Im Urlaub ist es wie auch sonst im Leben: man entscheidet
sich gegen etwas und für etwas anderes. Am Sonntag hat es immer wieder
geregnet, auch die Nacht hindurch, und erst ab Montag Mittag sollte es
auflockern. Ein Aufstieg über nasse Wege von Brand aus zur Mannheimer Hütte kam
für uns nicht in Frage; die Zustiege verlangen trockenes Wetter und klare
Sicht. Somit musste die Traumtour zur Schesaplana auf dieser Route auf ein
anderes Mal verschoben werden. Alternative war ein weiterer attraktiver Gipfel,
für den wir im Falle der Schesaplana-Variante keine Zeit gefunden hätten: die
Sulzfluh. Wir sind im vorigen Jahr schon auf dem Gipfel gewesen (auf der
Schesaplana waren wir vor zwei Jahren), aber beim Aufstieg zur Tilisunahütte
haben wir uns auf Grund schlechter Sichtverhältnisse gar nicht richtig umsehen
können. Mich interessierten die Berge rund um die Hütte, vor allem die
Weißplatte, aber auch der Aufstieg von der Hütte aus zur Sulzfluh, den wir noch
nicht kannten, reizte mich sehr. Wir nahmen den Ortsbus von Tschagguns aus nach
Latschau und folgten zunächst dem gelb markierten Weg nach Grabs. Bald zweigte
ein rot-weiß markierter Wanderweg zur Alpila-Alpe und Tilisunahütte ab. Man kann die Tilisunahütte von hier aus auch
durchs Gauertal, vorbei an der Lindauer Hütte und anschließend über den
Bilkengrat erreichen, aber diesen Weg wollten wir nicht gehen, da wir ihn
bereits kennen. Es ging lange Zeit recht steil durch den Wald nach oben, der Weg
war durch den nächtlichen Regen ziemlich schlammig geworden. Als wir endlich unterhalb
der Alpe den Wald verließen, war die Tschaggunser Mittagsspitze(2.168 m) schon
gut zu sehen. Ich hoffte, diesen Gipfel während unseres Aufstiegs besteigen zu
können. Nach wenigen Metern begann der blau-weiß markierte Steig zur
Mittagsspitze. Wir kamen an der Alpe an, wo wir leckeres Raclette-Brot bekamen
und erst einmal eine Pause machten. Der Blick hinunter und übers Tal war schon
ziemlich imposant, und die Wolken hatten sich verzogen. Man kann hier auch
einen rot-weiß markierten Weg zur Tilisunahütte weitergehen, aber uns reizte
die Mittagsspitze und deshalb folgten wir den blau-weißen Markierungen. Es war
nun sonnig und warm geworden. Wir machten am Fuß der Mittagsspitze Rast. Ich
bin ein Stück auf dem unmarkierten und ungesicherten Steig Richtung Gipfel
hinauf geklettert und zwar so weit, wie es für mich unbedenklich war und Spaß
gemacht hat. Als ich an eine Platte gelangte, die ich zwar – bei ausreichend
Zeit – irgendwie überklettert hätte, entschloss ich mich zur Umkehr. Bis zum
Gipfel war noch ein Stück zu bewältigen; der Wegverlauf erschien mir immer
steiler und die Blöcke immer größer und ich war mir auch nicht sicher, ob ich
auf dem ziemlich ausgesetzten wirkenden Gipfelgrat herumkrabbeln würde. Der Weg
zur Hütte führte über einen Grat weiter bergauf, über mehrere Aussichtspunkte
hinweg zum Schwarzhornsattel. Das Tilisuna-Schwarzhorn ragte abweisend und sehr
imposant vor uns auf. Es ist mir rätselhaft, wie man es besteigen kann. Einen
Wanderweg nach oben gibt es nicht. Der blau-weiß markierte Weg führte nun ein
Stück bergab und traf den rot-weißen, von da an ging es rot-weiß weiter bis zur
Tilisunahütte (2.208 m). Nun konnten wir uns in Ruhe umsehen und auch noch ein
ganzes Stück Richtung Weißplatte (2.630 m) gehen. Für eine Besteigung dieses
schönen und faszinierenden Berges müsste man allerdings die eine oder andere
Stunde zusätzlich einplanen, und man muss auch wieder hinunter gehen. Wir haben
zwar keinen markierten Wanderweg hinauf gesehen, aber mehrere Steinmännchen,
und das Gelände ist, soweit wir es gesehen haben, bei guter Sicht und gutem
Wetter beherrschbar. Man geht vom Tilisuna-Fürkle aus entlang von Steinmännchen
über gut begehbaren Kalkstein. Uns gefielen vor allem die vielen kleinen,
teilweise blühenden Pflanzen – man fühlte sich wie in einem riesigen
natürlichen Steingarten. Auch von der Senke am Gruobenpass führt ein deutlicher
Pfad Richtung Weißplatte. Es hätte uns gereizt, weiter zu gehen, aber dies wäre
eine Gipfeltour für sich gewesen, die wir an diesem Abend nicht mehr geschafft
hätten. Es bleibt ein Wunsch für später! Ganz passend zu unserer kleinen
Exkursion waren wir im Lager „Weißplatte“ mit Blick zum Berg untergebracht,
konnten ihn nachts bei Sternenlicht und am Morgen bei Sonnenaufgang sehen. Die
Tilisunahütte ist sehr gemütlich und typisch einfach (der Höhenlage angemessen)
und es war schön, dort ein weiteres Mal über Nacht zu bleiben. Wir haben bei
dieser wunderschönen Tour 8,2 km zurückgelegt, worin der Abstecher zur
Weißplatte nicht eingerechnet ist – es kam mir wesentlich weiter vor -; 1.432
Höhenmeter im Anstieg und 319 im Abstieg.
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