Sonntag, 16. September 2012

16.9.12 Zur Schlappiner Spitze (aber nicht hinauf); 13,4 km; 726 Hm

Gestern bei unserer Rückkehr nach St. Antönien war mir die Wanderlust vergangen, aber als wir dann auf Davos zufuhren und die Berge in der Abendsonne leuchten sahen, änderte ich meine Meinung wieder. Was wollten wir am heutigen Sonntag machen? Die Tour sollte nicht gar so anstrengend werden und möglichst nicht überlaufen – der Panoramaweg kommt da eher nicht in Frage, so schön er auch ist. Eine unserer Wunschtouren war die im Rother-Wanderführer beschriebene zur Schlappiner Spitze. Wir starten von Klosters aus mit der Madrisabahn und fangen an der Bergstation an zu wandern. Es geht, dem Wegweiser zum Schlappiner Joch folgend, gleich ein gutes Stück bergan und die Aussicht ist phantastisch. Wir begehen den Fehler, eine Wandergruppe, die einen Schäferhund dabei hat, vorbeizulassen. Sie lassen bald den Hund von der Leine, bleiben an der nächsten Wegbiegung stehen und der Hund läuft frei herum. Wir legen die erste längere und unfreiwillige Pause ein, um sie nicht einzuholen, aber obwohl wir eine ganze Weile gesessen haben, sind sie bald wieder vor uns. An der Wegbiegung genießen wir die Aussicht Richtung Pischahorn und Silvretta und hoffen, dass sie sich nun ein Stück entfernt haben. Bald müssen wir feststellen, dass sie nicht eigentlich wandern: sogar Sonntagsspaziergänger sind meist zügiger unterwegs. Sie bewegen sich fast wie bei einem Schaufensterbummel. Nachdem sich alle gegenseitig fotografiert haben – der Hund läuft weiterhin frei herum – machen sie ein paar Schritte und richten sich kurz danach zur ersten Rast am Wegrand ein. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, denn so geht es nicht weiter. Das Gelände wird etwas weiter und dort, wo sie sitzen, zweigt ein Weg über den Hang ab. Wir denken, dass wir ohnehin dort entlang müssen und gehen ein Stück querfeldein, um den Weg zu treffen und die Leute mit dem Hund zu umgehen. Dabei sehen wir weiter vorn einen Wegweiser. Sicherheitshalber gehe ich dort wieder hinunter und nachschauen – beinahe wären wir nach St. Antönien gegangen. Wir sind aber nun vor den Leuten, die immer noch rasten, und gehen zügig weiter, froh, sie endlich überholt zu haben. Der Blick zur Silvretta wird immer großartiger, ich kann den Großen Litzner an seiner markanten Form erkennen – die anderen Gipfelnamen sind mir nicht geläufig. Wir gehen eine ganze Weile oben am Hang entlang, queren Bäche, steigen immer mal ein Stück weiter hoch – eine wunderschöne Wegstrecke. Nach ein paar Biegungen sehen wir das Schlappiner Joch, und der Doppelgipfel rechts daneben muss die Schlappiner Spitze (2.442 m) sein. Am Joch treffen außer uns noch mehr Wanderer ein, denn auch von Österreich kommen Leute herauf. Am Joch steht das Grenzschild; unser Rastplatz befindet sich auf österreichischem Boden. Das Schlappiner Joch ist bereits ein attraktives Wanderziel, der Weg zum Doppelgipfel ist nicht markiert und gilt als anspruchsvoll. Wir entscheiden uns, so weit zu gehen, wie wir uns trauen. Die Wegspuren führen am Westrücken des Berges hinauf, sie sind nicht immer eindeutig, aber das Gelände ist weder schwierig, noch besteht Absturzgefahr, man kann sich hier getrost seinen Weg selbst suchen. Weiter oben unterhalb des Felsgipfels sieht es dann schon anders aus. Einen Weg zum Nordgipfel, wo es laut Wanderführer entlang geht, können wir nicht finden, und der Nordgipfel sieht sehr unzugänglich aus: die Spitze wirkt hier sehr viel steiler und grimmiger als vom Joch aus gesehen. Ein schmaler Pfad führt allerdings unterhalb der Felsen weiter Richtung Südgipfel. Wir entschließen uns, weiterzugehen. Er ist zeitweise nur fußbreit, das Gelände ist abschüssig und Fehltritte sollte man hier nicht tun. Als wir uns dem Südgipfel nähern, sehen wir den Pfad nach oben. Wir gehen noch ein Stück bis zum Aufstieg zum Gipfel und entscheiden uns, hier abzubrechen. Es geht über steile Grashänge und felsige Abschnitte, Wegspuren können wir nicht mehr sehen – das ist uns zu riskant. Der Pfad unterhalb des Felsgipfels war uns Nervenkitzel genug, aber derart, dass wir den Weg langsam und konzentriert gehend als machbar ansahen. Wir folgen nun den Fußspuren abwärts zu einem Geröllfeld, wo wir zwei Steinmänner sehen. Am zweiten Steinmann ankommend, können wir keinen Weg mehr abwärts zum Joch sehen. Dann hören wir zwei Wanderer weiter links von uns pfeifen und bewegen uns in ihre Richtung: dort verläuft ein Pfad. Als wir sie treffen, erfahren wir allerdings, dass sie schon ein Weilchen dort am Hang umherirren. Sie suchen den Aufstieg zum Gipfel; den können wir ihnen zeigen. Sie wiederum zeigen uns den Pfad zum Joch: er verläuft am Hang etwas unterhalb des Steinmannes und führt uns bald wieder in leichter begehbares Gelände, von wo aus wir problemlos zum Joch hinunter gehen können. Der Weg ins Tal hinunter nach Schlappin ist ausgeschildert. Er führt in langen Serpentinen abwärts, teilweise ist er auch recht steil. Unten im Ort geht es an der Fahrstraße entlang bis nach Klosters. 1.400 Höhenmeter im Abstieg spürt man dann doch in den Beinen. Der Weg endet an der Talstation der Madrisabahn; von dort aus geht es mit dem Bus zurück zum Bahnhof. Wir waren etwa sechs Stunden unterwegs, etwas länger, als im Wanderführer ausgewiesen.

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