Donnerstag, 20. Juli 2023

27.06.23 Von Gargellen zur Tilisunahütte

Ursprünglich hatte ich für den Donnerstag, den 29.06., eine Übernachtung in der Tilisunahütte reserviert. Das Ziel war, am darauffolgenden Morgen die Sulzfluh zu besteigen. Da es jedoch am Freitag regnen soll, verlegte ich die Übernachtung auf den Dienstag. Mich reizte auch sehr der Zustieg von Gargellen aus zur Hütte, den wir noch nie gegangen waren. Und diesen Teil des Rätikon kannten wir überhaupt noch nicht. Die Tour ist eine Etappe (8) der Montafoner Hüttenrunde. Das klingt eigentlich gemütlich, fast kindertauglich, aber das ist es nicht! Die reine Gehzeit ist mit 4 ½ Stunden angegeben. Aber man macht ja mal Pausen, länger und auch kürzer, gerade, wenn es steil bergauf geht. Sicherheitshalber nahmen wir den Bus 9.05 Uhr von Schruns nach Gargellen. Es ist in den Alpen gut, immer Zeitreserve zu haben. Das sollte sich wieder einmal bestätigen. Genau an der Haltestelle im Zentrum von Gargellen beginnt der Wanderweg über den Sarotlapass zur Tilisunahütte. Ziemlich genau 9.45 Uhr machten wir uns auf den Weg. Es ging zunächst über Wiesen und dann an einem Wasserfall steiler nach oben bis zur Rongalpe (1.596 m). Alpe bedeutet im Sommer meist, dass dort Kühe sind. Es gab auch die üblichen Warnschilder, aber zum Glück nahmen die Kühe kaum Notiz von uns und grasten friedlich. Es waren sogar Pferde bei den Kühen auf der Weide. Gewöhnungsbedürftig, da durchzulaufen! Es ging weiter bis zu einer weiteren Almhütte (Röbimaisäß). Von dort aus ging es parallel zum Hang weiter, bis wir in ein Tal hinein querten, wo sich unten die Sarotlaalpe befindet. Der Weg, mal schmaler, mal breiter, mal flacher, mal steiler führte allmählich bis zu einer Felsstufe unterhalb des Sarotlapasses.

Dort machten wir die erste größere Pause. Beim Blick hinauf konnte ich mir kaum vorstellen, dass es da einen Weg geben soll. Aber folgt man der rot-weißen Markierung, gelangt man in zahlreichen Kehren bis zum Joch. Der Weg ist teils sehr schmal, was bedeutet: Fehltritt nicht erlaubt! Als wir diese Stufe überwunden hatten, ging es dann weniger steil bergauf bis zum Sarotlajoch (2.389 m).Dort gingen wir hinüber in die Schweiz. Hier gab es die ersten beeindruckenden Ausblicke ins Rätikon, vor allem auf die Sulzfluh. Der weitere Weg quert einen Hang unterhalb der Sarotlaspitzen bis zum Plasseggenpass (2.354 m), teils schmal und stellenweise mit Drahtseilen versichert. Am Pass überschritten wir wieder die Grenze nach Österreich wird. Hier verläuft der Rätikon-Höhenweg Nord, dem wir bis zur Tilisunahütte folgten. Es war sehr, sehr beeindruckend dort oben, hochalpin und weit, und links von uns ragten die Ausläufer der Weissplatte (2.627 m) auf. Auf diesen Berg gibt es keinen markierten Wanderweg; es ist ein ähnlich beeindruckender Kalkberg wie die benachbarte Sulzfluh.

Wir mussten nun wieder ein Stück absteigen, hatten am Grubenpass (2.241 m) noch einen wunderbaren Blick auf die Sulzfluh, wo wir dann kurz ab- und wieder hochstiegen. Der Aufstieg auf die Sulzfluh erfolgt nicht auf dieser steilen Seite! Das wiederholte sich noch einmal, als die Hütte schon in Sicht kam. Gegen 15.30 Uhr kamen wir an der Hütte an, genau richtig, um noch eine Kleinigkeit zu trinken und einzuchecken. Die Hütte hat neue Betreiber, die sich sehr viel Mühe geben. Der Aufenthalt dort war durchweg angenehm, das Essen war sehr gut. Die Übernachtung im Matratzenlager war auch gut, zumal die Hütte nicht voll ausgelastet war. Ich fand es so schön, den Abend oben in den Bergen zu verbringen! Wir haben 10,50 km zurückgelegt bei 1.119 Höhenmetern im Anstieg und 315 im Abstieg. Auf Grund der vielen Höhenmeter fand ich die Tour anstrengender als die zum Lünersee.

Die Sulzfluh ist ein Berg, dem ich besonders verbunden bin. Wir waren schon zweimal auf dem Gipfel und ich war mir ziemlich sicher, dass wir dieses Jahr zum dritten Mal hinauf steigen würden. Der Berg ist sehr vielseitig und irgendwie auch gastlich. Es gibt mehrere Zustiege in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, und Wanderer mit halbwegs guter Kondition können die Sulzfluh unter normalen Bedingungen problemlos besteigen. Die einzige Hürde, die unbedingt Respekt verdient, ist die Höhe. Es ist ein geräumiger Kalkberg mit einem riesigen Plateau, auf dem sich dann der Gipfel aufbaut – aus meiner Sicht nicht ausgesetzt. Aber das ist immer auch eine Frage der Gewohnheit und der Perspektive. Würde ich in der Nähe wohnen, wäre ich wohl öfter im Jahr rund um den Berg unterwegs, idealerweise auch auf dem Berg. Aber wir wohnen weit entfernt und müssen uns, wenn wir in der Nähe sind, nach den Verhältnissen richten. Hier nochmal ein Bild von der Sulzfluh bei gutem Wetter.

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