Für unsere letzte Wanderung hatten wir uns eine relativ
gemütlich anmutende Halbtagestour aus dem Rother-Wanderführer „Montafon“
ausgesucht. Rein zeitlich betrachtet, hat das auch geklappt. Wir nahmen den Bus
nach Gargellen ab Bahnhof Schruns und fuhren bis zur Endhaltestelle
Schafbergbahn. Diese brachte uns auf 2.100 m, wo wir dem rot-weiß markierten
Weg zum St.-Antönier-Joch und zum Riedkopf folgten. Der Weg führte durch eine
Senke und stieg zum Joch hin wieder an. Wir erkannten linker Hand hinter der
dominierenden Madrisa den Doppelgipfel der Schlappiner Spitze, wo wir im
vergangenen Sommer gewandert sind. Vom St.-Antönier-Joch aus blickte man, wie
der Name schon sagt, hinunter nach St. Antönien in der Schweiz, unserem
Ausgangspunkt zu Rätikon-Touren während unserer Aufenthalte in Davos. Eine
Wegmarkierung zum Riedkopf sahen wir plötzlich nicht mehr, aber rechts von uns
ging es rot-weiß markiert über felsiges Gelände bergauf und beim Konsultieren
des Wanderführers waren wir der Meinung, nur dort kann es weitergehen. Dieser
rot-weiß markierte Weg ist ein alpiner Steig und aus anderer Richtung ist er
auch so gekennzeichnet, nämlich mit dem Zusatz „für Geübte“. Hätten wir die
mitgeführte Wanderkarte „Montafon“ genauer angesehen, wäre uns ein zweiter Weg,
der etwas unterhalb des Jochs auf der anderen Seite beginnt und in weniger
abschüssigem Gelände verläuft, aufgefallen. Wir gingen also auf dem Steig und
standen auf einmal vor einer ausgesetzten Stelle, an der wir beinahe umgekehrt
wären. Der Weg war schmal und daneben ging es senkrecht in die Tiefe. Zwei
Wanderer, die nach uns kamen und die wir vorbei ließen, marschierten problemlos
dadurch und ihre Sicherheit ermutigte uns, ihnen zu folgen. Wir hielten uns an
den Felsen und gingen langsam weiter. Der Steig war weiterhin schmal, wechselte
dann aber auf die andere Bergseite und dort war das Gelände nicht ganz so
steil, so dass wir gut weitergehen konnten. An einigen Stellen mussten wir die
Hände zu Hilfe nehmen, was nicht weiter schwierig ist. An der nächsten
Wegkreuzung sahen wir dann den Abzweig „Leichter Weg St.-Antönier-Joch“, der
ein gutes Stück unterhalb unseres Weges verlief. So hätte man die heiklen
Stellen gut umgehen können. Problematisch fanden wir, dass man die Wege vom
Joch aus miteinander verwechseln kann, aber vermutlich wird rot-weiß an dem
alpinen Steig irgendwann durch blau-weiß ersetzt werden. Am genannten Wegkreuz
zweigt der Weg ins Tal nach Gargellen ab, den wir zurück nehmen würden.
Zunächst folgten wir aber dem Wegweiser zum Riedkopf „Unmarkierter Steig“. Wir
wollten sehen, ob wir unser Gipfelziel erreichen können. Wir folgten deutlichen
Wegspuren über einen erhöhten Vorgipfel. Hier machten wir eine Rast und ich
fotografierte Schesaplana, Sulzfluh, Drusenfluh und Weißplatte – mir war also
doch noch ein Rätikon-Blick vergönnt. Danach gelangten wir an Felsen, wo wir
Hand anlegen mussten, um hinüber zu kommen. Erst später merkten wir, dass ein
deutlich bequemerer Pfad um diesen Vorgipfel herum führt. Nach einigen kleinen
Graterhebungen kamen wir an den im Wanderführer ausgewiesenen Grasrücken, der
allerdings nicht besonders groß ist: das Gelände wurde gleich wieder felsiger
und der Weg sehr schmal. Dieser weitere Wegverlauf und der felsige Riedkopf
veranlassten mich, meinen Rucksack und einen meiner Teleskopstöcke auf dem
Grasrücken zurückzulassen, was eine gute Entscheidung war, denn ich brauchte
Bewegungsfreiheit und beide Hände; zum gelegentlichen Abstützen genügte ein
Stock – beide wären nur hinderlich gewesen. Wir hatten das Glück, erfahrene Leute vor uns zu haben, die auf den Gipfel kletterten und denen
wir folgen konnten. Der Riedkopf und der alpine Steig vom Joch aus waren
durchaus eine kleine Herausforderung für uns und wir waren mitunter
unschlüssig, ob wir weiter gehen würden. Die Tourenbeschreibung im Wanderführer
und die Klassifizierung erscheinen mir untertrieben, aber letztlich ist so
etwas Ermessenssache. Wir hielten uns nicht lange auf dem Gipfel (2.552 m) auf;
schließlich hatte ich Sachen von mir zurückgelassen. Der weitere Wegverlauf
über den Gargellener Alptobel und weite Almwiesen war dann sehr angenehm und
aussichtsreich. Solche langen, ruhigen Abstiege von den Höhen kennen wir auch
aus Davos und dieses Wegstück war nicht von Wandergruppen überlaufen. Wir
genossen die Stimmung und den Blick über die schon herbstlich gefärbten Weiden.
Die ersten Haufenwolken ballten sich über den Bergen; in den nächsten Tagen
soll es unbeständiger werden. Als gemütlich hatten wir die Tour zum Riedkopf
nicht empfunden, aber wir freuten uns, es geschafft zu haben. Wir gelangten
dann – abweichend vom Wanderführer – an der Gargellener Alpe hinunter in den
Ort; der Weg war entsprechend markiert. Er führte uns direkt zur Talstation der
Schafbergbahn, wo bald danach unser Bus nach Schruns abfuhr. Wir sind 9,3 km
gegangen, 581 Höhenmeter aufgestiegen und 1.328 Höhenmeter abgestiegen. Auch
dieses Gebiet rund um Gargellen bietet herrliche Touren, von denen wir erst
eine unternommen haben. Der Abschied wird uns, weil das Wetter umschlagen soll,
weniger schwer fallen, aber fest steht: wir möchten wiederkommen.
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