Samstag, 23. Juli 2016
Vom Weißfluhjoch zur Schatzalp
Es ist nun vier Jahre her, dass wir in Davos waren. Die Entscheidung, wieder hierher zu fahren, haben wir ziemlich spontan getroffen. Als wir gestern mit der Rhätischen Bahn stetig bergauf fuhren, die Silvretta-Gipfel und schließlich auch Pischahorn und Jakobshorn zu sehen waren, kam Wiedersehensfreude auf. Es ist eine herrliche Wandergegend mit vielfältigen Touren-Möglichkeiten. Wir werden sehen, was möglich ist. Am ersten Wochenende sollte das Wetter aber ziemlich schlecht sein. Das Bild, das sich mir heute Morgen bot, war ein Anderes: klare Sicht auf fast alle umliegenden Berge, nur in südöstlicher Richtung blieb es etwas trüb. Und als nach dem Frühstück die Sonne schien, beschlossen wir, doch eine Bergbahn hinauf zu nehmen. Und die spektakulärste Bahn ist die Parsennbahn hinauf zum Weißfluhjoch auf über 2600 Metern Höhe.
Sollte das Wetter umschlagen, hat man relativ gute Rückzugsmöglichkeiten: entweder, man fährt mit der Parsennbahn wieder hinunter, oder man geht zur Gotschnabahn, die nach Klosters fährt, oder aber zur Schatzalpbahn, was ein Stück weiter ist, wo man aber in der Hütte am Strelapass einen Zwischenstopp einlegen kann. Wir wählten die dritte Variante. Der Himmel bezog sich zwar und Richtung Engadin war er zeitweise sehr dunkel und sah wenig verheißungsvoll aus, aber dort, wo wir wanderten, blieb es relativ hell und die Gipfel waren frei.
Zunächst einmal trieben wir uns eine Weile in der Nähe der Bergstation der Parsennbahn herum. Zum Gipfelchen hinauf wollte ich nicht gehen, Christian war oben. Mir behagte die nasse Felsplatte nicht, über die ich hätte steigen sollen. Da war mir mulmig und ich kehrte um. Darüber hätte ich mich vor vier Jahren vermutlich amüsiert - aber da waren wir bei besseren Verhältnissen unterwegs.
Nun wollten wir den Panoramaweg südöstlich ums Schiahorn herum gehen, aber wir verfehlten ihn und gingen bis dorthin, wo der Grat nördlich zum Vorgipfel ansteigt. Dort wurde uns klar, dass wir umkehren müssen. Aber dieser Abstecher war dennoch lohnend, denn oben auf dem Vorgipfel sah ich etwas und holte mein Fernglas aus dem Rucksack. Ich hatte mich nicht getäuscht: da war tatsächlich ein Steinbock zu sehen und kurz darauf kam noch ein zweiter zum Vorschein. Während das eine Tier fast regungslos ganz oben verharrte und einer Skulptur glich, bewegte sich das andere ab und an, tauchte auf und verschwand wieder. Unsere Begeisterung war riesig, denn wir waren hier schon mehrmals entlang gewandert in der Hoffnung, sie beobachten zu können. Wir erkannten sie nun ganz gut mit bloßem Auge. Das Fernglas war zur Gewissheit ganz gut - das Teleobjektiv aber ist leider zuhause geblieben.
Wir gingen zurück zur Bergstation und nahmen von dort aus den uns schon bekannten Weg hinunter zum Strelapass, jene Piste, die auch von Mountainbikern benutzt wird. Glücklicherweise hielt sich der Verkehr in Grenzen. Beeindruckend war der Blick auf die Weißfluh, die wir uns heute jedoch sparten. Auf der Aufstiegsroute waren noch relativ viele Schneefelder zu sehen. Auch von diesem Weg aus konnten wir immer wieder die Steinböcke beobachten und deshalb ließen wir uns Zeit. Es tat mir richtig leid, als wir sie quasi hinter uns lassen mussten. Wunderschön waren auch die Wildblumen am Wegrand, die wir gar nicht alle benennen können. Wir haben Enzian, Vergissmeinnicht, Butterblumen, Trollblumen und höchstwahrscheinlich auch Knabenkraut gesehen, unterhalb des Strelapasses dann auch Alpenrosen - insgesamt etliche Seltenheiten, zu denen ich auch die Alpensalamander rechne, die ich heute Morgen beim Joggen sah.
Die gemütliche Hütte am Strelapass nutzten wir zu einer Einkehr bei Kaffee und Kuchen. Bei Sonnenschein ist die Terrasse ein Highlight, aber heute sah es nach Regen aus und als wir die Hütte wieder verließen, begann es zu nieseln. Es war aber nicht schlimm und unter unseren Regenjacken wurde uns bald so warm, dass wir sie wieder auszogen. Es ging relativ steil talwärts, was ziemlich anstrengend war, bis wir dann an der Strelaalp endlich rechts zur Schatzalp abbiegen konnten. Das war nun nicht mehr weit. Mit der Schatzalp-Bahn fuhren wir hinunter nach Davos. Das war heute keine weite Wanderung, schätzungsweise acht bis neun Kilometer lang, allerdings über neunhundert Höhenmeter bergab. So etwas sind wir nicht gewohnt und Wanderungen zur Eingewöhnung haben wir in letzter Zeit auch nicht unternommen. Es war eine echte Genusswanderung und am Abend folgte ein Spaziergang auf der Hohen Promenade bei Sonne und wiederum herrlicher Aussicht. Das Wetter war insgesamt nicht so schlecht.
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