Freitag, 21. September 2012

21.9.12 Von Davos Glaris aus zum Valbellahorn, Abstieg nach Davos Wiesen 23,3 km; 1.850 Hm

Zwei relativ ruhige und wenig anstrengende Wanderungen weckten nun wieder den Wunsch nach einer längeren und anspruchsvollen Bergtour. Nach einigem Überlegen entschieden wir uns für die Tour zum Valbellahorn aus dem Rother-Wanderführer „Davos-Prättigau“. Gekennzeichnet ist sie als lange und anstrengende Wanderung, reine Gehzeit 7,30 Stunden. Als wir uns auf den Gipfel geeinigt haben, möchte ich eigentlich gar nicht schlafen gehen, und am Morgen bin ich bereits gegen vier Uhr munter. Ein klarer Fall von Gipfelfieber! Dabei wissen wir ja noch nicht einmal, ob wir das Valbellahorn (schwarz gekennzeichnete Route, kein markierter Wanderweg) überhaupt besteigen werden. Den besten Start zu einer solchen Tour hat man, wenn man früh aufbricht. Wir machen uns noch in der Dunkelheit auf zum Bahnhof Davos Dorf und nehmen den Ortsbus Nr. 7 Richtung Glaris Ortolfi, der 7.05 Uhr abfährt (nur an Werktagen). Als wir an der Endhaltestelle aussteigen, ist es richtig hell geworden. Wir folgen dem Wanderweg Richtung Bärentaler Alp/Alteiner Fürggli, der uns nur wenige Meter von der Haltestelle entfernt den Beginn unserer Tour weist. Wir weichen hiermit vom Wanderführer ab: Der Weg von Glaris aus zum Alteingrat wirkt in der Beschreibung zu unzuverlässig, und wir möchten nicht schon am Anfang im Wald herumirren. Bis weit ins Tal hinein ist der Weg am Bärentaler Bach entlang breit und bequem zu gehen. Hinter der Bärentaler Alp wird der Weg etwas steiler. Die Steilstufe am Ende des Tales ist schon gut zu sehen. Punkt neun Uhr sind wir dort angelangt und machen uns langsam an den Aufstieg. Dabei können wir zwei Gämsen oben am Hang beobachten. Schon nach wenigen Höhenmetern eröffnet sich uns eine phantastische Sicht auf die gegenüberliegende Talseite. Das Wetter soll noch gut und den ganzen Tag lang beständig sein: genau das, was man für diese Tour benötigt. Am Ende des steilen Aufstiegs gelangen wir an eine gewaltige Hochfläche, wo es nun mit nur noch geringem Anstieg bis zum Fürggli weiter geht. Die Aussicht hier oben ist bereits sensationell. Auch unseren Wunschgipfel, das Valbellahorn, können wir bald gut sehen. 10.30 Uhr sind wir am Fürggli und halten Ausschau nach den Wegspuren zum Gipfel. Wir folgen Steinmännern bis oberhalb einer kleinen Hütte. Dort beginnt ein deutlich erkennbarer Weg nach oben, mit roten Farbpunkten markiert. Wir beschließen, es zu probieren, denn gar so unzugänglich sieht der Berg nicht aus. Man kann dem Weg und den Markierungen getrost folgen! Der Weg ist nicht gleichmäßig steil, es gibt immer auch Abschnitte mit sanftem Anstieg, und er ist – von einigen Stellen kurz unter dem Gipfel abgesehen – auch nicht ausgesetzt. Aber auch jene Passagen, wo es etwas steiler und das Gelände abschüssig ist, sind eigentlich gut zu bewältigen. Wir sehen jemanden oben auf dem Gipfel und können uns an seinen Fußspuren orientieren. Es gibt doch noch einige Stellen, an denen Schnee liegt, aber auch diese sind gut zu meistern. Ohne Bergstiefel und Teleskopstöcke würde ich den Weg nicht gehen wollen. Wir treffen den Mann, der sich an den Abstieg gemacht hat, ein Stück unterhalb des Gipfels. Er sagt, es sei nicht mehr weit bis nach oben und es lohnt sich. Dass es sich lohnt, sehen wir schon während des Aufstiegs: man hat einen herrlichen Blick bis zu den verschneiten Gipfeln der Bernina, zum Piz Kesch, Richtung Arosa und natürlich auch auf die Gipfel rund um Davos. An einer Stelle unterhalb des Gipfels kann man tief in die Nordwestabstürze hinunter sehen. Ein kurzer Blick genügt, dann geht es weiter bis nach oben zum Gipfelkreuz (2.764 m). Die Freude, als wir angekommen sind, ist groß. Wir machen eine kurze Rast, tragen uns endlich mal wieder in ein Gipfelbuch ein und ich mache Fotos nach allen Richtungen. Ziemlich enttäuscht war ich, als wir auf der Sulzfluh und im vergangenen Jahr auf der Schesaplana kein Gipfelbuch vorfanden. Beide Gipfel fand ich schwieriger als das Valbellahorn. Eine schwarz gekennzeichnete Tour kann allerdings auch bedeuten, dass man eine sehr gute Kondition benötigt. Das wird uns vor allem während des langen Abstieges klar. Da wir bereits kurz vor zwölf Uhr wieder am Alteiner Fürrgli sind, beschließen wir, über den Alteingrat nach Davos Wiesen zu gehen. Wir sind noch lange dort oben auf der Hochfläche unterwegs. Der Mann, der vor uns auf dem Valbellahorn war, ist inzwischen zum Nachbargipfel (Strel) aufgestiegen, anscheinend von Südosten aus über den Grat – aber das würden wir nicht nachahmen wollen. Wir sehen ihn oben bei einem Steinmann sitzen und später weiter gehen. Wir machen zunächst eine Rast mit Kaffee aus der Thermosflasche und Rucksackverpflegung. Einkehrmöglichkeiten gibt es hier oben nicht, ebenso wenig könnte man irgendwo Schutz suchen: man ist wirklich auf eigene Verpflegung und stabiles Wetter angewiesen. Aber es ist im wahrsten Sinne eine Traum-Bergtour in wunderschöner Landschaft, mit herrlichen Ausblicken und sie ist auch nicht überlaufen. Außer dem Mann begegnen wir nur noch einem Paar, das uns am Alteingrat entgegenkommt. Es geht also lange in einem Bogen über den Bergrücken. Die Gegenanstiege bescheren uns die zusätzlichen Höhenmeter – von Glaris aus bis zum Gipfel sind es „nur“ reichlich 1.300. Wir folgen der rot-weißen Markierung abwärts vorbei an Lawinenverbauungen und einem Weidezaun. Weiter unten treffen wir auf einen Wegweiser „Steig Wiesen“ und folgen dem Weg ins Tal. Zunächst führt er in Kehren in einen Wald hinein. Dort geht es lange Zeit bergab. Sehr viele essbare Pilze gibt es hier, aber wir nehmen keine mit. Der Abstieg führt uns innerhalb von vier Stunden bis hinunter in die Zügenschlucht. Auch damit weichen wir vom Wanderführer ab: wir gehen also nicht nach Davos Glaris zurück, sondern verlängern die Route noch ein Stück. 1.900 Höhenmeter im Abstieg spürt man in den Beinen! Auf dem letzten Stück des Weges – wir gehen den Mobilitätsweg bis zur Bahnstation Davos Wiesen – legen wir noch einmal ein flottes Tempo ein, um den Zug zu bekommen, der 16.10 Uhr nach Davos Platz abfährt, und tatsächlich sind wir gegen 16 Uhr am Bahnhof. Das war heute eine konditionell fordernde, aber wunderschöne Wanderung, gekrönt von einem eindrucksvollen Gipfelerlebnis. Fotos gibt es natürlich auch, wenn wir wieder zuhause sind.

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