Montag, 28. Juli 2014
Von Garmisch aus zur Stepbergalm und zurück, ca. 18 km
Heute noch mal ein Wandertag! Wir brechen am späten Vormittag auf und wenden uns Richtung Wandergebiet Kramer, wo ich gestern schon eine Runde gegangen bin. Der Weg zur Stepbergalm, auf 1.600 Metern Höhe beim Aufstieg zur Kramerspitze gelegen, wurde uns für heute empfohlen. Denn ab Nachmittag sollte man mit Gewittern rechnen und da ist es gut, schon beim Abstieg ins Tal zu sein. Es ist sonnig und schwül und der Weg befindet sich durchweg an der Südseite des Berges: obwohl wir viel im Wald unterwegs sind, ist es mühsam: es herrscht ein richtiges Treibhausklima und man kommt schnell ins Schwitzen. Es gibt zwei Aufstiege zur Stepbergalm: den Kreuzweg oder Stepberger Almsteig und den Gelb Gwänd-Steig. Als wir unschlüssig sind, welchen Steig wir nehmen sollen – beide führen vom Kramerplateauweg nach oben – raten uns andere Wanderer zum Kreuzweg: dieser sei weniger steil und den anderen geht man besser zurück. Wir sind die Strecke wie empfohlen gegangen und können die Meinung der beiden nicht teilen. Auch der Kreuzweg ist oftmals steil und er führt nicht direkt zur Stepbergalm, sondern zeitweise in höheres Gelände, so dass man schließlich zur Alm wieder absteigt. Ab und an hat man schöne Ausblicke auf Höllental und Zugspitze. Auf dem letzten Stück sind wir unschlüssig- wir können schon den Eibsee weiter unten sehen und haben den Eindruck, zu weit nach links gekommen zu sein. Navigation und Wanderkarte helfen uns aber, unsere Position zu bestimmen: wir sind tatsächlich schon kurz vor der Alm, und nach ein paar Wegbiegungen sehen wir sie dann. Markierungen sind hier oben zeitweise rar. Die Alm ist im Sommer bewirtschaftet und sehr empfehlenswert zum Rasten: die Männer freuen sich über einen Teller mit Schinkennudeln und ich probiere den besten Käsekuchen meines bisherigen Lebens. Hier oben nun sind mehrere Aussichtsberge, die es zu besteigen lohnt, vor allem natürlich die Kramerspitze, die wir von unserem Balkon aus sehen können. Aber für eine Gipfelbesteigung hätten wir früher aufbrechen müssen. Über Zugspitze und Alpspitze braut sich etwas zusammen. Nach einer ausgiebigen Rast steigen wir über den Gelb-Gwänd-Steig nach Garmisch ab. Wir empfinden diesen Steig als gut begehbar, nicht steiler und auch nicht schwieriger als den Kreuzweg. 1.000 Höhenmeter haben wir im An- und auch im Abstieg zurückgelegt. Unten angekommen, müssen wir noch ein ganzes Stück an der Straße entlang gehen, weil wir nicht auf den Eibsee-Bus warten möchten. Währenddessen verfinstert sich der Himmel. Wir kommen noch trocken in der Ferienwohnung an: die Tour hat genau gepasst für heute. Ich bedaure es, nicht mehr Gipfel bestiegen zu haben. Dies war überwiegend dem unbeständigen Wetter, teils auch familiären Kompromissen geschuldet. Aber über die gelungene Zugspitzbesteigung können wir sehr froh sein, und auch sonst haben wir einige schöne Touren gemacht. Sollten wir wieder einmal hierher kommen, haben wir schon einige Eindrücke und Erfahrungen und können gezielt auf Wunschtouren gehen. Morgen geht es nach Hause, einen Tag früher als geplant, denn bei Dauerregen haben wir keine Lust, noch länger zu bleiben. Ich hoffe auf schöne Tage im September, denn: nach dem Alpenurlaub ist vor dem Alpenurlaub.
Nachtrag: Hier sind noch mehr Fotos aus dem Wettersteingebirge.
Sonntag, 27. Juli 2014
Alternativtag
So schlecht, wie angekündigt, war der heutige Tag nicht. Immer wieder zogen dunkle Wolken heran, aber zumindest dort, wo ich mich aufgehalten habe, hat es nicht geregnet. Ich bin ausgiebig bummeln gegangen: zunächst in Garmisch, dann in Partenkirchen, wo ich von der Ludwigstraße ganz begeistert war. Die Männer haben es vorgezogen, sich mit Fernseher und Computer zu beschäftigen, und ich habe noch eine kleine Wanderung gemacht: von der Bayernhalle aus am anderen Ende des Ortes bin ich den Kramerplateauweg bis zur Almhütte in Grainau gegangen. Es ist ein hübscher Weg, der oberhalb des Ortes am Kramer entlang verläuft, eigentlich ein Spazierweg, kinderwagentauglich. Viele Spaziergänger und einige Jogger waren dort unterwegs: würde ich hier wohnen, wäre das auch meine bevorzugte Jogging-Strecke! Man hat sehr schöne Ausblicke über das Tal. Die Kramerspitze und auch die anderen hohen Berge waren aber in dichten Nebel gehüllt. Da ich nicht unten an Straßen entlang laufen wollte, bin ich die gleiche Strecke wieder zurück gegangen.
Samstag, 26. Juli 2014
Wetterstein - Wetterlaune
Wegen der heutigen Unwetterwarnung – nicht der ersten, seit wir hier sind – sind wir gegen Mittag zum Wank hinauf gefahren. Bei unsicherem Wetter ist es empfehlenswert, Bergbahnen und Hütten bzw. Gasthöfe in der Nähe zu haben, wohin man sich zurückziehen kann. Der Wank (1.780 m) ist ein schöner Aussichtsberg bei Garmisch, und man kann ihn bequem mit einer Bahn erreichen. Es gibt Rundwege und weitere Wandermöglichkeiten vom Gipfel aus und hinauf. Wir hatten zunächst noch ganz interessante Ausblicke, aber es zog sich immer mehr zu. Oben sind wir eine Runde gegangen und haben auch den Aussichtspunkt am benachbarten Amelsberg (1.749 m) erreicht. Auf dem Rückweg zur Bergstation der Seilbahn nahm unsere Tour dann ein Ende: es begann kräftig zu regnen und zu hageln und kurzfristig wurde der Seilbahnbetrieb eingestellt. Wir mussten aber nur wenige Minuten warten und konnten dann wieder nach unten fahren. Die Leute nahmen die Wetterlaunen durchweg mit Ruhe und Humor hin. Morgen werden wir, der Wettervorhersage nach, wohl auch die Ferienwohnung hüten. An solchen Tagen freut man sich, ein schützendes Dach über dem Kopf zu haben.
Freitag, 25. Juli 2014
Kreuzeck - Bockhütte - zurück nach Garmisch ca. 20km
Nach unserer Zugspitztour wollten wir zunächst ruhig in den Tag starten und dachten: eine Panoramatour oben in den Bergen haben wir uns mal verdient und die lästigen Auf- und Abstiege auf Asphaltstraßen würden wir uns dieses Mal durch Benutzung der Bergbahnen sparen. Es kam wieder etwas anders als geplant. Wir fuhren am späten Vormittag mit dem Ortsbus Richtung Kreuzeck-/Alpspitzbahn. Die Talstationen beider Bahnen liegen dicht beieinander.Die Alpspitzbahn fährt höher hinauf zum Osterfelderkopf (2.150 m), den wir auf unserer ersten Tour erreicht haben, die Kreuzeckbahn zum Kreuzeck auf 1.650 Metern Höhe. Unsere Tour beginnt an der Bergstation der Kreuzeckbahn. Dort gibt es auch eine Alpenvereinshütte, das Kreuzeckhaus, das einen guten Eindruck macht. Wir folgen zunächst der breiten Fahrstraße zur Hochalm, aber bald biegt unser Weg, der Bernadeinsteig, links ab und es geht zunächst ein Stückchen bergab, ehe er dann wieder relativ gleichmäßig am Hang verläuft. Es ist tatsächlich ein schöner und relativ bequemer Panoramaweg mit Ausblick auf die Wettersteinwand. Auch dort oben lässt es sich wandern – es gibt noch so viele Tourenmöglichkeiten in dieser Gegend! Schön anzusehen sind die vielen Blumen am Wegrand. Da die Tour nicht hochalpin ist, herrscht reiche Vegetation. Ich freue mich schon darauf, dass es hier auch eine Gipfel-Möglichkeit gibt: mir schwebt eine Tour auf die Stuibenspitze vor (1.908 m), das wäre genau das Richtige für heute. Die Tour ist nicht in unserem Wanderführer beschrieben, aber im Internet las ich, dass man den Berg innerhalb einer Rundtour begehen kann und auch die Karte zeigt einen Rundweg an. Zunächst aber sehen wir einen Weg, der mit „Alpspitze“ gekennzeichnet ist, und man sieht durch die Bäume hindurch sogar den Berg mit dem Gipfelkreuz. Als wir eine Weile weiter durch den Wald gegangen sind, kommt ein Abzweig „Stuiben“. Ich schaue noch einmal auf die Karte und halte es für günstiger, auf den zweiten Abzweig zu warten. Wir gehen weiter durch den Wald, es kommt ein Wegweiser Richtung Bockhütte/Reintal, und als der Weg in Serpentinen immer tiefer talwärts führt und kein weiterer Weg zum Stuiben kommt, ahnen wir, den richtigen Weg verpasst zu haben. Das ganze Stück bergauf zurückgehen möchten wir nicht. Deshalb gehen wir weiter talwärts, notfalls eben bis hinunter ins Reintal und zur Bockhütte. Und so geschieht es dann auch: mangels Alternativen müssen wir hinab. Ich finde es frustrierend, Energie für einen so langen Abstieg zu verschwenden, zumal einer der wenigen Schönwettertage bessere Möglichkeiten eröffnet hätte. Aber ich gebe mir selbst die Schuld an dieser Situation: hätte ich die Wanderkarte besser lesen können, wäre mir vielleicht klar geworden, dass wir den ausgeschilderten Weg zum Stuiben hätten nehmen sollen – den Rundweg hätten wir weiter oben schon gefunden. Aber im Nachhinein ist man immer klüger. Die Bockhütte befindet sich gleich unterhalb unseres Weges und ist wirklich einen Besuch wert! Vor drei Jahren renoviert, ist sie ein kleines Schmuckstück, idyllisch an der Partnach gelegen. Es gibt eine Auswahl einfacher, leckerer Gerichte und Getränke und ich kann dem angebotenen Kuchen nicht widerstehen, obwohl ich doch nur einen Kaffee trinken wollte. Anlässe, mit Vorsätzen zu brechen, finde ich bemerkenswert: meist sind es Ab- und Umwege, die dazu inspirieren. An einer hübschen Hütte rasten und es sich gut gehen lassen – auch das gehört zu einem Hochgebirgsurlaub. Nun sind wir also im Reintal und können es noch ein Stück kennenlernen. Bis nach Partenkirchen muss man drei Stunden gehen. Zur Reintalangerhütte wäre man noch 1 ¾ Stunde unterwegs und das Ganze wieder zurück – das lassen wir lieber bleiben. Das Reintal ist landschaftlich sehr schön, der Weg verläuft überwiegend mit Sicht auf die Partnach, ein wirklich schönes Gebirgsflüsschen. Aber das stundenlange Gehen auf einer breiten Forststraße ist bald mühsam. Es gibt Wege, die Partnachklamm zu umgehen, aber sie sind alle gesperrt. Geht es darum, in der Hauptsaison von allen Wanderern Eintritt zu kassieren? Die Partnachklamm ist eine wunderschöne, romantische Schlucht, keine Frage, aber wir kennen sie bereits und uns hätten Alternativen interessiert. Da wir nun mal hindurch müssen, mache ich noch zwei, drei Fotos. Der Weg zurück nach Garmisch über Partenkirchen ist anstrengend. Asphaltlatscherei ermüdet viel mehr als das Gehen auf Bergpfaden. Ich schätze, dass wir insgesamt nicht weit gegangen sind und meine Bilanz am Ende der Tour ist: einigermaßen platt und das für wenig Erlebnis und kaum Aussicht. Meine Bewertung der Tour wird allerdings nicht von allen Familienmitgliedern geteilt. Dass es insgesamt reichlich 20 Kilometer waren, erstaunt mich dann doch. Wir sind froh, nicht über das Reintal zur Zugspitze gegangen zu sein: der Weg von Ehrwald ist kürzer und auch lohnender. Es war gewiss interessant, das Reintal ein Stück erlebt zu haben, allein schon um zu wissen, dass man dort nicht unbedingt nochmal entlang wandern muss. Die Tour zum Stuiben bleibt für ein – hoffentlich – anderes Mal: man sollte doch mindestens einen Grund haben, hier wieder einmal Ferien zu machen. Heute haben wir nur „negative“ Höhenmeter zurückgelegt: 853 m im Abstieg.
Donnerstag, 24. Juli 2014
24.7.14 Knorrhütte - Zugspitzgipfel, ca. 4 km
So gut, wie wir in der Hütte untergebracht waren, hätte ich eigentlich besser schlafen müssen… die Männer hatten glücklicherweise weniger Schwierigkeiten. In der Nacht hat es Regenschauer gegeben, man konnte die Tropfen aufs Blechdach der Hütte prasseln hören. Der Morgen bot ein einzigartiges Panorama: von der Sonne beleuchtete Felsen, blauer Himmel, klare Sicht. Das wird ein Gipfeltag! Nach dem Frühstück geht es gleich aufwärts: wir starten kurz nach 7.30 Uhr, das ist eine wirklich gute Zeit. Der weitere Weg, der zunächst – wie gestern – durchaus bequem zu gehen ist, führt bergauf durchs Zugspitzplatt Richtung Schneefernerhaus. Bald müssen wir unsere Jacken ausziehen, denn die Sonne wärmt schon. Ich nähere mich der Zugspitze mit gemischten Gefühlen. Einerseits ist es ein stattlicher Gipfel und natürlich zieht es mich hinauf. Andererseits ist die Zugspitze so zugebaut, so kommerzialisiert worden, dass es einfach ein Jammer ist. Der Wanderführer berichtet, dass sie früher drei Gipfel hatte. Nur der Ostgipfel ist heute noch erhalten, West- und Mittelgipfel mussten Nutzbauten weichen. Glücklicherweise wurde aus der ursprünglich geplanten militärischen Nutzung nichts. Hinzu kommen die Bahnen, mit denen jeder, der es möchte, den Gipfel erreichen kann. Eine Bahn führt von Österreich aus hinauf, auf der deutschen Seite verkehren Gondeln zwischen Zugspitze und Eibsee, außerdem die Zahnradbahn, kombiniert mit der Gletscherbahn. Auch wir nutzen die Infrastruktur, zumindest teilweise… aber das Ausmaß dessen, wie dieser Berg überrannt wird, betrübt mich. Ich tröste mich damit, dass es andere Berge gibt: die Schesaplana beispielsweise, fast exakt so hoch wie die Zugspitze. Auch dort war eine intensive Nutzung als Skigebiet vorgesehen, aber die Pläne wurden glücklicherweise aufgegeben. Jeder, der die „Königin des Rätikon“ besteigen möchte, muss es zu Fuß tun. Sie hat ihre Würde behalten. Ich bin auch deswegen etwas verstimmt, weil der bisherige Weg so leicht war. Ich vermisse es, an eine knifflige Stelle, an meine Grenzen zu kommen – das „Gatterl“ war wirklich keine Hürde. Aber man sollte die Ehrfurcht einem Beinahe-Dreitausender gegenüber nicht verlieren… ich hätte mir denken sollen, dass Wünsche manchmal in Erfüllung gehen! Schon auf der Hütte hatten andere Wanderer ein Geröllfeld erwähnt, das nur sehr mühsam zu überwinden ist. Als wir die Gondeln der Gletscherbahn nach oben schweben sehen, erblicken wir es. Es ist ein steiler Geröllhang, und wir sehen, wie die Leute auf dem Weg nach oben nur sehr langsam voran kommen. Wir beschließen, ihn „ganz ruhig und mit vielen Pausen“ anzugehen. Zunächst kommen wir auch gut voran, aber der Hang wird steiler, der Weg schwieriger, rutschiger. Es gibt kaum Kehren, man muss Spuren suchen, in denen man etwas Halt findet, aufpassen, keine größeren Brocken loszutreten, und sich gut abstützen, um nicht abzurutschen. Äußerst ungut, dieser Hang, relativ lang und ohne eine Möglichkeit zum Verschnaufen. Und es gibt mehrere Pfade und Trittspuren, nur ab und an eine Wegmarkierung… bald gehen Marcus und Lucas links am Hang, ich rechts herum, Christian folgt weiter unten. Zeitweise finde ich im groben Geröll einen besseren Halt und gehe etwas in die Mitte. Dann aber ist es dort plötzlich steiler, das Geröll wird feiner und ich gehe auf die Knie, fürchte trotzdem, den Halt zu verlieren. Schließlich robbe ich langsam und vorsichtig nach links hinüber, wo die Jungs aufgestiegen sind, denn dort sind Spuren erkennbar. Ich versuche, keine Panik aufkommen zu lassen: wenn ich hier ins Rutschen komme, geht es etliche Meter abwärts... Über mir schwebt gerade eine Gondel nach oben. Ich gebe vermutlich eine Lachnummer ab und die Insassen werden denken: schön blöd, hier zu Fuß hinauf zu wollen… und von wegen! Aber hinauf will ich auf alle Fälle! Fluchend schaffe ich es bis zur linken Wegspur, in der ich nun bleibe. Man muss sich kräftig abdrücken und das kostet Kraft. Unsere Söhne kommen den ersehnten Felsen näher und auch ich gehe weiter, so schnell ich kann: nur raus aus dem Geröll! Marcus und Lucas haben es geschafft, bald danach bin ich bei ihnen, Christian, der den schwersten Rucksack trägt, folgt nach einer Weile nach. Man kann sich hinsetzen, rasten und durchatmen. Der weitere, gut mit Seilen versicherte Weg verläuft ab hier in Kehren am Fels hinauf. Vielleicht fehlt es uns an Erfahrung mit feinem Geröll, vielleicht war unsere Sorge unbegründet – anstrengend war der Hang auf alle Fälle. Hier wäre ein Seil viel nützlicher gewesen als in den Felsen… Der weitere Weg kostet noch ein bisschen Kraft, ist aber vergleichsweise angenehm. Wir können vom Nordwestgrat aus (gesichert mit Seilgeländer) hinunter sehen bis zum Eibsee – wow! Weit unter den Kabinen der Tiroler Bahn sehen wir Leute am steilen Hang, vermutlich am Klettersteig. Mit denen möchte ich aber nun nicht tauschen! Kurz nach halb elf sind wir oben. Es fühlt sich seltsam an, das alpine Gelände hinter sich zu lassen und auf einmal mitten unter Touristen zu sein. Aus dem Wanderführer wissen wir, dass wir an allen Bauten vorbeigehen müssen, um zum Ostgipfel mit dem vergoldeten Kreuz zu gelangen. Uns ist auch bekannt, dass dort noch ein paar etwas ausgesetzte Passagen und eine Leiter zu überwinden sind. Aber wir möchten dort hinauf! Ein paar Eisenbügel und Drahtseile leisten gute Dienste, der Weg auf den schmalen Gipfel (2.962 m) ist zu bewältigen. (Die Fotos von uns dort oben stelle ich nach dem Urlaub ein.) Zurück auf der mit Geländern gesicherten Plattform, folgt erst einmal eine ausgiebige Gipfelrast. Bald aber ist das Touristengewimmel zwischen Wurstbuden und Souvenirläden nicht mehr zu ertragen und wir gehen zur Eibseebahn, um hinunter zu fahren. Wir hatten zunächst noch überlegt, bis zur Zahnradbahn zurück zu laufen, aber den Geröllhang wollen wir keinesfalls hinunter gehen. Am Eibsee haben wir Gelegenheit, in die Bahn nach Garmisch zu steigen. Die Zugspitze ist inzwischen von dunklen Wolken verhangen. Wir haben ziemlich exakt ein Schönwetterfenster erwischt, was für ein Glück! Von der Knorrhütte aus zum Gipfel haben wir 899 Höhenmeter zurückgelegt bei einer Gehzeit von etwa drei Stunden.
23.7.14 Ehrwalder Alm - Knorrhütte, ca. 7 km
Wer im Wettersteingebirge Ferien macht, möchte natürlich gern Deutschlands höchsten Punkt erreichen: die Zugspitze. Das gesamte Areal um die Zugspitze ist von Weitem schon sichtbar und fasziniert mit seinen steilen Wänden, markanten Erhebungen und wirkt auf mich wie eine von der Natur geschaffene Festung mit Zacken und Türmen, die in den Himmel ragt – viel schöner und beeindruckender, als ein von Menschen errichtetes Werk sein kann. Menschen haben diesem Berg ihren Stempel aufgedrückt, aber davon später. Wer nicht regelmäßig im Hochgebirge unterwegs ist, besteigt einen Berg dieser Höhe besser etappenweise mit einer oder auch zwei Hüttenübernachtungen. Wir haben uns für den Weg von Ehrwald aus zur Knorrhütte entschieden: dies ist der erste Streckenabschnitt. Es ist auch der kürzere der beiden Wanderwege auf die Zugspitze. Wenn man diese Tour plant, sollte man rechtzeitig in der Hütte reservieren: sie ist in der Hauptsaison, der besten Zeit, den Gipfel zu besteigen, fast immer ausgebucht. So eine Buchung ist eine ungewisse Sache: bei unbeständigem Wetter würde ich auf eine Besteigung eher verzichten. Auf dem Weg nach oben möchte man weder von Gewittern noch heftigen Niederschlägen überrascht werden, gute Sichtverhältnisse sind ebenfalls wünschenswert. Ich habe bei der Planung riskiert, dass wir möglicherweise gar nicht auf den Gipfel kommen würden oder im schlimmsten Fall stornieren müssten. Und die beiden vergangenen Tage wären tatsächlich kaum für die Tour geeignet gewesen. Für den heutigen Tag aber bewahrheitete sich die Wetterprognose: er wurde relativ freundlich. Wir brechen am späten Vormittag von Garmisch auf und nehmen den Zug nach Ehrwald in Tirol. Am Bahnhof steigen wir in den Bus zur Ehrwalder Almbahn. Dort könnte man die Tour beginnen, aber wir beschließen, bis zur Ehrwalder Alm hinauf zu fahren. Der erste Wegabschnitt führt direkt unter der Bahn entlang und von Asphaltlauferei haben wir gerade genug: solche Streckenabschnitte sind unangenehm, wenn man sie in Bergstiefeln absolviert. Gegen 11.30 Uhr machen wir uns auf den Weg Richtung Knorrhütte, der ausgeschildert und rot-weiß markiert ist. Der Weg führt bald als Pfad bergan über Almen. Er wird zeitweise steiler, führt durch Latschenkiefern, und am Feldjöchel, wo er sich gabelt, wenden wir uns links Richtung Knorrhütte/Gatterl. Das Gatterl ist im Wanderführer als felsige und etwas ausgesetzte, mit Seilen versicherte Stelle ausgewiesen und vor allem unsere Söhne sind gespannt, was uns da erwartet. Die Seile sind hilfreich, Dank ihnen ist dieser Wegabschnitt relativ unproblematisch. Durch ein kleines Tor passieren wir wieder die Grenze nach Deutschland. Der weitere Weg führt in einem Bogen durchs Zugspitzplatt und als die Wolken die Sicht frei geben, sehen wir die Knorrhütte. Wir haben auch schöne Ausblicke ins Reintal zur Reintalangerhütte. Der Weg durchs Reintal hinauf zur Hütte ist lang, aber gewiss sehr reizvoll. Es dauert noch eine Weile, bis wir die Knorrhütte erreichen. Wir haben ziemlich genau drei Stunden Gehzeit (Pausen nicht eingerechnet) gebraucht. Von Ehrwald aus müsste man etwa eine Stunde mehr einplanen. 780 Höhenmeter Anstieg sind von der Ehrwalder Alm aus zu überwinden. Es ist immer faszinierend, in einer Hochgebirgshütte anzukommen, sich dort auf die Nacht vorzubereiten und zu wissen: man muss nicht zurück ins Tal, sondern bleibt gleich auf einer stattlichen Höhe, um am nächsten Tag weiter zu gehen.
Dienstag, 22. Juli 2014
Partnachklamm, hinauf zum Eckbauer und über Wamberg zurück nach Garmisch, 18 km
Gestern hat es hier den ganzen Tag lang geschüttet und mehr als eine Einkaufstour und ein Ortsbummel waren da nicht machbar. Heute Morgen sah es schon freundlicher aus! Wir starten am späten Vormittag und laufen entlang der Partnach auf einem Fußweg Richtung Skistadion. Der Weg zur Partnachklamm ist ausgeschildert, und es sind auch schon Leute außer uns dorthin unterwegs. Bis zum Klammeingang ist es ein Stückchen, aber wir sind schließlich nicht am Parkplatz losgegangen, sondern an unserer Ferienwohnung. Es ist schwül, aber es regnet kaum. Am Klammeingang ziehen wir wieder die Regenjacken an. Auch die Partnachklamm ist sehr beeindruckend; allerdings ist der Weg deutlich leichter begehbar als der Steig in der Höllentalklamm. Es ist nicht schlecht, eine Stirnlampe oder Taschenlampe dabei zu haben, da es an einigen Stellen in den Tunnels dunkel ist. Hier sind auch viele Familien mit Kindern unterwegs. Am Ende der Klamm angekommen, finden wir gleich den Weg zum Gasthof Eckbauer, der links den Hang hinauf führt. Es geht in bequemen Serpentinen im Wald bergauf. Der Gasthof (1.237 m) hat heute – abweichend von der Angabe auf der Homepage – geschlossen, weswegen es sich wieder einmal als richtig erweist, dass wir grundsätzlich immer eigene Verpflegung dabei haben. Wenn es irgendwo besonders nett ist, kann man trotzdem einkehren und etwas Rucksackverpflegung wieder mit nach Hause nehmen. Die hohen Berge sind wolkenverhangen, nur an einigen Stellen schimmert etwas Fels durch den Nebel. Man kann diese Tour (gut geeignet bei unsicherem Wetter) abkürzen, indem man mit der Eckbauerbahn hinunter ins Tal fährt und natürlich könnte man den Weg auch in umgekehrter Richtung gehen. Wir möchten hinunter laufen und wählen den Weg über das idyllische Bergdorf Wamberg. An sonnigen Tagen ist diese Tour sicher auch sehr aussichtsreich. Während wir absteigen, beginnt es wieder zu regnen, aber ein Unwetter bleibt uns erspart. Wir kommen etwas oberhalb unseres Ausgangspunktes in den Ort, gehen am Kainzenbad vorbei und erreichen wieder den Weg entlang der Partnach. 765 Höhenmeter haben wir im Auf- und Abstieg zurückgelegt und waren knapp fünf Stunden unterwegs. Morgen ist unser Aufstieg zur Knorrhütte geplant, wo wir auch übernachten werden; deswegen kann ich frühestens am Donnerstag Abend wieder bloggen.
Sonntag, 20. Juli 2014
20.07.14 Rund um den Eibsee
Heute ist, schon auf Grund der Wetterprognosen, eine kurze Tour angesagt. Da bereits ab Mittag Gewitter möglich sind, halten wir es nicht für gut, hinauf auf die Berge zu gehen. Vor Gewittern ist immer Respekt geboten. Außerdem ist es sehr heiß und deshalb bietet sich die Eibsee-Rundwanderung an, denn man kann im Hochsommer dort auch baden. Heute finden wir die Haltestelle des Eibsee-Busses problemlos: ein Blick auf den Ortsplan war hilfreich. Eine knappe Dreiviertelstunde ist der Bus von Garmisch aus zum See unterwegs, er verkehrt etwa stündlich. Vom Parkplatz aus, wo der Bus hält, wenden wir uns rechts herum und folgen dem Wegweiser zum Rundweg, der sieben Kilometer lang ist. Man kann den Weg aber auch genauso gut in der anderen Richtung gehen. Der Weg verläuft überwiegend unter Bäumen, was an warmen Tagen sehr angenehm ist. Man hat viele Möglichkeiten, ans Wasser zu gehen. Wir sehen Leute im Wasser und auch am Ufer: der See bietet vielen Ausflüglern Platz und es ist nirgendwo überfüllt. Mit zwei Stunden Gehzeit (ohne Pausen) sollte man bei der Umrundung rechnen. Wunderbar klar ist das Wasser und lädt zum Schwimmen ein. Wir möchten uns eine seichte Stelle suchen. Immer wieder kann man zur Zugspitze hinüber sehen, aber auch der Blick auf den blaugrünen See ist sehr reizvoll. An manchen Stellen führt der Weg leicht bergan, aber er ist breit, eben und auch kinderwagentauglich. Als wir den See schon etwa zu drei Vierteln umrundet haben, kommen wir an eine schöne Badebucht und haben Gelegenheit zum Schwimmen. Das Wasser ist herrlich erfrischend und es macht Freude, in so einem klaren See zu baden. Es hat sich eingetrübt, aber noch kann man die Zugspitze gut sehen. Als wir wieder am Strand sind, beginnt es zu donnern. Alle beeilen sich, verlassen das Wasser und streben dem Parkplatz zu. Wir wollen zunächst in der Gaststätte am See einkehren und sitzen bereits am Tisch, als wir feststellen, dass es zeitlich bis zur Abfahrt des Busses doch etwas knapp wird. Deshalb gehen wir lieber zur Haltestelle. Der Bus wird voll, denn obwohl es schließlich aufhört zu regnen, sind weitere Gewitter möglich. Die Prognosen für die nächsten beiden Tage sind weniger gut und wir halten es eher für unwahrscheinlich, morgen und übermorgen wandern zu können.
Samstag, 19. Juli 2014
19.07.14 Höllentalklamm, über Rinderscharte zurück nach Garmisch
Nichts gegen die Mittelgebirge: auch dort kann man wunderschön wandern, aber wenn man auf die Alpen zufährt: das ist nochmal etwas Anderes! Dieses Mal kamen wir zu viert nach Garmisch ins Wettersteingebirge. Am vergangenen Wochenende haben wir zu unseren Söhnen gesagt: länger als fünf, sechs Stunden werden wir in dem bevorstehenden Urlaub nicht wandern: wir gehen es ruhig an, denn schließlich waren sie eine ganze Weile nicht in den Alpen – das letzte Mal als Kinder, als man ihnen noch nicht so viel zumuten konnte. Es kam heute doch anders als geplant. Da der heutige Tag vielleicht der einzige mit hundertprozentig gutem Wetter sein würde, wählen wir eine Tour durch die Höllentalklamm. Das ist eine Strecke, die man mal gegangen sein sollte! Wir machen uns zunächst auf die Suche nach einer Haltestelle zum Bus nach Hammersbach, aber da wir schon spät dran sind, entschließen wir uns spontan, mit dem Taxi dorthin zu fahren. Eine gute Entscheidung, denn zu viert ist ein Taxi innerhalb des Ortes erschwinglich und wir kommen schnell ans Ziel. Gleich am Parkplatz entdecken wir einen Wegweiser zur Höllentalklamm und steigen durch den Wald bergauf. Bald bemerken wir, dass dies nicht der Weg ist, den unser Wanderführer beschreibt, aber egal: wir würden ja ans Ziel kommen. Auch ist der Weg durchweg gut zu gehen; bei hochsommerlichen Temperaturen ist es angenehm kühl. Der Weg mache einen leichten Rechtsbogen und schließlich kommen wir, den Wegweisern folgend, an den Eingang zur Höllentalklamm. Hier ist die Landschaft schon sehr beeindruckend. Und es wird nicht nur angenehm kühl, sondern regelrecht frisch: Regenjacken sollte man dabei haben, denn es wird auch an Sonnentagen mitunter nass von oben. Es ist eine abenteuerliche, romantische Schlucht, die einem die Kraft der Natur eindrücklich vermittelt. Am Ende der Klamm legen wir die Regenbekleidung wieder ab, denn es wird warm und in der Sonne richtig heiß. Wir folgen dem Wegweiser zur Höllentalangerhütte, die aber derzeit neu gebaut wird. Dort, wo die Hütte stand, rasten die Wanderer im Wald und am Wegesrand, ehe sie wieder aufbrechen. Man hat mehrere Möglichkeiten, weiterzugehen. Ich hatte ein wenig mit dem Aufstieg zur Riffelscharte geliebäugelt, aber als ich sehe, dass der Weg durchweg in der prallen Sonne steil am Fels hinauf geht, verwerfe ich diese Variante schnell. Wir wenden uns links herum bergauf und gehen Richtung Osterfelderkopf, denn dort gibt es die Möglichkeit, mit der Alpspitzbahn zurück nach Garmisch zu fahren. Es gibt aber auch Wege hinunter ins Tal. Unser Weg geht zunächst auf halber Höhe entlang und ist schon hier sehr aussichtsreich. An der Kreuzung, an der wir uns entscheiden müssen, ob wir weiter zum Kreuzeck gehen oder Richtung Osterfelderkopf, entscheiden wir uns für Letzteres. Nach einigen Serpentinen bergauf, 1.600 Meter hoch, wird uns allmählich klar, was wir uns vorgenommen haben: bis auf über 2.000 Meter soll es hinauf gehen! Aber es sind alle einverstanden, das anzugehen. Das schöne Wetter muss genutzt werden, und außerdem ist dies eine gute Vorbereitungstour für den geplanten Aufstieg zur Knorrhütte. Besonders gut: wir nutzen keine Bergbahn für unseren Aufstieg, das ist perfekt zur Gewöhnung an die Höhe. Es geht langsam in Kehren durch Latschenkiefern. Die Ausblicke sind einfach traumhaft: wir haben wunderbare Sicht auf Zugspitze und Höllentalferner, und allmählich kommen wir den beeindruckenden Gipfeln rings um das Höllental näher. Die wunderschöne Landschaft motiviert zum Anstieg. Mittelgebirgstouren stimmen ruhig und zufrieden; Hochgebirgstouren beflügeln! Wir gehen relativ langsam und machen viele kurze Pausen. Auf dem letzten Stück zur Scharte wird es noch einmal steiler. Technisch ist der Weg kein Problem: es geht über viele Holzstufen und relativ bequeme Bergpfade. Dennoch: an stundenlanges Auf- und Absteigen muss man sich erst einmal gewöhnen, wenn man, wie wir, aus dem Flachland kommt. An der Rinderscharte befinden wir uns zwischen Höllentalkopf und, was wir erst später sehen, der Alpspitze. Zunächst bin ich ein wenig enttäuscht, weil ich gehofft hatte, ein schönes Alpspitz-Foto zu machen, ohne es zu wissen, dass wir schon unter ihr rasten. Auch hier sind ziemlich anspruchsvolle Gipfelaufstiege möglich: auf dem Höllentalkopf sehen wir einige Leute, aber der Aufstieg ist im unteren Bereich gar nicht zu erkennen – müsste also selbst gesucht werden, weiter oben sieht man ein paar Seile im felsigen Gelände. Wir sehen auch mehrere Bergsteiger mit Kletterausrüstung. Insgesamt ein hochinteressantes Gebiet! Als wir weiter zur Alpspitzbahn gehen, kommen immer mehr Leute mit Klettersteigausrüstung von rechts, und bald sehen wir den Gipfel der Alpspitze in voller Schönheit. Ein Traum von einem Berg! Wir machen zunächst eine ausgiebige Rast auf der Terrasse des Gasthofes an der Alpspitzbahn: hier ist ein kühles Getränk einfach herrlich. Dann diskutieren wir, ob wir hinunter fahren oder gehen – und entscheiden uns einstimmig für den Fußweg, auch wenn uns klar ist, dass das noch eine Weile dauern wird. Unsere Ahnung soll uns nicht trügen! Der weitere Weg ist zunächst sehr schön: bis zum Kreuzeck geht man auf Bergpfaden und auch dort könnte man einkehren. Wir gehen weiter über Kreuzalm, Garmischer Haus, Bayernhaus und von dort aus weiter auf der Skipiste hinunter nach Garmisch. Das ist der wirklich mühsame Teil der Strecke: im Sommer ist es eine hässliche, steile Geröllpiste. Ohne gute Bergschuhe und Teleskopstöcke sollte man dort nicht hinunter gehen. Dieser Abstieg ist sehr kräftezehrend und auch nicht besonders hübsch. Da wird uns klar, warum viele Leute die Bergbahn nehmen. Aber wir haben schon so viel gesehen: Zugspitze, Alpspitze, Höllental, einen traumhaften Ausblick auf die Wettersteinwände und auch auf Garmisch. Kurz vor halb acht abends sind wir wieder im Ort. Aufgebrochen sind wir kurz nach neun Uhr morgens. Ein ausgefüllter Tag, anstrengend schon, aber dennoch – ein Geschenk! Leider kann ich weder exakte Kilometer- noch Höhenmeterangaben liefern, da in der Höllentalklamm sämtliche Technik versagt hat.
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