Tour, die noch nachwirkt. Erst auf über 2.300 Metern Höhe verläuft der Weg relativ gleichmäßig mit nur leichtem Anstieg bis zur Furgga. Dort machen wir Rast. 10.15 Uhr brechen wir auf; es geht nun ein Stück bergab. Weiter vorn sieht man, dass das Gelände felsig wird. Sollte es dort schon über den „Tritt“ hinunter gehen? Wir sind sehr neugierig auf diese Steilstufe, die es zu überwinden gilt, und ein Blick zwischen den Felsen hindurch nach unten lässt die Spannung steigen. Eine Treppe mit 220 Stufen überwindet die Steilstufe, gesichert mit einem dicken Stahlseil, das man als Geländer nutzen kann. Leute, die unter starker Höhenangst leiden, könnten hier eventuell Probleme haben – an einigen ungesicherten Passagen unterhalb der Treppe vielleicht noch eher als beim Gehen über die Stufen. Wir finden den Tritt eigentlich harmlos. Weiter geht es auf dem Schanfigger Höhenweg. Der Blick zurück ist beeindruckend: die Nordabstürze der Berge sehen wesentlich rauer aus als ihre Südostseiten. Besonders faszinieren die Chüpfenflue, Mederger Flue sowie links im Hintergrund die Weißfluh, unser erster Gipfel während des letzten Urlaubs. Der weitere Weg führt lange über Almwiesen, vorbei an der Mederger Alp, Tiejer Alp und Furrgaalp. Schilder weisen darauf hin, dass man Abstand halten soll, weil Mutterkühe ihre Kälber beschützen. Wie soll man bitte Distanz halten, wenn kurz vor Zaunende Kühe zu beiden Seiten des Weges stehen, hinter ihnen Grundstückszäune sind und ein Kalb dabei ist? Glücklicherweise blieben die Kühe ruhig. Wäre es nicht besser, den Weidezaun am Wegrand enden zu lassen, wenn keine Ausweichmöglichkeit besteht? Das letzte Stück durch den Wald hinunter zum Stausee finde ich ermüdend. Man muss aufpassen, weil Schotter und Geröll leicht nachgeben. Meine innere Uhr könnte auch mal kapieren, dass ich Urlaub habe und etwas länger schlafen darf! Nach einer kurzen Pause geht es mit frischeren Kräften weiter, vorbei an Kühen, die mal nicht auf dem Weg stehen – wie angenehm. Arosa liegt etwas erhöht an der anderen Talseite und dieser kleine Gegenanstieg ist noch zu bewältigen. Ich hatte ihn mir schlimmer vorgestellt. Als wir in den Ort hinein kommen, gibt es einen lauten Donnerknall und wir sehen, dass über den Bergen, von wo wir gekommen sind, dunkle Wolken aufziehen. Zum Glück zeigt der Wegweiser nur noch 10 Minuten bis zum Bahnhof an. Wir gehen zügig, und nachdem ich die Fahrkarten gekauft habe, fängt es an zu regnen, erst leicht, dann stärker, über den Bergen donnert es und schließlich ist der Regen mit Hagel vermischt. Da sind wir sehr froh, zeitig losgegangen zu sein! Die Rückfahrt nach Davos ist etwas umständlich, sie dauert zwei Stunden und 41 Minuten mit Umsteigen in Chur und Filisur. Nun verstehen wir, weshalb im Wanderführer empfohlen wird, in Arosa zu übernachten und über die Berge zurück nach Davos zu wandern. Da das Wetter jedoch unbeständig geworden ist, wäre mir das zu riskant. Ein Ortsbummel ist bei Gewitter und Regen auch nicht möglich, was wir etwas schade finden. 18.45 Uhr sind wir in Davos Dorf – später, als wir erwartet hatten.

Sonntag, 9. September 2012

9.9.12 Von Tschuggen aus zum Pischahorn und zurück nach Davos Wolfgang (ca. 18 km, 1.400 Höhenmeter)

Für heute waren sommerliche Temperaturen und stabiles Wetter angesagt, weswegen wir unsere Tourenplanung – ohnehin nur eine anpassungsfähige Wunschliste – umgestellt haben. Wir nehmen den ersten Postbus zum Flüelapass ab Bahnhof Davos Dorf und steigen an der Haltestelle Tschuggen aus. An einer kleinen Kapelle vorbei führt der Wanderweg bergauf. Ein paar Zweifel habe ich schon wegen der Route, denn das ist wahrlich keine Einstiegstour: das Pischahorn ist ein Fast-Dreitausender (2.979 m) und die Wanderung wird lang und anstrengend sein. Notfalls besteht die Möglichkeit, abzukürzen oder umzukehren, aber wenn sich ein herrlicher Tag ankündigt, möchte man das natürlich nicht. An solchen Tagen wünscht man sich ganz viel Aussicht von möglichst ganz oben! Und weil uns klar ist, dass wir vor allem Zeit benötigen werden, sind wir so früh wie möglich aufgebrochen, um auch genügend Pausen machen zu können. In vielen Kehren steigen wir langsam zum Tschuggenberg auf und die Aussicht wird bald schon faszinierend: immer wieder sehen wir das Flüela Schwarzhorn, die höchste Erhebung um Davos, ein sehr schöner Berg, den wir bereits kennen. Weiter geht es zur Bergstation der Pischabahn. Diese Bahn ist nur noch im Winter in Betrieb. Kühe versperren uns zeitweise den Weg, sie sind sehr unruhig und so weichen wir ihnen ein Stück über den Hang aus. Weiter oben sind noch einmal Kühe, die sich aber nicht von uns stören lassen. An solche Verhältnisse muss man sich erst wieder gewöhnen. Der Weg führt weiter bergauf über eine Einsattelung und dann zum Südwestgrat des Pischahorns. Der Weg wird schmaler und steiler, ist aber technisch nicht schwierig. Er führt zu einer Erhebung von 2.740 Metern, der Gipfelpunkt ist mit Steinmännern markiert. Von hier aus hat man schon eine sehr gute Aussicht. Ich ziehe nun meine Bergstiefel an, da das Gelände immer rauer wird. Ich bin gespannt, wie weit ich mit ihnen gehen kann. An einer schmalen, felsigen Passage hat jemand ein Seil angebracht. Auf dem Weg zum Vorgipfel des Pischahorns müssen wir uns ab und an mit den Händen abstützen. Die Luft wird merklich dünner und wir machen viele kurze Pausen. Es wäre allerdings auch schade, das nicht zu tun, denn die Aussicht ist phantastisch. Gegen 11.30 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Hauptgipfel. Es sind nur noch wenige Meter, aber die haben es in sich. Eine Stelle ist etwas rutschig und man muss aufpassen, wo man sich festhält, da nicht jeder Stein hält. Dann wird der Pfad aber wieder besser und wir schaffen auch die letzten Meter nach oben. Dort geht es noch ein Stück beinahe waagerecht über einen Grat, was jedoch unschwierig ist, hinüber zur Gipfelmarkierung. Auf dem Gipfel ist genügend Platz und es herrscht kein Mangel an geeigneten Rastplätzen. Es ist ein richtiges kleines Plateau, von dem aus man weit in die Silvretta, ins Rätikon, hinüber nach Davos und zu den Flüela-Gipfeln schauen kann. Ganz nah sind der Piz Linard mit seine mächtigen Kuppe und die Plattenhörner. Gutes Wetter sollte man bei dieser Tour schon haben! Nach einer Pause machen wir uns an den Abstieg und folgen der rot-weißen Markierung Richtung Davos Wolfgang. Sie führt uns noch ein ganzes Stück über einen Grat mit ein paar leicht ausgesetzten Stellen, die wir aber nicht problematisch finden. Diese Tour macht einfach Spaß! Wir sehen nun nach Klosters und hinunter nach „Verborgen Pischa“, einer Mulde mit kleinen Seen. Im Rother-Wanderführer, den wir immer wieder gern konsultieren, wird eine Rundwanderung hinunter zum Pischasee und zurück nach Tschuggen empfohlen. Wir finden aber den Rückweg nach Davos durchs Mönchalptal auch sehr lohnend, zumal wir damit nicht auf den selten verkehrenden Postbus angewiesen sind. Ganz allmählich geht es talwärts, immer wieder kleine Bäche querend. Berge machen glücklich, ich möchte sie nicht mehr missen. Wieder und wieder möchte ich in die Alpen reisen – nur in dieser Gewissheit ist die Abreise erträglich! Ich wechsle meine Schuhe erst an der Mönchalp, wo der Weg breiter ist und in besserem Zustand. Entlang des Möchalpbaches geht es talwärts, wieder vorbei an einer Kuhherde. Dann zweigt ein Weg links ab nach Davos Wolfgang und Davos Dorf. Es geht ein ganzes Stück bergauf durch den Wald, aber dort wandert man sehr angenehm. Vor der Alp Drusatscha geht es rechts herum nach Davos Wolfgang. Wir nehmen den Bus Nr. 1 zurück ins Dorf.

Ankunft (Nachtrag)

Ich erinnere mich noch genau an unsere Abreise aus den Bergen vor etwa einem Jahr. Der Zug fuhr so schnell los und war viel zu schnell in Landquart. Als wir dort auf unseren Anschlusszug warteten, fuhr gerade wieder ein Zug der Rhätischen Bahn ein, Ziel Davos Platz. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dort einsteigen zu können: ich wollte nicht nach Zürich und auch nicht zurück nach Hause. Kein Urlaub hat bisher einen solchen Eindruck hinterlassen. Und nun ist es wieder soweit! Als wir auf Landquart zu fahren, sehen wir bereits die Gleise der Rhätischen Bahn und bald darauf sitzen wir im Zug nach Davos. Wir kennen die Stationen und die Gegend schon ein wenig und das erhöht die Freude noch. Als ich das erste Mal in den Alpen war, schreckten mich die Weite und die Entfernungen ab. Heute faszinieren mich die Dimensionen. Am zweiten Tag machen wir einen Ausflug nach Zillis. Das Talmuseum im Val Schons hat, wie wir erfahren, nur im Juli und August geöffnet, so dass wir beschließen, mal wieder in die Gegend zu reisen. Dieses Vorhaben wird uns in diesem Jahr den Abschied erleichtern.