Samstag, 20. September 2014
20.9.14 Trift – Platthorn, über Triftschlucht zurück nach Zermatt
Das Berghaus Trift empfiehlt sich für eine Übernachtung, wenn man das Platthorn (3.345 m) oder das Mettelhorn (3.406 m) besteigen möchte. Die Unterkunft ist einfach, das Essen ist gut und man fühlt sich bei den lieben und rührigen Wirtsleuten sofort wohl. Wir haben es gerade noch geschafft, vor Saisonende eine Übernachtung zu bekommen. Die meisten der höher gelegenen Hütten schließen nun schon. Die Hütte war gut ausgelastet, aber während unserer heutigen Tour war es schon relativ ruhig oben in den Bergen; tatsächlich Nachsaison-Stimmung, was ich aber sehr schön fand. Am Morgen hörte ich Regen aufs Dach prasseln – es schüttete richtig! Mist, dachte ich, das war es also – bei solchem Wetter bleibt nur der Abstieg ins Tal. Auch der Wetterbericht, den ich vom Handy aus abrief, gab nichts Positives von sich. Als wir dann vor die Hütte traten, hatte es aufgehört zu regnen und der Himmel riss auf. Die beiden älteren Damen, mit denen wir am Tisch saßen, beruhigten uns: hier sei das Wetter ohnehin halbstündlich anders. Wir starteten also 8.15 Uhr zu unserer Tour, und es sah schon freundlich aus. Bald war das Matterhorn zu sehen, auch das Monte-Rosa- und Breithorn-Massiv und linker Hand lugten Ober Gabelhorn und Zinalrothorn immer häufiger aus den Wolken. Am Oberrothorn lag stellenweise Schnee: wie würde es am Platthorn sein? Wir würden uns das ansehen und vor Ort entscheiden. Zunächst aber hieß es: aufsteigen. Mal steiler aufwärts, dann wieder ein Stück flacher – so gelangten wir allmählich immer höher. Wieder sahen wir Gämsen, zu weit entfernt für aussagekräftige Fotos, und Murmeltiere. Aus dem Tal stiegen ab und an Nebelschwaden auf. Zeitweise waren Täler und Schluchten komplett im Nebel verschwunden. Wir hofften, dass es wieder aufklaren würde – und zum Glück geschah das auch. Circa drei Stunden Gehzeit braucht man von der Hütte zum Platthorn, zum Mettelhorn noch ein wenig länger. Beide Gipfel an einem Tag sind kaum zu schaffen, deshalb mussten wir eine Auswahl treffen. Man kann sich ja schon recht gut vorab informieren. Das Mettelhorn gilt als hoher und sehr reizvoller Berg, man muss jedoch einen Gletscher überqueren. Es ist zudem schwieriger zu besteigen und ausgesetzter als das Platthorn. Beide Gipfel sind über blau-weiß markierte Wege zu erreichen; es handelt sich also um anspruchsvolle Bergpfade. Wir hatten uns vorab schon entschieden, dass wir das Platthorn probieren, und keine Grödel (die für die Gletscherquerung sinnvoll gewesen wären) mitgenommen. Bis zum Furggi (3.166 m) zog sich der Weg hin. Wir mussten kein Schneefeld überqueren, wie oft beschrieben, sondern konnten unterhalb entlang gehen. Vermutlich war es ein Stück abgeschmolzen. Am Furggi war die Aussicht überwältigend. Hatte bisher das Matterhorn hinter uns dominiert, standen wir nun dem imposanten und schön geformten Weißhorn gegenüber, das zeitweise auch komplett zu sehen war. Vom Furggi aus führt auch der Weg zum Mettelhorn, dessen Gipfel ein Stück über dem Gletscher aufragt. Eine Spur führt hinüber. Der Gipfel des Platthorns wirkte schon sehr nahe; die Aufstiegszeit ist mit 30 Minuten angegeben. Es ging aber doch noch ein ganzes Stück in relativ steilen Serpentinen bergauf. Wir haben uns den Aufstieg etwas erleichtert, unsere Rucksäcke hinter einem Felsen deponiert und nur Kamera und Wertsachen mit hinauf genommen. Am Gipfel ist nicht viel Platz. Wir sind nicht bis ganz zur Gipfelmarkierung hinauf geklettert – da hätte man sich irgendwie über eine Platte hinaufschwingen müssen (was für mich schon Akrobatik bedeutet hätte) – haben uns aber seitlich davon noch ein Stück zum Grat hochgezogen, um die Aussicht aufs Mettelhorn und die umliegenden Berge zu genießen. Vom Platthorn aus sieht man das Mettelhorn in voller Größe aufragen, steil, dunkel und für unser Empfinden abweisend. Der schmale Serpentinenweg hinauf sieht auch nicht einladend aus: nichts für uns! Nach einer kurzen Pause machten wir uns langsam und vorsichtig an den Abstieg. Wir haben uns an einigen Stellen mit den Händen abgestürzt. Der Weg ist etwas anspruchsvoller als der Aufstieg zum Oberrothorn, aber er war für uns machbar. Wir waren sehr stolz auf unseren Gipfel, immerhin 3.345 Meter hoch! Beim Abstieg vom Furggi kamen wir mit zwei Frauen ins Gespräch, die zum Mettelhorn gingen und entsprechende Bergerfahrung hatten. Sie gratulierten uns zum Gipfel und meinten, wir hätten für uns „das richtige Horn“ ausgesucht. Denn hundertprozentig schwindelfrei sind wir nicht. Genau das meinten wir auch. Es ist ein gutes Gefühl, die passende Tour gewählt zu haben. Sie war zeitweise durchaus fordernd, hat uns aber nicht überfordert. Kurz nach 14 Uhr waren wir wieder am Berghaus Trift, wo wir einkehrten. Nun war Schlemmen angesagt: es gab Kaffee und frischen Apfelkuchen mit Sahne, den wir ganz ohne Reue genossen, denn wir brauchten Energie für den Abstieg nach Zermatt. Wir gingen auf dem Botanischen Lehrpfad entlang der Triftschlucht hinunter und erfreuten uns am Anblick der vielen hübschen Bergblumen: sowas tut gut am Ende einer Gipfeltour. Kurz vor 15.30 Uhr waren wir wieder in Zermatt. Wir sind 11,7 Kilometer gewandert bei 1.062 Höhenmetern Anstieg und 1.739 Höhenmetern Abstieg.
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