Dienstag, 18. September 2012

17.9./18.9.12 Schnuppertour zum Silvretta-Gletscher

Eigentlich sollte dies der Beginn einer Silvretta-Hüttentour werden. Für den 19.9. war jedoch eine Wetterverschlechterung angekündigt, was uns den Plan ändern ließ. Mit Regen und Neuschnee möchten wir uns in der Silvretta nicht einlassen: dies hat uns die Rätikon-Tour gelehrt. Ein Ausflug zur Silvrettahütte und zurück würde jedoch gut durchführbar sein. Von Klosters Platz aus (Haltepunkt der Rhätischen Bahn) nehmen wir den Ortsbus nach Monbiel. Diese Strecke ist in den Gästekarten mit enthalten. Wir gehen an der Straße entlang; dem Wegweiser Richtung Alp Sardasca folgend. Nach kurzer Zeit gabelt sich der Weg und wir könnten laut Ausschilderung sowohl links, als auch rechts herum gehen. Der linke Weg verläuft am Hang, der rechte unten im Tal. Da wir volle Tourenrucksäcke dabei haben, wählen wir den Weg im Tal entlang der Landquart. Man geht eine Weile am Wasser entlang, es ist ein schöner, romantischer Wegabschnitt. Ein Stück weiter kann man links herum zur Alp Garfiun abbiegen. Wir entschließen uns, weiter rechts zur Alp Novai weiterzugehen, denn auch dort entlang kommt man zur Silvrettahütte über Sardascaalpe. Kurz vor der Alpe kommen Kühe auf uns zu, eine ganze Herde, die gerade über den Weg getrieben wird. Uns bleibt nichts weiter übrig, als ein Stück am Hang hochzugehen und zu warten, bis sie vorüber sind. Wir überqueren die Landquart über eine Brücke, und als wir die Alpe hinter uns gelassen haben, geht es am Rande der Fahrstraße bergan. Weiter oben gabelt sich die Straße: rechts herum geht es zum Berghaus Vereina, links zur Sardascaalpe. Die Straße wird nun steiler, und die Radfahrer, die uns überholen, müssen bald absteigen. Es ist sommerlich warm geworden. Dann endet der Wald, und wir können die Sardascaalpe sehen. Zwischen der Alpe und Klosters Platz verkehrt das Silvretta-Taxi, ein Kleinbus, mit dem man auf Anmeldung fahren kann. Mehr noch als der Preis schreckt uns jedoch die Tatsache, dass man sich vorab festlegen muss, was in den Bergen ziemlich ungünstig ist. Von der Alpe aus können wir den Weg hinauf zur Silvrettahütte schon sehen. Mit stetigem Anstieg geht es bergauf. In der Mittagshitze ist der Weg anstrengend, und wir machen immer wieder kurze Pausen. Nach den vergangenen Touren ist ein Leistungstief spürbar. Als wir endlich weiter oben angelangt sind, wo es etwas weniger steil weiter geht, gibt es eine Hinweistafel zur Silvrettahütte, die in 30 Minuten zu erreichen ist. Ein Weg links herum ist, wie wir lesen, kürzer und steiler, rechts herum ist es gemütlicher. Wir entscheiden uns für die gemütliche Variante, die uns dennoch zu schaffen macht. Aber bald können wir die Hütte oben sehen. Wir gehen noch ein paar Meter an einem Bach entlang bergauf, queren ihn dann wieder und steigen zur Hütte auf. Reichlich fünf Stunden haben wir von Klosters Monbiel bis hinauf benötigt. Die Hütte gefällt uns sofort sehr gut: sie sieht teilweise noch richtig urig und gemütlich aus, hat aber auch einen modernen Anbau mit guten sanitären Anlagen und sogar einer Möglichkeit zum Duschen. Der Empfang ist sehr freundlich, und wir bekommen gleich unser Lager gezeigt. Es ist ruhig, und wir werden die einzigen Gäste bleiben. Vor der Hütte konnten wir bereits Wegweiser sehen, die uns faszinierten: Gletscherlehrpfad, Gletscherblick und Gehzeiten zu anderen Hütten. Deswegen machen wir uns gleich wieder auf den Weg, um den Lehrpfad zu gehen. Eigentlich hatten wir eine Kaffeepause machen wollen, aber die Neugier hat uns das vergessen lassen. Im Laufe der nächsten Stunden wird uns klar, dass wir gar keine Zeit für eine solche Pause haben, wenn wir pünktlich zum Abendessen in der Hütte sein wollen. Nimmt man sich genügend Zeit zum Schauen, Lesen und Fotografieren, benötigt man mindestens drei Stunden für die komplette Runde, die vier Kilometer lang ist und 300 Höhenmeter Anstieg bietet. Der Lehrpfad ist interessant, mit sichtlicher Sorgfalt angelegt und sehr aussichtsreich. Wir haben hier oben sommerliche Temperaturen, aber eine geradezu idyllische Ruhe: schon im hinteren Teil des Tales ist es sehr einsam. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Da haben wir uns in der Schule mit der glazialen Serie herumgeärgert, uns ein paar Begriffe eingepaukt, um sie nach der nächsten Leistungskontrolle wieder zu vergessen – wie viele Dinge, zu denen wir nie einen konkreten Bezug entwickeln konnten. Der Gletscherlehrpfad hingegen ist konkret und spannend, wir sind an jeder Wegbiegung aufs Neue begeistert. Er führt dicht am Gletscherbach entlang und schließlich zum großen Gletscher hin, ohne ihn zu berühren, was aber wenig sinnvoll wäre, weil er dann fast jährlich korrigiert werden müsste. Hinweispunkte verdeutlichen das dramatische Abschmelzen des Gletschers. Aber wir möchten natürlich dennoch dicht heran und folgen Fußspuren zum Rand. Die Gefahren des Gehens übers Eis sind offensichtlich: man erkennt Spalten, tiefe Trichter und Aushöhlungen. An einer Stelle, wo gespurt ist, gehen wir dennoch ein Stück aufs Eis – aber nicht weiter. Steht man in der Sonne auf dem Eis, ist es warm, aber als wir uns dem Gletscher näherten, kam uns ein spürbar kalter Wind entgegen. Der Gletscherlehrpfad ist ein alpiner Weg und wir sind froh, in hohen Bergstiefeln unterwegs zu sein. Richtung Silvretta sind sie ohnehin obligatorisch, während es auf breiteren und weniger steilen Wegen auch mal die leichtere, halbhohe Variante tut. Wir absolvieren die komplette Runde bei schönstem Sonnenschein. Danach gibt es leckeres Essen auf der Terrasse der Hütte, wo die Sonne länger wärmt als unten im Tal. Die Halbpension ist wirklich empfehlenswert, ebenso das kuschelige Schlaflager. Und zum Tagesausklang erleben wir einen wunderbaren Sonnenuntergang. Ohne Hüttenübernachtung wäre all das zeitlich ziemlich knapp gewesen. Am Folgetag geht es nach dem Frühstück wieder zurück nach Klosters Monbiel. Wie wir nun bemerken, führen noch andere Wege hinunter ins Tal. Wir gehen dieses Mal viel weiter oben am Hang entlang Richtung Galtürtälli, folgen dann aber nicht dem Abzweig bergauf, sondern gehen hinunter zur Sardascaalpe. Dies ist ein Winterweg, durch Stangen markiert. Naja, im Winter werden wir hier sicher nicht unterwegs sein! Nachteil der warmen Jahreszeit: der Weg ist völlig zertrampelt von Kühen – aber mit Bergstiefeln kommt man dennoch gut hinunter. Wir gehen auch hier etwas anders als auf dem Hinweg: auf der anderen Talseite direkt nach Garfiun, wo man auch einkehren kann, und weiter über Pardenn nach Monbiel. Dieser Weg führt durch Wald und über Wiesen, geht sich wesentlich angenehmer als die Straße und ist auch ein klein wenig kürzer. Nach viereinhalb Stunden sind wir in Klosters Monbiel angekommen und haben auch Glück mit dem Bus. Am ersten Tag haben wir (inklusive Gletscherpfad) 16 Kilometer und 1.400 Höhenmeter zurückgelegt. Je mehr man in den Alpen kennenlernt, desto mehr Wünsche für weitere Touren ergeben sich: wir möchten gern mal etwas länger und weiter in der Silvretta unterwegs sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen