Freitag, 6. September 2013

06.09.13 Von Gargellen aus zum Riedkopf



Für unsere letzte Wanderung hatten wir uns eine relativ gemütlich anmutende Halbtagestour aus dem Rother-Wanderführer „Montafon“ ausgesucht. Rein zeitlich betrachtet, hat das auch geklappt. Wir nahmen den Bus nach Gargellen ab Bahnhof Schruns und fuhren bis zur Endhaltestelle Schafbergbahn. Diese brachte uns auf 2.100 m, wo wir dem rot-weiß markierten Weg zum St.-Antönier-Joch und zum Riedkopf folgten. Der Weg führte durch eine Senke und stieg zum Joch hin wieder an. Wir erkannten linker Hand hinter der dominierenden Madrisa den Doppelgipfel der Schlappiner Spitze, wo wir im vergangenen Sommer gewandert sind. Vom St.-Antönier-Joch aus blickte man, wie der Name schon sagt, hinunter nach St. Antönien in der Schweiz, unserem Ausgangspunkt zu Rätikon-Touren während unserer Aufenthalte in Davos. Eine Wegmarkierung zum Riedkopf sahen wir plötzlich nicht mehr, aber rechts von uns ging es rot-weiß markiert über felsiges Gelände bergauf und beim Konsultieren des Wanderführers waren wir der Meinung, nur dort kann es weitergehen. Dieser rot-weiß markierte Weg ist ein alpiner Steig und aus anderer Richtung ist er auch so gekennzeichnet, nämlich mit dem Zusatz „für Geübte“. Hätten wir die mitgeführte Wanderkarte „Montafon“ genauer angesehen, wäre uns ein zweiter Weg, der etwas unterhalb des Jochs auf der anderen Seite beginnt und in weniger abschüssigem Gelände verläuft, aufgefallen. Wir gingen also auf dem Steig und standen auf einmal vor einer ausgesetzten Stelle, an der wir beinahe umgekehrt wären. Der Weg war schmal und daneben ging es senkrecht in die Tiefe. Zwei Wanderer, die nach uns kamen und die wir vorbei ließen, marschierten problemlos dadurch und ihre Sicherheit ermutigte uns, ihnen zu folgen. Wir hielten uns an den Felsen und gingen langsam weiter. Der Steig war weiterhin schmal, wechselte dann aber auf die andere Bergseite und dort war das Gelände nicht ganz so steil, so dass wir gut weitergehen konnten. An einigen Stellen mussten wir die Hände zu Hilfe nehmen, was nicht weiter schwierig ist. An der nächsten Wegkreuzung sahen wir dann den Abzweig „Leichter Weg St.-Antönier-Joch“, der ein gutes Stück unterhalb unseres Weges verlief. So hätte man die heiklen Stellen gut umgehen können. Problematisch fanden wir, dass man die Wege vom Joch aus miteinander verwechseln kann, aber vermutlich wird rot-weiß an dem alpinen Steig irgendwann durch blau-weiß ersetzt werden. Am genannten Wegkreuz zweigt der Weg ins Tal nach Gargellen ab, den wir zurück nehmen würden. Zunächst folgten wir aber dem Wegweiser zum Riedkopf „Unmarkierter Steig“. Wir wollten sehen, ob wir unser Gipfelziel erreichen können. Wir folgten deutlichen Wegspuren über einen erhöhten Vorgipfel. Hier machten wir eine Rast und ich fotografierte Schesaplana, Sulzfluh, Drusenfluh und Weißplatte – mir war also doch noch ein Rätikon-Blick vergönnt. Danach gelangten wir an Felsen, wo wir Hand anlegen mussten, um hinüber zu kommen. Erst später merkten wir, dass ein deutlich bequemerer Pfad um diesen Vorgipfel herum führt. Nach einigen kleinen Graterhebungen kamen wir an den im Wanderführer ausgewiesenen Grasrücken, der allerdings nicht besonders groß ist: das Gelände wurde gleich wieder felsiger und der Weg sehr schmal. Dieser weitere Wegverlauf und der felsige Riedkopf veranlassten mich, meinen Rucksack und einen meiner Teleskopstöcke auf dem Grasrücken zurückzulassen, was eine gute Entscheidung war, denn ich brauchte Bewegungsfreiheit und beide Hände; zum gelegentlichen Abstützen genügte ein Stock – beide wären nur hinderlich gewesen. Wir hatten das Glück, erfahrene Leute vor uns zu haben, die auf den Gipfel kletterten und denen wir folgen konnten. Der Riedkopf und der alpine Steig vom Joch aus waren durchaus eine kleine Herausforderung für uns und wir waren mitunter unschlüssig, ob wir weiter gehen würden. Die Tourenbeschreibung im Wanderführer und die Klassifizierung erscheinen mir untertrieben, aber letztlich ist so etwas Ermessenssache. Wir hielten uns nicht lange auf dem Gipfel (2.552 m) auf; schließlich hatte ich Sachen von mir zurückgelassen. Der weitere Wegverlauf über den Gargellener Alptobel und weite Almwiesen war dann sehr angenehm und aussichtsreich. Solche langen, ruhigen Abstiege von den Höhen kennen wir auch aus Davos und dieses Wegstück war nicht von Wandergruppen überlaufen. Wir genossen die Stimmung und den Blick über die schon herbstlich gefärbten Weiden. Die ersten Haufenwolken ballten sich über den Bergen; in den nächsten Tagen soll es unbeständiger werden. Als gemütlich hatten wir die Tour zum Riedkopf nicht empfunden, aber wir freuten uns, es geschafft zu haben. Wir gelangten dann – abweichend vom Wanderführer – an der Gargellener Alpe hinunter in den Ort; der Weg war entsprechend markiert. Er führte uns direkt zur Talstation der Schafbergbahn, wo bald danach unser Bus nach Schruns abfuhr. Wir sind 9,3 km gegangen, 581 Höhenmeter aufgestiegen und 1.328 Höhenmeter abgestiegen. Auch dieses Gebiet rund um Gargellen bietet herrliche Touren, von denen wir erst eine unternommen haben. Der Abschied wird uns, weil das Wetter umschlagen soll, weniger schwer fallen, aber fest steht: wir möchten wiederkommen.

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