Mittwoch, 23. Juli 2025

Wanderurlaub in der Schweiz - ein paar Tipps

Wir fahren seit über zehn Jahren regelmäßig in die Alpen. Unsere ersten Urlaube im Hochgebirge verbrachten wir durchweg in der Schweiz, meistens in Davos. Wie kam es dazu? Durch Thomas Manns „Zauberberg“, aber auch durch die Nähe zu den Bergen im Montafon, in die ich mich verliebt hatte. Ich nahm mir eine Karte und plante unsere erste Hüttentour ins Rätikon, Ausgangspunkt Davos, über Küblis und Sankt Antönien, weiter über den Rätikon-Höhenweg bis zur Schesaplana – und zurück. Ein Traum! Auf diese Weise sind wir wiederholt ins Rätikon gewandert. Für Davos spricht auch die enorme Vielfalt an Tourenmöglichkeiten.

Immer wieder, wenn wir über unser Urlaubsziel sprachen, hörten wir Vorbehalte:

In die Schweiz? Das ist viel zu teuer!

Davos? Oh, Schickimicki!

In die Schweiz kann man doch nicht reisen, das ist unbezahlbar.

Erstens: Urlaub in der Schweiz ist nicht unbezahlbar. Es ist nicht gerade billig, aber wenn man Prioritäten setzt und rechtzeitig bucht, kann man durchaus dort Urlaub machen.

Zweitens: Urlaub in der Schweiz ist nicht billig, aber man bekommt auch viel geboten. Die Landschaften dort sind unbeschreiblich schön. Die Schweiz ist ein ideales Urlaubsziel, wenn man ohne Auto anreist und öffentliche Verkehrsmittel nutzt. Der öffentliche Nahverkehr in der Schweiz ist geradezu vorbildlich und perfekt ausgebaut. Umweltfreundlichkeit wird großgeschrieben. Tourismusorte wie Zermatt und Saas Fee sind komplett autofrei. Die Bergbahnen in der Schweiz sind spektakulär, aber es ist logisch, dass Wartung und Unterhalt Geld kosten. Ergänzend zu Bahn- und Busverbindungen gibt es die Postbusse, einfach Postauto genannt, die Bergdörfer ansteuern, Schulkinder, aber eben auch die Post transportieren und gegen Gebühr auch Passagiere mitnehmen – eigentlich wie ganz normale Linienbusse. Apropos autofrei: In Zermatt verkehren nur Elektrotaxis. Bei der Anreise haben wir uns eins gegönnt, der Preis war nicht viel anders als in Deutschland. Der Fahrer kannte unser Appartmenthaus, fuhr uns schnell dorthin, ohne dass wir die vollständige Adresse heraussuchen mussten, und half uns mit dem Gepäck. Bei der Abreise zum Bahnhof kannten wir uns aus und brauchten kein Taxi mehr, aber es ist gut zu wissen, dass man es sich leisten könnte. Es gibt auch einen Ortsbus in Zermatt, teils gegen Gebühr, aber wir haben ihn nie gebraucht, weil der Ort nicht groß ist.

Drittens: Ferienwohnungen sind in größeren Tourismusorten oft preiswerter als in kleineren Orten. Dort, wo die Auswahl groß ist, ist auch die Preisspanne enorm. Einfache Ferienwohnungen kann man zu Preisen buchen, die auch in Deutschland üblich sind. Allerdings sind sie dann nicht luxuriös. Die Frage ist eben, ob man das braucht. Wir buchen meist Studios mit Schrankbetten, einer Kochnische und kleinem Bad, Balkon oder Terrasse sind uns wichtig. Das ist durchaus bezahlbar, aber man muss sich beizeiten entscheiden. Wir sind keine Großverdiener, sondern liegen eher im unteren Durchschnitt der Normalverdiener. Und: man muss ja nicht jedes Jahr in die Schweiz fahren, man kann auch mal auf einen Urlaub sparen.

Viertens: Essen gehen ist wirklich hochpreisig in der Schweiz. Wer darauf Wert legt, jeden Abend ins Restaurant zu gehen, sollte das nötige Geld haben – oder in ein anderes Land reisen. Aber Kaffee und Kuchen in einem Berggasthof oder in einer Berghütte sind erschwinglich. Wer in einer Hütte übernachtet, profitiert von den günstigen Preisen (bergsteigerfreundlich) und, wenn man Alpenvereinsmitglied ist, auch vom Gegenrecht (günstiger Übernachtungspreis).

Fünftens: Die Schweiz gehört nicht zur EU, ist aber an Reisenden aus der EU sehr interessiert. Viele Geschäfte und Restaurants akzeptieren auch Euro als Zahlungsmittel. Wechselgeld erhält man allerdings in Franken. Man kann mit der EC- bzw. Debitkarte an Geldautomaten in der Schweiz wahlweise Euro oder Schweizer Franken abheben. Es ist aber auch möglich, schon hier in Deutschland einen gewissen Betrag umzutauschen – das machen wir vorzugsweise so. Auch Handyverträge sind normalerweise nicht in der Schweiz gültig. Früher haben wir als Erstes in Zürich einen kleinen Vertrag mit Swisscom abgeschlossen. Das erscheint mir heute vorsintflutlich. Über meinen Anbieter konnte ich einen Rooming-Plus-Vertrag abschließen, der auch in der Schweiz gilt. Der tägliche Zusatzbeitrag wird nur bei Nutzung fällig. Da wir auch in Österreich öfter im Grenzgebiet unterwegs sind, schien mir das angemessen. Im Hochgebirge möchte ich mit dem Handy telefonieren können. Notfall-Rufnummern erreicht man zwar normalerweise kostenlos, aber die wichtigsten Nummern habe ich mir auch abgespeichert, und es ist gut zu wissen, im Grenzgebiet notfalls die Schweizer Bergrettung direkt anrufen zu können. Natürlich will man das nie nutzen, aber es ist besser, es im Notfall zu können. Für Übernachtungen in Berghütten würde ich generell Schweizer Franken mitnehmen. Internetverbindungen können in Hütten schlecht sein, und erfahrungsgemäß werden lieber Franken als Euro genommen.

Sechstens: Einige Urlaubsorte in der Schweiz, zum Beispiel Davos, bieten mit der Gästekarte für alle Übernachtungsgäste Vorteile an. Vor einigen Jahren haben wir in Davos einfach auf unsere Gästekarte Freifahrt in allen Ortsbussen und Bergbahnen in Davos und Klosters erhalten. Heute ist das eingeschränkt, aber immer noch gibt es Rabatte. Es gibt auch Orte ohne Gästekarte, beispielsweise Zermatt. Rabatte kann man dennoch erhalten. Touristen können ein Halbtax-Abo erwerben. Das nennt sich Swiss Half Fare Card. Wichtig ist, dass man sie wirklich für Touristen auswählt. Ein solches Abo funktioniert wie eine Bahncard, kann schon für die Einreise in die Schweiz verwendet werden, natürlich auch für die Ausreise und für Reisen innerhalb der Schweiz. Das Geniale ist, dass das Halbtax-Abo auch bei vielen Bergbahnen gilt. In Zermatt haben wir überall 50 % Rabatt erhalten, das macht wirklich etwas aus. Derzeit kostet das Halbtax für Touristen 120 Franken pro Person und gilt für einen Monat. Deshalb ist es ratsam, dann gleich länger in die Schweiz zu reisen, wenn man es denn tut! Man kann das Abo von Deutschland aus bei der SBB buchen und auch in Euro bezahlen. Natürlich kann man auch die Zugtickets für die Schweiz von zuhause aus buchen und den Rabatt gleich mit angeben. Tickets für Bergbahnen haben wir vor Ort bezahlt und dort unsere Halbtax-Tickets vorgezeigt. Mit der ersten Reise innerhalb der Schweiz hatte sich schon das erste Halbtax-Ticket rentiert.

Siebentens: Restaurants sind teuer in der Schweiz, aber in Supermärkten kann man sich relativ preiswert mit Lebensmitteln versorgen. In Tourismus-Orten öffnen die Märkte teilweise sogar am Sonntag. Es gilt das Übliche: Markenprodukte sind teuer, regionale Produkte ohne Markennamen sind erschwinglich, verarbeitete Lebensmittel (Fertiggerichte) sind teuer, Lebensmittel pur sind erschwinglich. Man muss überlegen, wann man auf die Zeitersparnis bei einem Fertiggericht Wert legt, oder ob man lieber einmal etwas komplett selbst kocht.

Achtens: Von wegen Schickimicki! In den Sommermonaten sind die Schweizer Berge fest in der Hand von Outdoor-Fans: Wanderern, Kletterern, Mountainbikern, also Naturliebhabern. Ab und an sieht man mal eine aufgebrezelte ältere Dame am Weg zum Hotel, aber ehrlich: das gibt es auch zuhause. Wer die Berge liebt, wird sich in der Schweiz wohl fühlen, ganz ohne Schickimicki.

Fazit: nach einigen Jahren, in denen wir nur in der Schweiz Urlaub gemacht haben, waren wir längere Zeit nur in Österreich. Und zugegeben: zum gleichen Preis wie in der Schweiz, bekommt man in Österreich im Grenzgebiet, wo die Landschaft ebenfalls spektakulär ist, vergleichsweise luxuriöse Unterkünfte. Aber die zehn Tage in Zermatt haben uns wieder einmal gezeigt, dass die Schweiz auch enorm viel zu bieten hat. Und Prioritäten können wir setzen, kein Problem. Wir planen schon, im nächsten Jahr wieder dorthin zu reisen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen