Donnerstag, 24. September 2015

Von Scharnitz zur Pleisenhütte

Für das letzte Septemberwochenende hatten wir etwas Besonderes geplant: einen Klettersteigkurs mit Besteigung der Alpspitze über die Alpspitz-Ferrata. Der Wintereinbruch von Dienstag Nacht zu Mittwoch hat unsere Pläne durchkreuzt: der Kurs wurde abgesagt. Im Hochgebirge wird einem deutlicher als sonst bewusst, dass die Natur immer stärker ist und man gut beraten ist, dies zu akzeptieren.

Dennoch: ein wenig traurig macht uns das schon, denn wir haben uns doch noch eine größere Tour auf einen der höheren, markanten Gipfel gewünscht. Bei unseren Touren um Mittenwald haben wir öfter die Aussicht zur Pleisenspitze genossen und ich dachte mir: schade, dieser schöne Gipfel muss nun warten bis zu einem späteren Urlaub.

Am Morgen rufe ich in der Pleisenhütte an und erfahre, dass eine Gipfeltour am Freitag bestimmt möglich sei: sogar am Mittwoch, dem Schlechtwettertag, seien Leute oben gewesen. Ob es allerdings aufreißt und die Sicht besser wird, müsste man sehen. Eine Übernachtung am Wochenende sei allerdings nicht mehr möglich. Heute würde es gehen… heute? Warum eigentlich nicht. Wir überlegen gar nicht lange und reservieren die Übernachtung von Donnerstag zu Freitag. Die bereits geplante Schlechtwetter-Tour läuft uns ja nicht weg…

Wir fahren mittags mit dem Zug von Garmisch nach Scharnitz. Dort wandern wir an der Isar entlang und ein Stück ins Hinterautal. Hier befindet sich ein Parkplatz, der als Ausgangspunkt zur Hütte angegeben wird. Von dort aus geht es weiter an der Straße entlang bis zum Wiesenhof. Dort zweigt der ausgeschilderte Weg zur Pleisenhütte links ab. Zunächst geht es mit leichtem Anstieg auf einer Forststraße weiter, aber bald wird es steiler.

Über uns im Wald hören wir immer wieder laute, brummende Geräusche. Das können nur Hirsche sein: im Herbst ist Hirschbrunft. Es ist still im Wald, wir sind lange Zeit die einzigen, die hinauf gehen, und die dunklen, grollenden Laute kommen immer näher. Das ist mir zeitweise ziemlich unheimlich. Als wir die Wanderstöcke zu Hilfe nehmen und deren Klicken im Wald zu hören ist, klingen die Rufe bald nicht mehr so nahe. Es genügt mir ja, wenn die Tiere Abstand halten.

Obwohl die Forststraße weiterhin breit und gut zu begehen ist, strengt der Aufstieg an. Wir sind froh, als wir gegen 15.15 Uhr an der Hütte ankommen. Wir haben 1.317 Höhenmeter im Anstieg zurückgelegt, 140 im Abstieg und sind 9,3 Kilometer gegangen.

Drinnen in der Gaststube werden wir sehr nett bewirtet, bekommen unser Lager gezeigt und machen noch einen Abendspaziergang, ehe es Essen gibt. Die Pleisenhütte gehört wirklich zu den gemütlichsten Hütten, die wir bisher kennen gelernt haben. Als die Sonne untergeht, bewundern wir den Abendhimmel und freuen uns darüber, dass die Bergketten ringsum aus dem Nebel auftauchen. Unten im Wald röhren die Hirsche. Bald aber verstummen auch sie, und es wird still und friedlich im Karwendel.

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