Donnerstag, 20. September 2012
20.9.12 Bergstation Jakobshorn – Bergstation Rinerhornbahn, 15 km; 500 Hm
In den späten Abendstunden muss es noch geschneit haben. Im Tal ist davon nichts zu sehen, aber auf den höheren Gipfeln liegt eine dünne Schneedecke. Wir fahren mit der ersten Bahn von Davos Platz aus hinauf zum Jakobshorn. Oben herrscht wirklich Winter: man braucht warme Kleidung, Mütze und Handschuhe. Gleich beim Ausgang aus der Bahnstation warnt ein Schild: Wanderwege schneebedeckt – gut für diejenigen, die ihren Augen nicht trauen, aber verständlich bei den vielen Touristen, die hier ankommen, und lobenswert. Deswegen lassen wir den kurzen Aufstieg zum Jakobshorngipfel, obwohl die Aussicht bestimmt phänomenal wäre. Denn wunderschön sind sie schon, die überzuckerten Gipfel, zumal die Sonne herauskommt und die Sicht ganz klar ist. Auch den Gratweg über Jatzhorn, Rossboden, Witihüreli und Tällifurgga möchten wir bei Neuschnee nicht gehen. So wunderschön er ist: er ist schmal und erfordert Trittsicherheit – heute ist das einfach zu riskant. Wir kennen die Tour schon und wählen die Alternativroute: auf einem relativ guten, markierten Weg am Hang entlang nach Sertig-Dörfli. Auch diese Variante ist reizvoll und aussichtsreich: auf den Weg achten muss man trotzdem, denn er ist nicht nur schnee- sondern teilweise auch eisbedeckt. Die Tour ist nicht anstrengend und macht wirklich Spaß. Allerdings sollte man die Entfernungen nicht unterschätzen: kurz vor zwölf Uhr sind wir unten im Sertigtal, das wirklich ganz malerisch und schön ist. Den kleinen Ort durchquert man recht zügig: wir folgen der Wegmarkierung Jatzmeder-Rinerhorn. Kurz vor einem Gasthof geht es an der anderen Talseite wieder bergan. Wir haben den Weg nach oben schon gut sehen können: Wanderer und Mountainbiker sind dort unterwegs. Der Anstieg ist sanft und führt uns bald in den Wald hinein. Leute, die uns entgegen kommen, warnen uns ausdrücklich vor einer glatten Stelle, an die wir bald kommen werden. Der Weg führt einige Male über Bäche, und die schmalen Holzbrücken darüber sind noch schneebedeckt. Welche Stelle sie aber konkret meinen, erschließt sich uns nicht: der Weg an der gegenüberliegenden, schattigen Talseite war mit viel mehr Vorsicht zu genießen. Wir hoffen, dass die Kühe nun weiter unten im Tal weiden, aber das tun sie leider nicht ausschließlich: an einer Stelle stehen sie wieder einmal mitten auf dem Wanderweg, so dass wir in einem weiten Bogen um sie herum gehen. Glücklicherweise lässt es das Gelände an dieser Stelle zu. Dieser Weg scheint, weil er relativ gleichmäßig am Hang verläuft, sehr beliebt zu sein: andauernd treffen wir andere Wanderer und einige Mountainbiker. Dann begegnen wir einem Mann, der wie ein Förster aussieht. Er fragt uns, ob wir vorhin den Unfall am Wasserfall bemerkt hätten. Wir verstehen ihn sehr schlecht und verneinen. Er schimpft laut über die verunglückte Person, über die Kosten, die durch die Rettung entstehen und fügt hinzu: „Solche Leute brauchen wir nicht auf unseren Wegen“. Wir haben weder den Unfall, noch die Rettung bemerkt und können nur vermuten, dass einer der Mountainbiker gestürzt ist. Dass jemand in den Bergen einen Unfall hat und gerettet werden muss, halten wir für menschlich und können die brüsken Worte nur schwer nachvollziehen. Aber vermutlich haben die Ortsansässigen schon jede Menge unangenehme Erfahrungen mit leichtfertigen Touristen gemacht. Bald darauf lassen wir den Wald hinter uns und der Weg führt in einigen Kehren bergan. Wir sehen nun auf Davos herunter. Die Sonne scheint warm und hat den Schnee bis auf wenige Reste in den Kammlagen tauen lassen. Dennoch weht ein kühler Wind, und man braucht schon die Fleecejacke über dem Shirt. Zeitweise hatte ich die Winterhose etwas hochgekrempelt, aber nun kann ich sie wieder in voller Länge gebrauchen. Die Heidelbeer- und Preiselbeersträucher haben sich herbstlich verfärbt und die Hänge ringsum leuchten nun rötlich gegen den blauen Himmel. Was für ein schöner farblicher Kontrast! Wir kommen an einem geräumigen Rastplatz mit Schutzhütte, Bänken und Grillplatz vorbei. Dann ist die Bergstation der Rinerhornbahn schon zu sehen. Wir können nun ebenso bequem, wie wir hinaufgefahren sind, wieder hinunterfahren. Die Gegend um Davos bietet für alle Wanderer mit unterschiedlicher Kondition, verschiedenen Bedürfnissen und für alle Wetterlagen geeignete Touren. Die heutige war wieder sehr schön und entspannt für uns – und dennoch keineswegs langweilig.
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