Freitag, 30. August 2013

29.08.13 Bielerhöhe - Wiesbadener Hütte über Radsattel - Madlenerhaus



Wir nahmen den Bus von Schruns Bahnhof aus nach Bielerhöhe – Silvretta-Stausee. Das Wetter hatte sich über Nacht gebessert und schon vom Bahnhof Schruns aus konnte man die Zimba gut sehen. Dieser Gipfel ist kein Wanderberg; Leute wie wir können nur ihren Anblick bewundern. Der Bus fährt über eine Stunde hinauf in die Silvretta. Die Busfahrerin bewies Fahrkönnen und gute Nerven auf der Silvretta-Hochalpenstraße. Sie kümmerte sich beinahe wie eine Reiseleiterin um die Fahrgäste. Der Bus kam gerade so um die engen Kurven, oft mussten Autos ausweichen und sogar Kühe liefen auf der Straße. Das könnte durchaus gefährlich werden! Die Fahrt kam mir ewig vor, aber irgendwann tauchten sie auf, die vergletscherten Silvretta-Gipfel. Ist man dann oben am Stausee angekommen, fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Um beispielsweise von Schruns aus zum Kreuzjoch hinaufzusteigen, wäre man mehrere Stunden unterwegs, aber in der Silvretta sind die Dimensionen noch etwas anders. Wir entschieden uns für die Strecke, welche die meisten Wanderer wählten: an der Staumauer vorbei und Richtung Radsattel, zunächst rot-weiß markiert, später blau-weiß. Der Weg durchs Bieltal war idyllisch und faszinierend, der Anstieg zum Radsattel wurde steil und felsig. Dennoch fand ich ihn nicht problematisch. Die Aussicht auf die hohen, bizarren Gipfel und Gletscher wurde immer spektakulärer, je näher wir ihnen kamen. Das Hohe Rad (2.934m), das sich rechter Hand vor uns erhob, hatte mich gereizt, aber während wir unterwegs waren, wusste ich, dass dieser Gipfel an diesem Tag sowohl konditionell als auch mental für uns nicht zu bewältigen war. Der Wanderweg ist bis zur Radschulter ausgewiesen, von dort an soll es – laut Wanderführer – nur noch Trittspuren bis zum Gipfel geben. Und dieser Gipfelbereich ist steil und ausgesetzt. Das ist kein Berg, den Leute wie wir einfach mal so „mitnehmen“, auch wenn er als einer der leichtesten Silvretta-Gipfel gilt. Ein Wanderer, den wir unterhalb des Radsattels trafen, riet uns von einer Besteigung ab: wir sollten besser kein Risiko eingehen und über den Radsattel zur Wiesbadener Hütte weitergehen. Wir genossen ausgiebig die wunderbare Aussicht, die sich vom Radsattel (2.652 m) aus eröffnete: Kleiner und Großer Piz Buin standen uns gegenüber, Dreiländerspitze, Fluchthörner, Silvrettahorn sowie weiter rechts Seehorn und – unübersehbar – der Große Litzner. Morgen würden wir ihm noch näher kommen! Schließlich standen wir aber doch auf einem Silvretta-Gipfel mit Gipfelkreuz: dem Piz 6R, den man innerhalb weniger Minuten vom Radsattel aus erreicht. Eine Schulklasse hatte - wohl während eines Ausflugs - diesen vermutlich zuvor noch namenlosen Berg nach sich benannt und ein kleines Gipfelkreuz errichtet. Wir wählten, wie fast alle Wanderer, den ausgeschilderten Winterweg zur Wiesbadener Hütte – auch den Sommerweg hätte man gehen können. Auf der Terrasse der Hütte konnten wir ausgiebig schlemmen und hatten dabei den beeindruckenden Ochsentaler Gletscher und die umliegenden Gipfel direkt vor uns. Wir konnten sehen, wie eine Gruppe von Leuten angeseilt über den Vermuntgletscher ging, und mit dem Fernglas sahen wir Leute oben auf dem Piz Buin. Diejenigen, die aus Richtung Vermuntpass zur Hütte kamen, waren anders als wir ausgerüstet. Wir schauten sehnsüchtig zu den Gipfeln auf und wussten, dass man ganz andere Voraussetzungen mitbringen muss, um sie zu besteigen. Von der Wiesbadener Hütte aus gingen wir durchs Ochsental zurück und weiter am anderen Ufer des Silvrettasees. Dort sahen wir den Weg ins Klostertal, von wo aus wir im vergangenen Jahr gekommen wären, hätte unsere Silvretta-Tour wie geplant stattfinden können. (Damals gingen wir von Klosters auf der Schweizer Seite zur Silvretta-Hütte, geplant war, über die Rote Furka durchs Klostertal zur Bielerhöhe zu gelangen – leider spielte das Wetter nicht mit). Nun gingen wir über die Staumauer und von dort aus zum Madlener-Haus, wo wir über Nacht blieben. Am Abend machten wir noch einen Spaziergang am Silvrettasee. Wo tagsüber ständig Reisebusse ankommen und viele Wanderer unterwegs sind, ist es abends unglaublich still. Genau diese Stimmung hatte ich erleben wollen! Unsere Silvretta-Wanderung war 14,8 Kilometer lang, An- und Abstieg waren je 1.041 Höhenmeter, also identisch. Wir fanden sie gerade gut zu bewältigen als erste hochalpine Tour in diesem Urlaub. Gutes Wetter ist allerdings obligatorisch, um sie durchführen und genießen zu können.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen