Donnerstag, 21. September 2017
Glück
Heute hatten wir Bilderbuchwetter. Wir fuhren mit der Dorfbahn und der Panoramabahn, die ihren Namen wirklich verdient, bis zum Burtschasattel (1.680 m). Dort lag Schnee, aber es war bereits so warm, dass wir bald unsere Jacken ausziehen mussten. Mütze und Handschuhe blieben im Rucksack. Wir entschieden uns für den Rundweg über und um den Loischkopf, ein Gipfelchen unweit der Bergstation der Panoramabahn. Auf den Wegen lag noch Schnee, der teilweise überfroren war. An manchen Stellen taute er schon.
Den Loischkopf erreichten wir relativ zügig. Die Aussicht war einfach wunderschön: wir sahen hinüber ins Rätikon, auf Schesaplana, Panüeler Kopf, Mottakopf und Wildberg, aber auch auf die Zimba und auf Bludenz bis hinüber ins Montafon und zur Silvretta. Dann ging es weiter durch den verschneiten Wald. Es war einfach bezaubernd. Der Himmel war strahlend blau, die Sonne schien. Wir ahnten, dass die Alpen auch im Winter ein Erlebnis sind. Es gab immer wieder Aussichtspunkte. Da wir nicht wieder zur Panorambahn zurückkehren wollten, entschieden wir uns für den Weg zur Parfienzalpe, wo wir auf unserer Wanderung zum Amantschonjoch schon vorbeigekommen waren.
Wir überquerten zunächst schneebedeckte Almwiesen, bis es wieder leicht bergauf ging und anschließend in relativ gleichbleibender Höhe auf einem wahrhaften Panoramaweg mit phantastischer Aussicht. Diese Strecke ist als Winterweg gekennzeichnet. An der Parpfienzalpe (1.390 m) angekommen, entschieden wir uns, zur Palüdhütte weiter zu gehen. Es war einfach so schön auf der Höhe. Die Palüdhütte hatte geöffnet und wir konnten in der Sonne auf der Terrasse sitzen, mit traumhafter Aussicht auf die höchsten Gipfel des Rätikon. Blauer Himmel, perfekte Sicht, gutes Essen (Apfelstrudel) - auch das gehört zu einem Aufenthalt in den Alpen. Wir waren wunschlos glücklich … naja, einen Wunsch haben wir schon: im nächsten Jahr wiederzukommen.
Es war immer noch früh am Nachmittag und deshalb beschlossen wir, nicht mit der Palüdbahn nach Brand zu fahren - heute war sie in Betrieb - sondern ins Tal zu laufen. Endlich wieder wandern! Wir wollten noch nicht aufhören. Deshalb gingen wir den ausgeschilderten Weg, nahmen aber weiter unten, wo auch die Wege zur Oberzalimhütte und zur Mannheimer Hütte abzweigen, den Weg zum Glinga-Brunnen. Dieser Weg verläuft im Wald immer am Bach entlang und man hat schöne Ausblicke auf Kaskaden und Wasserfälle. Feste Schuhe sollte man tragen, dann ist der Weg sehr angenehm. Er führt hinunter bis Brand Innertal und zur Bushaltestelle. Die Busse fahren im Brandnertal nicht sehr häufig und wir hatten keine Lust, 45 Minuten zu warten. Deswegen gingen wir zu Fuß bis zur Ferienwohnung.
Dieser letzte Tag war sehr beglückend. Wir wissen, dass es überall in den Alpen schön ist, aber hier im Rätikon ist es besonders schön. Es ist reizvoll, diese Gegend immer wieder ein wenig besser kennenzulernen. Ich möchte noch sehr oft wieder hierher kommen. Die Wandermöglichkeiten ringsum reichen für mehrere Leben.
Hier nun das Fotoalbum.
Mittwoch, 20. September 2017
Pech
Auf zwei gute Tage folgten zwei Pechtage. Der Regen hat sich bis zum Nachmittag gehalten. Wir hatten geplant, in der Totalphütte zu übernachten. Eine Besteigung der Schesaplana wäre für uns nur bei guten Verhältnissen in Frage gekommen. Damit hatten wir also schon abgeschlossen.
Während der Busfahrt von Brand aus zur Lünerseebahn erzählte der Fahrer, am Vormittag hätten die Busse nicht fahren können und erst nach Einsatz des Schneepflugs führte er die erste Fahrt dorthin durch. Als wir ausstiegen, standen unten an der Bahn Hinweisschilder, dass der Rundweg um den See gesperrt sei. Dort liegen zwanzig Zentimeter Schnee und an der Totalphütte sei der Schnee einen halben Meter hoch, hieß es. Daraufhin fuhren wir mit dem Bus nach Brand zurück. Einen gesperrten Weg gehen wir nicht.
Schade, denn wir sind bei solchen Verhältnissen schon zu Hütten aufgestiegen, auch auf Gipfel, und waren mit Grödeln, Gamaschen, Teleskopstöcken sowie Winterkleidung darauf eingestellt. Aber vermutlich ist die Sperrung des Weges eine Vorsichtsmaßnahme, weil viele weniger gut ausgerüstete Leute mit der Bahn hinauf kommen.
Wieder zurück in Brand, entschieden wir uns für einen Rundweg um den Ort. Inzwischen hatte der Regen aufgehört, die Wolken lichteten sich und bald sahen wir die umliegenden Berge ganz klar, in voller Schönheit, von Schnee überzuckert und von der Sonne beschienen. Sogar das Gipfelkreuz auf der Schesaplana war zu erkennen. Der Anblick machte mich richtig traurig. Vom Gipfel hatte ich mich für dieses Jahr längst verabschiedet, aber auf die Hüttenübernachtung hatten wir uns gefreut. Es ist wunderschön dort oben über dem Lünersee.
Vor sechs Jahren hatten wir in der Totalphütte übernachtet, während unserer ersten Hüttentour in den Alpen, und haben auch die Schesaplana bestiegen. Wir haben gehofft, die Erinnerung daran auffrischen zu können. Aber auch dieses Mal wie so oft in den vergangenen Monaten wird klar, dass sich schöne Momente nicht wiederholen. Man kann an die Orte zurückkehren, aber es wird nie mehr so sein wie es war. Immer haben sich die Dinge verändert und - typisch für die heutige Zeit - selten zum Positiven.
Wir wanderten also ans Ortsende und noch ein Stück weiter zum Kesselfall, der wirklich imposant ist. Auf der anderen Talseite gingen wir ein Stück hinauf Richtung Glinga-Brunnen, wo wir noch einmal Aussicht auf Wasserfälle hatten. Dann kehrten wir ins Ortszentrum zurück. 8,9 Kilometer sind wir gegangen bei 453 Höhenmetern.
Dienstag, 19. September 2017
Wanderung im Regen
Wir brechen bei Nieselregen von der Ferienwohnung in Brand zur Sarotlahütte auf. Man geht vom Ortszentrum aus Richtung Bludenz und der Weg ist ausgeschildert. Zuerst überquert man einen Golfplatz und läuft an einer weiteren Anlage vorbei durch den Wald. Es geht über eine Fahrstraße weiter, zuletzt leicht bergauf. Dann zweigt ein schmaler ausgeschilderter Weg rechts ab ins Sarotlatal und es geht steiler bergauf. Der Sarotlabach wird zweimal überquert und man gelangt auf Almweiden weiter mit leichtem Anstieg. Beeindruckend ist die Natur und der Bach führt ziemlich viel Wasser. Wir sehen eine Steilstufe vor uns, aber ansonsten haben wir kaum Sicht auf die Berge. Wir befinden uns auf ca. 1.200 Metern und bis zur Hütte sind noch mehr als 400 Höhenmeter zurückzulegen. Der Regen lässt nicht nach, wird eher stärker und geht in Schnee über. Das Wasser dringt bereits in unsere Kleidung und es ist uns klar, dass wir bald komplett durchnässt sein werden. Wir entschließen uns, die Tour abzubrechen. So zügig es geht, steigen wir wieder ab. Das Wasser läuft in Strömen den Weg hinunter. Endlich sind wir wieder an der Straße und gehen zügig weiter, um nicht zu frieren. In den Fingern meiner Handschuhe steht die Nässe. Die Luft ist mit Feuchtigkeit gesättigt, überall rauscht das Wasser und stürzt talwärts. Die Berge sind in Nebel gehüllt, der Wald trieft. Alles ist intensiver als im Flachland, auch das schlechte Wetter. Trotz Regenhülle ist der Rucksack durchnässt. Nach 2 ½ Stunden sind wir wieder in der Ferienwohnung. Zu diesem Zeitpunkt wären wir gerade oben an der Hütte angekommen, von der wir nicht wussten, ob sie bei diesem Wetter überhaupt geöffnet hat. Wir hätten sie uns gern angesehen und wären noch lieber dort eingekehrt, aber in den Alpen tut man gut daran, nichts zu erzwingen. Spaß macht eine solche Tour ohnehin nur, wenn man die Aussicht auf die Berge genießen kann. Wir haben 9,5 Kilometer zurückgelegt bei 777 Höhenmetern Aufstieg und 784 Höhenmetern Abstieg. Am Nachmittag lässt der Regen nach, und der Schnee bedeckt nicht mehr nur die Berggipfel, sondern auch Wald und Wiesen oberhalb des Ortes.
Montag, 18. September 2017
Zum Amantschonjoch
Wir wussten, dass wir wettermäßig keine Postkartenidylle haben würden. Pech hatten wir heute allerdings auch nicht. Wir haben vor dem Alpenurlaub nicht eine Vorbereitungswanderung mit angemessenen Höhenmetern machen können. Somit kommen für uns ohnehin nur Halbtagestouren mit Benutzung von Bergbahnen in Frage. In Brand sind die Voraussetzungen dafür sehr gut.
Auch heute war besseres Wetter ab Mittag angekündigt. Also nutzten wir den Vormittag zum Entspannen und Einkaufen. Zum Einkaufen mussten wir dieses Mal nach Bludenz, um einen Kaffeefilter zu besorgen. Wir trinken Filterkaffee, in unserer Ferienwohnung gibt es aber nur eine Kapselmaschine. Zweimal habe ich improvisiert (wir sind gelernte DDR-Bürger) und einen Ersatzfilter aus einer zerschnittenen Plastikflasche gebaut, der aber dem heißen Wasser dauerhaft nicht standhält. Ein Trichter hätte es auch getan, war aber in der Ferienwohnung ebenfalls nicht vorhanden. Für die restlichen Tage haben wir nun einen Kaffeefilter - sehr wichtig für uns!
Am späten Vormittag fuhren wir mit der Dorfbahn hinauf zur Bergstation und folgten dem ausgeschilderten Wanderweg zum Amantschonjoch. Eigentlich wollten wir der Tourenbeschreibung im Rother-Wanderführer "Brandnertal" folgen, sind aber davon abgewichen. Der Weg führte bequem und leicht ansteigend zur Parpfienzalpe (1.516 m). Hier hätten wir laut Beschreibung links abbiegen sollen zum Niggenkopfstüble. Wir gingen geradeaus weiter auf dem Bettlerwegle durchs Lorenzitäli, ausgeschildert als rot-weiß markierter Wanderweg zum Amantschonjoch. Der Weg wurde bald steiler und wegen des unbeständigen Wetters auch nass bis matschig. Das sollte nun eine Weile so weitergehen. Wir sahen Murmeltiere und kamen an einem Jägersitz vorbei, wo wir eine kurze Pause einlegten, weil es zu regnen anfing. Wir befürchteten, die Tour abbrechen zu müssen, weil unser Weg geradewegs in den Nebel hinein führte.
Hier waren wir nun für längere Zeit die einzigen Wanderer. Aber wir waren nicht allein. Wir sahen erst eine Gämse, dann vier und schließlich eine ganze Herde. Auch sie beobachteten uns aufmerksam, rührten sich jedoch nicht von der Stelle, da wir auf dem Wanderweg blieben. Wie gut, dass wir diesen Weg gewählt haben! Auf einen steileren Wegabschnitt folgte ein flacher unter einem Skilift hindurch bis zu einer Wegkreuzung. Hier oben hatten wir zwar keine Fernsicht, unser Weg war aber gut zu erkennen und deshalb gingen wir weiter. Der Weg führte durch Latschen, teilweise über Holzbrücken, weil es einfach zu nass und schlammig war. Dann konnten wir unser Ziel sehen, das Amantschonjoch. Ein letzter etwas steilerer Abschnitt führte uns bis hinauf zum Pass (2.028 m). Rechts vom Amantschonjoch befindet sich der Fundlkopf, für uns allerdings kein Gipfel, da kein markierter Wanderweg hinauf führt. Vom Amantschonjoch blickt man hinunter ins Gamperdonertal.
Im Abstieg wählen wir den ausgeschilderten Weg zur Palüdhütte, der in der Nähe einer kleinen (Jagd?-) Hütte abzweigt. Er führt direkt zu einer Wegkreuzung. Ein Stück talwärts liegt der Gasthof Melkboden. Man kann sich aber auch nach links zum Niggenkopfstüble, zur Palüdhütte oder weiter zur Dorfbahn wenden. Heute, am Montag, gibt es hier keine Einkehrmöglichkeit - alles geschlossen. Das macht uns nichts aus. Beim Wandern, besonders im Hochgebirge, sollte man sich nie!!! auf Bewirtung unterwegs verlassen. Wir sind immer für die Tour mit Getränken und der nötigen Verpflegung ausgerüstet. Ergibt sich eine Einkehrmöglichkeit, desto besser. Aber wir sind nicht darauf angewiesen. Auch auf eine unfreiwillige Verlängerung der Tour sollte man eingestellt sein.
Da die Palüdbahn nicht fuhr, mussten wir hinunter nach Brand laufen. Das war bei der heutigen Halbtagestour kein Problem. Wir nahmen den Weg ab Melkboden unterhalb der Palüdbahn und hatten schöne Ausblicke auf Mottakopf und Wildberg sowie auch auf die Staumauer am Lünersee mit der Douglasshütte. An einer Wegkreuzung sahen wir den Abzweig Richtung Mannheimer Hütte/Leibersteig. Wir kamen kurz vor 17 Uhr an der Ferienwohnung in Brand an. Die Bilanz unserer Tour: 14, 5 km bei 833 Höhenmetern Anstieg und 1.240 Höhenmetern Abstieg, Gehzeit 5:10 h.
Sonntag, 17. September 2017
Am Lünersee
Wir hatten einen Urlaub im Hochgebirge in diesem Jahr eigentlich ausgeschlossen. Bis dann jemand ganz begeistert von den Bergen erzählte und mir das keine Ruhe ließ, so dass ich überlegte, wie wir denn zu ein paar Tagen in den Alpen kommen könnten. Wir haben dann eine Lösung gefunden, die uns genau fünf Tage in Vorarlberg ermöglicht. Fünf Tage! Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich gesagt, dafür lohnt sich die Anreise nicht. Tut es, rational betrachtet, auch nicht. Aber in diesem Fall konnte und wollte ich keine rationale Entscheidung fällen.
Kurz vor unserer Abreise wurde die Wettervorhersage immer schlechter, so als wollte uns Petrus für diese unvernünftige Planung abstrafen. Aber genau genommen glauben wir nicht an sowas. Man kann einfach Pech haben. Heute jedenfalls hatten wir kein Pech. Für den Nachmittag war eine Wetterberuhigung angekündigt, so dass wir kurz vor Mittag zunächst mit dem Bus von Brand aus zur Lünerseebahn fuhren und dann mit der Bahn hinauf. Der Lünersee liegt auf einer Höhe von 1.970 Metern. Er ist ein kleines Juwel mit türkisblauem Wasser, umgeben von markanten Felsgipfeln. Rund um den See führt ein relativ bequemer Weg, den man auch bei weniger gutem Wetter gehen kann. Nur links oberhalb der Staumauer befindet sich ein etwas steilerer Abschnitt.
Als wir oben ankamen, war dichter Nebel. Man sah gerade noch das Ufer des Sees. Wir beschlossen, rechts herum zu gehen und uns Zeit zu lassen. Der Nebel lichtete sich dann doch und wir konnten nicht nur den See überblicken, sondern auch die Berge rundherum sehen, auf denen schon Schnee lag. Es waren einige Wanderer unterwegs, die sich von Schnee- und Graupelschauern nicht abschrecken ließen. Mit der passenden Kleidung war es jedoch nicht kalt. Ich habe erstmals die Mütze aufgesetzt und Handschuhe angezogen.
Unterhalb des markierten Wanderweges zum Gafalljoch liegt die Lünerseealpe. Der Ausschank dort war sogar geöffnet. Wir gingen jedoch weiter. Mich reizte der Weg zur Lünerkrinne. Wir wichen vom Rundweg ab und folgten dem markierten Weg, der von Kühen ausgetreten und etwas matschig war. So gelangten wir hinauf zur Lünerkrinne (2.155 m). Von dort aus gelangt man hinüber ins Rellstal. Wir wollten aber nicht hinunter, sondern wählten den Abzweig zur Douglasshütte, und trafen bald wieder den bequemen Lünersee-Rundweg. Es begann wieder zu schneien. Abschließend kehrten wir in der Hütte ein, die sehr modern und gemütlich ist.
Am Lünersee habe ich vor vielen Jahren erstmals Gefallen an den Alpen gefunden. Heute hatten wir endlich Zeit für den Rundweg, konnten ihn in Ruhe gehen, die Landschaft und die besondere Stimmung genießen, zumal es auf Grund des Wetters sehr ruhig war. Der Rundweg ist etwas über sieben Kilometer lang. Mit dem Abstecher zur Lünerkrinne waren wir neun Kilometer unterwegs.
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