Im Madlenerhaus hatten wir eine wirklich komfortable
Übernachtung, ein Zimmer für uns und gutes Essen. Eine Hütte, in der man auch
mal mehrere Tage lang bleiben könnte, um die Silvretta zu erkunden! Schon
Ernest Hemingway, der Vorarlberg liebte, übernachtete im Madlenerhaus. Er war dort
im Winter zum Skilaufen. Nach dem Frühstück machten wir uns auf Richtung
Saarbrücker Hütte. Der kürzeste Weg verläuft über Tschifernella unterhalb der
Lobspitzen. Man soll etwas über 2 Stunden brauchen, wir benötigten fast 3 ½. Angenehm ist, dass der Wegverlauf allmählich
ansteigt bis auf über 2.300 Meter und die Aussicht wiederum sehr lohnt. Erst
als wir die Saarbrücker Hütte unterhalb des Litzner-Gletschers sahen, war auch
zu erkennen, dass es nochmal ein Stückchen bergab geht, ehe der Weg wieder zur
Hütte ansteigt: allmählich in Serpentinen auf der Fahrstraße oder direkt über
den Hang: wir wählten den etwas steileren Weg. Beim Aufstieg konnten wir die
Kletterer beobachten, die den Klettersteig hinauf zum Kleinen Litzner in
Angriff genommen haben – anders kann man es nicht nennen. Der Anstieg ist recht
steil und wir würden ihn wohl doch besser sein lassen. Faszinierend ist auch
die Aussicht auf das Große Seehorn und den Großen Litzer, zwei Gipfel, die viel
Berg- und Klettererfahrung verlangen und nichts für Wanderer sind. Ich hatte
vorab in keiner weiteren Hütte reserviert, da wir uns nicht sicher waren, wie
schnell wir in der Silvretta „durchkommen“ würden. Diese Bedenken erwiesen sich
unterwegs als berechtigt. Wir brauchten immer deutlich mehr Zeit, als auf den
Wegweisern angegeben war. Gern hätten wir in der Saarbrücker Hütte (2.538 m)
übernachtet, aber sie war völlig ausgebucht. Wir haben versucht, in der Tübinger
Hütte, der nächsten möglichen Station, anzurufen, aber es hat mit der
Funkverbindung nicht geklappt. Da man von jener Hütte aus noch sechs Stunden
ins Tal laufen müsste, falls es dort wiederum nicht mit Übernachten klappt, war
es uns zu riskant, weiter zu gehen. Wir entschlossen uns, zum Vermuntstausee
abzusteigen. Ich hatte hin- und her überlegt, wie wir es wohl schaffen könnten,
während unserer Tour sowohl die Westliche Plattenspitze als auch den
Hochmaderer zu besteigen, aber wir schafften letztlich keinen der beiden
Gipfel, was doch etwas schade war. Offenbar kann man in den Bergen nicht mehr
spontan unterwegs sein, wenn man nicht irgendwo biwakieren möchte. Der Abstieg
zum Vermuntstausee dauerte auch seine Zeit: kurz nach 14 Uhr waren wir dort. Jede
Menge Wanderer waren hingegen auf dem Weg nach oben! Die Zeit bis zur Abfahrt
des Busses verbrachten wir damit, dass wir noch ein Stück am Vermuntstausee
entlang gingen. Von hier aus könnte man auch zum Hochmaderer gehen, wenn man
genügend Zeit hat. Der Bus zurück war recht voll und wir freuten uns nun auf
unsere schöne Ferienwohnung in Tschagguns. Wieder einmal haben wir etwas mehr
von der Silvretta kennengelernt, auch wenn wir gern mehr gesehen hätten. Ideale
Verhältnisse braucht man, die leider nicht immer eintreten – und
Hüttenreservierungen während idealer Verhältnisse. Wir waren 12,8 Kilometer
unterwegs, 780 Höhenmeter im Anstieg und 1.010 Höhenmeter im Abstieg.
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