Mittwoch, 22. August 2018
21.08.18 Vom Karwendelhaus zur Birkkarspitze, 2.771m
Nach dem wirklich reichlichen Frühstück im Karwendelhaus brachen wir 08.45 Uhr Richtung Birkkarspitze auf. Der Weg dorthin beginnt gleich hinter der Hütte. Die Birkkarspitze ist der höchste Karwendelgipfel. Unter den erreichbaren Gipfeln in der Nähe des Karwendelhauses gilt sie als einer der am einfachsten zu besteigende, aber auch diese Tour ist mit schwarz "schwierig" gekennzeichnet. Dazu muss man sagen, dass im Karwendel fast alle Gipfeltouren schwierig bis sehr schwierig sind. Auf die meisten Berge führen keine markierten Wanderwege. Erfahrene Bergsteiger suchen sich die Aufstiegsroute selbst.
Unser Aufstieg verlief zunächst steil und drahtseilgesichert durch Lawinenverbauungen. Darauf folgte ein angenehm zu gehender Abschnitt durch Latschen, wo wir Gämsen ganz nahe am Wanderweg beobachten konnten. Dann ging es auf einem immer noch gut gebahnten Weg ins Schlauchkar hinein. Der Weg wurde zunehmend steiler und führte bald in felsiges Gelände des Oberen Schlauchkars. Der Aufstieg wurde anstrengender und anspruchsvoller. Kurz vor der Schlauchkarscharte wurde es sehr steil und man musste aufpassen. >
An der Scharte angekommen (2.639 m), machten wir kurz Pause. Der Gipfelaufbau war mir nicht geheuer. Ich hatte gelesen, dass das Gelände nach den ersten Drahtseilpassagen leichter wird. Also machten wir uns an den Aufstieg. An der Scharte gibt es eine kleine Hütte, wo man zur Not biwakieren kann.
Sehr bald gelangte ich an eine ausgesetzte Stelle, an der ich nicht weitergehen wollte. Da ging es entweder über glatten Fels ohne Tritte oder Griffe oder einen fußbreiten Pfad im Schotter direkt neben dem Abgrund. Ich habe mich davor hingesetzt, überlegt und mich entschieden, auf den Gipfel zu verzichten. Ich hatte ein ungutes Gefühl und keine Nerven mehr für über 100 Höhenmeter im Absturzgelände, wo man keinen Fehltritt tun darf.
Viele Bergsteiger, junge Leute, ältere Leute, Frauen und Männer haben den Aufstieg gewagt, unter anderem auch Christian. Einige von ihnen meinten, der Weg zum Gipfel sei leichter zu gehen als das letzte Stück im Schlauchkar. Ich fand das nicht.
Ich beobachtete Christian bei seinem Weg nach oben, sah ihn am Gipfelkreuz stehen und sah auch, wie er abstieg. Er ist zwei jungen Männern gefolgt, die erfahren genug waren, den Weg zu suchen - denn markiert ist er dort oben nicht mehr. Ich war froh über meine Entscheidung, denn die ersten Meter des Abstiegs würden auch heikel werden. Auch weiter unten mussten wir uns konzentrieren und immer wieder schauen, wo man am besten hinunter kommt, denn die Markierungen waren nicht immer zu sehen.
Als wir in den Latschen angekommen waren, unternahmen wir einen Versuch, das Hochalmkreuz, einen vom Weg erreichbaren Gipfel (2.192 m), zu besteigen. Der Weg zum Gipfel ist als mittelschwer markiert. Aber auch er wurde immer steiler und unwegsamer, so dass wir ca. 300 Meter unter dem Gipfel abbrachen und zur Hütte abstiegen.
Ich war am Abend etwas enttäuscht von mir selbst, dass ich nicht hinauf auf den Gipfel gekommen bin. Aber als wir zwei Hubschraubereinsätze von der Hütte aus sahen, war ich froh darüber, meine Grenzen respektiert zu haben. Christian war an diesem Tag 8,35 km unterwegs, Aufstieg 1.113 Höhenmeter, Abstieg 1.135 Höhenmeter. Bei mir war die Strecke etwas kürzer und ich hatte etwas über 100 Höhenmeter weniger als er.
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